Klaus von der Ropp
Klaus Freiherr von der Ropp (* 17. September 1938 in Köln) ist promovierter Jurist, Autor, politischer Berater und ehemals führender Mitarbeiter der Stiftung Wissenschaft und Politik, der sich ab den frühen 1970er-Jahren gegen die Apartheid eingesetzt hat. Sein beinahe viertägiges Verschollensein in der Wüste Namib im Jahr 1975, das er nur knapp überlebte, sorgte für internationale Medienaufmerksamkeit und wurde später Gegenstand einer TV-Dokumentation.[1]
Leben
Klaus von der Ropp ist Angehöriger des deutsch-baltischen Adelsgeschlechts von der Ropp und als eines von vier Kindern in Köln geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur ebendort leistete er Grundwehrdienst bei der Luftwaffe und studierte anschließend Rechtswissenschaften, moderne Geschichte sowie Sprachen[2][3]. Nach Erster und Zweiter Juristischer Staatsprüfung promovierte er zum Dr. jur. und trat sodann eine Stelle bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) an, deren Bonner, ab 2000 Berliner, Verbindungsbüros er von 1975 bis 2000 leitete.[2][4][5]
Politisches Wirken
Seit 1971 hat von der Ropp rund 180 Aufsätze[6] zu Fragen des südlichen Afrikas und insbesondere zur Überwindung der Apartheid in außen- und sicherheitspolitischen Zeitschriften, Festschriften und Sammelbänden veröffentlicht, in denen er sich gegen die Apartheid stellte und sich für eine Politik des friedlichen Wandels in Südafrika einsetzte. Der westlichen Welt und insbesondere der Bundesrepublik Deutschland warf er aufgrund ihrer Passivität und Konzeptlosigkeit eine Mitschuld am Apartheidsregime vor und forderte die aktive politische Einflussnahme gegen dasselbe.[7][8][9] In Südafrika drängte er die Vertreter der schwarzen und nicht-schwarzen Bevölkerungsgruppen zum konstruktiven Dialog, um das Apartheids-Diktat durch eine ausgehandelte Ordnung mit ausgeprägtem Minderheitenschutz zu ersetzen.[10] Als Vermittlungsvorschlag zwischen den Bevölkerungsgruppen veröffentlichte er im Juli 1976 gemeinsam mit dem Bochumer Wirtschaftsgeografen Jürgen Blenck ein weit beachtetes[11][12] Konzept zur Teilung Südafrikas in einen schwarz und einen weiß regierten Teil vor, die jeweils selbstbestimmt würden, gleichwohl aber „massivem Minderheitenschutz“ unterlägen.[8] Die auf diese Weise bewirkten Sicherheitsgarantien zugunsten der nicht-schwarzen Bevölkerungsgruppe sollten deren Kompromissbereitschaft fördern.
Unterstützt von der Friedrich-Naumann-Stiftung war von der Ropp Wegbereiter und Teilnehmer der Dakar-Konferenz die vom 9. bis zum 12. Juli 1987 in Dakar (Senegal), wo afrikaanse Dissidenten und führende Vertreter der in Südafrika seinerzeit verbotenen ANC/SACP-Allianz Möglichkeiten einer friedlichen Überwindung der Apartheid in Südafrika sondierten.[13][14][4][15]
Von der Ropps Analysen und Prognosen wurden hier wie dort stets als fundiert angesehen und entsprechend beachtet.[16] Er galt als Vertrauter von Otto Graf Lambsdorff und Egon Bahr, die er beide in Fragen der westdeutschen Afrikapolitik beriet und die von der Ropps Positionen und Lösungsvorschläge – insbesondere jenen zur Teilung Südafrikas – aufgriffen.[17][18][19][20][21][22]
Verschollensein in der Namib-Wüste
Am Morgen des 9. Dezember 1975 begab sich von der Ropp gemeinsam mit einer Gruppe von vier weiteren Touristen (drei Briten von einer Deutschen) von Swakopmund, Namibia aus mit der Reiseagentur Charly's Atlantic Tours auf einen organisierte Ausflug in die Wüste Namib. Am Nachmittag war der Reiseleiter mit dem Geländefahrzeug vom Typ Landrover von seiner unbefestigten Route abgekommen. Gegen 16 Uhr bemerkte die Gruppe sodann, dass der Reiseleiter in konzentrischen Kreisen fuhr und sich hoffnungslos verfahren hatte. Letztlich blieb das Fahrzeug infolge Überhitzung des Motors stehen. Entgegen allen Gesetzen, die für in einer Wüste Gestrandete gelten, schickte sich der Reiseleiter an, zu Fuß Hilfe zu holen – auch deshalb, weil der Treibstoff nur noch für 50 km reichte, sich die nächste Tankstelle jedoch im 145 km entfernten Swakopmund befand. Der Reiseleiter hoffte, bei dem in weiter Entfernung am Horizont sichtbaren Berg namens Blutkuppe Hilfe zu finden. Aus Solidarität und als Jüngster der Reisegruppe beschloss von der Ropp, ihn für eine gute Stunde zur vermeintlichen Blutkuppe zu begleiten und dann zum Fahrzeug zurückzukehren, wo die anderen Touristen zurückgeblieben waren. Nachdem sich die beiden dann vereinbarungsgemäß nach einer Stunde trennten, verirrten sie sich. Der Reiseleiter musste feststellen, dass es sich beim angesteuerten Berg nicht um die Blutkuppe, sondern den menschenleeren Berg Backenzahn handelte, während von der Ropp das zurückgelassene Fahrzeug nicht mehr fand. Erschwerend hinzu kam, dass der Reiseleiter keinerlei Nachricht über seine Route in Swakopmund hinterlassen hatte und von der Ropp ohne Hemd und Hut vom Fahrzeug aufgebrochen war.
Es folgte eine aufwendige Suchaktion durch die südafrikanischen Streitkräfte und unter Führung von Major Peter Stark, der diese später in seinem Buch Der weiße Buschmann Peter Stark ausführlich beschrieb. Erst nach 92 Stunden ohne Nahrung und Getränk wurde von der Ropp am 13. Dezember 1975 um 12.45 Uhr Ortszeit von einem Suchtrupp in der Wüste Namib gerettet und per Hubschrauber in das Krankenhaus von Swakopmund geflogen, wo ihm der Arzt Dr. Werner Zöllner in seinem Arztbrief vom 23. Dezember 1975 „stärkste Dehydrierungserscheinungen“ und „einen leichten Sonnenbrand“ attestierte.[23][24]
Die Geschehnisse vom Dezember 1975 wurden in der BBC-Dokumentationsreihe Ray Mears' Extreme Survial in Staffel 3, Episode 4 „Namibia“ (ab Minute 30:10) verfilmt.[1]
Ehrenamt
Von 2000 bis 2008 war von der Ropp ehrenamtlicher Geschäftsführer des NABU-Kreisverbands Potsdam e.V. und anschließend dessen Ehrenmitglied.[5][25]
Sachbücher
- 1995: Südafrikas dorniger Weg auf der Suche nach Frieden Aufsätze 1975–1995. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, ISBN 3-7890-4328-1.
Weblinks
Fußnoten
- Ray Mears: Ray Mears' Extreme Survival S03E04 - Namibia. In: dailymotion.com. Abgerufen am 12. November 2023 (englisch).
- Klaus Freiherr von der Ropp: About Klaus. In: africanquestions.org. Abgerufen am 12. November 2023 (englisch).
- Klaus Freiherr von der Ropp: Der Süden Afrikas - eine sicherheitspolitische Herausforderung für Europa? In: Österreichische Militärische Zeitschrift. 38. Jahrgang, Jänner/Februar 2000, 15. Januar 2000, S. 44 (africanquestions.org [PDF]).
- Ulrich van der Heyden: Der Dakar-Prozess - Der Anfang vom Ende der Apartheid in Südafrika. Solivagus Verlag, Kiel 2018, ISBN 978-3-947064-01-4 (africanquestions.org).
- Klaus Frhr. von der Ropp: Der NABU in den Jahren 2000 bis 2008: Ein Bericht unseres damaligen Geschäftsführers Dr. Klaus Frhr. von der Ropp. In: www.nabu-potsdam.de. NABU-Kreisverband Potsdam e.V., 19. Februar 2019, abgerufen am 15. November 2023.
- Klaus Freiherr von der Ropp: Publications of Dr. Klaus Frhr. von der Ropp. In: africanquestions.org. Abgerufen am 12. November 2023 (englisch).
- Klaus Frhr. von der Ropp: German Attitudes to South Africa. In: South Africa International. 2. Jahrgang, April 1972, 1. April 1972, S. 218–227 (englisch, africanquestions.org).
- Jürgen Blenck und Klaus von der Ropp: Republik Südafrika: Teilung oder Ausweg? In: Aussenpolitik. 27. Jahrgang, Nr. 3/76, 1. Juli 1976, S. 308–324 (africanquestions.org).
- Klaus Frhr. von der Ropp: Süd- und Südwestafrika (Namibia) am Scheideweg? In: Aussenpolitik. 34. Jahrgang, Nr. 3/83, 1. Oktober 1983, S. 300–308 (africanquestions.org).
- Klaus Freiherr von der Ropp: Wenn Mbeki Mandela ablöst. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Frankfurt am Main 15. Mai 1999, S. 146 (africanquestions.org).
- C. L. Sulzberger: Eluding the last ditch. In: New York Times. New York City, NY 10. August 1977, S. 19 (englisch, nytimes.com [abgerufen am 12. November 2023]).
- Jakob Zollmann: Negotiated Partition of South Africa – An Idea and its History (1920s–1980s). In: South African Historical Journal. 73. Jahrgang, Nr. 2, 6. Juni 2021, S. 406–434, doi:10.1080/02582473.2021.1909119 (englisch, tandfonline.com [PDF]).
- Jordi Razum: Der liberale Beitrag zur Überwindung der Apartheid. In: Friedrich-Naumann-Stiftung. Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, 29. Juni 2021, abgerufen am 12. November 2023.
- Peter Pauls: Als Leverkusen mit der Zukunft Südafrikas Geschichte schrieb In: Kölner Stadt-Anzeiger, 30. Mai 2018. Abgerufen am 22. Oktober 2023
- Klaus Freiherr von der Ropp: Die Suche nach dem richtigen Weg. Rosa Luxemburg Stiftung, Berlin 2019, ISBN 978-3-948250-05-8 (africanquestions.org).
- Klaus Natorp: Aufsätzig In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. August 1996, S. 9. Abgerufen am 15. November 2023
- Bernd Ostermann: Suche nach gangbaren Wegen. In: Namibia Nachrichten. Windhoek 8. Oktober 1989, S. 1.
- Robert von Lucius: Lambsdorff kritisiert die Südafrika-Politik der westlichen Länder. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Frankfurt am Main 8. August 1986, S. 5.
- Dr. Otto Graf Lambsdorff: Liberale als Vordenker in Südafrika unentbehrlich. In: Süddeutsche Zeitung. München 16. Juli 1988, S. 162.
- Dr. Otto Graf Lambsdorff: Liberale Politik in Südafrika voller Risiken. In: Süddeutsche Zeitung. München 17. September 1988, S. 151.
- Dr. Otto Graf Lambsdorff: White safety is the route to the new deal. In: Sunday Times. Johannesburg 24. September 1989 (englisch).
- Egon Bahr: Ohne Verhandlungslösung ist die Gefahr eines dritten Weltkrieges ständig gegenwärtig. In: Deutsches Allgemeines Tagblatt. Windhoek 10. Juli 1977, S. 8.
- Peter Stark: Der weiße Buschmann Peter Stark. Band 4. Kusieb Verlag, Windhoek, ISBN 978-3-936858-29-7.
- Klaus Baron von der Ropp: Kurländer blicken nach Südafrika. In: Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften. 62. Jahrgang, Nr. 246, 1. Juni 2020, S. 52–55 (africanquestions.org [PDF]).
- Klaus Frhr. von der Ropp: Porträts - Unsere "Macher" der vergangenen dreißig Jahre. In: www.nabu-potsdam.de. NABU-Kreisverband Potsdam e.V., abgerufen am 15. November 2023.