Kirchenstraße (Schwerin)
Die historische Kirchenstraße befindet sich in Schwerin, Stadtteil Schelfstadt. Die Straße führt in West-Ost-Richtung von der Lindenstraße und der Schelfkirche bis zur Bergstraße, zum Ziegenmarkt, zur Amtstraße und zur Münzstraße.
Nebenstraßen
Die Nebenstraße und Anschlussstraßen wurden benannt als Lindenstraße nach dem Baum, Bergstraße nach der leicht steigenden Wegeführung, Amtstraße nach dem Rathaus (= Amt) der Schelfstadt, Ziegenmarkt (früher Fischmarkt) und Münzstraße ab 1778 nach der früheren Münzpräge in Schwerin vom 18. und 19. Jahrhundert.
Geschichte
Name
Die Straße wurde seit dem 18. Jahrhundert als Kirchenstraße benannt, nachdem seit 1713 die barocke Schelfkirche hier stand. Sie hieß zuvor um 1747 Krumme Lank (vielleicht vom keltischen Lanc für Wasser).
Entwicklung
Die Schelfstadt, ursprünglich die Schelfe, seit 1349 auch Neustadt, entwickelte sich seit dem 11. Jahrhundert als zunächst selbstständiger Ort. 1705 erhielt sie das Stadtrecht. An der ersten Stadtplanung war 1705 maßgeblich der Ingenieur-Capitain Jacob Reutz († 1710) beteiligt und u. a. die begradigte Wegeverbindung Richtung Schelfthor und Altstadt wurde in einer Declaration festgelegt. Ein späteres Baureglement schrieb die Traufständigkeit und die Höhe der Häuser vor.[1]
Die Kirchenstraße ist eine der alten Straßen der Schelfe. Erst im 18. Jahrhundert entstand eine planmäßige Bebauung mit Fachwerkhäusern. In und nach der Gründerzeit wurden um 1890 bis 1910 in die Bebauung auch drei- und viergeschossige Häuser eingefügt.
Im Zweiten Weltkrieg gab es nur wenige Verluste an Gebäuden. Die Bauunterhaltung der Häuser wurde aber in den 1950er bis 1990er Jahren stark vernachlässigt; Teilbereichen drohte der flächenmäßige Abriss. Mit der politischen Wende konnte die Erneuerung des Stadtteils eingeleitet werden.
Im Rahmen der Städtebauförderung wurden 1991 große Teile der Schelfstadt Sanierungsgebiet, um 2000 ergänzt durch ein Erweiterungsgebiet; es erfolgte die Sanierung der Straße um nach 2005 mit klinkerbelegten Gehwegen und neuen Straßenleuchten; auch die Häuser konnten erhalten und saniert werden.
Verkehrlich wird die Straße durch die Buslinien 10 und 11 der Nahverkehr Schwerin GmbH (NVS) tangiert.
Gebäude, Anlagen
An der Straße stehen zumeist zwei- bis viergeschossige Gebäude. Die mit (D) gekennzeichneten Häuser stehen unter Denkmalschutz.[2]
- Lindenstraße Nr. 7, Ecke Kirchenstraße: 2-gesch. verputztes Wohn- und Bürohaus (D) mit Kanzlei
- Nr. 1: 2-gesch. verputztes Wohn- und Bürohaus (D) mit Gedenktafel für den Biologen Heinrich Friese (1860–1948); hier kaufte der Orgelbauer Marcus Runge 1896 die Werkstatt des verstorbenen Friedrich Friese III
- Nr. 2: 2-gesch. verputztes Wohn- und Bürohaus (D) als Fachwerkgebäude mit Walmdach und Erker
- Nr. 3: 3-gesch. verklinkertes Wohnhaus im Stil der Gründerzeit von 1903 mit Mansarddach; zuvor 2-gesch. Fachwerkhaus. Saniert nach 2002, wobei der Laden im Erdgeschoss zur Wohnung umgebaut wurde.[3]
- Nr. 4: 3-gesch. verklinkertes Wohnhaus
- Nr. 5: 3-gesch. verputztes Wohnhaus mit Fachwerkfassade, Rückseite verklinkert
- Nr. 6: 1-gesch. verputztes ehem. Wohnhaus (D), Fachwerkbau mit prägendem Zwerchhaus, heute Büro
- Nr. 7: 2-gesch. Verklinkertes Wohn- und Bürohaus mit Flügelanbau (D), Fachwerkhaus
- Nr. 8: 4-gesch. Wohnhaus von um 1900 mit 6-gesch. seitl. Risalit
- Nr. 10: 4-gesch. Wohnhaus von um 1900 im Jugendstil mit 5-gesch. Zwerchhaus und Erker
- Nr. 12: 4-gesch. verputztes Wohnhaus von um 1900 mit Dachhaus
- Bergstraße Nr. 75, Ecke Kirchstraße: 4-gesch. verputztes Wohnhaus von um 1900 mit 5-gesch. Giebelelement
- Ziegenmarkt Nr. 2: 3-gesch. verputztes Wohn- und Geschäftshaus mit Staffelgeschoss (D)
- Ziegenmarkt Nr. 4: 2-gesch. Fachwerkgebäude der Landeskirchlichen Gemeinschaft (LKG) Schwerin (D) mit einem großen Dachhaus
- Ziegenmarkt Nr. 6: 3-gesch. Verputztes Wohnhaus (D)
Denkmale, Gedenken
- Ziege aus Bronze auf dem Ziegenmarkt, 1981 von Stefan Thomas
- Nr. 1: Gedenktafel für den Biologen Heinrich Friese (1860–1948)
Literatur
- Horst Ende, Walter Ohle: Schwerin. E.A. Seemann, Leipzig 1994, ISBN 3-363-00367-6.
- Wilhelm Jesse: Geschichte der Stadt Schwerin. Von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart. Bärensprung’sche Hofbuchdruckerei, Schwerin 1913/1920; Reprints der beiden Ausgaben als Band 1 und Band 2, Verlag Stock und Stein, Schwerin 1995, ISBN 3-910179-38-X.
- Bernd Kasten, Jens-Uwe Rost: Schwerin. Geschichte der Stadt. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2005, ISBN 3-935749-38-4.
- Dieter Greve: Schweriner Straßennamen. Ihre Herkunft und Bedeutung. Hrsg.: Landeshauptstadt Schwerin, Kataster- und Vermessungsamt, Schwerin 2014, ISBN 978-3-9805165-5-6.
- Amt für Bauen, Denkmalpflege und Naturschutz: 300 Jahre Schelfstadt – 15 Jahre Stadterneuerung. Schwerin 2006.
- Landeshauptstadt Schwerin (Hrsg.), Fachdienst Stadtentwicklung und Wirtschaft, Fachgruppe Stadterneuerung: Stadterneuerung Schwerin – Fördergebiet Schelfstadt. Schwerin 2018.
Weblinks
Einzelnachweise
- Amt für Bauen, Denkmalpflege und Naturschutz: 300 Jahre Schelfstadt – 15 Jahre Stadterneuerung. Schwerin 2006.
- Liste der Baudenkmale in Schwerin
- Amt für Bauen, Denkmalpflege und Naturschutz: 300 Jahre Schelfstadt – 15 Jahre Stadterneuerung, S. 50. Schwerin 2006.