St. Leonhard (Nürnberg)

St. Leonhard wurde als Gemeindeteil von Sündersbühl am 1. Januar 1898 in die Stadt Nürnberg eingegliedert[2] und gab dem Statistischen Bezirk 20 im Weiteren Innenstadtgürtel West seinen Namen.

St. Leonhard
Statistischer Bezirk 20Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/Alternativname falsch
Kreisfreie Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 26′ N, 11° 3′ O
Höhe: 310 m ü. NHN
Fläche: 1,29 km²
Einwohner: 14.717 (31. Dez. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 11.409 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1898
Postleitzahl: 90439
Vorwahl: 0911
Karte
Lage des statistischen Bezirks 20 St.Leonhard
Mietshaus in St. Leonhard
Mietshaus in St. Leonhard

Lage

Der Stadtteil liegt südwestlich der Nürnberger Altstadt. Er wird ungefähr durch den Frankenschnellweg im Nordosten, die Schwabacher Straße und Geisseestraße bzw. die parallel dazu verlaufende S-Bahn-Linie im Südosten, die Gustav-Adolf-Straße im Westen und die Wallensteinstraße und Rothenburger Straße im Nordwesten begrenzt. Nachbarstadtteile sind Gostenhof, Steinbühl und Sandreuth, Schweinau im Süden sowie Großreuth bei Schweinau und Sündersbühl.[3][4]

Statistische Nachbarbezirke
Sündersbühl Gostenhof
Großreuth bei Schweinau Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Tafelhof
Schweinau Sandreuth

Der nördliche Teil des statistischen Bezirks 20 liegt in der Gemarkung 3470 Sündersbühl, der südliche Teile in der Gemarkung 3468 Schweinau .[5]

Geschichte

Der Ursprung des Viertels liegt im 14. Jahrhundert, als dort ein Siechkobel ein gutes Stück außerhalb der Stadtmauern angelegt wurde, ein Ort, an dem Kranke und Aussätzige leben mussten. Zur Vermeidung von Ansteckung trennte die Reichsstadt Nürnberg auf diese Weise strikt die kranke von der gesunden Bevölkerung; weitere im gleichen Zeitraum entstandene Siechkobel befanden sich in den heutigen Stadtteilen St. Johannis, St. Peter und St. Jobst.[6] Die vier mittelalterlichen Nürnberger Siechkobel waren Einrichtungen, in denen Kranke und Aussätzige betreut wurden, die im mittelalterlichen Nürnberg nach den Kreuzzügen zahlreich waren. Heute würde man sie als Sterbehospize bezeichnen.

Der Leonharder Siechkobel war mit der Kirche St. Leonhard zusammengebaut und stand im Bereich des heutigen Kirchenschiffes. Die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude waren auf dem Areal des heutigen Gemeindehauses errichtet. Der Siechkobel hier war wie das Pendant in St. Johannis nur für die weiblichen Kranken zuständig.[7]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in St. Leonhard 7 Anwesen. Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was vom brandenburg-ansbachischen Oberamt Cadolzburg und vom Oberamt Schwabach bestritten wurde. Grundherren waren die Deutschordenskommende Nürnberg (1 Halbhof), der Siechkobel St. Leonhard der Reichsstadt Nürnberg (1 Siechkobel mit Schankrecht, 1 Schulhaus) und die Nürnberger Eigenherren von Grundherr (2 Häuser), von Haller (1 Gut) und von Scheurl (1 Haus).[8]

Von 1797 bis 1808 wurde St. Leonhard vom (preußischen) Justiz- und Kammeramt Gostenhof verwaltet. 1806 kam St. Leonhard an das Königreich Bayern.[9] Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde St. Leonhard dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Sündersbühl und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Sündersbühl zugeordnet. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstand 1 Anwesen von 1822 bis 1848 dem Patrimonialgericht Fischbach und 9 Anwesen bis 1823 dem Patrimonialgericht Großgründlach.[10] 1898 wurde St. Leonhard nach Nürnberg eingemeindet.

Im Zuge der Industrialisierung wuchs St. Leonhard stark an. Im benachbarten Schweinau entstanden zahlreiche Fabriken und in St. Leonhard die dafür erforderlichen Arbeiterunterkünfte. Durch die Nähe zu den Arbeitsplätzen wurde St. Leonhard zu einem beliebten Wohnviertel. Weil es aber hier wie auch in Schweinau manche nicht beliebte Anlagen gab, z. B. zur Fäkalienentsorgung, hatte die Gegend nicht den besten Ruf.[6]

Als „kleiner Stadtteil im Stadtteil“ ist seit den 2000er Jahren auf dem Gelände des ehemaligen Schlacht- und Viehhofs der Leonhardspark entstanden („nah an der Stadt und doch im Grünen“), ein neu gestaltetes Areal mit Wohnungen für Senioren, Studenten und Auszubildende, mit Eigenheimen und Sozialbauten und mit Wasserbecken, Grünflächen und einem Platz für Feste und Märkte.

Baudenkmäler

  • Katholische Pfarrkirche St. Bonifatius
  • Evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Leonhard
  • Ehemaliges Betriebsgebäude des Schlacht- und Viehhofes Nürnberg
  • Ehemalige Volksschule
  • Mietshäuser

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818001824001840001861001871001885
Einwohner 80117117*2341153
Häuser[11] 910978
Quelle [12][10][13][14][15][16]
* 
Ort wird zu Sündersbühl gerechnet.

Religion

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Leonhard gepfarrt.[8] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Bonifaz gepfarrt.

Das Kirchengebäude

Kirche und Kirchhof St. Leonhard aus Richtung Nordost (16. Oktober 2005)

Die Kirche St. Leonhard wurde am 25. Januar 1317 mit Erlaubnis von Bischof Wulfing von Stubenberg, Fürstbischof zu Bamberg (1304–1318), durch den Zisterziensermönch und wandernden Titularbischof Dytmarus von Gabulon geweiht. Die am Anfang kleine Kapelle hatte zunächst viele Patrone (Maria, Katharina, Margareta, Erasmus und schließlich Leonhard), bis sich zuletzt Leonhard als Namenspatron durchsetzte. Gestiftet wurde die Kirche vom Hilfsgeistlichen an St. Lorenz, Herrmann Schürstab, der aus dem Patriziergeschlecht der Schürstab stammte. Um die Finanzierung des Gottesdienstbetriebes sicherzustellen, gründete der Rektor des Lorenzer Pfarrkollegiums, Pfarrer Walther, am 18. Februar 1362 die notwendige Pfründestiftung. Das geschah mit Genehmigung des Bischofs Leupold von Bamberg. Unmittelbar nach dem Tod von Pfarrer Walther protestierte der Nürnberger Rat aus Angst, den Siechkobel an das Fürstbistum Bamberg zu verlieren. Erzbischof Leupold musste daraufhin 1363 – kurz vor seinem Tod – die Genehmigung zurückziehen. St. Leonhard blieb so an St. Lorenz gebunden. Am 18. August 1446, also fast 100 Jahre später, wurde durch den Pfarrer Knörr erneut eine Pfründestiftung beantragt, nun beim Rat der Stadt Nürnberg. Diese wurde am 10. Oktober 1465 genehmigt und am 25. Oktober 1483 mit dem Tod der Stifterin Dorothea Mörlin beurkundet. In dieser Urkunde wird erstmals ein Pfarrhaus neben der Kirche erwähnt. Die Gemeindestelle war weiterhin ein Vikariat von St. Lorenz.

Persönlichkeiten

  • Karl Hartmann (* 1869 in St. Leonhard; † 1971 in Bayreuth), Lehrer und Historiker

Galerie

Literatur

Commons: St. Leonhard (Nürnberg) – Sammlung von Bildern

Fußnoten

  1. Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 244245, S. 244 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
  2. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 602.
  3. Stadtplandienst Nürnberg
  4. St. Leonhard im BayernAtlas
  5. Stadtplandienst Nürnberg
  6. Vom Siechkobel zum bunten Stadtteil. Nürnberger Nachrichten vom 21. Januar 2013, S. 10.
  7. Artikel über die Geschichte des Ortes St. Leonhard (Memento des Originals vom 8. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bv-leonhard-schweinau.de, Portal des BV Leonhard / Schweinau.
  8. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 137.
  9. W. Fischer-Pache: St. Leonhard (Stadtteil), S. 625.
  10. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 244.
  11. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1885 als Wohngebäude.
  12. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 79 (Digitalisat).
  13. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 209 (Digitalisat).
  14. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1066, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1232, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1166 (Digitalisat).
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