Kindred

Kindred (englisch, im Sinne von „persönliche Verwandtschaftsbeziehungen“) bezeichnet in der Ethnologie (Völkerkunde) dasjenige Verwandtschaftsnetzwerk einer Person, das als persönliches Netzwerk einige ausgesuchte Verwandte beider Elternteile umfasst (bilateral: beidseitig). Eine Kindred bezieht sich dabei immer nur auf eine einzelne Person (als Ego oder Proband bezeichnet) und besteht nur aus Verwandten, zu denen sie aktiv Beziehungen pflegt (und die nicht von ihr selbst abstammen). Jede Person hat also ihre eigene, unterschiedlich große Gruppe von bevorzugten Verwandten, und sie ist wiederum Mitglied all derer Kindreds. Vollbürtige Geschwister haben oft die gleiche Kindred, weil Beziehungen zu denselben Verwandten bestehen.[1]

Weil die Kindred einer Person sowohl einige Familienangehörige ihrer Mutter wie auch ihres Vaters einbezieht (patrilateral und matrilateral), sind nicht alle Mitglieder der Kindred mit allen anderen verwandt, aber alle sind mit der Person nah oder entfernt verwandt. Da fast alle Mitglieder an unterschiedlichen Orten wohnen, ist eine Kindred selten gemeinsam aktiv. Diese Verwandtschaftsgruppe kommt nur zu Gelegenheiten zusammen, welche die Person betreffen, wie Geburt, Beschneidung, Hochzeit, Tod oder andere Übergangsrituale. Sie ist keine dauerhafte soziale Gruppe, sie wirkt nicht korporativ und erlischt mit dem Tod der Person.[1]

Von der persönlichen Verwandtschaftsgruppe unterscheidet sich grundsätzlich eine Abstammungsgruppe (Lineage), eine solche besteht nur aus den engen Blutsverwandten der Mutter oder des Vaters und bildet eine handlungsfähige soziale Einheit.

Siehe auch

fThemenliste: Ethnosoziologie – Übersicht im Portal:Ethnologie
  • Gabriele Rasuly-Paleczek: Kindred als eine Ego-zentrierte soziale Gruppe. (PDF; 1,9 MB; 58 Seiten). In: Einführung in die Formen der sozialen Organisation (Teil 2/5). Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien, 2011, S. 42–44, archiviert vom Original am 21. Oktober 2013; abgerufen am 1. Oktober 2018 (Unterlagen zu ihrer Vorlesung im Sommersemester 2011).

Einzelnachweise

  1. Gabriele Rasuly-Paleczek: Kindred als eine Ego-zentrierte soziale Gruppe. (PDF; 1,9 MB; 58 Seiten). In: Einführung in die Formen der sozialen Organisation (Teil 2/5). Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien, 2011, S. 42–44, archiviert vom Original am 21. Oktober 2013; abgerufen am 1. Oktober 2018: „Definition von Kindred nach BARNARD/SPENCER: »kindred: The culturally-recognized category to which an individual may trace kin relationship. It is by definition, egocentric and bilateral. In other words, each individual has his or her own kindred, and this kindred includes relatives on both the mother’s and the father’s sides. See cognatic society.« (BARNARD/SPENCER 1997: S. 611) […] Hier ist laut KEESING (1975: S. 14) zu beachten, daß jede Kindred in ihrer Zusammensetzung einzigartig ist. Die Kindred und ihre Zusammensetzung bezieht sich immer auf ein ganz spezifisches Ego und ist somit eine ego-zentrische Gruppe (ad. Definition von Ego-focused group, vgl. PANOFF/PERRIN 1982: S. 83f und SEYMOUR-SMITH 1986: S. 91) […] Da alle Personen zu vielen verschiedenen Kindreds gehören, können Kindreds nur bei besonderen Gelegenheiten als Gruppen kurzfristig aktiv werden, z. B. bei den Übergangsriten des Ego (z. B. Geburt, Beschneidung, Heirat etc.) (vgl. HIRSCHBERG 1988: S. 251)“.
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