Kinderheim A. S. Makarenko
Das Kinderheim A. S. Makarenko ist ein 1953 eröffnetes Kinderheim im Berliner Ortsteil Johannisthal in Treptow-Köpenick. Es war ein Normalkinderheim sowie später Hilfsschulheim im System der Kinderheime der Jugendhilfe in der DDR. Aufgrund seiner Platzkapazität von 600 Kindern war es das größte Kinderheim in der DDR. Es wurde 1998 geschlossen. Die Gesamtanlage steht unter Denkmalschutz.[1]
Geschichte
Verlauf
Am 30. Mai 1952 wurde durch Friedrich Ebert junior und Herbert Fechner der Grundstein für das neue Hauptkinderheim des Magistrats von Berlin Ost in der Berliner Königsheide gelegt. Nach 18 Monaten Bauzeit erfolgte die offizielle Einweihung am 2. Dezember 1953. Es sollte für die gesamte Heimerziehung in der DDR wegweisend sein.[2]
Die als Normalkinderheim konzipierte Einrichtung nahm in ihren Anfangsjahren vorwiegend Kinder auf, deren Eltern sich durch die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs nicht um sie kümmern konnten. Am 30. November 1968 wurde dem bisher als Kinderheim in der Königsheide benannten Heim der Name A. S. Makarenko verliehen. Ab 1. September 1981 fanden nur noch Heimkinder mit Hilfsschulstatus Aufnahme. Die auf dem Heimgelände befindlichen zwei Schulgebäude wurden in diesem Zuge von einer Polytechnischen Oberschule in eine Hilfsschule umgewandelt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands ging es in die Trägerschaft des Jugendaufbauwerkes über. 1995 wurde die Einrichtung in ein Sozialpädagogisches Jugendzentrum (SPJZ) umgewandelt, bis dieses Ende März 1998 geschlossen wurde. Über viele Jahrzehnte bestand eine enge Partnerschaft zur Kinderstadt Fót in Ungarn (Gyermekváros Fót). Ebenfalls war das Kinderheim Mitglied in der FICE. Im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks (NAW) erfolgten in den Anfangsjahren der Einrichtung umfangreiche Erweiterungen mit Freizeitobjekten. Auch verfügte das Kinderheim zu unterschiedlichen Zeitepochen über eigene Ferienlager in Prieros und Kastaven.
Kunst am Bau
Bei der Errichtung des Kinderheims in den Jahren 1952 bis 1953 wurde viel Wert auf die Kunst am Bau gelegt. So wurden die Gebäude mit einer Vielzahl von Sgraffiti sowie mit drei Buntglasfenstern und einem Betonglasfenster versehen. Namhafte Künstler im Künstlerkollektiv von Bert Heller wirkten daran mit. Dazu gehörten: Paul Rosié, Rolf Lindemann, Ingeborg Meyer-Rey, Walter Womacka, Charly Hähnel und Ferdinand Friedrich.
Architektur
Die Gebäude wurden im Sozialistischen Klassizismus von den Architekten Gerhard Eichler und Hermann Henselmann errichtet. 1949 hatte zuvor der Architekt Konrad Sage einen moderneren Entwurf vorgelegt.
Direktoren
- 1953–1964: Günter Riese[3]
- 1964–1972: Dr. Siegfried Graupner
- 1972–1975: Ruth Dreßler
- 1975–1981: Horst Binder
- 1983–1984: Irene Kompaß
- 1987–1988: Hans-Joachim Spielmann
- ab 1989: Achim Rebbig
- bis 1998: Michael Hütte
Gebäude
- Schulgebäude des Kinderheims 1953
- Schulgebäude des Kinderheims 2019
- Haus 1 (Wohnhaus für 120 Kinder)
- Haus 2 (Wohnhaus für 120 Kinder)
Heutige Nutzung
Seit 2016 wird das Gelände als Wohnpark genutzt. Am 29. September 2018 eröffnete im Eingangsbereich des Wohnparks das Informations- und Begegnungszentrum Königsheide, kurz IBZ Königsheide, das sich auch als internationale Forschungs- und Dokumentationsstätte für Heimerziehung versteht. Es dokumentiert die Geschichte des größten Kinderheims der DDR und allgemein der Heimerziehung und versteht sich auch als internationale Forschungs- und Dokumentationsstätte für Heimerziehung.[2]
Insassen des Kinderheims
- Inge Heym (* 1933), Szenaristin und Drehbuchautorin
- Ernst-Georg Schwill (1939–2020), Schauspieler
- Heinz Klevenow junior (1940–2021), Schauspieler und Theaterintendant
- John Erpenbeck (* 1942), Wissenschaftler und Buchautor
- Klaus Kordon (* 1943), Schriftsteller
- Ursula Burkowski (* 1951), Schriftstellerin[4]
- Detlef Soost (* 1970), Tänzer und Choreograf
Weblinks
- Website des Vereins der Königsheider Eichhörnchen
- Website der Stiftung Königsheide
- Website des IBZ-Königsheide
- Website des IBZ-Königsheide zum Projekt Zeitzeugen der Königsheide der HU
- Website des IBZ-Königsheide zum Projekt der HU Das Nationale Aufbauwerk (NAW) – Die Umsetzung der Masseninitiative im größten Kinderheim der ehemaligen DDR in der Berliner Königsheide
- Website des IBZ-Königsheide zum Projekt der HU Und der Wind drehte sich… – Staatlich gelenkter Umbruch im ehemals größten Kinderheim der DDR
- Website des Bürgervereins Altglienicke e.V.
- Website der Berliner Woche
Literatur
- Gründungsinitiative Stiftung Königsheide: Heim-Echo Band 1 Ein Heim – und doch ein Zuhause ISBN 978-3-936103-38-0.
- Gründungsinitiative Stiftung Königsheide: Heim-Echo Band 2 Fremd-bestimmte Lebenswege? ISBN 978-3-936103-44-1.
- Ursula Burkowski: Weinen in der Dunkelheit: Das Schicksal eines Heimkindes in der DDR ISBN 978-3897736474.
- Paul Schikora: Aus dem Leben eines Heimerziehers: Lebenserinnerungen (Schreibwerkstatt) ISBN 978-3867850186.
- Detlef Soost, Anne Ascher: Heimkind – Neger – Pionier. Mein Leben. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2006, ISBN 3-499-61647-5.
- Ernst-Georg Schwill: Is doch keene Frage nich: Erinnerungen eines Schauspielers ISBN 978-3360019523
- Klaus Kordon: Krokodil im Nacken: Roman ISBN 978-3407786326
- John Erpenbeck: Analyse einer Schuld
- Irena Kukutz, Katja Havemann: Geschützte Quelle ISBN 978-3861630050
- Hedda Zinner: Auf dem roten Teppich
Einzelnachweise
- Denkmaldatenbank Berlin: Kinderheim in der Königsheide
- Festveranstaltung zum 70. Jahrestag der Eröffnung des einst größten Kinderheimes der DDR im Rathaus Johannisthal. In: Pressemitteilung des Bezirksamts Treptow-Köpenick. 30. November 2023, abgerufen am 2. Dezember 2023.
- ‘Liste der Direktoren hu.gamma-berlin.de
- Weinen in der Dunkelheit. In: www.jaron-verlag.de. Abgerufen am 9. Dezember 2023.