Kiepenkerl

Kiepenkerle wurden umherziehende Händler im niederdeutschen Sprachgebiet zwischen Sauerland und Hamburg genannt, die zum fahrenden Volk gehörten. Sie brachten Nahrungsmittel wie Eier, Milchprodukte und Geflügel in die Städte und versorgten im Gegenzug die ländlichen Gebiete mit Salz, anderen Waren und Nachrichten. Deutsche Händler, die in dieser Form die Grenze zu den benachbarten Niederlanden überschritten, wurden dort Kiepkerel, im Norden auch Kiepkerl genannt. Am Niederrhein gibt es die Bezeichnung Kiependräger.

Lambertuspyramide in Steinfurt-Borghorst und „Buer“ (Bauer → Kiepenkerl) für das im Text erwähnte Singspiel.

Der Name leitet sich von der Kiepe ab, einer aus Holz und Korbgeflecht bestehenden Rückentrage (Korbtrage), mit der die Kiepenkerle zu Fuß über Land gingen, um der dortigen Bevölkerung ihre Waren zu verkaufen, die sich in und an der Kiepe befanden.

Zur typischen traditionellen Tracht der Kiepenkerle in Westfalen und am Niederrhein gehören seit dem 19. Jahrhundert neben der Kiepe ein weißes Hemd, eine schwarze Halsbinde oder ein buntes, oft rotes Halstuch, eine Weste, darüber als Schutzkleidung ein blauer, bis zu knielanger Leinenkittel (Kiel) oder eine Jacke, Kniebundhose oder lange Hose aus Leinen oder Tuch, Holzschuhe (Holsken) oder Lederschuhe mit Strümpfen und hohen Gamaschen, eine hohe oder flache Schirmmütze (Kipp), Tabakspfeife (Mutz) und der Wanderstock (Krückmann).[1]

Unter ihnen waren keineswegs nur Männer, sondern auch Frauen wie Kiepenlisettken aus Schalksmühle.[2]

Heute spielen die Kiepenkerle vor allem im Rahmen von Folklore und im Tourismus, beispielsweise als Stadt- oder Museumsführer eine Rolle. Dieser Brauch ist besonders im Münsterland verbreitet. Auch spielt traditionell ein Kiepenkerl die Rolle des Buern beim Singspiel O Buer, wat kost dien Hei?, das ein wichtiger Bestandteil des Lambertussingens ist.

Denkmäler für den Kiepenkerl

Dem Kiepenkerl wurden zahlreiche Denkmäler gesetzt.

Kiepenkerl als Marken- und Firmenname

Kiepenkerl ist außerdem der Name

  • einer Tabakmarke der Firma Oldenkott.
  • einer lokalen Radiostation im Kreis Coesfeld, Radio Kiepenkerl
  • zweier Restaurants in Münster.[7][8]
  • einer Bäckerei mit Stammsitz in Greven[9]
  • mehrerer Markenbezeichnungen der Firma Bruno Nebelung GmbH (Gartenbau und Sämereien) in Everswinkel[10]
  • einer Kneipe in Hildesheim[11]
  • eines Restaurants in Nettetal-Breyell[12]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. https://www.trachten-dirndl.net/geschichte-der-trachten-dirndl/nordrhein-westfalen/
  2. Klaus-Werner Kahl: Wörterbuch des Münsterländer Platt. ISBN 3-402-06447-2.
  3. https://www.brezelfest.de/portfolio/2002-2005/
  4. Maria Raudszus: Ausstellung über Firma Oldenkott. In: nrz.de. 18. November 2013, abgerufen am 18. Februar 2024.
  5. Kiepenlisettken auf sauerland.com, abgerufen am 6. Januar 2024.
  6. Der Kiepenkerl in Edelstahl, Seite des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe anlässlich der Skulptur.Projekte 1987
  7. Gasthaus Großer Kiepenkerl. Abgerufen am 9. August 2018.
  8. Deckenbrocks Kleiner Kiepenkerl. Abgerufen am 9. August 2018.
  9. Kiepenkerl Bäckerei GmbH & Co. KG. Abgerufen am 28. April 2020.
  10. Bruno Nebelung. Abgerufen am 28. April 2020.
  11. Die urigste Kneipe seit dem 30-jährigen Krieg - mitten in Hildesheim. Abgerufen am 19. April 2022.
  12. Am Kiependraeger. Abgerufen am 12. Juni 2022.
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