Kfz-Kennzeichen (Tschechien)

In Tschechien sind derzeit Kfz-Kennzeichen in zwei verschiedenen Systemen in Gebrauch. Zum einen das seit 1960 verwendete tschechoslowakische System und zum anderen die 2001 eingeführten tschechischen Schilder. Diese zeigen die Region (kraj) an; doch ist dies nur für die Erstzulassung relevant, da die Fahrzeuge das Kennzeichen auch beim Umzug der Halter oder bei Verkauf in eine andere Region obligatorisch behalten.

Aktuelles System ab 2001

Aktuelles Kfz-Kennzeichen seit 2004, hier A = Prag
Zweizeiliges Kennzeichen
Kennzeichen zwischen 2001 und 2004
Karte mit Regionen
Exportkennzeichen
Kennzeichen für historische Fahrzeuge (2004–2006)
Diplomatenkennzeichen seit 2004
Wunschkennzeichen
Kennzeichen für techn. Personal
Weißes Militärkennzeichen

Das aktuelle tschechische Kennzeichensystem wurde 2001 eingeführt. Die Kennzeichen beginnen mit einer Kombination aus drei Zeichen, wobei der (erste) Buchstabe die Region (tschechisch Kraj) bezeichnet. Danach folgt eine vierstellige laufende Nummer. Hintere Nummernschilder zeigen zwischen den beiden Blöcken zudem zwei Prüfplaketten.
Ursprünglich wurde zu Beginn des Schildes eine Kombination aus Ziffer-Buchstabe-Ziffern verwendet. In Prag wurde Ende 2008 jedoch die Kombination 9A9 9999 erreicht, sodass seither Kennzeichen mit einem weiteren Serienbuchstaben ausgegeben werden, beginnend mit 1AA 0000. Im Jahr 2009 folgte die Mittelböhmische Region mit den Kennzeichen 1SA 0000 ff., im Jahr 2014 die Südmährische Region mit 1BA 0000 ff. im Jahr 2015 die Mährisch-Schlesische Region mit 1TA 0000 ff. und im Jahr 2019 die Aussiger Region mit 1UA 0000 ff. Somit gibt es für jeden Kraj insgesamt über drei Millionen Kombinationsmöglichkeiten. Weil in Prag die Kombinationen im Schema 1AA 0000 in absehbarer Zeit wieder zur Neige gehen, wird ab dem Herbst 2023 ein neues drittes Schema ausgegeben: nach 9AA 9999 folgt 1AA A000.[1]

Für Zweiräder werden Kennzeichen ausgegeben, bei denen der erste Teil aus Platzgründen lediglich aus einer Ziffer und einem Buchstaben besteht.

Seit dem Beitritt zur Europäischen Union 2004 befindet sich am linken Rand des Kennzeichens ein blaues Band mit dem Nationalitätszeichen CZ und den europäischen Sternen und zählt damit zu den Kfz-Kennzeichen mit EU-Kennung. Ältere Schilder zeigen keine weitere Symbolik.

Kürzel

Kürzel Kraj Verwaltungssitz deutscher Name
AHlavní město PrahaHauptstadt Prag
BJihomoravský krajBrnoSüdmährische Region
CJihočeský krajČeské BudějoviceSüdböhmische Region
EPardubický krajPardubicePardubitzer Region
HKrálovéhradecký krajHradec KrálovéKöniggrätzer Region
JKraj VysočinaJihlavaRegion Hochland
KKarlovarský krajKarlovy VaryKarlsbader Region
LLiberecký krajLiberecReichenberger Region
MOlomoucký krajOlomoucOlmützer Region
PPlzeňský krajPlzeňPilsner Region
SStředočeský krajPrahaMittelböhmische Region
TMoravskoslezský krajOstravaMährisch-Schlesische Region
UÚstecký krajÚstí nad LabemAussiger Region
ZZlínský krajZlínZliner Region

Kennzeichenarten

Export-Kennzeichen

Fahrzeuge, die aus Tschechien exportiert werden, besitzen weiße Schilder, die am rechten Rand ein rotes Feld mit der Gültigkeitsangabe zeigen. Sie bestehen aus einem Buchstaben, zwei mal zwei Ziffern und einem E. Bei diesen Kennzeichen fehlt der blaue Balken am linken Rand.

Kennzeichen für Elektrofahrzeuge

Für Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb werden Kennzeichen mit den Lettern EL zu Beginn vergeben.

Besondere Kennzeichen

Es existieren weiterhin diverse Kennzeichen mit grüner Schrift. Sie zeigten von 2001 bis 2006 einen Buchstaben und vier Ziffern. Seitdem erscheinen vor dem Buchstaben zwei weitere Ziffern, die die Region kodieren. Ein V (für veterán) kennzeichnet historische Fahrzeuge, während Testkennzeichen ein F aufweisen. Anderweitige temporäre Kennzeichen zeigen den Buchstaben der jeweiligen Region.

Wunschkennzeichen

Seit Beginn des Jahres 2016 können Fahrzeughalter ein Wunschkennzeichen beantragen. Allerdings dürfen dabei die Buchstaben G, CH, O, Q und W nicht verwendet werden. Für ein Nummernschild fällt eine zusätzliche Gebühr von 5.000 Kronen (ca. 185 Euro) an – pro Fahrzeug also gut 370 Euro.

Diplomatenkennzeichen

Diplomatenkennzeichen zeigen seit 2004 dunkelblaue Schrift auf weißem Grund. Sie beginnen mit einer dreistelligen Zahl gefolgt von den Buchstaben CD für das Corps Diplomatique, XX für technisches Personal oder HC für Honorarkonsule. Es folgen weitere zwei Ziffern. Die Schilder geben keine Auskunft über die Herkunft.

Kennzeichen der Streitkräfte

Die Systematik der militärischen Kennzeichen wurde vom alten System der Tschechoslowakei übernommen. Allenfalls das optische Erscheinungsbild wurde über die Jahre mehrfach leicht abgeändert. Die Schilder weisen lediglich Ziffern auf. In der Regel wird das Muster 123 45-67 verwendet. Ältere Nummernschilder lassen Rückschlüsse auf das Baujahr des Fahrzeugs zu, indem man zu den ersten beiden Ziffern die Zahl 50 addiert, z. B. 312 45-87 = Baujahr 1981 (31+50). Bei Einsatzfahrzeugen der Armee ist der Hintergrund des Schildes gelb, bei anderen Fahrzeugen der Streitkräfte und bei der Militärpolizei (vojenská policie) weiß.

Altes System (1960–2001)

Altes Kfz-Kennzeichen der Tschechischen Republik, hier A = Prag (1994–2001)
Altes kommerzielles Kennzeichen, ebenfalls Prag (1994–2001)
Version von 1986 bis 1994
Version bis 1986
Hinteres Lkw-Kennzeichen mit abgeschrägten Ecken
Anhänger-Kennzeichen (1994–2001)
Diplomatisches Schild von 2001 bis 2004, DD = Diplomat
Kennzeichen für Ausländer, A = Prag

1960 wurde in der Tschechoslowakei ein Kennzeichensystem eingeführt, welches eine regionale Zuordnung anhand der Bezirke (tschech. Okres) erlaubte. 1986 wurde das Aussehen geringfügig verändert. Nach dem Zerfall der ČSFR 1993 wurde das System mit kleinen Änderungen weitergeführt. Die Slowakei führte 1997 ein eigenes System ein, Tschechien erst 2001. Tschechoslowakische Nummernschilder sind in der Tschechischen Republik nach wie vor gültig, während sie in der Slowakei seit 2005 nicht mehr verwendet werden dürfen.

Das Nationalitätszeichen der Tschechoslowakei lautete CS (inoffiziell auch ČS für tsch. Československo) und wurde 1993 durch CZ und SK ersetzt.

Aufbau

Die Schilder begannen zunächst mit zwei bis drei Buchstaben, von denen die ersten beiden Lettern die Stadt bzw. den Landkreis bezeichneten. Eine Ausnahme bildet die Stadt Prag, deren Kennzeichen mit A beginnen. Es folgten zwei durch einen Bindestrich getrennte Zahlenpaare.
Kommerziell genutzte Fahrzeuge, d. h. hauptsächlich Lkw, erhielten gelbe Schilder. Ältere hintere Kennzeichen von Lkw und Zweirädern besaßen abgeschrägte obere Ecken.

Anhänger

Anhänger-Kennzeichen besaßen einen abweichenden Aufbau. Das Regionskürzel befand sich hier zwischen den beiden Ziffernpaaren.

blau-gelbe Schilder

Fahrzeuge von ausländischen Staatsangehörigen und diplomatischen Missionen bekamen blaue Nummernschilder mit gelber Schrift zugewiesen. Diplomatenkennzeichen begannen mit DD während jene der ausländischen Staatsangehörigen das gewöhnliche regionale Kürzel zeigten. Jüngere Kennzeichen (nach 1994) zeigten einen wesentlich helleren Grund als frühere Versionen. Auch heute finden sich an vielen Fahrzeugen des diplomatischen Corps CD- bzw. CC-Aufkleber in blau-gelber Farbgebung. Anfangs wurde auf beiden Schildertypen noch das jeweilige Herkunftsland kodiert, spätere Versionen weisen keinerlei Verschlüsselung mehr auf.

Kürzel

Die Serien BI, CE und LI sind nur in gelb, d. h. für kommerziell genutzte Kfz genutzt worden. Von den Serien PC und US sind Nachweise nur an Motorrädern bekannt. Die Serien FI, KR und OM sind wahrscheinlich nie ausgegeben, sondern nur als Reserve vorgehalten worden.

Kürzel Okres deutscher Name
А Praha Prag
BE Beroun Beraun
BI Brno-venkov Brünn-Land
BK Blansko Blanz
BM Brno-město Brünn-Stadt
BN Benešov Beneschau
BO Brno-venkov Brünn-Land
BR Bruntál Freudenthal
BS Brno-město Brünn-Stadt
BV Břeclav Lundenburg
BZ Brno-město Brünn-Stadt
CB České Budějovice Budweis
CE České Budějovice Budweis
CH Cheb Eger
CK Český Krumlov Krumau
CL Česká Lípa Böhmisch Leipa
CR Chrudim
CV Chomutov Komotau
DC Děčín Tetschen
DO Domažlice Taus
FI Frýdek-Místek Friedeck-Mistek
FM Frýdek-Místek Friedeck-Mistek
GT Gottwaldov bis 1990, danach ZL
GV Gottwaldov bis 1990, danach ZL
HB Havlíčkův Brod Deutschbrod
HK Hradec Králové Königgrätz
HO Hodonín Göding
HR Hradec Králové Königgrätz
JC Jičín Jitschin
JE Jeseník ab 1996 Freiwaldau
JI Jihlava Iglau
JH Jindřichův Hradec Neuhaus
JN Jablonec nad Nisou Gablonz an der Neiße
KA Karviná Karwin
KD Kladno Kladen
KH Kutná Hora Kuttenberg
KI Karviná Karwin
KL Kladno Kladen
KM Kroměříž Kremsier
KO Kolín Kolin
KR Karlovy Vary Karlsbad
KT Klatovy Klattau
KV Karlovy Vary Karlsbad
LB Liberec Reichenberg
LI Liberec Reichenberg
LN Louny Laun
LT Litoměřice Leitmeritz
MB Mladá Boleslav Jungbunzlau
ME Mělník Melnik
MO Most Brüx
NA Náchod Nachod
NB Nymburk Nimburg
NJ Nový Jičín Neutitschein
OC Olomouc Olmütz
OL Olomouc Olmütz
OM Olomouc Olmütz
OP Opava Troppau
OS Ostrava-město Ostrau-Stadt
OT Ostrava-město Ostrau-Stadt
OV Ostrava-město Ostrau-Stadt
PA Pardubice Pardubitz
PB Příbram Pibrans
PC Praha-západ Prag-West
PE Pelhřimov Pilgrams
PH Praha-východ Prag-Ost
PI Písek Pisek
PJ Plzeň-jih Pilsen-Süd
PM Plzeň-město Pilsen-Stadt
PN Plzeň-město Pilsen-Stadt
PR Přerov Prerau
PS Plzeň-sever Pilsen-Nord
PT Prachatice Prachatitz
PU Pardubice Pardubitz
PV Prostějov Proßnitz
PY Praha-východ Prag-Ost
PZ Praha-západ Prag-West
RA Rakovník Rakonitz
RK Rychnov nad Kněžnou Reichenau an der Knieschna
RO Rokycany Rokitzan
SM Semily Semil
SO Sokolov Falkenau an der Eger
ST Strakonice Strakonitz
SU Šumperk Mährisch Schönberg
SY Svitavy Zwittau
TA Tábor Tabor
TC Tachov Tachau
TP Teplice Teplitz
TR Třebíč Trebitsch
TU Trutnov Trautenau
UH Uherské Hradiště Ungarisch Hradisch
UL Ústí nad Labem Aussig
UO Ústí nad Orlicí Wildenschwert
US Ústí nad Labem Aussig
VS Vsetín Wesetin
VY Vyškov Wischau
ZL Zlín Zlin
ZN Znojmo Znaim
ZR Žďár nad Sázavou Saar

Frühere Systeme

Bis 1918 gehörte das heutige Tschechien zu Österreich-Ungarn und teilte mit Österreich das Kennzeichensystem. Die Tschechoslowakei behielt dieses System bis 1932 bei. 1932–1938/1939 und 1945–1953 gab es nur vier regionale Unterscheidungen, nämlich Č für Böhmen, M für Mähren, P für Prag, außerdem S für die Slowakei und R für die Karpatoukraine. 1938/1939–1945 war Tschechien an das deutsche Kennzeichensystem angeschlossen.

Commons: Tschechische Kfz-Kennzeichen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. V Praze budou jezdit značky s písmenem navíc - Novinky. Abgerufen am 2. Juli 2023 (tschechisch).
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