Keswick-Bewegung

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Keswick-Bewegung

Die Keswick-Bewegung (englisch Keswick Convention) ist ein jährliches überkonfessionelles Treffen evangelikal gesinnter Christen im englischen Ort Keswick in der nordenglischen Grafschaft Cumbria.

Geschichte

Die Keswick-Bewegung hat ihren Ursprung in der englischen Heiligungsbewegung des 19. Jahrhunderts und wurzelt theologisch in der wesleyanischen Heiligkeitslehre des Methodismus und des amerikanischen Juristen, Evangelisten und Predigers Charles Grandison Finney. Sie besteht vornehmlich aus Bibelkursen und Vorträgen zur Förderung der „Heiligung durch Glauben“.[1] Das erste Treffen fand 1874 auf Anregung von Robert Pearsall Smith und seiner Frau Hannah Whitall Smith in Broadlands statt. Darauffolgende Treffen fanden dann 1874 in Oxford und 1875 in Brighton statt.[2] Seit 1875 (ausgenommen die Jahre 1939 bis 1945) findet die Zusammenkunft jährlich in Keswick statt.

Nach dem Ehepaar Smith waren die Prediger, Missionare und Schriftsteller Evan H. Hopkins, Handley Moule, Frederick Brotherton Meyer, Andrew Murray, Hudson Taylor, Amy Carmichael, Frances Havergal, W. H. Griffith Thomas und Robert C. McQuilkin prägende Figuren der Keswick-Bewegung. Albert Benjamin Simpson, Gründer und Leiter der Christian and Missionary Alliance, Dwight Lyman Moody und Reuben A. Torrey vom Moody Bible Institute und Lewis Chafer und Charles C. Ryrie vom Dallas Theological Seminary wurden maßgeblich durch diese Bewegung beeinflusst.[3]

Eine Wirkung der Keswick-Bewegung war, dass ihre erwecklichen Impulse erstmals auch im deutschsprachigen landeskirchlichen Raum aufgenommen wurden. Für Personen und Gruppen, die den Wunsch und das Anliegen einer persönlichen Heiligung und einer tieferen Gottesbeziehung hatten wurde sie zum Ort der Inspiration, Orientierung und Stärkung. Daraus entstanden viele landeskirchliche Gemeinschaften in Deutschland und in der Schweiz.[4]

Ab etwa 1920 trat eine theologische Änderung im Keswick-Konvent ein, der für die Treffen zuständig war; sie wurde von William Scroggie (1877–1958) angeführt und umgesetzt. Man entfernte sich zunehmend von der methodistischen Sichtweise der Heiligung und näherte sich mehr der reformierten Lehre an.[5]

Lehre

Ähnlich wie in der Heilungsbewegung wurde anfänglich eine ganze Hingabe an Gott, eine persönliche, praktische Heiligung und ein Sieg über die Sünde vertreten. Ernsthafte Christen sollten zwei Segnungen erfahren: Das erste Werk der Gnade, die geschenkte Rettung durch Jesus Christus; der zweite Segen sei das Mitwirken des Christen am Wachstum in der Heiligung und in der Beziehung zum heiligen Gott. Heiligung zeige sich im Wechsel von einem Leben der Sünde, der Schwäche und des Scheiterns und zu einem Leben der Überwindung, des Sieges und des Triumphs. Es wird eine Veränderung von einem geringeren zu einem höheren Leben (englisch: The Higher Christian Life), von Oberflächlichkeit zu Tiefgang und von Fleisch zu Geist angestrebt.[6]

Die Keswick-Bewegung hebt auch grundlegende Glaubenssätze gegenüber umstrittenen Themen, etwa der Eschatologie, hervor. Es bestehen enge Verbindungen zu Glaubensmissionen, beispielsweise der China-Inland-Mission. Der Pfingstbewegung und der charismatischen Bewegung sowie Frauen als Referentinnen stand die Keswick-Bewegung kritisch gegenüber.[1]

Literatur

  • David Bundy: Keswick and the Experience of Evangelical Piety, in: Edith Blumenhofer, Hg.: Modern Christian Revivals, Urbana 1993, S. 118–144.
  • Dwight Allan Ekholm: Theological roots of the Keswick Movement. William Boardman, Robert Pearsall Smith, and the doctrine of the “Higher Christian life”, Basel 1992.
  • David Goodhew: Keswick-Bewegung. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. 2015, doi:10.1163/2405-8262_rgg4_SIM_11501.
  • Charles Forbes Harford: The Keswick Convention; its Message, its Method and its Men. Marshall Brothers, London, 1907.
  • Stephan Holthaus: Heil – Heilung – Heiligung. TVG Brunnen, Gießen, 2005.
  • E. H. Johnson: The Highest Life. A Story of Shortcomings and a Goal including a friendly analysis of the Keswick Movement, New York 1901.
  • Andrew David Naselli: Let Go and Let God? A Survey and Analysis of Keswick Theology, Logos Bible Software, Bellingham 2010.
  • Arthur T. Pierson: The Keswick Movement, New York und London 1903.
  • J. C. Pollock: The Keswick Story. The authorized history of the Keswick Convention, Liverpool 1964.
  • Charles Price, Ian Randall: Transforming Keswick. OM Publishing, Carlisle, Cumbria, 2000.

Einzelnachweise

  1. David Goodhew: Keswick-Bewegung. In: Hans Dieter Betz u. a. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 4. Auflage. Band 8, Nr. 4. UTB, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-8401-5, S. 940, Sp. 2.
  2. J. Gordon Melton: Keswick movement. In: Encyclopedia of World Religions. Encyclopedia of Protestantism, Nr. 6. Facts of File, New York 2005, ISBN 978-0-8160-5456-5, S. 320 (englisch).
  3. Andrew Naselli: Warum „Let Go and Let God“ eine schlechte Idee ist. Die Tücken der Heiligungsbewegung, Website evangelium21.net vom 27. Mai 2020 (abgerufen am 31. August 2023)
  4. Die Heiligungsbewegung, Neupietismus, Angloamerikanische Wurzeln, Website eh-tabor.de (mit kleinem Teil zur Keswick-Bewegung, abgerufen am 2. September 2023)
  5. Andrew Naselli: Warum „Let Go and Let God“ eine schlechte Idee ist. Die Tücken der Heiligungsbewegung, Website evangelium21.net vom 27. Mai 2020 (abgerufen am 31. August 2023)
  6. Andrew Naselli: Warum „Let Go and Let God“ eine schlechte Idee ist. Die Tücken der Heiligungsbewegung, Website evangelium21.net vom 27. Mai 2020 (abgerufen am 31. August 2023)
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