Kernkraftwerk Kaliningrad

Das Kernkraftwerk Kaliningrad (russisch Калининградская АЭС [anhören], auch Kernkraftwerk Neman, russisch Неманская АЭС, offiziell Kernkraftwerk Baltijskaja, russisch Балтийская АЭС [anhören]) ist eine Investitionsruine in der Oblast Kaliningrad nahe der Stadt Neman (dt. Ragnit) an der russisch-litauischen Grenze, die ursprünglich bis 2016 ein Kernkraftwerk werden sollte, Anfang 2013 befand es sich in einer frühen Bauphase.[2] Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Global 2000 sagte der russische Präsident Wladimir Putin das Projekt im Mai 2013 ab,[3] eine offizielle Bestätigung stand anfangs aus. Im November 2015 verkündete der russische Energieminister, dass die Bauarbeiten in absehbarer Zeit nicht wieder aufgenommen werden, als Grund gab er veränderte wirtschaftliche Bedingungen an.[4]

Kernkraftwerk Kaliningrad
Lage
Kernkraftwerk Kaliningrad (Oblast Kaliningrad)
Kernkraftwerk Kaliningrad (Oblast Kaliningrad)
Koordinaten 54° 56′ 26″ N, 22° 9′ 59″ O
Land Russland Russland
Daten
Projektbeginn 2008[1]

Reaktoren in Planung (Brutto)

2  (2400[1] MW)
Stand Mai 2013
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Geschichte

Das Kraftwerk mit zwei Kernreaktoren vom Typ WWER-1200 (AES-2006) von Atomenergoprojekt Sankt Petersburg mit jeweils 1200 MW wurde im Februar 2008 von der Firma InterRAO EES vorgeschlagen, es sollte einen großen Teil der erzeugten Energie exportieren. Es sollte 13 Kilometer südöstlich der Stadt Neman errichtet werden, 6 Milliarden Euro kosten und analog zum geplanten Neubau des Kernkraftwerks Visaginas gebaut werden.[1]

Es war geplant, den Strom nach Deutschland und St. Petersburg zu exportieren. Die Bauarbeiten für den ersten Block haben im April 2011 begonnen, die Arbeiten für den zweiten Block sollten eineinhalb Jahre später beginnen. Geplant war, dass das Kernkraftwerk ab 2016 Elektrizität in das Netz einspeist. Der Plan führte Mitte 2008 zu einer Änderung des föderalen Zielprogrammes von 2007. Der Bau wurde im August 2008 von Rosatom genehmigt. Der tschechische Energieversorger ČEZ zeigte Interesse an dem Projekt.[1][5] Später aber wurde die Inbetriebnahme um ein Jahr (bis 2017) verschoben.

Litauen äußerte Bedenken gegen das Projekt und beantragte eine Resolution bei der Europäischen Union gegen das Projekt, die den Bau allerdings nach Einschätzung von EnergoAtom nicht aufhalten hätte können. Zudem habe Litauen öffentlich abgelehnt, die erzeugte Elektrizität aus diesem Kernkraftwerk zu kaufen; diese Anlage war unter anderem zum Export von Strom in andere Länder geplant worden.[6]

2014 wurde das Projekt infolge eines Beschlusses des russischen Präsidenten Putin zunächst ausgesetzt. Am 30. Dezember 2015 wurde es laut einer Mitteilung des russischen Energiewirtschaftsministers, Alexander Nowak, endgültig aufgegeben, da es nicht gelungen war, weitere Investoren zu finden.[7] Trotz dieser Aussage erklärte der russische Infrastrukturminister Igor Kalinin im Juni 2016, dass das Projekt fertiggebaut würde, aber nicht im vorgegebenen Zeitraum.[8]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Kaliningrad sollte zwei Blöcke bekommen:

Reaktorblock[1] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommerzi-
eller Betrieb
Abschal-
tung
Kaliningrad-1[9] WWER-1200 (AES-2006) 1109 MW 1194 MW 24.02.2012

Außenpolitischer Hintergrund

Die litauische Regierung informierte im Oktober 2011 die Europäische Kommission formell über Pläne zum Bau eines neuen Kernkraftwerks, des Kernkraftwerks Visaginas: Litauen, Estland, Lettland und Polen planten, zusammen einen 'fortgeschrittenen Siedewasserreaktor' der 1300-MW-Klasse zu bauen, dieses Projekt starb leise nach einem Regierungswechsel 2014[10] und hätte mit dem Kernkraftwerk Kaliningrad konkurriert.[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. World Nuclear Association – Nuclear Power in Russia (Memento des Originals vom 19. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.world-nuclear.org (englisch)
  2. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Marieluise Beck (Bremen), Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (PDF; 113 kB). Internetseite des dt. Bundestages. Abgerufen am 30. Mai 2013.
  3. Global 2000: Errichtung des russischen Atomkraftwerks Kaliningrad abgesagt. Global 2000. Abgerufen am 29. Mai 2013.
  4. Kaliningrad erhält kein Atomkraftwerk. Abgerufen am 14. Dezember 2015.
  5. www.kernenergie.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.kernenergie.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Kaliningrad Aktuell: Litauen klagt gegen Atommeiler in Kaliningrad. (Memento des Originals vom 1. Mai 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kaliningrad.aktuell.ru Freitag, 30. April 2010.
  7. Königsberger Express: Stilles Ende des AKW-Projekts vom 30. Dezember 2015
  8. https://www.newkaliningrad.ru/news/briefs/economy/9741996-pravitelstvo-baes-stroitsya-no-ne-tak-bystro-kak-khotelos-by.html
  9. Reaktor Baltiisk 1 im PRIS der IAEA (englisch)
  10. www.nuklearforum.ch@1@2Vorlage:Toter Link/www.nuklearforum.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  11. www.nuklearforum.ch@1@2Vorlage:Toter Link/www.nuklearforum.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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