Kentia-Palmen

Die Kentia-Palmen (Howea) sind eine auf der australischen Lord-Howe-Insel endemische Gattung der Palmengewächse. Beide Arten sind sehr verbreitete Zierpflanzen.

Kentia-Palmen

Howea forsteriana

Systematik
Ordnung: Palmenartige (Arecales)
Familie: Palmengewächse (Arecaceae)
Unterfamilie: Arecoideae
Tribus: Areceae
Untertribus: Laccospadicinae
Gattung: Kentia-Palmen
Wissenschaftlicher Name
Howea
Becc.

Merkmale

Die Vertreter sind mittelgroße, einzelstämmige, unbewehrte Palmen. Es sind die größten Palmen innerhalb der Subtribus Laccospadicinae. Sie sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch) und mehrmals blühend (pleonanth). Der Stamm ist aufrecht, kahl und mit deutlichen engsitzenden, waagrechten, oder auch unauffälligen Blattnarben besetzt. Die Stammbasis ist manchmal verdickt.

Die Chromosomenzahl ist 2n = 32.

Blätter

Die Blätter sind gefiedert. Sie bilden keinen Kronenschaft. Nach dem Absterben fallen sie sauber vom Stamm ab. Die Blattscheide ist gut ausgebildet, reißt gegenüber dem Blattstiel längs auf, und zerfällt später in eine verflochtene Masse von feinen Fasern. Der Blattstiel ist kurz bis mäßig lang. Er ist abgeflacht oder an der Oberseite leicht gefurcht. An der Unterseite ist er kantig. Er ist kaum bis dicht mit Schuppen besetzt. Die Rhachis ist an der Unterseite rundlich bis kantig, an der Oberseite kantig und wie der Stiel beschuppt.

Die Fiederblättchen sind zahlreich, einfach gefaltet und regelmäßig angeordnet. Sie stehen bogig oder steif nach oben. Das Ende ist spitz oder leicht zweispitzig (bifid). Die Oberseite ist verstreut mit Schuppen besetzt, die Unterseite ist mit einer dichten flockigen Behaarung besetzt.

Blütenstände

Die Blütenstände stehen innerhalb der Krone, können aufgrund von Blattfall aber auch unterhalb der Blattkrone stehen. Sie sind kurz bis etwa gleich lang wie die Blätter. Sie sind ährenförmig und stehen einzeln oder in Gruppen von 3 bis 8 Blütenständen. Sie stehen zunächst aufrecht und sind später hängend. Die Blütenstände sind proterandrisch. Der Blütenstandsstiel ist im Querschnitt elliptisch und wesentlich kürzer als oder etwa gleich lang wie die Blütenstandsachse. Das Vorblatt ist röhrenförmig, häutig, und reißt später in Längsrichtung auf, zerfällt oder fällt ab, und hinterlässt einen niedrigen Kragen. Die Blütenstandsachse ist robust, schuppig behaart. An ihr stehen dicht gedrängt in spiraliger Anordnung niedrige, rundliche oder dreieckige, steife, knorpelartige Hochblätter. Jede bildet die Lippe einer Blütengrube, in der eine Blüten-Triade steht. Lediglich an der Spitze des Blütenstandes enthalten sie nur ein männliches Blütenpaar.

Blüten

Die männlichen Blüten reichen zur Blütezeit nur jeweils eine teilweise aus der Blütengrube heraus. Die drei Kelchblätter sind frei, imbricat, und meist gekielt. Sie sind rundlich und die Ränder gezähnt. Die Krone hatte eine stielartige Basis und ist etwa so lang wie der Kelch. Sie hat drei ovale, valvate Zipfel. Es gibt 30 bis 70 oder mehr Staubblätter, ihre Filamente sind lang und an der Basis unterschiedlich weit verwachsen. Die Konnektive sind manchmal zu einer Spitze verlängert. Die Antheren sind länglich, mehr oder weniger lantrors. Ein Pistillodium fehlt. Der Pollen ist ellipsoidisch, asymmetrisch bis birnenförmig. Die Keimöffnung ist ein distaler Sulcus. Die längste Achse mit 37 bis 52 µm.

Die weiblichen Blüten sind annähernd kugelig. Die drei Kelchblätter sind frei, imbricat, gerundet und an den Rändern gezähnt. Die drei Kronblätter sind frei, an der Basis stark imbricat, die Spitzen kurz valvat. Es gibt 3 bis 6 Staminodien, die einen niedrigen, unregelmäßig gelappten, häutigen Ring bilden, oder sie sind unregelmäßig getrennt und dreieckig oder zweilappig. Das Gynoeceum ist einfächrig mit einer Samenanlage. Es hat drei kurze Narben, die zur Blüte zurückgebogen sind. Die Samenanlage ist seitlich befestigt und kampylotrop.

Früchte

Die Frucht ist eiförmig. Sie enthält einen Samen. Sie ist zu Beginn glänzend dunkelgrün und wird später stumpf gelblich-grün oder rötlich-braun. Die Blütenblätter verbleiben an der Frucht, die Narbenreste sitzen an der Frucht. Das Exokarp ist glatt, das Mesokarp ist eher dünn, fleischig und mit zahlreichen längs verlaufenden Fasern. Das Endokarp ist knorpelig und hängt nicht am Samen. Der Samen sitzt seitlich. Die Raphe reicht höchstens über ein Drittel des Samens. Das Endosperm ist homogen. Der Embryo sitzt basal.

Verbreitung und Ökologie

Die beiden Arten sind auf der Lord-Howe-Insel endemisch. Sie kommen von den Tieflandwäldern bis in 450 m Seehöhe vor.[1] Sie sind auf der Insel recht häufig und kommen in 70 % der Vegetation vor.[2]

Wichtigster Bestäubungsmechanismus ist bei beiden Arten der Wind, einer der wenigen Fälle, wo dies bei Palmen eindeutig nachgewiesen ist. Blüten und Früchte reifen recht langsam, sodass häufig an einer Palme mehrere Blütenstände in unterschiedlichen Stadien anzutreffen sind.[1]

Systematik

Die Gattung Howea wird innerhalb der Familie Arecaceae in die Unterfamilie Arecoideae, Tribus Areceae und Subtribus Laccospadicinae gestellt. Die Gattung ist monophyletisch. Sie ist die Schwestergruppe von Laccospadix.[1] Die beiden Gattungen haben sich vor 4,57 bis 5,53 Millionen Jahren voneinander getrennt.[2]

In der World Checklist of Selected Plant Families der Royal Botanic Gardens, Kew, werden folgende Arten anerkannt:[3]

  • Howea belmoreana (C.Moore & F.Muell.) Becc.: Sie wächst auf der Lord-Howe-Insel zerstreut zwischen Howea forsteriana, wird aber in größeren Höhen bis 450 m häufiger.
  • Howea forsteriana (F.Muell.) Becc.: Sie ist auf der Lord-Howe-Insel verbreitet im Tieflandwald auf sandigem Boden.

Die Gattung wurde 1877 von Odoardo Beccari erstbeschrieben. Lektotypus ist Howea belmoreana. Der Name bezieht sich auf die Heimatinsel der beiden Arten, deren Namen wiederum auf Admiral Lord Richard Howe zurückgeht.[1]

Beide Arten kommen zumindest teilweise auf den gleichen Standorten vor, dennoch sind äußerst wenige Hybriden gefunden worden. Die zwei Arten haben sich erst nach Entstehen der Lord-Howe-Insel voneinander getrennt. Die beiden Arten sind voneinander reproduktiv isoliert. Sie gelten als Beispiel für sympatrische Artbildung.[2]

Literatur

  • John Dransfield, Natalie W. Uhl, Conny B. Asmussen, William J. Baker, Madeline M. Harley, Carl E. Lewis: Genera Palmarum. The Evolution and Classification of Palms. Zweite Auflage, Royal Botanic Gardens, Kew 2008, ISBN 978-1-84246-182-2, S. 562–564.
Commons: Howea – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. John Dransfield, Natalie W. Uhl, Conny B. Asmussen, William J. Baker, Madeline M. Harley, Carl E. Lewis: Genera Palmarum. The Evolution and Classification of Palms. Zweite Auflage, Royal Botanic Gardens, Kew 2008, ISBN 978-1-84246-182-2, S. 562–564.
  2. Vincent Savolainen, Marie-Charlotte Anstett, Christian Lexer, Ian Hutton, James J. Clarkson, Maria V. Norup, Martyn P. Powell, David Springate, Nicolas Salamin, William J. Baker: Sympatric speciation in palms on an oceanic island. Science, 2006, Band 441, S. 210–213. doi:10.1038/nature04566; (PDF, 291 kB) (Memento des Originals vom 24. August 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.biology.lsu.edu
  3. Howea. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 7. August 2018..
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