Jasnoje

Jasnoje (russisch Я́сное, deutsch bis 1938 Kaukehmen, 1938–1945 Kuckerneese, litauisch Kaukiemis) ist eine Siedlung in der russischen Oblast Kaliningrad und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Slawsk im Rajon Slawsk.

Siedlung
Jasnoje
Kaukehmen (Kuckerneese)

Ясное
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Slawsk
Frühere Namen Kaukehmen (bis 1938)
Kuckerneese (1938–1945)
Bevölkerung 1028 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Höhe des Zentrums 5 m
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40163
Postleitzahl 238613
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 236 000 057
Geographische Lage
Koordinaten 55° 11′ N, 21° 33′ O
Jasnoje (Europäisches Russland)
Jasnoje (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Jasnoje (Oblast Kaliningrad)
Jasnoje (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geschichte

Kaukehmen war eine prußische Siedlung am Rand des Memeldeltas. Im 14. Jahrhundert errichtete der Deutsche Orden hier ein Festes Haus. Der Name leitet sich von „kaukas-kaimai“ (Unterirdischen-Dorf) ab und weist auf eine heidnische Kultstätte, denn die unsichtbaren hilfreichen Erdgeister wurden als Diener der Fruchtbarkeitsgöttin Puskaite verehrt. Spätestens seit 1576 war Kaukehmen Kirchort und erlangte bald aufgrund seiner Lage und Bedeutung als Handelsplatz den Status eines Fleckens. Die kleine Ordensburg wurde noch im 17. Jahrhundert von Kurfürst Friedrich Wilhelm als Jagdhaus genutzt, verfiel aber bald und wurde bis auf bescheidene Fundamentreste abgetragen. 1661 erhielt der Ort eine größere Kirche, die – wenn auch in verändertem und verfallenen Zustand – die Zeiten überdauert hat. Seit 1818 war Kaukehmen Sitz der Kreisverwaltung im Kreis Niederung, verlor diesen aber später an das zentraler gelegene Heinrichswalde. Von 1902 bis 1945 bestand Anschluss an die (Elch)niederungsbahn (früher Bädertourismus in der (Elch)niederung).

1945 kam der Ort in Folge des Zweiten Weltkrieges mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. 1947 erhielt er den russischen Namen Jasnoje (etwa klarer Ort, wohl wegen des Lichtes in der Memel-Niederung) und wurde Sitz eines Dorfsowjets im Rajon Slawsk.[2] 2008 wurde Jasnoje Sitz einer Landgemeinde. Nach deren Auflösung gehörte der Ort von 2016 bis 2021 zum Stadtkreis Slawsk und seither zum Munizipalkreis Slawsk.

Amtsbezirk Kaukehmen/Kuckerneese (1874–1945)

Zwischen 1874 und 1945 war Kaukehmen Amtssitz und namensgebender Ort eines neu errichteten Amtsbezirks, der – ab 1938 umbenannt in „Amtsbezirk Kuckerneese“ – bis 1945 zum Kreis Niederung (ab 1939 „Kreis Elchniederung“) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Ihm gehörten anfangs sieben, am Ende nur noch drei Gemeinden an[3]:

NameÄnderungsname
1938 bis 1946
Russischer NameBemerkungen
Alt Sellen
Kaplanischkenvor 1916 nach Kaukehmen eingegliedert
KaukehmenKuckerneeseJasnoje
Kaukehnellen1915 nach Kaukehmen eingegliedert
KlokenKljutschi
Kuckerneese1928 nach Kaukehmen eingegliedert
Ruß-Kuckerneeser Deichsozietät

Am 1. Januar 1945 bildeten nur noch die Gemeinden Alt Sellen, Kloken und Kuckerneese den Amtsbezirk Kuckerneese.

Jasnowski selski Sowet/okrug 1947–2008

Der Dorfsowjet Jasnowski selki Sowet (ru. Ясновский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[2] Im Oktober 1950 wurde der nordwestliche Teil des Dorfsowjets abgetrennt und dort der neue Dorfsowjet Lewobereschenski selski Sowet eingerichtet.[4] Dabei verlief die Grenze zwischen den beiden Dorfsowjets vermutlich entlang des östlichen Teils des Flusses Alge bis etwa zum Ort Ackelningken/Ackeln (ru. Rownoje), der vielleicht als zum Lewobereschenski selski Sowet zugehörig angenommen werden kann. Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Jasnowski selki okrug (ru. Ясновский сельский округ). Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neugebildete Landgemeinde Jasnowskoje selskoje posselenije übernommen.

OrtsnameName bis 1947/50Bemerkungen
Arbusowo (Арбузово)NeusorgeDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Chmelnizkoje (Хмельницкое)Neu Ginnischken, 1938–1945: „Neuginnendorf“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Dalneje (Дальнее)Usseinen, 1938–1945: „Stellwagen“Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Diwnoje (Дивное)Norweischen, 1938–1945: „Mühlmeistern“Der Ort wurde 1947 umbenannt und vermutlich vor 1975 an den Ort Wischnjowka angeschlossen.
Gorodkowo (Городково)SkörenDer Ort wurde 1947 umbenannt.
Gribki (Грибки)SkuldeinenDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Jasnoje angeschlossen.
Jasnoje (Ясное)Kaukehmen, 1938–1945: „Kuckerneese“Verwaltungssitz
Kalinowka (Калиновка)WarskillenDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Kljutschi (Ключи)KlokenDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Kulikowka (Куликовка)Maszrimmen, 1938–1945: „Kleinhohenberge“Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Lineinoje (Линейное)Endreischken[5], 1938–1945: „Endern“Der Ort wurde 1947 als „Jedwaschken“ umbenannt und vor 1975 verlassen.
Lutschistoje (Лучистое)Budwethen, 1938–1945: „Ansorge“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Malyje Bereschki (Малые Бережки)Neu Lappienen, 1938–1945: „Rautersdorf“Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Saliwenski eingeordnet.
Medun (Медунь)AschpaltenDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Mostowoje (Мостовое)SköpenDer Ort wurde 1947 umbenannt.
Obchodnoje (Обходное)Baltruscheiten, 1938–1945: „Balten“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Obojan (Обоянь)Baubeln, 1938–1945: „Sommershöfen“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Oserki (Озерки)Klein Allgawischken, 1938–1945: „Allgau“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Raswilki (Развилки)Baltruschkehmen, 1938–1945: „Altschanzenkrug“Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Sabolotnoje (Заболотное)Schuppinnen, 1938–1945: „Schuppen“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Schanino (Шанино)Neuhoff und Hp. Trumpeiten/TrumpenauDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Schtschukino (Щукино)Groß Karzewischken, 1938–1945: „Sprosserweide“Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Sedlowinka (Седловинка)Alt Schemeiten, 1938–1945: „Kleinschönwiese“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Slawjanskoje (Славянское)Mosteiten, 1938–1945: „Eschenberg“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vermutlich vor 1975 an den Ort Wischnjowka angeschlossen.
Tscherkasskoje (Черкасское)Sausseningken, 1938–1945: „Milchhof“Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Utinoje (Утиное)HohenbergeDer Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wassilkowo (Васильково)Trumpeiten, 1938–1945: „Trumpenau“Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 an den Ort Jasnoje angeschlossen.
Werchowka (Верховка)SchönwieseDer Ort wurde 1947 umbenannt und was das Gut angeht, vor 1975 verlassen.
Wischnjowka (Вишнёвка)Lyszeiten/Lyscheiten, 1938–1945: „Lischau“ und Gräflich Reatischken, 1938–1945: „Heinrichshof“[6]Der Ort wurde 1947 umbenannt.

Jasnowskoje selskoje posselenije 2008–2015

Die Lage der Landgemeinde Jasnowskoje selskoje posselenije im Nordwesten des Rajon Slawsk

Die Landgemeinde Jasnowskoje selskoje posselenije (ru. Ясновское сельское поселение) wurde im Jahr 2008 eingerichtet.[7] Ihr gehörten 17 Siedlungen an, die zuvor zu den Dorfbezirken Jasnowski selski okrug und Prochladnenski selski okrug gehört hatten, mit 4359 Einwohnern (Stand 2010)[8], die in einem Gebiet von 445 km² lebten. Zum Ende 2015 wurde die Gemeinde aufgelöst und deren Orte in den neu gebildeten Stadtkreis Slawsk eingegliedert.

Ortsnamedeutscher Name
Chrustalnoje (Хрустальное)Klein Prudimmen/Kleinerlenrode, Matzgirren/Kurrenberg und Jagdschloss Pait
Djunnoje (Дюнное)Ackmenischken/Dünen und Fh. Ibenhorst
Gorodkowo (Городково)Skören
Jasnoje (Ясное)Kaukehmen/Kuckerneese
Jasnopoljanka (Яснополянка)Spucken/Stucken
Lewobereschnoje (Левобережное)Schakuhnen/Schakendorf
Malyje Bereschki (Малые Бережки)Neu Lappienen/Rautersdorf
Moskowskoje (Московское)Jodischken/Jodingen und Tumstallis
Mostowoje (Мостовое)Sköpen
Myssowka (Мысовка)Karkeln
Plodowoje (Плодовое)Tawell
Pritschaly (Причалы)Inse
Priwalowka (Приваловка)Nausseden/Kleindünen
Prochladnoje (Прохладное)Kallningken/Herdenau
Rasdolnoje (Раздольное)Tramischen/Trammen
Rasliw (Разлив)Derwehlischken
Wischnjowka (Вишнёвка)Lyszeiten/Lischau, Mosteiten/Eschenberg und Norweischen/Mühlmeistern

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner[9]
18901.665
19102.222
19394.510
20021.629
20101.464
20211.028

Kirche

Siehe den HauptartikelKirche Kaukehmen

Kirchengebäude

Die bis 1945 evangelische Kirche in Kaukehmen[10] entstand unter Einfluss von Joachim Ludwig Schultheiß von Unfriedt in den Jahren 1704 bis 1708 als massiver Saalbau. 1881 bis 1884 wurde der Turm errichtet. Es hat hier bereits frühere seit der Reformation nachweisbare Holzkirchen gegeben. Nach einem Brand wurde die Kirche 1906 wieder eingeweiht. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude unzerstört.[11] Danach jedoch wurde es zweckentfremdet und als Lagerhalle genutzt, der Kirchturm wurde zum Wasserturm. 1992 wurde es der russisch-orthodoxen Kirche übergeben, eine Nutzung blieb allerdings aus. Lediglich die Sakristei im Osten ist noch benutzbar, die Ausstattung insgesamt jedoch vernichtet. In den Jahren seit 2010 wurden Reparaturarbeiten durchgeführt.

Kirchengemeinde

Bereits im Jahre 1576 wurde in Kaukehmen eine evangelische Kirchengemeinde mit einem weitflächigen Kirchspiel gegründet.[12] Schon vor dem Gründungsdatum amtierten hier Geistliche – wegen der Größe der Gemeinde waren bis 1704 und wieder ab 1874 je zwei Pfarrer eingesetzt. Zunächst zur Inspektion Tilsit (russisch: Sowetsk) gehörig war die Kirche Kaukehmen dann bis 1945 dem Kirchenkreis Niederung (Elchneiderung) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union zugeordnet. Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung in Kriegsfolge brachten das kirchliche Leben zum Erliegen. Heute liegt Jasnoje im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Slawsk (Heinrichswalde) innerhalb der Propstei Kaliningrad[13] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Söhne und Töchter des Ortes

Einzelnachweise

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Kaukehmen/Kuckerneese
  4. Information auf www.gako.name
  5. möglicherweise
  6. Umbenannt wurde nur Lyscheiten.
  7. Durch das Закон Калининградской области от 30 июня 2008 г. № 261 «Об организации местного самоуправления на территории муниципального образования "Славский городской округ"» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 30. Juni 2008, Nr. 261: Über die Organisation der lokalen Selbstverwaltung auf dem Gebiet der munizipalen Bildung "Stadtkreis Slawsk")
  8. Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010.
  9. Volkszählungsdaten
  10. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen. Göttingen 1968, S. 93, Abb. 381 und 382
  11. Bautehn und Einrichtungen in Kaukehmen/Kuckerneese bei ostpreussen.net
  12. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 3: Dokumente. Göttingen 1968, S. 483
  13. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)
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