Okklusionsebene

Die Okklusionsebene (auch Kauebene oder Okklusalebene) beschreibt die räumliche Ebene, auf der sich die Zähne des Ober- und Unterkiefers treffen. Konstruiert wird sie uneinheitlich, einerseits durch die Verbindungslinien zwischen Inzisalpunkt (Berührungspunkt der Schneidekanten der Zähne 31 und 41) und dem distobukkalen Höcker der Zähne 36 und 46[1][2] andererseits durch die Verbindungslinien zwischen Inzisalpunkt und dem distobukkalen Höcker[3] bzw. dem „höchsten bukkalen Höcker“[4][5] der Zähne 37 und 47 und verläuft in der Regel durch die Lippenschlusslinie. Sie ist parallel zur Bipupillarlinie (Verbindungslinie der beiden Pupillen) und etwa parallel zur Camperschen Ebene.

Darstellung der Okklusionsebene und der Speeschen Kurve, (Kompensationskurve). Winkelstellung der Zähne zur Okklusionsebene nach G.–H. Schumacher. Die gerade Okklusionsebene ist durch eine künstliche Linie von den Frontzähnen zu den Molaren gekennzeichnet. Die Winkelangaben zeigen die Abweichungen der Zahnachsen von der Senkrechten auf die Okklusionsebene.

In der Kieferorthopädie wird die Okklusionsebene anders definiert. Hier wird sie als die Verbindungslinie zwischen zwei speziellen Punkten konstruiert:

  1. vPOcP: ein konstruierter Punkt, der durch die Halbierung der Strecke des Schneidezahnüberbisses definiert wird, also der Mittelpunkt der Verbindungslinie zwischen den Berührungspunkten der oberen und unteren mittleren Schneidezähne.
  2. hPOcP: der distalste Berührungspunkt der letzten in Okklusion stehenden Molaren[6].

Die Okklusionsebene dient der messtechnischen Orientierung für Winkelstellungen / Angulationen der oberen und unteren Zähne zu dieser Okklusionsebene sowie zur Darstellung der Winkelstellung der Okklusionsebene selber zu anderen Bezugslinien des Schädels.

Durch diese Bezugsebene sind Fehlstellungen (Angulationen) der Zähne und Fehlfunktionen der Zähne zueinander messtechnisch objektivierbar. Auch eine Veränderung der Winkelstellung der Okklusionsebene kann eine gravierende Fehlfunktion des Kauapparates darstellen. Die Okklusionsebene stellt einen groben Mittelwert der klinischen Okklusionskurve (Spee’sche Kurve, Kompensationskurve) dar, dem Verlauf der natürlichen Okklusionsebenen der einzelnen Zähne. Diese verlaufen in einer Kurve, welche besonders stark im Molarenbereich ausgeprägt und beim Menschen praktisch niemals identisch mit der idealisierten geraden Okklusionsebene ist.

Winkelbeziehungen der Bezugsebenen am Schädel zur Okklusalebene[7]
BezugsebeneWinkelStreuung
Scharnierachs-Orbitale-Ebene12,87°5,99°
Frankfurter Horizontale5,59°5,73°
Campersche Ebene−7,84°5,57°

Literatur

  • Gert-Horst Schumacher: Funktionelle Anatomie des orofazialen Systems. Hüthig, Heidelberg 1985, ISBN 3-7785-1146-7.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Rudolf Slavicek: Die funktionellen Determinanten des Kauorgans. Verlag Zahnärztlich-Medizinisches Schrifttum, München 1984, ISBN 3-87394-025-6, S. 70.
  2. Ralf Suckert: Okklusions-Konzepte. Verlag Neuer Merkur GmbH, 1992, ISBN 978-3-921280-86-7, S. 140 (google.com).
  3. Terminologie & Nomenklatur der Arbeitsgemeinschaft für Funktionsdiagnostik und Therapie (AFDT) und der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde (DGzPW), V 2.0 vom 1. September 2005, abgerufen am 14. April 2013
  4. Klaus M. Lehmann, Elmar Hellwig: Zahnärztliche Propädeutik. 10., überarbeitete Auflage. Elsevier, Urban & Fischer, München 2005, ISBN 3-437-05391-4, S. 48.
  5. Klaus M. Lehmann, Elmar Hellwig, Hans-Jürgen Wenz: Zahnärztliche Propädeutik: Einführung in die Zahnheilkunde. Deutscher Ärzteverlag, 2012, ISBN 978-3-7691-3434-6, S. 61 (google.com).
  6. Thomas Rakosi: Atlas und Anleitung zur praktischen Fernröntgenanalyse. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Hanser, München u. a. 1988, ISBN 3-446-14939-2, S. 51.
  7. Rudolf Slavicek: Die funktionellen Determinanten des Kauorgans. Verlag Zahnärztlich-Medizinisches Schrifttum, München 1984, ISBN 3-87394-025-6, S. 72 ff.


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