Kathrein Privatbank

Die Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft ist eine österreichische Bank mit Sitz in Wien. Seit 1977 ist sie Teil der Raiffeisen Bankengruppe; ihre Aktien befinden sich über Beteiligungsgesellschaften zu 100 % im Besitz der Raiffeisen Bank International AG.

  Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft
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Kathrein Privatbank
Staat Osterreich Österreich
Sitz Wien
Rechtsform Aktiengesellschaft
Bankleitzahl 19150[1]
BIC KTBKATWWXXX[1]
Gründung 1924
Website www.kathrein.at
Geschäftsdaten 2012[2]
Bilanzsumme ca. 500 Mio. EUR
Leitung
Vorstand Wilhelm Celeda (Vors.)
Harald P. Holzer
Stefan Neubauer
Aufsichtsrat Andrii Stepanenko (Vors.)

Die Kathrein Privatbank ist im Bereich Private Banking tätig; Ihre Hauptgeschäftsfelder sind die Vermögensverwaltung für Privatpersonen, Unternehmen und Institutionen sowie der Aufbau und die Betreuung von Privatstiftungen. Weiterhin verwaltet sie eine Reihe von Publikums- und Spezialfonds.

Geschichte

Gründung bis 1945

Die Kathrein Privatbank wurde Anfang 1924 unter dem Namen Bankkommanditgesellschaft Kathrein & Co von Carl Kathrein gegründet.[3] Die Neugründung fand vor dem Hintergrund der Börsenkrise von 1924 statt, die die österreichische Wirtschaft und den Bankensektor destabilisierte, zum Zusammenbruch einer Reihe kleiner und mittlerer Banken führte und allfällige Neuregelungen des bis dahin weitgehend unregulierten Bankenwesens beschleunigte („Bankhaftungsgesetz“ 1924: Verschärfung der Haftpflicht für Vorstand und Großaktionäre von Banken, Konzessionspflicht für Privatbanken).[4][5]

1926 wurde die Konzession der Bank erweitert und der Firmenname auf Kathrein & Co Bank- und Kommissionsgeschäft geändert.

Nach dem Anschluss Österreichs 1938 kam es im österreichischen Privatbankensektor zu zahlreichen „Arisierungen“ und zwangsweisen Geschäftsauflösungen. Vor diesem Hintergrund beschlossen im März 1938 die jüdischen Gesellschafter des Bankhauses Reitler & Co. , einer der zehn größten Wiener Privatbanken, im Rahmen der Aktion Gildemeester Österreich zu verlassen. Dafür beauftragen sie die damals noch vergleichsweise kleine Kathrein Privatbank mit der stillen Liquidation ihres Unternehmens. Kathrein übernahm in diesem Zusammenhang die wenige Häuser entfernt liegenden Geschäftsräume von Reitler sowie die Mitarbeiter, soweit dies nach den NS-Gesetzen möglich war.[6][7]

1943 starb Carl Kathrein, und sein Sohn Rudolf Kathrein übernahm den Posten des persönlich haftenden Gesellschafters. 1943 und 1944 beteiligten sich drei bayerische Geschäftsleute sowie die Bayerische Vereinsbank an der Gesellschaft, die Kathrein Privatbank war damit mehrheitlich in deutschem Besitz.[4]

Nach 1945

1945 wurde zunächst ein öffentlicher Verwalter für das Bankhaus bestellt. Rudolf Kathrein verzichtete 1948 auf seine Anteile. Ab den 1950er Jahren wurde das Geschäft von den neuen Gesellschafterfamilien Schäfer und Wolzt geführt. Kathrein war nun neben dem Privatbankgeschäft auch in der Gewerbefinanzierung und als Veranlagungsinstitut für Versicherungen tätig.[4]

Im Jahr 1952 stellten die Erben der Eigentümer des Bankhauses Reitler & Co. Antrag auf ein Rückstellungsverfahren, in welchem das Bankhaus selbst, der Kundenstock, deren Erträgnisse, sowie das Liquidationshonorar von der Kathrein Privatbank zurückverlangt wurden. Dieser Antrag wurde von der Rückstellungskommission abgewiesen. 1955 kam es zu einem Vergleich zwischen den Bankhäusern mit Zahlung einer Entschädigungssumme.[4][8]

1977 wurde die Genossenschaftliche Zentralbank Wien (ab 1989 Raiffeisen Zentralbank Österreich AG) nicht-geschäftsführender Komplementär der Kathrein Privatbank. 1987 wurde das Bankhaus vollständig von der Raiffeisen-Bankengruppe übernommen und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1996 wurde Kathrein eine 100-prozentige Tochter der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG. 2010 wurde die Gesellschaft im Rahmen einer Umstrukturierung innerhalb der Raiffeisen-Gruppe auf die Raiffeisen Bank International AG übertragen.[4]

Bis 2011 agierte die Bankgesellschaft unter dem Firmennamen Kathrein & Co. Privatgeschäftsbank AG; im September dieses Jahres änderte sie ihren Namen in Kathrein Privatbank AG.[9][10]

Ebenfalls 2011 erwarb die Kathrein Privatbank 75 % der Anteile des Investmentmanagers Hypo Capital Management AG;[11] 2014 wurde diese Beteiligung auf 100 % aufgestockt. Die Hypo Capital Management AG wurde in Kathrein Capital Management AG (KCM) umbenannt, 2016 mit der ehemaligen Kathrein Vermögensverwaltungs GmbH verschmolzen und in eine GmbH umgewandelt.[12]

2023 gab die Bank bekannt, dass ein Mitarbeiter entlassen wurde, der seit den 1990er Jahren ca. 27 Millionen Euro veruntreut haben soll.[13]

Geschäftstätigkeit

Die Kathrein Privatbank hat ihren Sitz bis heute in der Wiener Innenstadt. Ergänzend zur Tätigkeit als Vermögensverwalter hat sich das Bankhaus auf den Sektor der österreichischen Privatstiftungen spezialisiert.[14][15][16]

Die Dienstleistungen der Kathrein Privatbank sind auf Unternehmer, Unternehmerfamilien und Privatstiftungen für Vermögen ab einer Million Euro ausgerichtet.[17] Das Leistungsspektrum umfasst die Erarbeitung von Anlagestrategien, die Vermögensverwaltung, die Beratung bei Stiftungsgründung und -leitung sowie die Beratung bei Unternehmensweitergabe, -kauf und -verkauf, Vererbung und Schenkung.[15]

Die Bank verwaltet eine Reihe von Publikums- und Spezialfonds.[18][19]

Unternehmensstruktur

Die Kathrein Privatbank AG gehört zur Raiffeisen Bankengruppe. Ihre Aktien werden zu 100 % von der Raiffeisen Bank International AG gehalten; zu über 99,99 Prozent ist dieser Anteilsbesitz vermittelt über den ausschließlichen Besitz einer Beteiligungsgesellschaft (der RBI KI Beteiligungs GmbH), die wiederum 100 % der Anteile am direkten Eigentümer, der RBI IB Beteiligungs GmbH hält.[20] Die Kathrein Privatbank AG ist seit 2014 Alleineigentümerin der Kathrein Capital Management GmbH.[12]

Literatur

  • Peter Eigner, Helmut Falschlehner, Andreas Resch: Geschichte der österreichischen Privatbanken. Springer VS, Wiesbaden 2018.
  • Peter Melichar: Neuordnung im Bankwesen: Die NS-Maßnahmen und die Problematik der Restitution. Oldenbourg Verlag, Wien 2004.

Einzelnachweise

  1. Abfrage für BLZ 19150. In: SEPA-Zahlungsverkehrs-Verzeichnis der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). (Neuladen des Browsers erforderlich.)
  2. Angabe im Geschäftsbericht der RZB Group (PDF; 3,4 MB), S. 64.
  3. Peter Eigner, Helmut Falschlehner, Andreas Resch: Geschichte der österreichischen Privatbanken. Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-20125-8, 3.3.7: Neugründungen nach 1923 in Wien, S. 185 ().
  4. Peter Eigner, Helmut Falschlehner, Andreas Resch: Geschichte der österreichischen Privatbanken. Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-20125-8, Anhang 1: Zusammenfassung der Geschichte der wichtigsten Privatbanken, S. 320 ff. ( [PDF]).
  5. Fritz Weber: Österreichs Banken in der Zwischenkriegszeit am Beispiel der Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe. Böhlau Verlag, Wien 2016, ISBN 978-3-205-78790-7, 2.7: Zerfall der Monarchie und Inflation – Bankprobleme in den Jahren der Stabilisierung, S. 147 ff. ().
  6. Peter Eigner, Helmut Falschlehner, Andreas Resch: Geschichte der österreichischen Privatbanken. Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-20125-8, 3.3.1: Die zehn größten Wiener Privatbanken zu Begin der 1920er Jahre, S. 130 ().
  7. Clemens Jabloner et al.: Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich. (PDF) Forschungsbericht der Historikerkommission der Republik Österreich (Wien, Januar 2003), S. 88. Historikerkommission der Republik Österreich, abgerufen am 28. September 2020.
  8. Peter Melichar: Neuordnung im Bankwesen: Die NS-Maßnahmen und die Problematik der Restitution. 2004, S. 154f.
  9. Aus Kathrein & Co. wird Kathrein Privatbank. In: Fonds Professionell. Nr. 3, 2011.
  10. Geschäftsbericht 2010 der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG. (PDF) (S. 93). Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  11. Andreas Michael: Raiffeisen baut Bankenreich aus: Kathrein Privatbank übernimmt Mehrheit an Hypo Capital Management HCM. In: www.biallo.at. 16. Mai 2011, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  12. Über uns. (Webseite der KCM GmbH). Abgerufen am 28. September 2020.
  13. An die 30 Millionen Euro bei Kathrein Privatbank verschwunden. Abgerufen am 4. Dezember 2023 (österreichisches Deutsch).
  14. Die großzügigen Stifter. In: Die Presse. 20. Februar, 2011 (diepresse.com).
  15. Österreichs wichtigste Privatbanken. Ein Überblick. In: Die Wirtschaft. Nr. 08, 2018, S. 18 (issuu.com).
  16. Hermann Sileitsch-Parzer: Wohin mit der verflixten Milliarde? In: kurier.at. 4. April 2017, abgerufen am 28. September 2020.
  17. Kathrein Privatbank Aktiengesellschaft. (PDF) (Kurzbeschreibung der Tätigkeit auf der Homepage der Raiffeisen Bankengruppe Österreich). Abgerufen am 28. September 2020.
  18. Herwig Wolf: Asset-Management - Boutique für Institutionelle Investoren. In: Raiffeisenzeitung. Nr. 43/44, 2017, S. IV (kathrein.at).
  19. Kathrein Privatbank AG: Synthese aus Privatbank und Asset Manager. In: Mein Geld (Sonderdruck). Nr. 3, 2013, S. 2 (mein-geld-medien.de [PDF]).
  20. Impressum der Webseite der Kathrein Privatbank. Abgerufen am 28. September 2020.

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