Katatonia

Katatonia ist eine 1991 gegründete Metal-Band aus Schweden.

Katatonia


Katatonia 2008 live beim Kuopio Rockcock
Allgemeine Informationen
Genre(s) Death Doom, Dark Metal,[1] Progressive Rock
Gründung 1991
Website http://www.katatonia.com/
Gründungsmitglieder
Jonas „Lord Seth“ Renkse
Anders „Blakkheim“ Nyström
Aktuelle Besetzung
Gesang
Jonas „Lord Seth“ Renkse
Gitarre
Anders „Blakkheim“ Nyström
Bass
Niklas „Nille“ Sandin (Tour-Ersatz seit 2009)
Schlagzeug
Daniel Moilanen (seit 2015)
Gitarre
Roger Öjersson (seit 2016)
Ehemalige Mitglieder
Bass
Israphel „Guillaume Le Huche“ Wing (1992–1995)
Gesang
Mikael Åkerfeldt (1996–1997)
Bass
Mikael Oretoft (1998–1999)
Schlagzeug
Dan Swanö (auf Tonight’s Decision)
Gitarre
Fredrik „North“ Norrman (1994–2009)
Bass
Mattias „Kryptan“ Norrman (1999–2009)
Gitarre
Per „Sodomizer“ Eriksson (2009–2014)
Schlagzeug
Daniel Liljekvist (1999–2014)
Katatonia-Mitglieder Anders „Blakkheim“ Nyström und Mattias Norrman 2005 in Polen

Zu Beginn spielte die Gruppe eine als Dark Metal bezeichnete[1] Mischung aus Doom Metal mit Black- und Death-Metal-Einflüssen, die neueren Alben werden als Dark Metal oder auch Progressive Rock bezeichnet. Der Name der Band leitet sich von der Krankheit Katatonie ab.

Geschichte

Jonas „Lord Seth“ Renkse und Anders „Blakkheim“ Nyström gründeten die Band um 1987 oder 1988, machten ein paar Probeaufnahmen und lösten die Band wegen Problemen mit der Besetzung wieder auf.[2] Im Jahr 1991 gründeten Renkse und Nyström Katatonia neu, was von der Band als eigentliches Gründungsjahr betrachtet[2] und inzwischen von ihr auch als solches angegeben wird.[3] Anfang Juli 1992 begaben Katatonia sich in Dan Swanös Gorysound Studio und spielten die Demoaufnahme Jhva Elohim Meth (hebräisch יהוה אלוהים מת ‚Gott ist tot‘) ein.[2] Diese wurde von Vic Records als Mini-CD mit dem Titel Jhva Elohim Meth… The Revival wiederveröffentlicht.[3] Anfang Dezember 1992 wurde der Bassist Israphel Bandmitglied und es wurden neue Lieder für das Debütalbum Dance of December Souls komponiert;[2] Ende 1992 schloss die Band einen Vertrag über ein Album mit No Fashion Records ab,[3] wo das im Frühling 1993 im Gorysound Studio aufgenommene[2] Debütalbum im Dezember 1993 erschien.[3]

Anfang 1994 nahm die Band das etwa zehnminütige Scarlet Heavens auf, das 1996 über Misanthropy Records als limitierte Split-10” mit Primordial erschien. Im Frühling 1994 bot die Plattenfirma Wrong Again Records Katatonia an, zu einem geplanten Sampler beizutragen, und die Band bekam ein Angebot für einen neuen Plattenvertrag von Avantgarde Music. Im Jahr 1995 erschienen die Stücke Black Erotica und Love of the Swan auf dem Sampler W. A. R. Compilation sowie die EP For Funerals to Come über Avantgarde Music.[3] Ein paar Monate nach dem Erscheinen der EP wurden die Aktivitäten Katatonias vorübergehend eingestellt. Renkse widmete sich während dieser Pause seinem neuen Seitenprojekt October Tide, während Nyström mit Diabolical Masquerade und Bewitched aktiv war.[3] Dennoch war er weiterhin unter anderem in Form von Interviews für Katatonia tätig; „My reason for doing this was simply that I didn’t want the band to fade away or even worse, to be abandoned as a band that had their good days already.“ Für Renkse sei ein zweites Katatonia-Album, das den Arbeitstitel Where Hearses Go… trug, nie ein abgeschlossenes Kapitel oder ein Mythos gewesen; es sollte im folgenden Sommer aufgenommen und als Soundtrack zum kommenden Herbst veröffentlicht werden.[4] Anfang 1996 wurde die Band wiedervereinigt. Mit dem ehemaligen October-Tide-Gitarristen Fred Norrman hatte die Band nun ein festes drittes Mitglied. In dieser Besetzung ging die Band erneut in Swanös inzwischen in Unisound umbenanntes Studio, jedoch „nur mit Ideen und einer verworrenen Vision“, aber ohne zuvor geschriebene Lieder. Nach zwei Wochen war das neue Album fertiggestellt, es trug nun den Titel Brave Murder Day. Den Gesang übernahm Mikael Åkerfeldt von Opeth. Nach einer Europatournee im Herbst 1996 ging die Band Anfang 1997 ins Sunlight Studio, da Swanös Studio geschlossen worden war. Dort wurde die EP Sounds of Decay aufgenommen, die von der Band produziert und von Tomas Skogsberg abgemischt wurde. Auch hier übernahm Åkerfeldt den Gesang.[3]

Mitte 1997 betraten Nyström, Renkse, Norrman und der neue Bassist Mikael Oretoft erneut das Sunlight Studio, um das nächste Album Discouraged Ones aufzunehmen. Hier übernahm Renkse neben dem Schlagzeug wieder den Gesang. Im Jahr 1999 bot die Plattenfirma Peaceville Records Katatonia einen Vertrag über fünf Alben an, und die Band ging mit Paradise Lost auf Skandinavientournee. Die Besetzung stabilisierte sich nun mit Mattias Norrman am Bass und Daniel Liljekvist am Schlagzeug. Nach dem 2003 erschienenen sechsten Studioalbum Viva Emptiness veröffentlichte die Band 2005 zwei Kompilationen: Brave Yester Days, über Avantgarde Music erschienen, zeigt die Frühphase von Katatonia (1991–1996), und die über Peaceville Records veröffentlichte 2-CD- und 1-DVD-Box The Black Sessions enthält ein Best-of der Band von 1998 bis 2003. Im Jahr 2006 folgte ihr siebtes Studioalbum The Great Cold Distance. Diesem folgten die Single Deliberation und eine Europatournee mit Novembre sowie eine Amerikatournee mit Moonspell. Zu den Singles Deliberation und July erschienen Musikvideos.[3] Gegen Ende des Jahres 2006 wurde ein Tributalbum veröffentlicht. Darauf befinden sich von anderen Bands gecoverte Lieder der Band. Diese CD trägt den Namen December Songs – A Tribute to Katatonia. Weiters erschien eine 5.1-Surround-Sound-Mix-Version des Albums The Great Cold Distance.

Am 28. Mai 2007 erschien die Live-DVD/CD Live Consternation. Diese enthält eine Aufzeichnung des Konzerts vom Summer Breeze, das am 17. August 2006 in Deutschland stattfand. Im Juli 2009 wurde das achte Studioalbum, Night Is the New Day, aufgenommen, wobei das Schlagzeug im Studio Mega eingespielt wurde und der Großteil der Aufnahmen in den Ghost Ward Studios stattfand; gemastert wurde es in den Fascination Street Studios.[3] Am 22. Dezember 2009 gab die Band den Ausstieg von Fredrik „North“ Norrman und Mattias „Kryptan“ Norrman bekannt. Beide verließen die Band ohne Streit und aus familiären Gründen. Für die angekündigten Konzerte wurden Gitarrist Per „Sodomizer“ Eriksson von Bloodbath und Bassist Niklas „Nille“ Sandin als kurzfristiger Ersatz verpflichtet.[5] Als feste Bandmitglieder waren sie auch am folgenden Album Dead End Kings und dessen semiakustischer Version Dethroned & Uncrowned beteiligt. Im Februar 2014 wurde allerdings schon Erikssons Ausstieg bekannt gegeben. Auf der Unplugged-Tour im Frühjahr 2014 soll Bruce Soord (The Pineapple Thief) für ihn einspringen, auf den Sommer-Festivals Tomas Åkvik. Im April 2014 kündigte Schlagzeuger Daniel Liljekvist an, die Band aus familiären Gründen zu verlassen. Ersetzt wurde er auf den "Dethroned & Uncrowned - Unplugged & Reworked"-Konzerten durch JP Asplund bzw. auf den Sommer-Festivals durch Daniel Moilanen.[6]

Musikstil und Texte

Um 1987/88 komponierten Lord Seth und Blakkheim Material im Stil von Bathorys Under the Sign of the Black Mark.[2] In der Phase ab 1991 waren sie von Bands wie Bathory, Fields of the Nephilim, Depeche Mode und den Frühwerken von Paradise Lost und The Cure inspiriert.[7] Frühe Bilder zeigen die Band mit Corpsepaint,[8] und ihr ursprünglicher Schriftzug enthielt ein umgedrehtes Pentagramm; die Musiker waren allerdings keine Satanisten[2][7] und ordneten sich nicht dem Black Metal zu;[2] Lord Seth erklärte, er glaube an die Nacht und es reiche ihm, zu wissen, wer er sei.[7] Sie äußerten sich allerdings antichristlich[2][7], und Blakkheim bezog sich auch auf die Wikinger.[2] Lord Seth erklärte entsprechend, Katatonias Musik sei schwarz,[7] aber kein Black Metal,[7] und bezeichnete sie als „Gothic Funeral Metal“.[7] Das gesamte Konzept der Band basiere auf dem Element Trauer.[2] Laut Renkse ist die Band „eine Philosophie geworden, zumindest für uns […]. Es ist dunkle und persönliche Musik und Texte, unabhängig von unserer Umgebung.“[3] Im A 1000 Years.. ...of lost pride and dignity wurden die Gitarren mit Laufzeitverzögerung als sehr atmosphärisch beschrieben, verbunden mit „weinenden Keyboards, massivem Bass, langsamem Schlagzeug“ und einem „helleren, emotionaleren Gesang als den üblichen Death-Grunts“ beschrieben.[2] Das Debütalbum Dance of December Souls wurde auch mit der Bezeichnung „Dark Metal“ beworben.[1] Es wurde im A 1000 Years.. ...of lost pride and dignity als „langsam, wohlgefällig, größtenteils melodiös und […] dunkel“ beschrieben.[9]

Auf der EP For Funerals to Come verarbeitete die Band starke Einflüsse aus dem Heavy Metal, der Gesang orientierte sich am nordischen Black Metal.[10] Auf Brave Murder Day entfernte die Band sich von den Black-Metal-Einflüssen; die Musik war nun weitaus minimalistischer und erzeugt durch sich häufig wiederholende, monotone Riffs eine hypnotisierende Wirkung. Den Growl-Gesang für das Album übernahm Opeth-Sänger Mikael Åkerfeldt, der auch noch auf der folgenden Mini-EP Sounds of Decay zu hören ist, während der frühere Haupt-Sänger Jonas Renkse lediglich für den eher spärlich eingesetzten klaren Gesang verantwortlich war. Das liegt daran, dass er nach eigener Aussage die Fähigkeit verloren habe, „richtige Death Metal-Schreie zu machen“. Frank Stöver schrieb sogar, dies sei nichtmal mehr ein Metal-Album, da die Musik sich eher dem Gothic Rock von Bands wie Fields of the Nephilim ähnele; es sei „eine gute Gothic-Veröffentlichung, aber ein schwaches Katatonia-Comeback“.[11]

Auf Discouraged Ones entfernte die Band sich von ihren Doom-Metal-Ursprüngen und nahm zahlreiche fremde Einflüsse unter anderem aus dem Gothic Rock und Dark Folk auf, und die Texte behandelten Gefühle des Verlusts, der Trostlosigkeit, Verzweiflung und Hoffnung.[3] Auf dem Album sang Renkse ausschließlich klar. Das Album legte somit den Grundstein für die stilistische Ausrichtung der weiteren Alben. Die Band entwickelte sich von Album zu Album weiter, aus dem anfänglichen Doom Metal mit Black-Metal-Einschlag wurde im Verlauf der Zeit progressiver Doom Rock, der auch verstärkt immer wieder als Dark Metal bezeichnet wird. Einflüsse wie Anathema sind dabei unüberhörbar.

Diskografie

Studioalben

Jahr Titel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  US  UK  SE
1993 Dance of December Souls
No Fashion Records
Erstveröffentlichung: 14. Dezember 1993
1996 Brave Murder Day
Avantgarde Music
Erstveröffentlichung: 1. August 1996
1997 Discouraged Ones
Avantgarde Music
Erstveröffentlichung: 27. April 1998
1999 Tonight’s Decision
Peaceville Records
Erstveröffentlichung: 31. August 1999
2001 Last Fair Deal Gone Down
Peaceville Records
Erstveröffentlichung: 8. Mai 2001
2003 Viva Emptiness
Peaceville Records
Erstveröffentlichung: 24. März 2003
2006 The Great Cold Distance
Peaceville Records
SE42
(1 Wo.)SE
Erstveröffentlichung: 13. März 2006
2009 Night Is the New Day
Peaceville Records
DE77
(1 Wo.)DE
SE39
(1 Wo.)SE
Erstveröffentlichung: 2. November 2009
2012 Dead End Kings
Peaceville Records
DE21
(3 Wo.)DE
AT25
(1 Wo.)AT
CH46
(1 Wo.)CH
US138
(1 Wo.)US
SE12
(3 Wo.)SE
Erstveröffentlichung: 27. August 2012
2016 The Fall of Hearts
Peaceville Records
DE11
(3 Wo.)DE
AT28
(1 Wo.)AT
CH48
(1 Wo.)CH
US188
(1 Wo.)US
UK70
(1 Wo.)UK
SE31
(1 Wo.)SE
Erstveröffentlichung: 20. Mai 2016
2020 City Burials
Peaceville Records
DE6
(3 Wo.)DE
AT10
(1 Wo.)AT
CH12
(2 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 24. April 2020
2023 Sky Void of Stars
Napalm Records
DE5
(2 Wo.)DE
AT13
(1 Wo.)AT
CH3
(3 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 20. Januar 2023

Quellen

  1. „Their flyer best best describes this godly band, "Sorrowfilled and harmonous Northern Dark Metal."“ Katatonia-"Dance of December Souls" CD. In: Petrified 'Zine, Nr. 2, Winter 1993, S. 4.
  2. Katatonia. Jhva Elohim Meth. In: A 1000 Years.. ...of lost pride and dignity. The Epitaph for religious propaganda, Nr. 1.
  3. Biography, abgerufen am 20. Dezember 2012.
  4. Frank Stöver: Diabolical Masquerade/Bewitched. In: Voices from the Darkside, Nr. 9, 1996, S. 37.
  5. Significant changes underway (Memento vom 3. September 2012 im Internet Archive), 22. Dezember 2009, abgerufen am 20. Dezember 2012.
  6. DANIEL LILJEKVIST LEAVES KATATONIA. 17. April 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. März 2016; abgerufen am 26. September 2014 (englisch).
  7. "Jhva Elohim Meth" demo '92: This debut demo really took me by storm. Abgerufen am 14. Mai 2010 (englisch). (aus dem Emanzipation [1993])
  8. Photo Gallery 1991-2000 page 2 (Memento vom 8. März 2012 im Internet Archive), abgerufen am 23. Januar 2013.
  9. "Dance of December Souls". Jhva Elohim Meth. In: A 1000 Years.. ...of lost pride and dignity. The Epitaph for religious propaganda, Nr. 1.
  10. Katatonia- "For Funerals To Come"- MCD ‘ 95. In: Kill Yourself!!! Magazine, Nr. 4, 1995, S. 41.
  11. Frank Stöver: KATATONIA. Brave Murder Day. In: Voices from the Darkside, Nr. 10, 1997, S. 26.
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