Kastell Cășeiu

Kastell Cășeiu (antiker Name Samum) war ein römisches Hilfstruppenlager auf dem heutigen Gemeindegebiet von Cășeiu (ung. Alsókosály) im Kreis Cluj in der Region Siebenbürgen in Rumänien.

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Kastell Cășeiu
Alternativname Samum
Limes Dakischer Limes
Abschnitt A / VI / 28[1]
Datierung (Belegung) A) 101/102 bis 211/217
211/217 bis 270/275
Typ A) Kohortenkastell
B) Kohortenkastell
C) Benefiziarierstation[2]
Einheit A) Cohors II Britannorum (?)[3]
B) Cohors I Britannica[4]
Cohors II Britannorum (?)[3]
Größe A) ungesichert
B) 165 × 165 m
C) unbekannt
Bauweise A) Holz-Erde-Lager
B) Steinkastell
C) unbekannt
Ort Cășeiu
Geographische Lage 47° 11′ 10,4″ N, 23° 50′ 15,5″ O
Höhe 241 m
Vorhergehend Kastell Tihău
(westlich, A / VI / 27)
Anschließend Kastell Ilișua
(östlich, A / VI / 29)
Rückwärtig Kastell Gherla
(südlich, B / 97)
Samum am dakischen Limes

Lage

Etwa anderthalb Kilometer südwestlich des Ortes Cășeiu, bei der Mündung des Baches Sălătruc in den Someș (Somesch) gelegen, diente das Kastell der Überwachung des Warenverkehrs auf dem Someș im Norden der dakischen Provinz Dacia Porolissensis. Im heutigen Siedlungsbild befindet sich das Kastell auf dem von den Einheimischen Cetătele genannten Areal.

Archäologische Befunde

Archäologische Untersuchungen fanden in den Jahren 1925/1926 unter der Leitung von Petre P. Panaitescu, zwischen 1980 und 1982 unter Dan Isac sowie zwischen 1994 durch Dan Isac und Adriana Isacu statt.[5] Dabei konnten zwei Bauphasen und eine Reparaturphase differenziert werden.[6]

Holz-Erde-Lager

In der ersten Bauphase war das Lager mit seinen Ecken in die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Es war von einer 8,50 m breiten und 1,45 m hohen Holz-Erde-Mauer umgeben, vor der sich zwei Gräben als Annäherungshindernisse befanden. Die genauen Abmessungen konnten nicht mehr ermittelt werden, sie dürften aber denen der folgenden Steinbauphase in etwa entsprochen haben. Die Errichtung des Holz-Erde-Lagers, vermutlich durch die Cohors II Britannorum[3], ließ sich auf die frühe Okkupationszeit (um 101/102) datieren.[7]

Steinkastell

Vermutlich unter Caracalla (211 bis 217) wurde das Holz-Erde-Lager durch ein Steinkastell ersetzt. Das Bauwerk mit einem quadratischen Grundriss von 165 Metern und abgerundeten Ecken war von einer anderthalb Meter dicken Steinmauer in der Technik des Opus incertum umgeben, die mit halbrund hervorspringenden Seiten- und Tortürmen (5 × 8 m), trapezförmigen Ecktürmen (10 × 2 × 2 × 12,5 m) und achteinhalb Meter breiten Seitentoren (Porta principalis sinistra und Porta principalis dextra) mit doppelten Durchfahrten besetzt war. Demgegenüber gewährten das Haupttor (Porta praetoria) und das rückwärtige Tor (Porta decumana) nur Durchfahrbreiten von 4,50 m beziehungsweise 3,50 m. Wie das Holz-Erde-Lager war auch das Steinkastell mit seinen Ecken in die vier Himmelsrichtungen orientiert. Bei seiner Errichtung war der Graben des Vorgängerbauwerks zugeschüttet, und die Steinmauer genau über dieser Verfüllung errichtet worden. Dieser bautechnische Fehler führte schon bald dazu, dass Reparaturmaßnahmen erforderlich wurden, von denen auch die Tor- und Seitentürme betroffen waren.[8][9]

Im Innenbereich des Kastells konnten einige Gebäude identifiziert werde. Die Principia (Stabsgebäude) umfassten mit ihren Abmessungen von 24 m mal 30 m eine Fläche von 720 m² und besaßen ein Atrium. Rechts der Principia befand sich das Praetorium (Kommandantenwohnhaus). In der Praetentura (vordere Lagerhälfte) wurden insgesamt fünf Mannschaftsbaracken identifiziert, die aus ungebranntem Lehm konstruiert waren. In der rechten Kastellhälfte befand sich ein Horreum (Speichergebäude).[10]

Die Errichtung des Kastells erfolgte vermutlich durch die Cohors I Britannica, die auch in der Folgezeit zur Stammbesetzung des Kastells wurde.[4] Sein Ende fand das römische Militärlager im Zusammenhang mit der Aufgabe der dakischen Provinzen unter Aurelian (270 bis 275).[10]

Vicus

Westlich und östlich des Kastell erstreckte sich der Vicus, die Zivilsiedlung, in der sich die Wohnquartiere der Angehörigen von Soldaten, der Veteranen, Handwerker, Händler, Schankwirte, Prostituierten und anderer Dienstleister befanden.[10]

Benefiziarierstation

Neben dem Kohortenkastell muss in Cășeiu eine Benefiziarierstation existiert haben, wovon die hohe Anzahl entsprechender Weiheinschriften Zeugnis ablegt.[2]

Limesverlauf

Der mit Wachtürmen und Kleinkastellen ausgebaute Limes Porolissensis verläuft in rund zwölf Kilometern Luftlinie nördlich des Kastells Cășeiu. Östlich des nord-südlich verlaufenden Tals zwischen Kastell und Limes konnten bislang 10 verschiedene Limesbauwerke identifiziert werden.[11]

Nr. Name/Typ Ort Beschreibung/Zustand
RO077Kastell CășeiuCășeiusiehe oben
RO026WachturmChiuești, Muncelul ChiueștiuluiDas Fundament des Turmes ist gut erhalten und im Gelände sichtbar. An der Oberfläche finden sich reichlich Keramikscherben und luftgetrocknete Ziegel.
RO024WachturmCiceu-Corabia, PonițaDie Turmstelle wurde vollständig ausgegraben, wobei mehrere Bauphasen und ein Annexgebäude dokumentiert wurden. Das Fundspektrum reichte vom frühen zweiten bis zum späten dritten Jahrhundert. Es gab keine poströmischen Straten. Das den Turm umgebende Wall- und Grabensystem wurde konserviert.
RO031WachturmCiceu-Poieni, Dealul PoduluiKegelförmiger Turm, der zu 20 % durch Abholzungen beschädigt ist.
RO087WachturmNegreni, PodireuAus der Limeslinie deutlich nach Norden vorgeschobener Wachturm. Ohne vorherige Dokumentation zerstört. Die exakte Position kann nicht mehr ermittelt werden, da die fortgeschrittene Zerstörung und die wild wuchernde Vegetation eine Beobachtung unmöglich machen.
RO027WachturmDumbrăveni, Vârful RunculuiDie Ruine ist sehr schlecht erhalten und ihre Strukturen wurden durch landwirtschaftliche Arbeiten beschädigt. Auch sind Spuren der Ausgrabungen, die Anfang der 1970er Jahre vorgenommen worden waren vorhanden. An der Oberfläche kann man einige kreisförmige Ausprägungen mit starken Verbrennungsspuren und wenig Keramikscherben wahrnehmen.
RO028WachturmNegrilești, Dealul SflederuluiDer Befund besitzt beeindruckende Dimensionen und ist sehr gut erhalten. Es gibt jedoch keine Reste von Ziegeln oder Stein an der Oberfläche, lediglich einige Brandspuren sind wahrnehmbar.
RO029KleinkastellNegrilești, Cetatea lui Negru-VodăIm beginnenden 19. Jahrhundert oder früher wurden auf der Fundstelle mehrere Häuser erbaut, so dass heute von den Strukturen kaum noch etwas wahrnehmbar ist.
RO030WachturmNegrilești, Cornul MaluluiDie Turmruine und der sie umgebende Graben sind noch sichtbar. Bei Untersuchungen in den frühen 1970er Jahren wurden einige römische Keramikscherben erwähnt. Die Strukturen sind zu 80 % durch schwere Abholzungen zerstört.
RO033WachturmPurcărete, Fața CarpenuluiDer Turm hat eine runde Form. Das Steinmauerwerk und der Graben sind noch sichtbar. Die Strukturen sind zu 10 % durch Abholzung beschädigt.
RO034WachturmCiceu-Poieni, Strunga GăvojdenilorVollständig zerstörte Turmstelle. 1973 war der Turm mit rechtwinkligem Grundriss untersucht worden, es wurde nur eine Holzbauphase ermittelt.
RO035WachturmCiceu-Poieni, Podul MilcoieiVollständig zerstörter Turm. In den 1970er Jahren war der Wall der Turmstelle archäologisch untersucht worden.
RO025ArcobaraIlișuasiehe Hauptartikel Arcobara

Fundverbleib und Denkmalschutz

Die archäologische Funde des Ortes befinden sich im Muzeul Național de Istorie a Transilvaniei (Nationalmuseum der Geschichte Transsilvaniens) in Cluj-Napoca (Klausenburg) und dem Muzeul Municipal (Städtischen Museum) in Dej (Burglos).[12]

Die gesamte archäologische Stätte und im Speziellen das Kastell stehen nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmäler unter Schutz und sind nit dem LMI-Code CJ-I-s-B-06996.01 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[13] Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii şi Patrimoniului Naţional), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.

Siehe auch

Literatur

  • Christian Gazdac und Dan Isac: The auxiliary forts from Samum (Căseiu) and Gilău. Editura Mega, Cluj-Napoca 2007, ISBN 978-973-1868-03-5, S. 11–28, 51–70, 129–148, 183f., sowie Tafeln I bis III, (Digitalisat).
  • Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2, 1997, S. 51–53, (Digitalisat).
  • Dan Isac und Felix Marcu. Die Truppen im Kastell von Cășeiu: cohors II Br(ittanorum) milliaria und cohors I Britannica milliaria cR equitata Antoniniana. Proceedings of the XVIIth International Congress of Roman Frontier Studies, Zalău. 1997.
  • Dan Isac: Castrul roman de la Samum-Cășeiu. The Roman auxiliary fort Samum-Cășeiu. Editura Napoca Star. Cluj-Napoca 2003.
  • Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 53–70.

Einzelnachweise

  1. Strecke/Abschnitt/Kastellnummer (nach Nicolae Gudea, 1997).
  2. AE 2006, +01124, AE 2004, +01183, CIL 03, 00822, CIL 03, 00823, CIL 03, 00825, CIL 03, 00826, CIL 03, 00827, AE 1957, 00326, AE 1957, 00328 und AE 1957, 00329.
  3. AE 1990, 00851.
  4. CIL 03, 00821, AE 1929, 00001, AE 1983, 00862, online, online und online.
  5. Untersuchungsberichte der Jahre 1994 bis 2016 auf der Webseite des Institutul Național al Patrimoniului (rumänisch), abgerufen am 3. Januar 2019.
  6. Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2, 1997, S. 51–53, (Digitalisat).
  7. Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2, 1997, S. 51, (Digitalisat).
  8. Casei bei net4u.ro (Memento vom 15. November 2012 im Internet Archive) Kastell Cășeiu bei net4u.ro (rumänisch)
  9. Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2, 1997, S. 51f., (Digitalisat).
  10. Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2, 1997, S. 52, (Digitalisat).
  11. Fundstellen RO024 bis RO030, RO031, RO033 bisRO035, RO077 und RO087 auf der Webseite limesromania.ro des Nationalen Limesprogramms (englisch, rumänisch), abgerufen am 11. Januar 2019.
  12. Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. (PDF; 5,8 MB) Abgerufen am 2. Januar 2019.
  13. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe (rumänisch), abgerufen am 2. Januar 2019.
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