Kärntner Nudel
Die Kärntner Nudel (kärntner slowenisch koroški krapi, Mehrzahl[1]) ist ein dünn ausgewalzter Nudelteig, der zu einer bis zu faustgroßen Tasche geformt und mit verschiedenen Zutaten gefüllt wird.
Varianten
Kärntner Nudeln gibt es mit verschiedensten Füllungen, von herzhaft bis süß, angefangen von der „Kasnudel“ (mit einer Topfen-Kartoffel- bzw. Topfen-Semmelwürfel-Füllung, gewürzt mit Minze und/oder „Keferfil“ (Kerbel)) über die Fleischnudel, die Erdäpfelnudel (mit Kartoffel-Füllung) und die „Herrnpilznudel“ (mit Steinpilz-Füllung) bis zu den süßen Apfelnudeln (Apfel-Zimt-Füllung) und Kletzennudeln (gedörrte Birnen mit Topfen). Die für die klassische Füllung der „Kasnudel“ verwendete Minze ist Mentha gentilis (Braune Minze oder Nudelminze), eine praktisch nur als Kulturpflanze vorkommende Hybride aus Mentha arvensis und Mentha spicata.
„Krendeln“
Das typische Merkmal dieser traditionellen Nudeln ist der „gekrendelte“ Rand. Als (Ab-)Krendeln oder auch Grandeln wird das Abdichten durch zackenartiges Zusammendrücken der gegeneinander liegenden Teigränder beschrieben. Bezeichnend für die Bedeutung, die einem schön gekrendelten Rand in der Vergangenheit zugemessen wurde, kursierte in Kärnten der Spruch: „A Dirndle, dås nit krendeln kån, kriegt kan Månn.“[2] Die traditionelle Zubereitungsart gilt als arbeitsaufwändig.
Verbreitung
Kärntner Nudeln kamen vor allem am Freitag, dem in der katholischen Tradition fleischlosen Wochentag, auf den Tisch. Heute sind die Kärntner Nudeln in Haushalten und der Gastronomie des Landes weit verbreitet, häufig in der Form von industriell gefertigter Kühlkost.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Aufzeichnung stammt aus dem Jahre 1753 aus Spittal an der Drau, womit jedoch die Annahme nicht bewiesen ist,[3] dass Oberkärnten der Ursprung der Kärntner Nudel ist. Der Fachmann im Kärntner Landesarchiv sieht darin doch belegt, dass Oberkärnten der Ursprung der Kärntner Nudel sein muss. Auch der Privatsekretär der Udineser Vikare des Patriarchen von Aquileia, Paolo Santonino, berichtete bereits 1485 auf seiner ersten Reise durch Oberkärnten (Reisetagebücher) von den „gefüllten Teigwerken“ dieser Region.
Ähnliche Teigwaren
Die kleineren Kärntner Schlickkrapfen, meist mit Fleischfülle, und die Schlutzkrapfen aus Tirol, sind den Kärntner Nudeln ähnlich. In Größe, Form und Füllungsvielfalt ähneln sie den polnischen „Pierogi ruskie“ oder „Piroschki“ aus Galizien bzw. den Wareniki in Russland und der Ukraine. Ähnliche Rezepte für die Herstellung von gefüllten Teigwaren findet man auch in anderen Teilen Europas und auch in Asien, etwa im nördlichen China.
Literatur
- Lia Miklau: Kärntner Kochbüchl. 6. unveränderter Nachdruck. Klagenfurt, Verlag Johannes Heyn, 1984, 161 Seiten, ISBN 3-85366-202-1
Einzelnachweise
- http://members.chello.at/heinz.pohl/Sprachinseln.htm
- Kärntner Nudeln. Von Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer. In: WDR.de. 10. August 2019, abgerufen am 12. August 2019 (vgl. Video).
- Die Kärntner Nudel (Memento des vom 14. Dezember 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf teigtaschen.at, abgerufen am 3. Dezember 2010
Weblinks
- Kärntner Kasnudeln, Schlick-/Schlutzkrapfen. Eintrag Nr. 176 im Register der Traditionellen Lebensmittel des österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
- "Bäuerliche Speisenzubereitung - Kärntner Nudeln" (1968) - Ethnographischer Film aus der Sammlung des Österreichischen Bundesinstituts für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF) im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek