Karoline Engelhard

Karoline Engelhard (* 25. Oktober 1781[1] in Kassel; † 14. September 1855 in Kassel) war eine deutsche Schriftstellerin.

Herkunft

Engelhard war die älteste Tochter des Johann Philipp Engelhard und seiner Frau Philippine Engelhard, geb. Gatterer.[2] Sie hatte neun Geschwister, darunter den Bruder Wilhelm Gotthelf Engelhard und die Schwester Luise, die den Magdeburger Kaufmann Johann Gottlob Nathusius heiratete.

Leben

Engelhard wuchs im väterlichen Haus in gutbürgerlichen, aufgrund der großen Kinderzahl der Eltern jedoch bescheidenen Verhältnissen in Kassel auf. Von Ende April 1805 bis September 1806 war sie als Kindermädchen bei Sophie Mereau, der damaligen Ehefrau von Clemens Brentano in Heidelberg. Mereau übte einen starken Einfluss auf sie aus.[3]

Sie war eine pädagogische Autorin[4]. Bekannt wurde sie als Verfasserin von „Juliens Briefen“, wenngleich sie diese zunächst unter dem Pseudonym Julie veröffentlichte. Ihre Identität wurde 1824 in Philippi's Merkur (Literaturblatt Nr. 5) aufgedeckt. Friedrich Wilhelm Strieder, der Engelhard in Marburg zusammen mit Sophie Mereau kennengelernt hatte, bestätigte das Pseudonym in seiner Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten-, Schriftsteller- und Künstler-Geschichte.

Engelhard versucht, Poesie mit der sie umgebenden Realität zu verbinden, was nicht einfach war, da: "...die Poesie ... Freiheit (will), die strenge Sittlichkeit legt eherne Fesseln an; ich konnte keine von beiden lassen, und das einzige Vereinigungsmittel wurde auch nur eine Schmerzens-Saat, da es nicht gab, was beide Prinzipe wollten ... wie wenige Bewohner der poetischen Welt sind wahrhaft glücklich; die meisten gehen einen Dornenweg, welchem die Harmonie beider Welten fehlt ...", wie sie Strieder schrieb[5]. Gemäß dem zeitgenössischen Literaturhistoriker Heinrich Kurz .. entwickelte (sie) in ihren Romanen eben so viel Geist als Gemüth ....[6]

Einzelne ihrer Werke wurden in verschiedenen Zeitungen und Sammelwerken veröffentlicht, so dem Morgenblatt (1808)[7], Taschenbuch für Damen (Tübingen 1809), Gubitz' Der Gesellschafter (1817), Zeitung für die elegante Welt (1822 und 1823) und der Dresdner Morgen-Zeitung.[5] Engelhard schrieb auch Texte für Lieder, wie „Amen“ und „Wenn ich in's Bettchen steige“[8].

Die Künstlerin lebte in Kassel und zeitweise in Blankenburg im Harz. Sie hielt sich jeweils längere Zeiträume bei ihrer Schwester Luise in Althaldensleben auf und war oft zu Besuch in Berlin, Dresden (bei einer anderen Schwester und bei Elisa von der Recke[9]) und Marburg.[10]

Engelhard war mit den Brüdern Grimm, die eine Zeit lang gegenüber dem Engelhard'schen Vaterhaus in Kassel lebten, und Franz Christoph Horn befreundet.[11] Sie blieb nach einer unglücklichen Liebe unverheiratet, begründete die „Engelhard'schen Stiftung für unvermählte Töchter“ und hatte keine Nachkommen.

Werke

  • Gesammelte Briefe von Julien, Leipzig 1806–1809, 4 Auflagen
  • Der Oberförster Kraft und seine Kinder, Darstellungen der Häuslichkeit und Liebe, Von der Verfasserin von Juliens Briefen, Leipzig 1817, 2 Auflagen
  • Lebensbilder. Von der Verfasserin der gesammelten Briefe von Julien, beinhaltet: Die literarische Hausfrau, Helmina, Der Väter Sitte, Die Wahl, Der Weiberfeind, Das Testament. Leipzig 1818, 2 Auflagen
  • Erzählungen von der Verfasserin von Juliens Briefen, beinhaltet: Viola (Mährchen), Südliebe (Wahre Begebenheit), Die Sängerin (Wahre Geschichte), Die Grossmutter (Wahre Geschichte), Die Zigeunerin (Wahre Begebenheit), Die Männerfeindin, Die Christbescherung. Braunschweig 1821
  • Bunte Reihe. Sammlung kleiner Erzählungen, von der Verfasserin von Juliens Briefen, beinhaltet: Die lebendige Todte und todte Lebendige, Schach Nadir, Der Brief, Der Hypochonder, Das Ballkleid, Die Reise in's Bad, Magdeburg 1823
  • Juliens Nachlass, Von der Verfasserin von Juliens Briefen, Leipzig 1844

Literatur

  • Franz Brümmer: Deutsches Dichterlexikon. Biographische und bibliographische Mittheilungen über deutsche Dichter aller Zeiten. Krüll, Eichstätt u. a. 1876–1877.
  • Franz Brümmer (Bearb.): Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten von den ältesten Zeiten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Reclam, Leipzig 1884.
  • Friedrich Raßmann: Friedrich Raßmann's kurzgefaßtes Lexikon deutscher pseudonymer Schriftsteller. Von der ältern bis auf die jüngste Zeit aus allen Fächern der Wissenschaften. Nauck, Leipzig 1830.
  • Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts. Brockhaus, Leipzig 1823–1825.
  • Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte. Seit der Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten. 1780–1863.
  • Ruth Stummann-Bowert (Hrsg.): Philippine Engelhard, geb. Gatterer (1756-1831), „Laß die Dichtkunst mich begleiten bis zum letzten Lebensgang“. Königshausen & Neumann, Würzburg 2008, ISBN 978-3-8260-3922-5.
  • Journal des Luxus und der Moden. Teutsche Literatur, Besprechung von "Lebensbilder". Erzählungen von K. Engelhard. (Leipzig, bei H. Gräff), Jahrgang 34, Mai, Friedrich Justin Bertuch, Weimar 1820[12]

Einzelnachweise

  1. Hinweise auf ein Geburtsdatum 1775 sind als falsch anzusehen, da sich die Eltern erst 1779 kennenlernten
  2. gem. Wolfgang Ollrog (Bearbeitung): Johann Christoph Gatterer, der Begründer der wissenschaftlichen Genealogie. Eine Untersuchung der bisher bekannten Quellen und Veröffentlichungen über seine Herkunft, sein Leben und Werk sowie seine Nachkommen. Im Auftrag der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft mit dem Sitz in Göttingen, Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete mit Praktischer Forschungshilfe. 47. Jahrgang, Heft 81/82, Februar 1981, C. A. Starke Verlag (Hrsg.): Limburg/Lahn 1981, S. 41.
  3. gem. Karl Ludwig Friedrich Gödeke: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Dritter Band, Erstes Heft, L. S. Ehlermann, Dresden 1863, S. 148.
  4. gem. Stefan Brakensiek: Fürstendiener, Staatsbeamte, Bürger: Amtsführung und Lebenswelt der Ortsbeamten in niederhessischen Kleinstädten 1750-1830. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-35677-3, S. 435.
  5. Karl Wilhelm Justi: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten-, Schriftsteller- und Künstler-Geschichte vom Jahre 1806-1830, Fortsetzung von Strieder's Hessischer Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte und Nachträge zu diesem Werk. Chr. Garthe, Marburg 1831, S. 99 f.
  6. gem. Heinrich Kurz: Geschichte der deutschen Literatur mit ausgewählten Stücken aus den Werken der vorzüglichsten Schriftsteller. Dritter Band, Teubner, Leipzig 1859, S. 528.
  7. gemeint ist vermutlich das „Morgenblatt für die gebildeten Stände
  8. gem. The Lied and Art Song Text Page bei Recmusic.org (Memento des Originals vom 20. Februar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.recmusic.org
  9. Recke kannte Philippine Engelhard und war vermutlich Patin der jüngsten Schwester von Karoline Engelhard, Elise, gem. Ruth Stumann-Bowert (Hrsg.): Philippine Engelhard ... siehe LitVerz.
  10. gem. Marita Metz-Becker: Schreibende Frauen. Marburger Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts. Band 31 aus: Magistrat der Stadt Marburg (Hrsg.): Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur. Marburg 1990, S. 6 und S. 77.
  11. gem. Ruth Michaelis-Jena: The brothers Grimm. London 1970, ISBN 0-7100-6449-7, S. 48.
  12. gem. Journal des Luxus und der Moden. bei Urmel-dl (Universität Jena)
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