Karl Wolffsohn
Karl Wolffsohn (geboren 16. Mai 1881 in Wollstein, Provinz Posen; gestorben 6. Dezember 1957 in West-Berlin) war ein deutscher Verleger und Kinobetreiber.
Leben
1908 gründete Wolffsohn das Verlagshaus Lichtbild-Bühne (Fachorgan für das Interessengebiet der kinematographischen Theaterpraxis) in Berlin. Die Zeitschrift wurde 1940 mit dem Film-Kurier zwangsvereinigt.
1919 wurde Wolffsohn Mitgründer und -eigentümer (10 Prozent) an den Varietétheatern Scala und Plaza in Berlin.[1] Ab 1928 betrieb er das Kino Lichtburg in Essen, welches er zur Arisierung auf Druck der NSDAP 1934 zu einem Zehntel des Wertes an das damals halbstaatliche Filmunternehmen Ufa verkaufen musste. Seit 1931 betrieb er das Kino Lichtburg in Berlin, welches 1939 ebenfalls arisiert wurde.
1937 erwarb Wolffsohn mit Hilfe amerikanischer Investoren die Berliner Wohnanlage Gartenstadt Atlantic einschließlich des Lichtspielhauses, die von 2001 bis 2005 von seinem Enkel, dem Historiker und Publizisten Michael Wolffsohn, aufwendig restauriert wurde.
Vom August 1938 bis zum März 1939 befand sich Wolffsohn in Schutzhaft. Unmittelbar nach seiner Entlassung floh er mit seiner Frau Recha (1886–1972) nach Palästina, wo Sohn Willy (später Seew) schon seit 1936 lebte und Landwirtschaft betrieb. Michael wurde 1947 in Tel-Aviv (bald darauf Israel) geboren.
Im Dezember 1949 kehrte Wolffsohn nach Deutschland zurück, um das durch die Nationalsozialisten Geraubte zurückzuerkämpfen. Das gelang nur teilweise. Für die unter Nötigung verkaufte Essener Lichtburg wurde er nicht entschädigt. Die Prozesse zogen sich bis 1962 hin, so dass Karl Wolffsohn deren Ende nicht mehr erlebte. Sie wurden von seinem Sohn Max (1919–2000) abgeschlossen.
Am 13. Dezember 2023 wurde an seinem ehemaligen Wohnort, am Ufer des Stölpchensees in Berlin-Wannsee, eine Gedenktafel enthüllt.
Gedenken
- Stele in der Behmstraße in Berlin-Gesundbrunnen
- Skulptur "Phantom der Lichtburg" von Benita Braun-Feldweg und Matthias Muffert in der Behmstraße in Berlin-Gesundbrunnen
- Gedenktafel an der Friedrichstraße, Berlin-Kreuzberg
- Gedenktafel am Franz-Mehring-Platz in Berlin-Friedrichshain
- Gedenktafel an der Hubertusbrücke, Berlin-Wannsee
Literatur
- Ulrich Döge: "Er hat eben das heiße Herz": Der Verleger und Filmunternehmer Karl Wolffsohn. Tredition Verlag, Hamburg 2016, ISBN 978-3734553103
- GUBK e.V. (Herausgeber), Jens Schnauber (Autor), Michael Wolffsohn (Vorwort): Die Arisierung der Scala und Plaza. Varieté und Dresdner Bank in der NS-Zeit. Weidler Buchverlag, Berlin 2002, ISBN 3-89693-199-7
- Fabian Riedel: Und abends in die Scala! Karl Wolffsohn und der Varietékonzern SCALA und PLAZA 1919 bis 1961. Aufstieg, »Arisierung«, »Wiedergutmachung«. Bebra Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-95410-232-7
- Michael Wolffsohn: Deutschjüdische Glückskinder. Eine Weltgeschichte meiner Familie. Deutscher Taschenbuchverlag, München 2017, ISBN 978-3-423-28126-3
- Wolffsohn, Karl. In: Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933: Ein biographisches Handbuch. 2. Auflage. Berlin : De Gruyter, 2020, S. 562f.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Wolffsohn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Fabian Riedel: „Braun“ und „Rot“ – Akteur in zwei deutschen Welten. Der Jurist Dr. Walter Neye (1901–1989). Eine Fallstudie mit Einzelheiten zum Leben und Vermächtnis von Karl Wolffsohn (inkl. eines Fotos)
Einzelnachweise
- Fabian Riedel: Und abends in die Scala!: Karl Wolffsohn und der Varietékonzern SCALA und PLAZA 1919 bis 1961. Aufstieg, „Arisierung“, „Wiedergutmachung“. Hrsg.: be.bra wissenschaft. Auflage: 1 (14. Januar 2019). be.bra wissenschaft, Berlin 2019, ISBN 978-3-95410-232-7, S. 370.