Karl Sapper

Karl Theodor Sapper (auch Carl Sapper; * 6. Februar 1866 in Wittislingen; † 29. März 1945 in Garmisch-Partenkirchen) war ein reisender Sammler, Antiquar, Geograph, Geologe, Ethnologe und Linguist in Mesoamerika um 1900.

Karl Sapper, um 1910

Leben

Karl Theodor Sappers Eltern waren Rosine Kutter und August Sapper, Besitzer einer Hammerschmiede. Sein Bruder war Richard August Sapper (1862–1912), der nach Guatemala auswanderte und dort Besitzer großer Kaffeeplantagen wurde.

Karl Sapper studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Ravensburg von 1884 bis 1888 Naturwissenschaften und Geologie. Während seines Studiums wurde er Mitglied des AGV München.[1] In München schloss er sein Studium mit der Dissertation Über die geologischen Verhältnisse des Juifen und seiner Umgebung mit besonderer Berücksichtigung der Liasablagerung ab.

Von 1889 bis 1893 hielt er sich bei seinem Bruder Richard in Guatemala auf, wo er zunächst als Verwalter einer Kaffeepflanzung seines Bruders tätig war. Gemeinsam mit Erwin Paul Dieseldorff (1866–1940) unternahm er zahlreiche archäologische Ausgrabungen in Mittelamerika. 1893 arbeitete Sapper kurzzeitig als Landesgeologe in Mexiko, von 1894 bis 1900 erneut in Guatemala sowie an weiteren Orten in der mittelamerikanischen Region. 1900 habilitierte er sich bei Friedrich Ratzel in Leipzig mit einer Arbeit über Über die geologische Bedeutung der tropischen Vegetationsformen in Mittelamerica und Südmexico. 1902 erhielt er den Ruf an die Universität Tübingen und wurde zunächst a. o. Professor und 1907 ordentlicher Professor für Geographie. Im folgenden Jahr unternahm er im Auftrag des Reichskolonialamtes zusammen mit dem Ethnologen Georg Friederici eine Forschungsreise zum Bismarckarchipel. 1910 erhielt er einen Lehrstuhl für Geographie und Ethnologie an der Universität Straßburg und wechselte nach der Ausweisung 1919 an die Universität Würzburg.

Sapper betrieb in den Jahren seines Aufenthaltes in Mesoamerika neben der Geologie auch Vulkanologie und Linguistik[2]. Zu Sappers Beitrag zur Wissenschaft der mesoamerikanischen Sprachen gehört seine These vom Ursprung der mesoamerikanischen Sprachen, den er 1912 im Grenzgebiet zwischen Chiapas und Guatemala verortete[3]. Die Wiege des Proto-Maya stand demnach wahrscheinlich in der Sierra de los Cuchumatanes. Es gibt im Ethnologischen Museum in Berlin eine Sammlung Sapper[4][Anmerkung 1].

Karl Sapper verstarb 1945 im Alter von 79 Jahren und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Garmisch im Nordwesten von Garmisch-Partenkirchen.[5]

Sonstiges

Karl Sapper war ein Großonkel des Stuttgarter Industriedesigners Richard Sapper, der ein Enkel seines Bruders Richard August Sapper war.[6]

Nach Karl Sapper sind zwei mittelamerikanische Schlangenarten benannt: Amastridium sapperi (Natter aus der Unterfamilie Dipsadinae) und Micrurus diastema sapperi (eine Korallenottern-Unterart).[7]

Ehrungen

Werke

  • Katalog der geschichtlichen Vulkanausbrüche. Straßburg 1917 (Digitalisat).
  • Allgemeine Wirtschafts- und Verkehrsgeographie. Leipzig/Berlin: Teubner, 1930 (Digitalisat).

Anmerkungen

  1. wo ein Huipil von 1890 gefunden wurde
    Fiesta de la Guelaguetza in Oaxaca, México, wo die Mehrheit der Frauen Huipiles tragen.

Nicht ausgewertete Literatur

  • Gudrun Schumacher: Nachlässe, Manuskripte, und Autographen im Besitz des IAI. Ibero-Amerikanisches Institut, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin 2004.
  • K. Kris Hirst: Karl Sapper. In: Ian Shaw, Robert Jameson (Hrsg.): A Dictionary of Archaeology. Blackwell Publishers, Malden, Massachusetts, 2002, s. v.
  • N. von Drygalski: [Nekrolog auf Karl Sapper], in: Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1944–48. 1948, S. 208–210.
  • Franz Termer: Karl Theodor Sapper, 1866–1945. Leben und Wirken eines deutschen Geographen und Geologen (= Lebensdarstellungen deutscher Naturforscher. Band 12). Barth, Leipzig 1966.
  • Wilfried Krempien: Auf den Spuren der Tropenlandwirte und Maya-Forscher in Guatemala: Erwin-Paul Dieseldorff (1866–1940), Dr. Karl Sapper (1866–1945) und Hans Westendorff (1864–1928). In: Ursus. Mitteilungsblatt des Zoovereins und des Zoos Schwerin. 18. Jahrgang, Heft 1 (August 2012), S. 49–70.

Einzelnachweise

  1. Verband Alter SVer (VASV): Anschriftenbuch. Mitgliederverzeichnis sämtlicher Alten Herren. Stand vom 1. Oktober 1937. Hannover 1937, S. 177.
  2. Lyle Campbell: American Indian Languages: The Historical Linguistics of Native America (Oxford Studies in Anthropological Linguistics, 4). Oxford University Press, New York 1997, ISBN 0-19-509427-1. Data sources (Memento des Originals vom 21. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/maya.hum.sdu.dk listed by author.
  3. María Teresa Fernández de Miranda: Handbook of Middle American Indians, Vol. 5: Linguistics. Norman A. McQuown, Inventory of Classificatory Materials pages 63–78 1968, ISBN 0-292-73665-7, S. 75.
  4. Julia Montoya Investigadora de mitos y creeciasancestrales transmitidos en los textiles in der Sonntagsbeilage der Prensa Libre vom 21. September 2007 PDF (Memento vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive)
  5. knerger.de: Das Grab von Karl Sapper
  6. Peter Sapper (1922–1981) und seine Sioux-Schuhfabriken. In: peter-sapper.de, abgerufen im Oktober 2022.
  7. Bo Beolens, Michael Watkins, Michael Grayson (Hrsg.): The Eponym Dictionary of Reptiles. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2011, S. xiii u. S. 296.
  8. Michaela Schmölz-Häberlein: Karl Sapper. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 435 f. (Digitalisat).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.