Karl Neumann (Offizier)
Karl Neumann (* 22. Dezember 1887 in Kattowitz; † 4. Februar 1979) war ein deutscher Kapitänleutnant der Kaiserlichen Marine, der wegen der Versenkung des Lazarettschiffs Dover Castle in den Leipziger Prozessen angeklagt wurde.
Leben
Militärkarriere
Karl Neumann trat am 3. April 1907 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein[1] und wurde auf dem Schulschiff Moltke ausgebildet. Am 21. April 1908 erhielt er seine Ernennung zum Fähnrich zur See. Er wurde am 28. September 1910 zum Leutnant zur See und am 27. September 1913 zum Oberleutnant zur See befördert.[2] Später war er bis Mai 1915 Adjutant und Wachoffizier auf der Graudenz und kam dann bis Dezember 1915 zur Ausbildung an die U-Boots-Schule. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Neumann am 15. Dezember 1915 Kommandant des Unterseeboots UB 13. Ab dem 8. März 1916 wurde er bis zum 4. April 1916 Kommandant der UB 2. Am 27. April 1916 wurde Neumann Kommandant von UB 6, was er bis zum 21. Juli 1916 blieb. Vom 17. August 1916 bis zum 2. Dezember desselben Jahres war er Kommandant von UB 40. Ab dem 10. Dezember 1916 wurde er Kommandant von UC 67. Am 26. Mai 1917 gab er, als Kommandant des Unterseebootes UC 67, den Befehl die Dover Castle, ein britisches Lazarettschiff zu versenken. Beim Untergang starben sieben Besatzungsmitglieder.[3] Am 15. Februar 1918 wurde er zum Kapitänleutnant befördert und ihm das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern[1] verliehen. Zuvor hatte man ihn bereits mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.[1] Bis zum 14. Juni 1918 diente er noch als Kommandant der UC 67, bis er am 11. Juni desselben Jahres bis zum 30. Oktober 1918 das Kommando über die UB 129 übernahm. Am 24. November 1919 wurde er aus der Marine entlassen. Neumann versenkte von Februar 1916 bis zum September 1918 mit sechs U-Booten insgesamt 73 Schiffe mit 110.408 BRT.[4]
Nach dem Krieg arbeitete Neumann u. a. als Kaufmann in Breslau.
Während der Leipziger Prozesse wurde Neumann unter dem Vorwurf vor dem Reichsgericht angeklagt, dass er das Lazarettschiff Dover Castle torpediert hatte. Auf deutscher Seite gab es keine Kenntnis, dass ein Lazarettschiff auf dieser Route unterwegs war.[3] Für diesen Fall hatte die deutsche Admiralität die feindlichen Hospitalschiffe im Mittelmeer unter Verdacht des Missbrauchs durch die Alliierten zu Kriegsschiffen erklärt und Neumann somit nur diesen Befehl befolgt. Diese Sichtweise, verbunden mit dem Antrag auf Freispruch, nutzte der Ankläger, Oberreichsanwalt Ludwig Ebermayer, am 12. Mai 1921 in seiner Anklageschrift.[5] Ohne Voruntersuchung und nach nur zweistündiger Verhandlung wurde der Fall abgeschlossen. Das Gericht folgte der Anklage und Neumann wurde am 21. Juni 1921 freigesprochen.[6]
1928 überführte er als Kommandant eines der zwei Boote, welche auf dem UB III-Typ basierenden Birinci İnönü-Klasse und welche durch die IvS in der Werft Fijenoord in Rotterdam gebaut worden waren, in die Türkei. Am 22. Mai 1928 liefen beide Boote aus Rotterdam aus und erreichten nach 18 Tagen Istanbul.[7]
1936 wurde er, nun unter dem Namen Neumann-Stapenhorst, als E-Offizier und Korvettenkapitän (E) (Beförderung am 1. April 1933)[8] für die Kriegsmarine reaktiviert und kam zur Wehrwirtschaftsinspektion IX nach Kassel[8], wo er auch Abteilungsleiter wurde. 1939 wurde er Kommandeur des Rüstungskommandos Troppau und dann 1941/42 Kommandeur des Wehrwirtschaftskommandos Hirschberg. Am 1. März 1942 wurde er zum Kapitän zur See befördert.[9] Für ein Jahr war er dann im Stab der Inspektion für wehrwirtschaftliches Ersatz- und Ausbildungswesen und kam dann bis kurz vor Kriegsende 1945 als Wehrwirtschaftsoffizier zum Wehrkreiskommando XX und zur Rüstungsinspektion XX (Danzig). Bis Kriegsende war er dann zur Verfügung der Kriegsmarinedienststelle Hamburg.[10]
Familie
Er war verheiratet und führte nach der Heirat bis zum Tod seiner ersten Ehefrau 1940 den Doppelnamen Neumann-Stapenhorst. Am 8. April 1943 heiratete er Elisabeth Lührs.[10]
Literatur
- Marine-Offizier-Verband (Hrsg.), Albert Stoelzel: Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine. 1914–18. Thormann & Goetsch, Berlin 1930, S. 290.
Einzelnachweise
- Rangliste der Kaiserlich Deutschen Marine für das Jahr ... Mittler & Sohn, 1918, S. 49 (google.de [abgerufen am 28. März 2022]).
- Vollständige Dienstaltersliste (Anciennetätsliste) der Offiziere des deutschen Reichsheeres, der kaiserlichen Marine und der Kaiserlichen Schutztruppen. August Kopfer., 1914, S. 19 (google.com [abgerufen am 28. März 2022]).
- Anna H. Albrecht, Julia Geneuss, Alix Giraud, Erol Pohlreich: Strafrecht und Politik: 6. Symposium Junger Strafrechtlerinnen und Strafrechtler. Nomos Verlag, 2018, ISBN 978-3-8452-8376-0, S. 118 (google.com [abgerufen am 28. März 2022]).
- Kaiserliche Marine: U-Boote 1914-1918
- Malte Wilke: Staatsanwälte als Anwälte des Staates?: Die Strafverfolgungspraxis von Reichsanwaltschaft und Bundesanwaltschaft vom Kaiserreich bis in die frühe Bundesrepublik. Vandenhoeck & Ruprecht, 2015, ISBN 978-3-8470-0463-9, S. 117 (google.com [abgerufen am 28. März 2022]).
- https://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w1_bsb00000052_00758.html
- Eberhard Rössler: Geschichte des deutschen Ubootbaus. J. F. Lehmann, 1975, ISBN 978-3-469-00507-6, S. 131 (google.com [abgerufen am 12. April 2022]).
- Kriegsmarine Oberkommando: Rangliste der Deutschen Kriegsmarine. E.S. Mittler, 1936, S. 157 (google.com [abgerufen am 12. April 2022]).
- Das Archiv; Nachschlagewerk für Politik, Wirtschaft, Kultur. S. 1046 (google.com [abgerufen am 12. April 2022]).
- Chroniken der deutschen Marinebesatzung, 1891–1918. Marineschule Mürwik