Karl Jakob Heinrich Brenner
Karl Jakob Heinrich Brenner (* 19. Mai 1895 in Mannheim; † 14. Februar 1954 in Karlsruhe) war ein deutscher Offizier, zuletzt SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei im Zweiten Weltkrieg.[1] Brenner ist in der Nachkriegsliteratur auch unter dem Namen Karl-Heinrich Brenner bekannt.
Leben
Jugend und Erster Weltkrieg
Brenner war der Sohn des Kaufmanns Georg Jakob Brenner und dessen Ehefrau Anna Elisabeth, geborene Leucht.
Nach seinem Schulbesuch einschließlich seines Abiturs begann Brenner ein Studium an der Technischen Hochschule. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich am 3. August 1914 als Freiwilliger beim 2. Badischen Feldartillerie-Regiments Nr. 30, das in Rastatt stationiert war. Vom 17. Oktober 1914 bis zum November 1918 nahm Brenner als Angehöriger des Feldartillerie-Regiments „von Scharnhorst“ (1. Hannoversches) Nr. 10 an den Kämpfen an der Ost- wie an der Westfront teil. Ab 1917 war er Zug- und Batterieführer sowie Regimentsadjutant.
In der Weimarer Republik
Nach Kriegsende kehrte Brenner in die Heimat zurück. Nach viermaliger Verwundung und dem Verlust des linken Auges galt er als zu 30 % kriegsbeschädigt. Dennoch war Brenner vom 15. Januar 1919 bis zum 1. April 1920 Mitglied eines Freikorps, des „Badischen Freiwilligen-Bataillon Ost“, und zählte damit zu den Angehörigen der sogenannten „Schwarzen Reichswehr“.
Am 1. September 1919 wurde Brenner in die Vorläufige Reichswehr der Weimarer Republik übernommen. Dort wurde er im Infanterie-Regiment 17 und in der Infanterie-Begleit-Brigade 61 eingesetzt. Brenner nahm im März 1920 aktiv am sogenannten Kapp-Putsch teil.
Am 1. April 1920 verließ Brenner die Reichswehr und trat in den badischen Polizeidienst ein. Dort gehörte er erst der Sicherheitspolizei (SiPo) als Zug- und Hundertschaftsführer an, war dann bei der badischen Polizei mehrere Jahre Sportoffizier und nahm dabei auch an verschiedenen Wettkämpfen teil. Er wurde mehrfacher Landesmeister im 10.000-Meter-Lauf sowie mehrfacher Polizeimeister im Skilauf.
Im Nationalsozialismus
Im Jahr 1926 kam Brenner in Kontakt mit den Nationalsozialisten. So trat er noch im gleichen Jahr der badischen Hitlerjugend als HJ-Kameradschaftsführer bei. Der HJ gehörte er aktiv bis zum 31. März 1935 an und am 16. August 1933 erfolgte seine Ernennung zum HJ-Bannführer im NSDAP-Gau Baden.
Zum 1. Mai 1933 trat Brenner in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 3.460.685).[2] Im Zuge seiner Offiziersausbildung nahm er Anfang 1935 in Berlin an einem Lehrgang an der Landespolizei-Führerschule teil. So wurde Brenner bereits im Februar 1935 in Berlin als Leiter der Zentralabteilung im Reichsstab der preußischen Landespolizei eingesetzt und war bis September 1936 der Adjutant von Kurt Daluege. Dieser schlug ihm vor, der SS beizutreten.
Am 11. April 1935 heiratete Brenner seine Verlobte Ursula Monigner. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder, ein Sohn und zwei Töchter hervor. Zwischen 1935 und 1939 durchlief Brenner mehrere Positionen innerhalb der Polizei. So nahm er auch im September 1935 in Ulm an eine Reserveübung beim Artillerie-Regiment 41 teil. Am 11. November 1935 wurde Brenner mit RDA vom 9. November zum Polizei-Major befördert. Im Oktober 1936 wechselte Brenner von der Sicherheitspolizei zur Schutzpolizei (SchuPo) über und bekam dort den Charakter eines Oberstleutnants der Schutzpolizei verliehen. Die Regelbeförderung zu diesem Dienstgrad wurde am 20. April 1937 durchgeführt, als Brenner nun zum Oberstleutnant der Schutzpolizei (mit Wirkung vom 1. April 1937 und RDA vom 20. April 1937) ernannt wurde. Zwischen dem 12. und 22. März 1938 gehörte er der berittenen Schutzpolizei-Gruppe in Österreich an.
Am 13. April 1938 stellte Brenner seinen Aufnahmeantrag in die SS, in die er bereits am 1. Juli des gleichen Jahres aufgenommen wurde (SS-Nr. 307.786) und erhielt in einer Direktbeförderung durch Heinrich Himmler den Dienstgrad eines SS-Obersturmbannführers verliehen. Seine für die SS-Aufnahme benötigten Leumund-Zeugen waren Kurt Daluege und Josef Dietrich, mit dem er sich auch privat anfreundete. Brenner wurde nun als „SS-Führer beim Stab SS-Hauptamt“ geführt, dem er offiziell bis zum 8. Mai 1945 angehörte. Am 11. September 1938 erhielt er in einer erneuten Direktbeförderung mit Wirkung vom 1. Juli 1938 den Dienstgrad eines SS-Oberführers verliehen. Zwischen Januar und August 1939 wurde Brenner als „Gruppenleiter Sport im Kommandoamt des Hauptamt Ordnungspolizei“ eingesetzt. Noch 1939 trat er dem SS-Verein „Lebensborn“ bei. Seinen letzten Polizeidienstposten vor dem Zweiten Weltkrieg hatte er als Kommandeur an der Polizeisportschule in Berlin-Spandau, der er zwischen dem 1. August 1939 und Februar 1940 offiziell angehörte.
Am 20. April 1939 erhielt Brenner seine Beförderung zum Oberst der Schutzpolizei (mit Wirkung vom 1. April 1939 und RAD vom 20. April 1939), der am 4. Mai die Beförderung zum SS-Standartenführer (mit Wirkung vom 20. April 1939) folgte.
Zweiter Weltkrieg
Am 1. September 1939 nahm Brenner beim deutschen Überfall auf Polen teil, als er als Kommandeur des 3. Polizei-Regimentes eingesetzt wurde. Dieses wurde nach dem deutschen Sieg in Warschau stationiert und am 19. Oktober 1939 offiziell in „Polizei-Regiment Warschau“ umbenannt. Ab dieser Zeit begannen Brenners Aufstieg in der SS und aktive Einbindungen in die nationalsozialistische Unterdrückungspolitik. Brenner wurde nun im Warschauer Gebiet Kommandeur der Ordnungspolizei. Diesen Posten hatte er bis zum März 1940 inne. Gleichzeitig war Brenner auch Stabschef beim Befehlshaber der Ordnungspolizei in Krakau, wovon aus das sogenannte Generalgouvernement gesteuert wurde.
Im März 1940 wurde Brenner in das Hauptamt Ordnungspolizei zurückberufen, am 9. März zur Artilleriestandarte der SS-Division Totenkopf abgeordnet und dort am 12. März 1940 als Kommandeur eingesetzt. Doch wurde seine Abordnung zu den SS-Totenkopfverbänden bereits am 27. April 1940 widerrufen und Brenner erneut zum Hauptamt Ordnungspolizei abkommandiert.
Im Mai 1940 übernahm Brenner die Führung des SS-Polizei-Artillerie-Regimentes in der SS-Polizei-Division. Im Oktober 1941 wurde er bei Leningrad durch eine Minenexplosion schwer verwundet und zur Rehabilitation in das SS- und Polizeilazarett in Berlin-Lichterfelde eingewiesen. Dort verblieb er bis zum 28. Oktober und aufgrund seiner erlittenen Kriegsverletzungen war erst als vorerst nicht „frontfähig“ eingestuft worden. So wurde Brenner am 9. November 1941 zum SS-Oberführer ernannt und aus der Polizei-Division entlassen. Er hielt zeitgleich mit der Ernennung zum Oberführer den Charakter eines Generalmajors der Polizei verliehen. Am 26. November 1941 wurde seine Ehe mit Ursula Moninger geschieden, die ihrerseits 1942 den Freund und einstigen Leumunds-Zeugen ihres Ex-Mannes, Josef Dietrich, heiratete.
Am 1. Dezember 1940 wurde Brenner mit Wirkung vom 1. November Befehlshaber der Waffen-SS „Nordwest“ in Den Haag und war zugleich Kommandeur der Ersatz-Einheiten der SS-Polizei-Division. Vom 1. Februar bis zum 17. März 1942 war er „Inspektor der Ordnungspolizei beim Höheren SS- und Polizeiführer Alpenland“ (Wehrkreis XVIII) in Salzburg. Im Anschluss daran wurde er bis zum 20. November 1943 bei dem BdO Alpenland im sogenannten „Bandenkampf“ eingesetzt. Fast zeitgleich, vom 1. Juli bis zum 7. Oktober 1942, wurde Brenner zum Aufstellungsstab des neu aufzustellenden „SS-Generalkommando“ abkommandiert, welches am 14. September 1942 in „Generalkommando SS-Panzerkorps“ umbenannt wurde. Dort war er bis zum 1. Februar 1943 auch Kommandeur der Artillerie.
Zwischen November und Dezember 1942 gehörte Brenner der „Kampfgruppe Hafen Toulon“ an, die für die geplante Übernahme des Hafens Toulon gebildet wurde, die jedoch durch die Selbstversenkung der Vichy-Flotte am 27. November 1942 verhindert wurde. Am 19. Januar 1943 erfolgte die Eheschließung Brenners mit Ursula Spielhagen geborene Bueb, aus dieser Ehe ging eine gemeinsame Tochter hervor. Am 1. Februar des gleichen Jahres kehrte er ins Hauptamt Ordnungspolizei zurück und wurde am 7. März 1943 erneut Befehlshaber der Ordnungspolizei beim Höheren SS- und Polizeiführer „Alpenland“, wo er vermutlich auch beim „Bandenkampf“ in Kärnten und der Obersteiermark verwendet wurde.
Seit dem 15. Dezember 1943 war Brenner Befehlshaber der Ordnungspolizei im Reichskommissariat Ukraine und zugleich seit dem 10. Februar 1944 stellvertretender Kommandeur der „Kampfgruppe Prützmann“. Am 27. März 1944 stellte Brenner mit der „Polizei-Kampfgruppe Brenner“ seinen eigenen Verband zur „Verbrechens- und Bandenbekämpfung“ auf. Doch wurde dieser bereits am 29. März aufgelöst und am 17. April 1944 als „Gruppe Brenner“ reaktiviert. Diese unterstand dem XIII. Armeekorps der 4. Panzerarmee der Heeresgruppe Nord und stand erneut unter dem Kommando von Brenner.
Kriegsende und Nachkriegszeit
Zwischen dem 6. Juni und dem 23. Juli 1944 war Brenner der militärische Führer der „Bandenkampfaktionen“ des Höheren SS- und Polizeiführer „Russland-Mitte“ und „Weißruthenien“, Curt von Gottberg. Dieser setzte Brenner bereits am 2. Juli als „Führer der Gruppe Gottberg“ ein. Fast zeitgleich wurde Brenner Anfang Juli 1944 Vertreter des Chefs der Bandenkampfverbände. Nach diversen Einsätzen war er vom 1. September 1944 bis zum 10. März 1945 Kommandeur der 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“ und wurde daraufhin bis zum 2. April 1945 als Interims-Kommandeur verwendet, da sein Nachfolger, der SS-Standartenführer Franz Schreiber, die Truppe nicht mehr erreichte. Die 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“ ergab sich am 2. April 1945 den amerikanischen Truppen und Brenner kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft lebte Brenner mit seiner Familie in Karlsruhe, wo er sich auch politisch zu betätigen begann. So war er 1953 im Bundestagswahlkreis Karlsruhe-Stadt der Bundestagskandidat des rechtsextremistischen Wahlbündnisses „Dachverband der Nationalen Sammlung“. Brenner verstarb am 14. Februar 1954 aufgrund eines Herzversagens.
Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Silberne Karl Friedrich-Militär-Verdienstmedaille
- Oldenburgisches Ehrenkreuz II. und I. Klasse
- Ritter II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen mit Schwertern
- Preußische Militärverdienstmedaille II. Klasse am Kämpferband
- Verwundetenabzeichen (1918) in Silber
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Goldenes Ehrenzeichen der HJ (Nr. 12.410)
- Olympia-Ehrenzeichen 2. Klasse
- Deutsches Reiterabzeichen in Silber
- Deutsches Reichssportabzeichen in Gold
- Abzeichen der DLRG
- SS-Zivilabzeichen (Nr. 164.277)
- Ehrenwinkel der Alten Kämpfer
- SS-Totenkopfring
- Julleuchter der SS
- SS-Dienstauszeichnung
- Polizeidienstauszeichnung 2. Stufe
- Ehrendegen des Reichsführers SS
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Kriegsverdienstkreuz II. und I. Klasse mit Schwertern
- Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
- Verwundetenabzeichen (1939) in Gold
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Deutsches Kreuz in Gold am 16. Juni 1944[3]
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 27. Dezember 1944[3]
Literatur
- Dermot Bradley (Hrsg.), Andreas Schulz, Günter Wegmann: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei. Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang. Band 1: Abraham–Gutenberger. Biblio Verlag. Bissendorf 2003. ISBN 3-7648-2373-9. S. 163–167.
Weblinks
Einzelnachweise
- Karl Brenner war in der letzten regulären SS-Dienstaltersliste (9. November 1944) der einzige Divisionskommandant im Generalsrang, der dort nicht die Bezeichnung „SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS“ innehatte. In der Vorschlagsliste Heinrich Himmlers für die Verleihung des Ritterkreuzes sowie nach dessen Verleihung (31. Dezember 1944) wurde Brenner sowohl in der großen als auch in der kleinen Ritterkreuzkarteikarte als „SS-Gruppenführer Generalleutnant der Waffen-SS und Polizei“ geführt.
- Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/4420281
- Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 243.