Karl Biecker

Karl Biecker (* 26. August 1859 in Köln[1]; † 1927 ebenda[2]; vollständiger Name: Karl Wilhelm Biecker; die Schreibweise des Rufnamens variiert zwischen Karl und Carl) war ein deutscher Architekt und Eisenbahn-Baubeamter.

Herkunft

Karl Biecker war ein Sohn des Juristen Carl August Biecker (1828–1910). Aus Hückeswagen stammend, trat sein Vater nach einer ersten juristischen Laufbahn an den Landgerichten Köln und Elberfeld 1863 als Assessor und Notariatskandidat aus dem Staatsdienst aus und als Assistent bei der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft in Köln ein. Mit deren Verstaatlichung wurde er im Jahre 1880 in den Vorstand der staatlichen Nachfolgerin dieser Privatgesellschaft, der Königlichen Eisenbahndirektion Köln linksrheinisch, berufen. Biecker schied als Geheimer Regierungsrat aus dem Dienst.

Beruflicher Werdegang

Karl Biecker besuchte in Köln das Apostelgymnasium, das er 1879 mit der bestandenen Reifeprüfung verließ.[3] Unter Einschluss der einschlägigen Praktika bei arrivierten Architekturateliers legte Biecker als Kandidat der Baukunst im Juni 1884 zunächst die Erste Staatsprüfung mit darauffolgender Ernennung zum Regierungsbauführer (Referendar)[4] und im Oktober 1889 auch die Zweite Staatsprüfung ab, in deren Folge er zum Regierungsbaumeister (Assessor) des Hochbaufachs ernannt wurde.[5]

Als Regierungsbaumeister, d. h. noch als Beamter auf Probe, wurde Biecker 1899 seitens der Königlichen Eisenbahndirektion Köln mit der Anfertigung von Entwurfsskizzen für den neuen Koblenzer Hauptbahnhof betraut.[6] Um angesichts fehlender freier Stellen innerhalb des Dienstbereichs der Eisenbahndirektion Köln das Problem einer definitiven Anstellung Bieckers zu umgehen, wurde er im Oktober 1900 pro forma als Kreisbauinspektor für den Baukreis Wollstein bei Posen eingestellt.[7] Dieses Amt war seit einem halben Jahr unbesetzt. Praktisch wurde er dort jedoch durch Regierungsbaumeister Hans Lottermoser vertreten. Biecker selbst war zeitgleich auftragsweise mit den Bahnhofshochbauten in Koblenz befasst. Im Frühjahr 1901 zum Königlichen Landbauinspektor ernannt,[8] wurde er nach Abschluss der Koblenzer Arbeiten noch im selben Jahr 1902 mit vier weiteren Bahnhofsbauten betraut: Entwurf und Leitung der Ausführung der Hauptbahnhöfe in Krefeld, Mönchengladbach und Rheydt sowie Umbau und Erweiterung des Hauptbahnhofs in Neuss. Zu diesem Zweck wurde Biecker zum Oktober 1902 als Vorstand der Bauabteilung für Eisenbahnhochbauten nach Krefeld versetzt.[9] Noch vor Abschluss aller dortigen Arbeiten erfolgte im April 1906 seine offizielle Versetzung zur Königlichen Eisenbahndirektion Köln.[10]

Ab 1904 liefen die Planungen zur Errichtung eines neuen zentralen Eisenbahndirektions-Gebäudes, denn bisher waren die Eisenbahnbeamten unter anderem in verschiedenen Gebäuden der privaten Vorgängergesellschaften untergebracht. Mit Beginn der Bauarbeiten nach seinem Entwurf, die auch von ihm geleitet wurden, erhielt Biecker Ende des Jahres 1906 die Charakterisierung als Königlich Preußischer Baurat IV. Klasse.[11] An weiteren Auszeichnungen wurde ihm aus Anlass der Fertigstellung des Neubaus der Eisenbahndirektion Köln der Rote Adler-Orden IV. Klasse verliehen.[12] Das Direktionsgebäude samt Präsidentenvilla wurde Bieckers bedeutendste Bauaufgabe. Der 1913 vollendete und trotz Kriegbeschädigung noch in weiten Teilen erhaltene Bau prägt noch heute die Rheinpromenade der nördlichen Kölner Altstadt.

Mit Bieckers Ernennung zum Regierungs- und Baurat im Frühjahr 1911 war auch sein Aufstieg zum Direktionsmitglied verbunden[13]; in der Folge verantwortete er zahlreiche Hochbauten in deren Dienstbereich. 1927 starb er als Oberregierungsbaurat im Ruhestand.[14]

Werk (Auswahl)

  • 1898–1899: Synagoge in Oberhausen, Friedensstraße 24 (1938 zerstört)[15]
  • 1899–1902: Hauptbahnhof Koblenz (erste Entwurfsskizzen, und nach Umarbeitung durch den Landbauinspektor Fritz Klingholz, dieser unter Leitung des Geheimen Oberbaurats Paul Thoemer und später des Geheimen Baurats Alexander Rüdell, die weitere Entwurfsausarbeitung und schließlich Bauausführung durch Biecker)
  • 1902–1907: Hauptbahnhof Krefeld (Bauleitung bis 1906)
  • 1905–1908: Hauptbahnhof Mönchengladbach (Bauleitung bis 1906)
  • 1906–1907: Hauptbahnhof Rheydt (Bauleitung bis 1906)
  • bis 1906: Hauptbahnhof Neuss
  • 1906–1913: Verwaltungs- und Dienstgebäude der Königlichen Eisenbahndirektion Köln, Konrad-Adenauer-Ufer 3 (Entwurf und Ausführung unter Hilfe der Regierungsbaumeister Adolph Kayser und Martin Kießling; die Oberleitung lag in Händen von Rüdell)[16][17][18]
  • 1911–1914: Bahnhof Köln-Deutz (heute Bahnhof Köln Messe/Deutz; mit Unterstützung des Regierungsbaumeisters Hugo Röttcher)[19]
  • 1914: Entwurf für Eingangsgebäude-Gruppe und Wasserturm des Eisenbahnausbesserungswerks Jülich

Literatur und Quellen

  • Zentralblatt der Bauverwaltung, Jahrgänge 1884 bis 1927
  • Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgänge 1901 bis 1903 und 1906f.
  • Zeitschrift für Bauwesen, Beilage Statistische Nachweisungen, Jahrgänge 1910, 1911 und 1915
  • Das Apostelgymnasium zu Köln. 75 Jahre im Dienste Deutscher Jugenderziehung 1860-1935. Köln 1935.
  • Köln. Bauliche Entwicklung 1888-1927. Berlin 1927. (Reprint: Köln 1987, ISBN 3-88375-965-4)
  • Elfi Pracht-Jörns: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Teil 2, Regierungsbezirk Düsseldorf. (= Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland, Band 34.2.) Köln 2000, ISBN 3-7616-1444-6.
  • Hans Peter Schwanke: Architekturführer Krefeld. Krefeld 1996, ISBN 3-9804181-4-6.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Landesarchiv NRW, Rheinland, Personenstandsarchiv, Zivilstandsregister, LG Köln, StA Köln, G 2654/1859
  2. Zentralblatt der Bauverwaltung, 47. Jahrgang 1927, Nr. 15 (vom 13. April 1927), S. 180.
  3. Festschrift 1935. S. 186, Nr. 249.
  4. Zentralblatt der Bauverwaltung, 4. Jahrgang 1884, Nr. 24 (vom 14. Juni 1884), S. 241.
  5. Zentralblatt der Bauverwaltung, 9. Jahrgang 1889, Nr. 44 (vom 2. November 1889), S. 411.
  6. Zentralblatt der Bauverwaltung, 23. Jahrgang 1903, Nr. 47 (vom 13. Juni 1903), S. 289–293.
  7. Zentralblatt der Bauverwaltung, 20. Jahrgang 1900, Nr. 81 (vom 13. Oktober 1900), S. 490.
  8. Zentralblatt der Bauverwaltung, 21. Jahrgang 1901, Nr. 27 (vom 6. April 1901), S. 165.
  9. Zentralblatt der Bauverwaltung, 22. Jahrgang 1902, Nr. 79 (vom 4. Oktober 1902), S. 481.
  10. Zentralblatt der Bauverwaltung, 26. Jahrgang 1906, Nr. 29 (vom 7. April 1906), S. 181.
  11. Zentralblatt der Bauverwaltung, 26. Jahrgang 1906, Nr. 103 (vom 22. Dezember 1906), S. 103.
  12. Zentralblatt der Bauverwaltung, 33. Jahrgang 1913, Nr. 31 (vom 19. April 1913), S. 205.
  13. Zentralblatt der Bauverwaltung, 31. Jahrgang 1911, Nr. 37 (vom 6. Mai 1911), S. 225.
  14. Zentralblatt der Bauverwaltung, 47. Jahrgang 1927, Nr. 15 (vom 13. April 1927), S. 180.
  15. Quelle: Stadtarchiv Oberhausen, 22/86
  16. Zentralblatt der Bauverwaltung, 33. Jahrgang 1913, Nr. 95 (vom 29. November 1913), S. 645–649, und Nr. 99 (vom 13. Dezember 1913), S. 685–689.
  17. Zeitschrift für Bauwesen, 65. Jahrgang 1915, Statistische Nachweisungen, V. Verwaltungsgebäude, S. 8.
  18. Köln 1927, S. 27 und 31f.
  19. u. a. Kölner Stadtanzeiger, Nr. 520 IV. vom 10. November 1913.
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