Kamptokormie

Unter Kamptokormie, auch latinisiert Camptocormia, von altgriechisch κάμπτειν kamptein = beugen und κόρμος kormos = Rumpf, versteht man eine unwillkürliche aktive Beugung des Rumpfes nach vorne. Ursache ist eine unwillkürliche (dystone) Anspannung der Rumpfbeugemuskulatur, die sich bei aufrechter Körperhaltung verstärkt, das heißt vor allem beim Stehen, weniger beim Sitzen.

Erkrankungen

Klassifikation nach ICD-10
F44.4[1] Dissoziative Bewegungsstörungen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Kamptokormie kommt vor bei

Ferner kann die vornübergebeugte Körperhaltung auch als Symptom einer Hysterie auftreten.

Behandlung

Die Behandlung ist schwierig. In manchen Fällen hilft die Injektion von Botulinumtoxin in die Bauchmuskulatur, selten wirken Medikamente (z. B. Kortison, L-Dopa). Bei Parkinson-Patienten helfen Medikamente oft nicht gegen die Kamptokormie, selbst dann nicht, wenn die Patienten ansonsten gut medikamentös behandelt werden können.[3]

Der Behandlungsansatz innerhalb der Physiotherapie bei Kamptokormie ist bislang noch nicht nach Studien explizit untersucht.[4] Die kontinuierliche Behandlung durch Physiotherapie kann die Symptome lindern, ändert aber vermutlich den Verlauf nicht.[2]

Experimentell ist die Behandlung der Kamptokormie durch die tiefe Hirnstimulation (THS).[5] Die Berichte über Behandlungserfolge bei der THS sind aber divergent.[2]

Einzelnachweise

  1. Alphabetisches Verzeichnis zur ICD-10-WHO Version 2019, Band 3. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, 2019, S. 437
  2. N. Margraf, G. Deuschl: Kamptokormie bei Morbus Parkinson. In: Aktuelle Neurologie. 37. Jahrgang, Nr. 7, September 2010, S. 319–326, doi:10.1055/s-0030-1248605.
  3. G. Reichel, A. Stenner, W. Hermann: Therapieoptionen bei primärer und sekundärer Kamptokormie. In: Aktuelle Neurologie. 32. Jahrgang, 2005, doi:10.1055/s-2005-919374.
  4. Studie zur Sicherheit und Wirksamkeit aktivierender Therapien bei Patienten mit Parkinson Syndrom, Fokus Gangstörungen und Haltungsanomalien
  5. N. Allert, A. A. Miskiewicz, V. A. Coenen: Tiefe Hirnstimulation bei Morbus Parkinson mit Kamptokormie? Ein Fallbericht. In: Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie. 79. Jahrgang, Nr. 2, 2011, S. 97–101, doi:10.1055/s-0029-1245994.

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