Kamienica (Paczków)
Kamienica (deutsch Kamitz, 1936–45 Grenztal) ist eine Ortschaft der Gemeinde Paczków (Patschkau) in Polen. Sie gehört zum Powiat Nyski in der Woiwodschaft Oppeln.
Kamienica Kamitz | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Oppeln | ||
Powiat: | Nyski | ||
Gmina: | Paczków | ||
Geographische Lage: | 50° 27′ N, 16° 57′ O | ||
Höhe: | 250 m n.p.m. | ||
Einwohner: | 1187 (31. Dez. 2018[1]) | ||
Postleitzahl: | 48-370 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 77 | ||
Kfz-Kennzeichen: | ONY | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | DK 46 Kłodzko–Szczekociny | ||
Nächster int. Flughafen: | Flughafen Breslau | ||
Geographie
Geographische Lage
Das Waldhufendorf Kamienica liegt im Südwesten der historischen Region Oberschlesien am Nordrand des Reichensteiner Gebirges (Góry Złote / Rychlebské hory) an der Grenze zu Tschechien. Der Ort liegt etwa fünf Kilometer südwestlich des Gemeindesitzes Paczków, etwa 30 Kilometer südwestlich der Kreisstadt Nysa und etwa 84 Kilometer südwestlich der Woiwodschaftshauptstadt Opole. Nordwestlich des Dorfes liegt die Grenze zur Woiwodschafts Niederschlesien.
Kamienica liegt in der Przedgórze Sudeckie (Sudetenvorgebirge) innerhalb der Przedgórze Paczkowskie (Patschkauer Vorgebirge). Durch den Ort verläuft die Kamienica (Kamitz), ein rechter Nebenfluss der Glatzer Neiße. Durch den Ort verläuft die Landesstraße Droga krajowa 46.
Nachbarorte
Nachbarorte sind Kozielno (Kosel) im Norden, Unikowice (Heinzendorf) im Osten, Gościce (Gostitz) und Lisie Kąty (Fuchswinkel) im Südosten und Złoty Stok (Reichenstein) im Westen. Jenseits der Grenze zu Tschechien liegt im Süden Kamenička (Kamitz-Überschar) und im Südwesten Bílá Voda (Weißwasser).
Geschichte
Kamienica wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Waldhufendorf angelegt und mit deutschen Kolonisten besiedelt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde es als „Kempnitz iuxta Paczkow“ 1310 im Breslauer Zehntregister Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis. Somit gehörte es von Anfang an zum Neisser Bistumsland, in dem ab 1290 die Bischöfe neben der geistlichen auch die weltliche Macht ausübten. Die Dorfkirche wurde erstmals 1326 urkundlich erwähnt. Die für das 14. Jahrhundert belegte Scholtisei gehörte damals der Patschkauer Familie Runge.[2] Unter Bischof Preczlaw von Pogarell gelangte Kamitz 1342 zusammen mit dem Fürstentum Neisse als ein Lehen an die Krone Böhmen, die ab 1526 die Habsburger in ihrer Eigenschaft als Könige von Böhmen innehatten. 1425 wurde es als „Kempnycz prope Paczkow“ erwähnt. Das 1569 erwähnte Neu-Kamitz war vermutlich das südwestlich gelegene spätere Überschar-Kamitz.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Kamitz fast vollständig zerstört. Für das Jahr 1666 ist ein Kirchschreiber belegt.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 gelangte Kamitz mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen.
Nach der Säkularisation des Fürstentums Neisse 1810 wurde die weltliche Herrschaft der Breslauer Bischöfe beendet. Mit der Neugliederung Schlesiens 1813 wurde Kamitz, das bis dahin zum Regierungsbezirk Breslau gehörte, dem oberschlesischen Regierungsbezirk Oppeln eingegliedert. Ab 1816 gehörte es zum neu errichteten Landkreis Neisse, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. 1845 bestanden im Dorf eine katholische Kirche, eine katholische Schule, ein Sägewerk, eine Ziegelei, ein Vorwerk sowie 285 weitere Häuser. Im gleichen Jahr lebten in Kamitz 1549 Menschen, davon fünf evangelisch.[3] 1851 wurde Kamitz eigenständige Pfarrei. 1855 lebten 1558 Menschen in Kamitz. 1865 bestanden im Ort 74 Bauern-, 47 Gärtnerstellen und 83 Häuslerstellen sowie zwei Wassermühlen, eine Sägemühle, eine Brennerei und zwei Schankwirtschaften.[4] Zusammen mit den Landgemeinden Fuchswinkel, Gostitz, und Kosel sowie den gleichnamigen Gutsbezirken gehörte Kamitz ab 1874 zum Amtsbezirk Patschkau.[5] 1885 zählte Kamitz 1458 Einwohner.[6]
1933 lebten 1206 Menschen im Kamitz. Am 18. August 1936 wurde der Ort im Zuge einer Welle von Ortsumbenennungen der NS-Zeit in Grenztal umbenannt.[7] 1937 waren in Kamitz folgende Betriebe angesiedelt: Zwei Bäcker, ein Baugeschäft, einen Elektroinstallateur, zwei Fahrradhandlungen, zwei Fleischer, zwei Gasthöfe, sieben Gemischtwarenläden, zwei Mühlen, zwei Schmiede, zwei Schneider, sechs Schuhmacher, drei Stellmacher, drei Tischler, eine Viehhandlung, eine Elektrizitäts-Genossenschaft und eine Spar- und Darlehenskasse.[8] 1938 erhielt der Ort ein neues Schulgebäude. 1939 zählte Grenztal 1165 Einwohner.[7]
Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Grenztal 1945 an Polen, wurde zunächst in Kamieniec umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. 1947 erfolgte die Umbenennung in Kamienica. 1950 wurde es in die Woiwodschaft Oppeln eingegliedert. 1999 kam es zum wiederbegründeten Powiat Nyski.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Haushalte |
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1784 | 918 | 176 Stellen |
1845 | 1549 | 285 Häuser |
1895 | 1260 | 261 Häuser, 348 Haushalte |
1939 | 1184 | 334 Haushalte |
Sehenswürdigkeiten
- Die römisch-katholische Georgskirche (poln. Kościół św. Jerzego) wurde 1326 erstmals erwähnt. Der jetzige Kirchenbau stammt aus dem Jahr 1914. Umgeben ist die Kirche von einer steinernen Mauer aus dem 16. Jahrhundert. Das Gebäude steht seit 2009 unter Denkmalschutz.[9]
- Steinernes Sühnekreuz an der Friedhofsmauer
- Hölzernes Wegekreuz
Vereine
- Fußballverein LZS Kamienica
- Freiwillige Feuerwehr OPS Kamienica
Persönlichkeiten
- Oswald Beck (1929–1995), deutscher Politiker (CDU)
Literatur
- Bernhard W. Scholz: Das geistliche Fürstentum Neisse. Böhlau Verlag, Köln Weimar Wien 2011, ISBN 978-3-412-20628-4, S. 68f., 361 (Mit einer Landkarte Dörfer und Städte des Fürstentums Neisse 1650 auf dem Nachsatz), Digitalisat (nicht vollständig)
Einzelnachweise
- Graport o stanie Gminy Paczków za 2018 rok, abgerufen am 28. April 2020
- 1254 – 2004. 750 Jahre Patschkau. Die Geschichte der Stadt Patschkau in Schlesien. Hrsg. von Hans-Georg Mohr und Leo Schiller. Osnabrück: 2004
- Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 268.
- Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Breslau 1865, S. 1006
- Amtsbezirk Patschkau
- AGOFF Kreis Neisse
- Michael Rademacher: Neisse. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- Be-such mich zu Patschkau. Der schlesischen Stadt Patschkau zum Gedächtnis. Hrsg. von Leo Schiller. Osnabrück: Selbstverlag 1999. S. 236
- Denkmalregister der Woiwodschaft Oppeln (polnisch; PDF; 913 kB)