Kaktuszaunkönig

Der Kaktuszaunkönig (Campylorhynchus brunneicapillus) ist eine im Südwesten der USA und in Mexiko vorkommende Art aus der Vogelfamilie der Zaunkönige (Troglodytidae). Er ist der Staatsvogel des US-Bundesstaats Arizona.[1]

Kaktuszaunkönig

Kaktuszaunkönig (Campylorhynchus brunneicapillus)

Systematik
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Zaunkönige (Troglodytidae)
Gattung: Campylorhynchus
Art: Kaktuszaunkönig
Wissenschaftlicher Name
Campylorhynchus brunneicapillus
(Lafresnaye, 1835)

Beschreibung

Aussehen

Der Kaktuszaunkönig gehört mit einer Gesamtlänge von 18 bis 22 Zentimetern zu den größten Vertretern der Zaunkönige. Der Schwanz wird meist hochgestellt. Der spitze, leicht gebogene Schnabel ist im oberen Teil schwarzbraun, im unteren Teil gelblich gefärbt. Die Iris des Auges ist schwarzbraun. Bei adulten Tieren ist der Oberkopf rotbraun bis haselnussbraun gefärbt mit deutlichem weißen Überaugenstreif. Das Kinn ist weißlich, die Kehle schwärzlich. Brust- und Bauchseiten sind cremefarben bis hell orange-gelb und mit schwarzbraunen Flecken gemustert. Das übrige Gefieder ist bräunlich und mit vielen unregelmäßig verteilten weißen Flecken überzogen. Die Flügelspannweite beträgt 20 bis 30 Zentimeter, das Gewicht 32 bis 47 Gramm. Ein Sexualdimorphismus besteht nicht. Die Jungvögel gleichen den Altvögeln, sind jedoch etwas blasser gefärbt.

Stimme und Gesang

Der Gesang des Kaktuszaunkönigs besteht aus einer Abfolge meist sehr lauter, rau, krächzend oder schnarrend klingender Töne, die im Verlaufe des Gesangs an Intensität und Tonhöhe zunehmen.[2]

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet

Der Kaktuszaunkönig kommt im Süden Kaliforniens und Nevadas, in Arizona, New Mexico, Westtexas, Utah sowie im Norden Mexikos vor. Hauptlebensraum sind mit Kakteen bewachsene Wüstengebiete. Er ist auch am Rande von Wohnsiedlungen anzutreffen. Die maximale Höhenverbreitung in New Mexico liegt bei 6000 ft (ca. 1800 Meter).

Lebensweise

Die Vögel halten sich einzeln oder in kleinen Gruppen bei der Nahrungssuche vorzugsweise am Boden oder in niedriger Vegetation auf, wo sie sich in erster Linie von verschiedenen Insektenarten und Spinnentieren sowie von Beeren und Samen ernähren. Zuweilen werden auch kleine Eidechsen erbeutet. Die Früchte von Kakteen sowie Nektar erweitern gelegentlich das Nahrungsspektrum. Eine zusätzliche Aufnahme von Wasser ist nicht erforderlich. Kaktuszaunkönige wurden auch dabei beobachtet, wie sie die Nester anderer Vogelarten plünderten.[3] Männchen und Weibchen bewohnen ganzjährig ein permanentes Revier, bleiben in der Regel lebenslang zusammen und brüten mehrmals im Jahr. Die Lebenserwartung der Vögel beträgt sieben bis zehn Jahre.[4] Gefahr droht den adulten Kaktuszaunkönigen vor allem durch Prädatoren. Zu den Bodenfeinden zählen Kojoten, Füchse, Luchse und Katzen.

Fortpflanzung

Nestbau

Männchen und Weibchen beteiligen sich gemeinsam am Nestbau. Dabei werden ein Nest für die Aufzucht der Jungen sowie weitere zur Rast der Altvögel angelegt. Diese Nester baut das Männchen. Alle Nester werden bevorzugt in Cylindropuntia-Kakteen in Höhen bis zu drei Metern eingefügt. Seltener sind Bruthöhlen in Saguaro-Kakteen. Die Nester haben eine kugelähnliche Form mit einem Eingang an der Seite. Als Nistmaterial dienen dürre Zweige, verdorrtes Gras, Federn und Tierhaare.

Brut und Jungenaufzucht

In der Regel werden drei bis vier Eier pro Brut gelegt, die das Weibchen alleine ausbrütet. Die Eier haben eine weißliche bis blass rosa Farbe und zeigen einige bräunliche Punkte. Die Brutzeit beträgt 16 Tage. Von Nesträubern kann den Eiern und Jungvögeln im Besonderen die Gewöhnliche Kutscherpeitschennatter (Coluber flagellum) gefährlich werden. Nach dem Schlüpfen werden die Nestlinge von beiden Eltern mit Nahrung versorgt. Nach 19 bis 23 Tagen verlassen sie das Nest und verbleiben noch einige Zeit im Revier der Eltern.[5]

Gefährdung

Der Kaktuszaunkönig ist in seinen Verbreitungsgebieten nicht selten und wird demzufolge von der Weltnaturschutzorganisation IUCN als least concern = nicht gefährdet“ klassifiziert.[6] Er ist vom United States Fish and Wildlife Service gemäß dem Migratory Bird Treaty Act geschützt.[7]

Unterarten

Folgende Unterarten werden unterschieden:[8]

  • Campylorhynchus brunneicapillus sandiegensis Rea, 1986[9] – Diese Unterart kommt im Südwesten Kaliforniens und Nordwesten Baja Californias vor.
  • Campylorhynchus brunneicapillus bryanti (Anthony, 1894)[10] – Diese Unterart ist im Norden Baja Californias verbreitet.
  • Campylorhynchus brunneicapillus affinis Xántus de Vésey, 1860[11] – Diese Subspezies kommt im Süden Baja Californias vor.
  • Campylorhynchus brunneicapillus seri (van Rossem, 1932)[12] – Diese Subspezies ist auf der Isla Tiburón verbreitet.
  • Campylorhynchus brunneicapillus couesi Sharpe, 1882[13] – Diese Unterart kommt im Innenland im Südwesten und zentralen Süden der USA, sowie im Norden Mexikos vor.
  • Campylorhynchus brunneicapillus brunneicapillus (Lafresnaye, 1835)[14] – Die Nominatform kommt von Sonora bis Sinaloa vor.
  • Campylorhynchus brunneicapillus guttatus (Gould, 1837)[15] – Diese Unterart ist in Zentralmexiko verbreitet.

Etymologie und Forschungsgeschichte

Die Erstbeschreibung des Kaktuszaunkönigs erfolgte 1835 durch Frédéric de Lafresnaye unter dem wissenschaftlichen Namen Picolaptes brunneicapillus. Das Typusexemplar befand sich in der Sammlung von Charles Brelay (1791–1857), der vermutete, dass es aus Kalifornien stammte.[14] 1824 führte Johann Baptist von Spix die für die Wissenschaft neue Gattung Campylorhynchus ein.[16][A 1] Dieser Name leitet sich von »campylos, camptō καμπυλος, καμπτω« für »gebogen, biegen« und »rhynkhos ῥυγχος« für »Schnabel« ab.[17] Der Artname »brunneicapillus« ist das lateinische Wortgebilde aus »brunneus, brunius« für »braun« und »-capillus, capillus« für »-gekrönt, Haarschopf«.[18] »Bryanti« ist Walter E. Bryant (1861–1905) gewidmet[9] und »couesi« Elliott Coues[13]. »Seri« bezieht sich auf das Volk der Seri, die einst auf Isla Tiburón lebten.[19] »Guttatus« bedeutet »gefleckt« von »gutta« für »Fleck«[20]. »Sandiegensis« bezieht sich auf San Diego.[9] »Affinis« hat seinen Ursprung in »ad« für »nach, zu« und »finis« für »Ende, Grenze«, so dass man es als »Nachbar, Verwandter, Affinität« übersetzen kann.[21]

Literatur

  • Alfred Webster Anthony: Notes on the Genus Heleodytes, with a Description of a New Subspecies. In: The Auk. Band 11, Nr. 3, 1894, S. 210–214 (englisch, sora.unm.edu [PDF; 219 kB]).
  • John Gould: Mr. Gould exhibited several specimen and drawings of Birds allied to the well-known Wren of Europe; and, at the request of the Chairman, proceeded to comment upon, and characterize the undescribed species as follows. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 4, Nr. 304, August 1836, S. 88–89 (biodiversitylibrary.org).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Frédéric de Lafresnaye: Dur le genre Grimpec (Picolaptes, Lesson). In: Magasin de zoologie. Band 5, 1835, S. 1–6 (biodiversitylibrary.org).
  • Amadeo Michael Rea in Allan Robert Phillips: The known birds of North and Middle America. Distributions and Variation, Migrations, Changes, Hybrids, etc. Band 1: Hirundinidae to Mimidae; Certhiidae. Roberts Rinehart Publisher, Denver 1986, ISBN 978-0-9617402-0-7.
  • Adriaan Joseph van Rossem: The Avifauna of Tiburon Island, Sonora, Mexico, with description of four new races. In: Transactions of the San Diego Society of Natural History. Band 7, Nr. 30, 1932, S. 119–150 (biodiversitylibrary.org).
  • Richard Bowdler Sharpe: Catalogue of the Birds in the British Museum. Band 6. Order of the Trustees, London 1881 (biodiversitylibrary.org).
  • Johann Baptist von Spix: Avium species novae, quas in itinere per Brasiliam Annis MDCCCXVII – MDCCCXX Iussu et Auspiciis Maximiliani Josephi I. Bavariae Regis suscepto collegit et descripsit. Band 1. Typis Franc. Seraph. Hübschmännl, München 1824 (archive.org).
  • János Xántus de Vésey: Description of supposed new species of Birds from Cape St. Lucas, Lower California. In: Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. Band 11, November 1859, S. 297–299 (biodiversitylibrary.org).
Commons: Kaktuszaunkönig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Arizona State Bird.
  2. Bird Sounds Library – Arizona Field Ornithologists
  3. All About Birds.
  4. Animal Fact Sheet.
  5. Audubon – Guide to North American Birds.
  6. IUCN Red List.
  7. Migratory Bird Treaty Act.
  8. IOC World Bird List Dapple-throats, sugarbirds, fairy-bluebirds, kinglets, hyliotas, wrens & gnatcatchers
  9. Amadeo Michael Rea, S. 119.
  10. Alfred Webster Anthony, S. 211–212.
  11. János Xántus de Vésey, S. 298.
  12. Adriaan Joseph van Rossem, S. 138.
  13. Richard Bowdler Sharpe, S. 196.
  14. Frédéric de Lafresnaye, S. 5–6, Tafel 47 & Text (Classe II).
  15. John Gould, S. 89.
  16. Johann Baptist von Spix, S. 77.
  17. James A. Jobling, S. 87.
  18. James A. Jobling, S. 78.
  19. Adriaan Joseph van Rossem, S. 121.
  20. James A. Jobling, S. 181.
  21. James A. Jobling, S. 31.

Anmerkungen

  1. Spix stellte den Campylorhynchus scolopaceus ein Synonym für Drosselzaunkönig (Campylorhynchus turdinus (Wied-Neuwied, 1821)) und Campylorhynchus striolatus ein Synonym für den Langschnabel-Zaunkönig (Cantorchilus longirostris (Vieillot, 1819)) in die neue Gattung.
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