Kakazai

Die Kakazai oder Kakasai (paschtunisch ککازي, Urdu, persisch کَکازَئی),[1][2] auch: Loi, Loye Mamund (paschtunisch لوی ماموند; Urdu لو ئے / لوئی مَاموند) sind ein Teil des Mamund-Clans,[3][4][5][6][7] und gehören damit zum Stamm der Tarkani (paschtunisch ترکاڼي (ټبر) ترکاڼي).[8][9][10] Heute lebt der größte Teil des Clans in Bajaur, Pakistan. Die Ursprünge liegen jedoch in der Provinz Laghman in Afghanistan. Die Familie hat sich so stark vermehrt, dass sie mittlerweile als eigener Stamm angesprochen werden kann.[11][12][13][14][15][16]

Stammbaum von Qais Abdul Rashid von den Kakazai-Pashtunen.

Etymologie

Der Name "Kakazai" bedeutet "Nachkommen von Kakae oder Kaka" (ein Patronym).[17] Es ist auch die Funktionsbezeichnung für den Onkel väterlicherseits.[18] Zai = Nachfahre/Kind von wird auch bei anderen paschtunischen Stammesnamen, wie bei den Yousafzai verwendet. Schreibvarianten sind: Kakizi, Kakaezai, Kakezai, Kakaizai, Kakay Zai, Kakayzai, Kakeyzai, Kaka Zai und Kakkayzai.[19][20]

In Paschtu: کاکازي / کاکازي / ککےزي

Und in Farsi: کاکازَئی / کَکےزَئی

Geschichte

Die Kakazai kamen, zusammen mit anderen Paschtunen, im Verlauf mehrerer Invasionen bis nach Südasien, unter anderem in den Kriegszügen von Mahmud von Ghazni und Bahlul Lodi und siedelten sich im Verlauf dieser Wanderungsbewegungen in verschiedenen Regionen an.[21]

Pir Moazzam Shah weist auf die kriegerische Herkunft der Kakazai-Paschtunen in seinem Buch Tawareekh-e-Hafiz Rahmat Khani hin[22] und Olaf Caroe schreibt in seinem Buch The Pathans 550 BC-AD 1957[23] über eine Schlacht zwischen den Yousafzais und den Dilazaks, in der Malik Haibu (Dilazak) den ersten Schwertschlag von einem Payenda Kakazai Tarklanri erhielt, letztlich aber von Burhan Kakazai Tarklanri enthauptet wurde. Damals kämpften diese beiden Krieger auf der Seite der Yousafzais mit dem Ziel, Bajour von den Dilazaks zu erobern.[21]

Für die Invasionsarmeen wurden das Punjab und weitere Gebiete in Nordindien ein Rückzugsort mit Rasthäusern, Quartieren und Grenzposten, die zur Überwachung der Region dienten, aber auch Informationen über Schwachstellen anderer Staaten sammelten. Es waren vor allem Offiziere, die sich mit ihren Familien in dieser Region ansiedelten. Die Gebiete von Khyber Pakhtunkhwa und der afghanische Paschtunen-Gürtel sind wenig fruchtbare Gebiete und können nur eine begrenzte Zahl von Einwohnern ernähren. Sobald die Bevölkerung oder die Größe eines Stammes eine bestimmte Zahl überschritt, machte sich ein Teil auf um weiter nach Osten in fruchtbarere Gebiete wie Sindh, Punjab oder Kaschmir zu ziehen oder wurde selbst von anderen Stämmen auf der Suche nach produktivem Ackerland vertrieben. Das Gebiet von Sialkot beispielsweise, ähnlich wie Faisalabad, Wazirabad und Teile von Lahore, hatte viel fruchtbares Ackerland und wurde nacheinander von verschiedenen paschtunischen Familien regiert, von denen viele Kakazai waren, aber auch Burki und Niazi.[23]

Britische Raj-Ära

Viele Kakazai, Burki und andere berühmte paschtunische Familien hatten sich in der Kolonialzeit in den Distrikten Jalandhar und Gurdaspur von Britisch-Indien angesiedelt, wo sie regelrechte Kolonien gebildet hatten. Eine Hauptgruppe der Kakazai aus Gurdaspur, East Punjab siedelte in zwölf Dörfern (u. a. Babal Chak, Faizullah Chak, Sut Kohiah (Satkoha), Wazir Chak) in der Umgebung von Dhariwal. Im Zuge der pakistanischen Unabhängigkeitsbewegung (Pakistan Movement) 1947 wurde den Einwohnern versprochen, an Pakistan angeschlossen zu werden, da sie überwiegend Muslime waren. In der Folge gerieten sie jedoch zwischen die Fronten und wurden vertrieben, da das Gebiet doch Indien zugeschlagen wurde.[24][25]

Gegenwart

Heute lebt der Großteil der Kakazai in Pakistan und Afghanistan.

In Afghanistan befinden sich die Hauptsiedlungsgebiete in der Provinz Kunar in den Distrikten Marawara und den Gebieten um Barkanai und Shortan, außerdem in einigen Gebieten von Laghman.

In Pakistan sind die Familienmitglieder über alle Provinzen verstreut, Schwerpunkte gibt es in den Gebieten Dara Kakazai (Tal von Watelai, auch: Mamund-Tal),[26] Bajaur (Lagharai, Kalozai, Kaga, Mukha, Maina und Ghakhi in Tehsil Mamund), Lahore,[27] Abbottabad, Peschawar, Sialkot (Wo Kakazai noch immer zu den beherrschenden Stämmen gehören und große Ländereien besitzen.), Dera Ghazi Khan, Quetta, Karatschi, Kaschmir, Jhelum, Bhalwal, Sargodha, Chakwal, Gujrat, Chak Karal, Isa Khel, Musa Khel, Killi Kakazai (Pishin, Belutschistan).[28][29]

Viele der Kakazai-Paschtunen, die nicht in Paschtu-sprachigen Gebieten ansässig sind, sprechen verständlicherweise auch nicht mehr die Sprache ihrer Herkunft, halten jedoch oft an Pashtunwali (Ehrenkodex) und Tracht, Küche und martialischem Erbe fest. Viele Kakazai sprechen heute Urdu, Panjabi, Saraiki, Hindko und Balutschi.

Unterfamilien

  • Daulat Khel
  • Khulozai
  • Mahsud Khel
  • Maghdud Khel
  • Mahmud Khel
  • Umar Khel
  • Yusaf Khel

Siehe auch

  • List of Kakazai people

Quellen

Literatur

  • Mohammad Hanif: Life and Works of Hazrat Mian Mohammad Umar Chamkani. University of Peshawar, Peshawar, Khyber Pakhtunkhwa, Pakistan 1980, S. 404–405.
  • Khursheed Kamal Aziz: A Journey into the Past. Vanguard, Pakistan 2007, ISBN 978-969-402-499-8, S. 721.
  • Imtiaz Ahmad: Caste and Social Stratification among the Muslims. Manohor Book Service, India 1973, S. 137, 148.
  • Winston S. Churchill: The Story of the Malakand Field Force: An Episode of the Frontier War. Kessinger Publishing, 2004, ISBN 1-4191-8410-5, S. 91.

Einzelnachweise

  1. Ancestor Database - Kaka Zai کاکازي. Khyber Gateway - Khyber.org 30. September 2016.
  2. Kakezai/Kakazai Afghan/Pathan Tribe, Tazkara by Khan Roshan khan online scans of Urdu text
  3. A Dictionary of the Pathan Tribes of the North West Frontier of India. (Part I. North of the Kabul River, including all Mohmands, and tribes west of the Indus), published by The General Staff Army Headquarters, Calcutta, India -(Originally Published 1910). Die Kakazai werden erwähnt auf den Seiten 22 (‘K’ - "Kakazai"), 12 (‘D’ -Daulat Khel - Eine Untergruppe der Kakazai), 26 ('K' - Khulozai - Untergruppe), 29 (‘M’ -Maghdud Khel, Mahsud Khel, Mahmud Khel - Untergruppen), 47 ('U' - Umar Khel - Untergruppe) und 50 ('Y' -Yusaf Khel - Untergruppe).
  4. Kakazai / Kakayzai. In: Frontier and Overseas Expeditions from India. Volume 1, Government Mono Type Press, Simla, India, S. 515–555. (Originally Published 1907)
  5. Haroon Rasheed: History of the Pathans: The Sarabani Pathans. Vol. 2, Original from the University of Michigan 2002, S. 257–262.
  6. Christine Noelle: State and Tribe in Nineteenth-Century Afghanistan: The Reign of Amir Dost Muhammad Khan (1826–1863). Routledge, 1997, ISBN 0-7007-0629-1, S. 179–192.
  7. A. H. McMahon, A. D. G. Ramsay: Report on the tribes of Dir, Swat, and Bajour together with the Utman-khel and Sam Ranizai. Saeed Book Bank, Pakistan 1901, S. 9.
  8. Tarkanri. In: Encyclopædia Britannica: A New Survey of Universal Knowledge. vol. 21 United Kingdom 1952, S. 816.
  9. Tarkanri — Tribes, Castes and Communities. In: Encyclopaedia of the World Muslims. vol. 3, Global Vision Publishing House, 2001, ISBN 81-87746-07-6.
  10. Harold Carmichael Wylly: From the Black Mountain to Waziristan. Macmillan Company, United Kingdom 1912, S. 155.
  11. D. K. Behera, G. Pfeffer (Hrsg.), Bernt Glatzer: The Pashtun Tribal System. Kap. 10 In: Concept of Tribal Society. (= Contemporary Society: Tribal Studies. Vol. 5). Concept Publishers, Neu-Delhi, Indien 2002, ISBN 81-7022-983-9, S. 265–282.
  12. Family Tree of Qais Abdul Rashid: Kaka Zai unter den Nachkommen von Kharashboon (Khair ud Din).
  13. Rita Joshi: The Afghan nobility and the Mughals: 1526–1707. Vikas Publ. House, Neu-Delhi 1985, ISBN 0-7069-2752-4, S. 9.
  14. Pakistan Studies Centre: Grassroots. vol. 15-16, University of Sindh, Jamshoro, Sindh, Pakistan 1990, S. 74.
  15. Rubya Mehdi: Gender and Property Law in Pakistan: Resources and Discourses. Vanguard 2002, ISBN 969-402-369-6, S. 181.
  16. Military operations on the north-west frontiers of India, Papers regarding the British relations with the neighboring tribes of the north-west frontier of India, 1897-98. Originally Published by Great Britain. India Office 1898, S. 129.
  17. Tareekh-e-Kakazai Tarkani (a.k.a. Hidayat Afghani-Tareekh-e-Kakazai Tarkani - Originally Published May, 1933) auf flickr.com
  18. - English Large Dictionary (Memento des Originals vom 30. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.qamosona.com
  19. Captain Henry Davies: Customary law of the Gujrat district. Civil and Military Gazette Press, British India 1892: 2.
  20. K. Santanam: Report of the commissioners appointed by the Punjab sub-committee of the Indian national congress. Indian National Congress, Punjab Subcommittee, British India 1920, S. 290, 291.
  21. "Tazkara" (also called"Tazkira-e-pathan"), Khan Roshan khan, S. 176–181 (in Urdu).
  22. Pir Moazzam Shah: Tawareekh-e-Hafiz Rahmat Khani. Herausgegeben von Roshan Khan, Pashto Academy, Peshawar University 1976, S. 89–91. Original 1624 AD.
  23. Sir Olaf Caroe: The Pathans 550 BC-AD 1957. Macmillan Company, 1958, S. 184–185; Reprinted Oxford University Press 2003.
  24. Muslims in the Indian subcontinent 617-1290 C.E. (PDF format)
  25. Lieutenant Zarar Ahmad (Memento des Originals vom 13. Mai 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/zararshaheedtrust.org Account of 1947 events in Gurdaspur
  26. Dara Kakazai (Valley of Watelai or Mamund Valley), Federally Administered Tribal Area in NWFP province, Pakistan
  27. Edward Balfour: The Cyclopædia of India and of Eastern and Southern Asia, Third Edition. Originally Published by Bernard Quaritch, 15 Piccadilly, London, United Kingdom, 1885, ISBN 1-130-14910-2, S. 655 (google.com).
  28. Mahmood Ali Shah: Sardari, jirga & local government systems in Balochistan. Edara-e-Tadrees, Pakistan, 1994, S. 9, 148.
  29. Biographical Encyclopedia of Pakistan. Biographical Research Institute, Pakistan, 1961, S. 550, 906.
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