Zentralbad (Wien)

Das Wiener Zentralbad (früher auch Centralbad oder Central-Bad), gelegen in einem Gründerzeit-Zinshaus des Späthistorismus in der Weihburggasse 18–20, war seit seiner Eröffnung 1889 und bis in die 1970er Jahre eine exklusive Badeanstalt im Zentrum von Wien. Das Zentralbad hatte jedoch nie die Funktion eines Schwimm- oder gar Sportbades, sondern wurde von Anbeginn als eine Art Wellness-Institution konzipiert, die stets von ausgewiesenen Medizinern betreut wurde. Seit den 1980er Jahren ist in einem Teilbereich der Räumlichkeiten des Bades die als „Herrensauna“[1] bezeichnete Schwulensauna Kaiserbründl untergebracht.

Inserat zur Eröffnung des Wiener Zentralbades am 26. Mai 1889 (Die Presse, 25. Mai 1889)
Kaiserbründl-Sauna im Zentralbad
Vorgängerbau Alter Ramhof in der Weihburggasse (oben links hinter dem Turm der Franziskaner-Kirche)
Weihburggasse 18–20

Vorgeschichte

Das Zentralbad gilt als eines der ältesten und vornehmsten noch heute bestehenden Bade-Etablissement in Wien. Es liegt zwischen Stephansdom und Stadtpark, in nächster Nähe zur ursprünglichen Stadtbefestigung, der Weihenburg (danach benannt heute die Weihburggasse) und dem Palais Coburg. Der bis heute auf dem Areal befindliche Hausbrunnen soll schon zur Römerzeit für das hier gelegene Brückenkopf-Castell genutzt worden sein. Er ist sehr ertragreich und speiste früher den Wasserbedarf mit einem täglichen Ausstoß von rund 200.000 Litern Frischwasser.[2]

Seit dem Mittelalter (erste urkundliche Erwähnung 1369) und bis zum Abbruch um 1880 befand sich der Alte Ramhof (ein Zentrum der Textil-Industrie) auf diesem Grundstück.[3] Das Bad kann als Nachfolge-Institution einer Reihe von nahegelegenen Bädern des Mittelalters und der früheren Neuzeit gelten. In der näheren Umgebung des Franziskanerplatzes gab es folgende Bäder:

Seuchen wie Pest und Syphilis leiteten im 15. und 16. Jahrhundert einen Niedergang der Wiener Badekultur ein.[7] Seitdem in der Neuzeit für die Wiener Bürger Badegelegenheiten hauptsächlich vor den Stadttoren bestanden (in der Leopoldstadt im Dianabad und auf der Landstraße im Sofienbad), war auch in der Inneren Stadt die neuerliche Errichtung einer Badeanstalt wichtig.

Gebäude- und Innenarchitektur

Adolf Endl (1847–1887), der um 1876 gemeinsam mit Josef Honus (1850–1913) das Bauunternehmen „Endl & Honus“ gegründet hatte,[8] entschloss sich bereits 1885[9] in der Weihburggasse 18–20 ein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus sowie eine öffentliche Badeanstalt zu errichten, woran die Architekten-Kartusche „Erbaut von Endl & Honus“ erinnert. Dieses Bauvorhaben wurde zu einem seiner wichtigsten, das er noch in der damals üblichen Formensprache des Späthistorismus gestaltete.[10] Hier plante er im Mezzanin, im Parterre und im Souterrain eine großzügig angelegte Badeanstalt, das spätere Centralbad (zunächst als Wiener General-Bad angekündigt). Da Endl bereits 1887 starb, wurde das Badeanstalten-Projekt erst von seinen Partnern und Nachfolgern (Honus & Lang) vollendet,[11] weil sich aufgrund des Einspruchs der Anrainer – insbesondere der Ordensbrüder des Franziskanerklosters – bei der Fertigstellung erhebliche Verzögerungen ergaben.[12] Mit den weiteren innenarchitektonischen Planungen wurde Albert Constantin Swoboda (1853–1941) betraut. Swoboda hatte nach seinem Studium an der Technischen Hochschule sowie an der Akademie der bildenden Künste Wien in Odessa und im Russischen Reich Erfahrungen im orientalisch-maurischen Stil gesammelt. Er zeichnete in der Folge für die Detailplanung (insbesondere die Innenausstattung) des Wiener Bades verantwortlich. Die elektrische Ausstattung übernahm die Firma Siemens & Halske. In der Neuen freien Presse ist die Eröffnung für den 26. Mai 1889 in einer großen Anzeige angekündigt worden.[13] Doch stammt nur ein Teil der architektonischen Entwürfe der heute noch erhaltenen orientalischen Ausstattung von Swoboda.[14]

Ein Grund- und Aufriss des ursprünglichen Bades von 1889 ist in dem Artikel von Anton Honus abgedruckt:

Keramik der Firma Milton (unten)

Das frühere Damen-Dampfbad[15] – das erst 1894 von den Gebrüdern Czada[16] in den vorigen Kesselräumlichkeiten eingerichtet wurde[17] und dessen Ausstattung wie beim Türkischen Bad des Schlosses Albrechtsberg in Dresden (1855) im maurischen Stil in Anlehnung an den Löwenhof der Alhambra in Granada gestaltet wurde – weist noch heute ein kleines Wasserbecken auf.[18] Noch heute ziert die Gemäuer des Bades Keramik der Firma Milton[19] aus Stoke-on-Trent[20].

Die in dem Bad vorgesehenen Anwendungen umfassten Dampf-, Schwefel- und Moorbäder; darüber hinaus gab es Frigidarien und Calarien (Wärmestrahlung aus dem Boden und Öfen von ca. 45–60 °C).

Erwähnungen des Bades in der Literatur und in Schlagzeilen der Presse

Kaltes Bassin im Souterrain (1889)

Simon Baruch, der berühmte Pionier auf dem Gebiet der Hydrotherapie und Gründer des öffentlichen Badewesens von New York, bezeichnete die von den medizinischen Kapazitäten Josef Hertzka (Badearzt in Bad Ischl) und Wilhelm Sperber (Direktor des Zentralbades) beratene Bade-Institution als “the most substantial, elegant and complete bath in the world”.[21] Um 1900 gehörte es für gehobene Schichten dazu, das Wiener Centralbad zu besuchen, und es wird auch in Reiseführern empfohlen.[22] Wenige Wochen nach der Eröffnung des Bades suchte Nāser ad-Din, Schah von Persien, es am letzten Tag seines Wien-Aufenthaltes, dem 25. August 1889 auf, worüber die Neue Freie Presse jedes Detail berichtete.[23] Ein weiterer prominenter Stammgast des Etablissements war – nach Auskunft der Fürstin Nora Fugger – um 1900 und bis zu einem Eklat 1904 beispielsweise der jüngere Bruder des Kaisers Erzherzog Ludwig Viktor[24] sowie in den 1920er Jahren Eduard, Prince of Wales (später Herzog von Windsor).

Eingang zur Damen-Abteilung
Bassin im Damen-Dampfbad (1894)
Zeus entführt Ganymed

Die Popularität in gehobenen Kreisen geht auch aus literarischen Schilderungen hervor, in denen Besuche des Bades erwähnt werden.[25] Namhafte Künstler wurden für die Plakatwerbung verpflichtet, so auch Hermann Grom-Rottmayer, der 1904 zunächst einen Entwurf vorlegte, der zensiert wurde.[26] In einer überarbeiteten Version wurde er dann aber doch verwendet.[27] Aufsehen erregte der Selbstmord des „Generalsecretär-Stellvertreters“ der Nordbahn Friedrich Kunewalder, der sich im „Centralbad“ am 17. Februar 1896 „durch einen Revolverschuß entleibte“.[28] Der Ruf des Bades blieb in den ersten 20 Jahren seines Bestehens aber eindeutig positiv: „tatsächlich ist es gelungen, mit dem Zentralbad eine hygienische Musteranstalt allerersten Ranges zu schaffen“ schrieb 1911 die Zeitung Der Fremdenverkehr.[29] Ein Stammgast monierte wenig später aber, als das Bad Moscode Majo gehörte, die ungeheuerliche Ausbeutung des Badepersonals, das trotz teils jahrzehntelanger Anstellung zu „Sklaven“-Bedingungen über keinerlei soziale Absicherung verfüge.[30] Während des Ersten Weltkriegs versuchte sich 1916 die Tochter eines Hofrats das Leben zu nehmen, nachdem sie durch „den Lolo“ (eine Lesbierin) in „wüste Orgien“ verwickelt wurde: „Das Mädchen wurde von Frau Puttkammer und einer Schar lesbischer Weiber im Zentralbad verführt und dann durch Drohungen gezwungen, ihnen gefügig zu bleiben.“[31] 1922, als das Bad – das 50 Badediener beschäftigte und einer englischen Gesellschaft (unter Verantwortung des Rechtsanwaltes Oskar Brecher) gehörte –, wurde von der „drohenden Schließung“ des Etablissements berichtet, da es mit 2 Millionen Defizit belastet sei. Der Betriebsrat der Mitarbeiter vermochte das Bad zu retten, es war aber trotzdem davon bedroht, in ein „Vergnügungslokal“ umgewandelt zu werden.[32] Über 36 Jahre war der Leib-Hühneraugen-Operateur des Kaisers, Franz Fabrizi, im Zentralbad aktiv.[33] 1926 wurde „korpulenten Personen“ im Zentralbad „durch ihre einzigartige amerikanische Methode Gelegenheit“ geboten, „unter ärztlicher Kontrolle Entfettungskuren zu betreiben“, es hatte auch eine „gründliche Renovierung“ des Bades stattgefunden.[34] Unter der Überschrift „In Wien dürfen alle Neger baden“ wurde selbst kurz vor dem Ständestaat und der Nazi-Zeit die Offenheit der Institution hervorgehoben:

„Im Zentralbad teilte uns der Direktor mit, daß gerade dieses Bad sehr viel von Angehörigen der farbigen Rasse besucht werde. Dies sei damit zu erklären, daß sich das Ronacher-Varieté in unmittelbarer Nähe befinde, wo des öfteren farbige Artisten auftreten. Er erklärte, daß im Sinne der Badeordnung nur solche Badegäste vom Besuch des Bades ausgeschlossen werden könnten, die mit ekelerregenden Hautkrankheiten oder Gebrechen, die den Abscheu der übrigen Badebesucher erwecken könnten, behaftet seien. Es biete sich also gar keine Handhabe, einen Neger oder sonstigen Angehörigen der farbigen Rasse auszuschließen. Wem es nicht passe, der könne ja das Bad verlassen.“[35]

Der österreichische Schriftsteller Karl Kraus kommt mehrmals in pikanten Zusammenhängen auf das Centralbad zu sprechen. Aus seinen knappen Anspielungen geht der Stellenwert bzw. die Wertschätzung des Bades in der öffentlichen Wahrnehmung um 1900 deutlich hervor: In der Fackel vom 8. November 1905 (VII. Jahr, Nr. 187) äußert Kraus sich unter dem Titel Die Kinderfreunde[36] über einen Prozess gegen Theodor Beer beiläufig über den besonderen Komfort der (normalerweise) warmen Duschen im Centralbad.[37] In seinen „Ausgewählten Schriften“ zu Sittlichkeit und Kriminalität (1908) kommentiert Karl Kraus die „Bitte um Aufhebung des § 129b, die das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee in Berlin anläßlich der Reform des Strafgesetzes an den österreichischen Justizminister gerichtet hat“. Er geht hier also auf Magnus Hirschfelds Initiative ein, den Paragrafen gegen Homosexualität im Strafrecht auch in Österreich aufzuheben.[38] Und schließlich lässt Kraus in seinem Monumental-Drama Die letzten Tage der Menschheit (1915/1922) einen „Abonnenten“ der Presse und einen „Patrioten“ darüber sinnieren, ob denn die Bewohner von Downing Street 10 oder Schloss Schönbrunn sich regelmäßig badeten. Der Patriot glaubt zu wissen, dass weder da noch dort ein Badezimmer eingebaut sei, und bezweifelt darüber hinaus auch (zu Recht), dass deshalb „der Kaiser […] ins Zentralbad“ gehe.[39]

Renovierung und Adaptionen als Café und Sauna in den 1970er Jahren

Bassin im Damen-Dampfbad (2009)
Detail im maurischen Stil (2009)

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Bad bis in die 1970er Jahre mit getrennter Frauen- und Männerabteilung teilweise schon als Clubsauna in Betrieb. Dann übernahmen Johann Merkader, Peter Jansky und Gottfried Gindl als Pächter das Bad und renovierten es, teils auch aus Mitteln der Stadt Wien, unter denkmalgerechten Aspekten (Leitung der Arbeiten: Architekt Josef Freisling). Jansky betrieb im ebenerdigen Teil zwischen 1978 und 1981 ein Caféhaus, das u. a. von Friederike Mayröcker besucht wurde, übersiedelte mit dieser Institution jedoch anschließend in sein Operncafé Hartauer. Der Badebetrieb für Frauen wurde seit der Neueröffnung eingestellt, zunächst blieben aber für die männlichen Gäste nur die Teile des ehemaligen Damen-Dampfbades geöffnet.[40] Anlässlich der Neuwidmung des Etablissements seit Beginn der 1980er Jahre – als das Bad unter dem Namen Kaiserbründl als Herrensauna weitergeführt wurde – wurden eine Reihe von historisch bemerkenswerten oder auch recht spektakulären Vorkommnissen in Wiener Bädern stellvertretend der Institutionsgeschichte des Zentralbads einverleibt.[41] Zum Beleg, dass diese Badeanstalt mit dem eigentlichen Ursprung Wiens in Verbindung zu bringen sei, ist auch die Entlehnung des Namens „Kaiserbründl“ der gefassten Wienfluss-Quelle (Kaiserbrünndl) herangezogen worden, die am 23. April 1882 von der Kaiserin Sisi besucht worden sein soll.[42]

Historische Kabine

Aktuelle Funktion als Kaiserbründl

Seit der Renovierung in den 1990er-Jahren weisen die Räumlichkeiten des Bades freizügige Wand- und Deckenmalereien des Künstlers und Bühnenbildners Stefan Riedl auf.[43] Teilweise sind sie von berühmten Gemälden oder auch bekannten Mythen (etwa Zeus und Ganymed) inspiriert,[44] wie etwa die von ihm ausgestaltete „Römische Grotte“ (mit Lararium und Nymphaeum).[45] Die Decke des heute zu einem Tempel umgestalteten Saales des früheren Kalten Bassins im Herrenbad, das erst seit 1999 wieder zugänglich ist, zeigt Merkmale des Jugendstils. Das dort bis in die 1970er Jahre benutzbare Wasserbecken ist noch erhalten, wurde aber abgedeckt.[46]

Für Frauen ist das Etablissement nur zu seltenen Anlässen zugänglich, für Club-Events oder Präsentationen. Es diente jedoch für eine ganze Reihe von Filmaufnahmen als Kulisse, darunter Comedian Harmonists, Tatort und eine Folge von Kommissar Rex. Auch namhafte Schauspieler, wie etwa Klaus-Maria Brandauer oder Hollywood-Star Mickey Rourke (9½ Wochen in Paris, 1997) drehten hier, und George Michael war zu Gast.

Überregionale Medienberichte erlangte die Institution auch durch den Vermisstenfall des amerikanischen UNIDO-Mitarbeiters Aeryn Gillern, der sich unmittelbar vor seinem Verschwinden am 29. Oktober 2007 im Zentralbad-Kaiserbründl aufgehalten haben soll.[47] Wie einst durch den „Wachler“ (österr.) Gillern, gibt es in der Finnischen Sauna nach wie vor Aufgüsse mit natürlichen ätherischen Ölen, die von ambitionierten Besuchern und Musicaldarstellern durchgeführt werden.[48]

Am 10. Juni 2017 (Life Ball) sind neben dem Tempel eine ganze Reihe von neu adaptierten Räumlichkeiten eröffnet worden. Seit 2018 finden regelmäßig Partys im Adamskostüm oder im Seifenschaum statt.

Das heutige Publikum des Etablissements umfasst Angehörige aller Gesellschaftsschichten (und unterschiedlichen Alters zwischen 18 und ca. 80 Jahren), darunter auch Künstler, Adel, Geistlichkeit und Diplomaten aller Gegenden der Welt.

Während der monatelangen Lockdowns wegen der Corona-Pandemie 2020/2021 erlebte das Etablissement die längsten Schließzeiten seiner Geschichte.

Siehe auch

Literatur

  • Die moderne Zinshaus-Architektur. In: Wiener Bauindustrie-Zeitung / Österreichische Bauzeitung, Jahrgang 1888, S. 48 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wbz
  • Ein neues Bade-Etablissement in Wien. In: Wiener Bauindustrie-Zeitung / Österreichische Bauzeitung, Jahrgang 1888, S. 69 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wbz
  • Anonym: Wiener Central-Bad, I. Bez., Weihburggasse 18 u. 20. In: Der Bautechniker 9 (1889), S. 379ff.
  • Anton Honus: Das Wiener Zentralbad. In: Wochenschrift des Österreichischen Ingenieur- u. Architekten-Vereins 1890, Nr. 1, S. 1–3.
  • Anonym: Wiener Zentralbad. In: Gesundheits-Ingenieur: Zeitschrift für die gesamte Städtehygiene, Band 13, Nr. 11, R. Oldenbourg, 1890, S. 371.
  • Victor Höfert: Die Neuanlagen im „Wiener Centralbad“. In: Wiener Bauindustrie-Zeitung / Österreichische Bauzeitung, Jahrgang 1894, S. 613 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wbz
  • Architektonische Details von ausgeführten modernen Wiener Wohn- und Geschäftshäusern, Villen etc. Wien 1896, Bl. 22.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts. Wien 1905–1906, Bd. 2, S. 279.
  • Gunther Martin: Das Dampfbad aus 1001 Nacht. In: Wien Aktuell 6, 1976, S. 27ff. (Hier auch noch Farbabbildungen des heutigen „Tempels“ mit Wasserbecken sowie der neobarock gestalteten ursprünglichen Herrengarderoben.)
Commons: Zentralbad Wien – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. So lautet die Bezeichnung des Etablissements auf der eigenen Homepage und dem Facebook-Profil.
  2. „Als das Centralbad in der Weihburggasse gebaut wurde, wollte man ursprünglich Hochquellwasser zu den Bädern benützen; schliesslich entschloss man sich aber, einen Brunnen zu graben.“ Vgl. Die Wasserversorgung Wiens, nach dem officiellen Protokoll der K. K. Gesellschaft der Aerzte in Wien: Sitzungen vom 1., 8., 29. April und 6. Mai 1892. Hölder, 1892, S. 76.
  3. In einem Roman von Adolf Bäuerle wird das Gebäude und sein Zustand um 1855 folgendermaßen erwähnt: „Frau Anna sagt dort: ‚Komm, Hanns; wir wollen in den alten ‚Ramhof‘ zu meinem Sohne.‘ Sie ging mit ihren Begleiter dahin. Ladislaus Kukielwski wohnte hier wie ein Fürst. So häßlich und abscheulich der alte Ramhof jetzt aussieht und seine Besitzer veranlassen möge, auf diesem geräumigen Platze bald ein neues und stattliches Haus erbauen zu lassen, – etwa eine Passage à Bazar nach der Himmelpfortgasse – so gehörte dieses Gebäude vor sechzig Jahren doch nicht zu den schlechtesten Wiens und ein eleganter Miethsmann konnte allerdings darin wohnen. So waren z. B. die Zimmer im ersten Stocke nach der Weihburggasse gar nicht so übel; sie waren geschmackvoll decorirt und nahmen sich sehr propre aus.“ In: Adolf Bäuerle: Die Dame mit dem Todtenkopfe in Wien, Roman, Band 1, Hartleben, 1855, S. 21.
  4. Es befand sich bis ins 18. Jahrhundert gut 100 m entfernt (rechts neben dem Palais des Prinzen Eugen) auf der der Weihburggasse nicht zugewandten Straßenseite, also trotz seines Namens nicht auf dem eigentlichen Areal des Bürgerspitals.
  5. In der Wollzeile 11, Ecke Essiggasse 1 (heute ist dort die Buchhandlung Morawa) befand sich bis Mitte des 18. Jahrhunderts die letzte bereits im Mittelalter zugängliche Badestube dieser Gegend. In der Wollzeile Nr. 24 befand sich 1818–1898 das sogenannte „erste Wiener Dampfbad“ Vgl. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, 2004, Bd. 5, S. 676.
  6. Ein Verzeichnis der wichtigsten Bäder des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Wien findet sich bei Leopold Senfelder in dem Beitrag Öffentliche Gesundheitspflege und Heilkunde. In: Anton Mayer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Wien, Vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt der Kaiserin Maria Theresia. Wien 1918, S. 242–249.
  7. Die Wiener Badehäuser wurden in den Jahren 1521, 1554, 1562 und 1691 zeitweise wegen Seuchengefahr geschlossen.
  8. Andreas Weigel: Zu Fritz Langs 50. Todestag am 2. August 2026.
  9. Nachdem „Die Presse“ am 24. Dezember 1885 „Vom Realitätenmarkt“ berichtet hat, dass Adolf Endl die Abbruchhäuser Weihburggasse 18–20 erworben hat, erwähnt „Der Bautechniker“ am 26. März 1886 in der Rubrik „Angesuchte Baubewilligungen, Adaptierungen etc“ Adolf Endl als Bauherren: „Umbau, I., Weihburggasse 18 und 20 (Honus)“.
  10. Dass der persische Botschafter Sam Ir Cha Kek Mitte der 1880er Jahre einen Neubau angeregt und diesen seinem Schwiegersohn geschenkt haben soll, gehört in den Bereich der Legenden, die sich um das Etablissement seit Jahrzehnten ranken.
  11. Anton Honus berichtete in einem Vortrag vom 7. Dezember 1889 davon, dass ursprünglich geplant war, das Architektenteam Fellner & Helmer mit einem Umbau des mittelalterlichen Vorgängerbaus (Alter Ramhof) zu beauftragen und hier schon die Idee entstand, aufgrund der „äußerst günstigen Wasserverhältnisse“ eine Badeanstalt einzurichten, zumal sich Ende des 19. Jahrhunderts im Zentrum Wiens keine befand. A. Honus: Das Wiener Zentralbad. In: Wochenschrift des Österreichischen Ingenieur- u. Architekten-Vereins 1890, Nr. 1, S. 1.
  12. Wiener Bauindustrie-Zeitung 1888, S. 69.
  13. Das eleganteste Bad Wiens. Das Wiener Central-Bad, Stadt, Weihburggasse Nr. 20, wird Sonntag, den 26. d. M. eröffnet.. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, 25. Mai 1889, S. 14 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  14. Als Spezialist für Badeanlagen errichtete Swoboda dann noch weitere Einrichtungen dieser Art u. a. im (heute slowenischen) Marburg und in Pressburg. Alle diese Anlagen – bis auf das Wiener Bad – sind jedoch im Laufe der Zeit abgerissen worden.
  15. Damen-Dampfbad (1894).
  16. Die Entwürfe stammten von Franz Czada (1872–1903). Dessen älterer Bruder, bei dem es sich um den Baumeister Edmund Czada (1861–1920), zugleich den Vater der Maria Ley-Piscator handelt, führte die Pläne baulich aus.
  17. Bericht vom 17. Mai 1894 in der Wiener Bauindustrie-Zeitung, Nr. 33, Jg. 11, 1894 (online). Ab 14. Juni 1894 inserierte das Bad die Eröffnung der neuen Damen-Abteilung täglich (online) in der Neuen freien Presse.
  18. Damen-Dampfbad (2012).
  19. Vgl. F. Czeike: Historisches Lexikon Wien, 2004, Bd. 5, S. 696.
  20. Geburtsstadt des Titanic-Kapitäns Edward John Smith und von Robbie Williams
  21. Patricia Spain Ward: Simon Baruch: rebel in the ranks of medicine, 1840–1921. University of Alabama Press, 1994, S. 168.
  22. Hier heißt es, das Bad sei „nach Art des römischen Bades großartig [1912, S. 43: ‚sehr vornehm‘] eingerichtet, in allen Räumen elektrisch beleuchtet, bietet den größten Luxus und enthält Dampf-, Wannen- und Heilbäder für Damen und Herren. Badezeit von 7 Uhr früh bis 6 Uhr abends, an Feiertagen Kassenschluß 2 Uhr nachmittags, an Sonntagen geschlossen.“ Wien und Umgebung. Griebens Reiseführer, 68 (1907, S. 27). Über das Römische Bad heißt es ebenda „Gehört unstreitig zu den schönsten Bädern“ und sei „elegant, komfortabel und billig“. 1941 erfolgt hier dagegen vom Zentralbad keine Erwähnung mehr. Zwischen 1937 und 1940 hatten auch die Pächter(innen) des Bades und der darin befindlichen Gastwirtschaft gewechselt: Zunächst waren es eine G.m.b.H., Martha Hernried und Auguste Jurak (Jb. Wiener Gastwirte, 1937, S. 31), dann Maria Steininger (1940, S. 24).
  23. „Die Besichtigung des Parlaments-Gebäudes, des Rathhauses und der Universität unterblieb, indem der Schah das Centralbad besuchte, um daselbst ein Dampfbad zu nehmen.“ Zunächst hatten probeweise der Kämmerer sowie der „kleine Günstling“ des Schahs, Aziz Sultan, und andere Perser das Bad aufgesucht. Schließlich kam der „König der Könige“ selbst: „Nachdem er sich eine Stunde im Bade aufgehalten [.…] kam er wieder ins Foyer, wo er dem Badearzte und den Erbauern des Hauses sagte: Très-agréable! Ces bains sont bons. Er machte noch einen kleinen Rundgang im Gebäude und äußerte sich sehr anerkennend über die Einrichtung des Bades.“ NFP, 26. Aug. 1889, S. 3
  24. „Nun ereignete sich aber der immer wieder erwähnte und oft völlig falsch beschriebene Vorfall im Zentralbad in der Weihburggasse, einer Institution, die sich bis heute als Treffpunkt Homosexueller erhalten hat, damals aber nicht ausschließlich von gleichgeschlechtlich Veranlagten besucht wurde. Es gibt viele Varianten des Geschehens. Auf einen einfachen Nenner gebracht, könnte man die Situation so beschreiben: Ludwig Victor versuchte näheren Kontakt mit einem attraktiven jungen Mann herzustellen und erhielt eine Ohrfeige. Der Skandal konnte nicht mehr vertuscht werden und wurde rasch in weiten Kreisen bekannt. Angeblich soll Ludwig Victor, der wie wir wissen aus seiner Veranlagung kein großes Staatsgeheimnis machte, ‚mit seinem Hofwagen plus Lakaien‘ mehrmals wöchentlich in das Zentralbad gefahren sein. […] Homoerotische Exkursionen als Staatsakt sozusagen. Zuzutrauen wäre es ihm schon. Vielleicht hatte er auch einige seiner berühmten Uhren bei sich als Liebesgaben für die netten jungen ‚Freunde‘.“ Helmut Neuhold: Das andere Habsburg: Homoerotik im österreichischen Kaiserhaus. Tectum, Marburg 2008, S. 158 bzw. Datierung des Skandals mit 1904 S. 164.
  25. Richard von Schaukals Protagonist Heinrich Dietmann (Synonym für Schaukal selbst in seinem Roman Intérieurs aus dem Leben eines Zwanzigjährigen, Leipzig 1901, S. 94f.), besucht das Centralbad aus Langeweile.
  26. Hermann Grom-Rottmayer: Centralbad-Plakat (Litho-Entwurf 1904)
  27. Hermann Grom-Rottmayer: Centralbad-Plakat (zensierte Version 1912)
  28. Neue Freie Presse, 18. Februar 1896, S. 7.
  29. Der Fremdenverkehr, 28. Mai 1911, Nr. 22.
  30. Arbeiter-Zeitung, 3. Oktober 1913, S. 5.
  31. Illustrierte Kronenzeitung, 2. April 1924, S. 4.
  32. Illustrierte Kronenzeitung, 11. März 1922, S. 4.
  33. Illustrierte Kronenzeitung, 6. August 1925, S. 7.
  34. Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 29. März 1926, S. 10, bzw. ebenda, 6. September, S. 14.
  35. Österreichisches Abendblatt, 9. August 1933, S. 4.
  36. Karl Kraus: Die Kinderfreunde
  37. Nur in einer sehr spezifischen Randbemerkung wird das Centralbad tangiert, und zwar wo es um Onanie geht: „Ein Junge hat ausnahmsweise von einem Professor gelernt, was er sonst unfehlbar von einem Mitschüler gelernt hätte. Die Tat des Erwachsenen mag beklagenswert sein. Aber dem offiziellen Österreich, dem Land der Konvikte, steht es wahrlich schlecht genug an, sich darüber zu entrüsten, daß die Jugend aus dem Geleise der normalen Geschlechtsentwicklung geworfen werde. In den Pflanzstätten bureaukratischen und aristokratischen Geistes wird freilich die Altersgrenze strenge respektiert, und es kommt dort gewiß selten genug vor, daß ein Knabe unter vierzehn Jahren einen älteren mißbraucht. Aber ist denn nicht die ganze österreichische Staatskunst ein Produkt mutueller Onanie? In diesem Reich der wüstesten theresianistischen Triebe sollte sich offizielle Sittlichkeit doch nicht so patzig machen! Ihre Blamierung würde wie eine kalte Dusche im Centralbad wirken.“
  38. „Sonderbare Schwärmer! Die nicht wissen, daß in Österreich nicht die Menschlichkeit Sexualgesetze macht, sondern die Sittlichkeit, nicht die Lebenserfahrung, sondern die Unverdorbenheit, nicht der Fortschritt, sondern die Feigheit, nicht Phantasie, sondern die normale Sexualität eines Universitätsprofessors und eines Oberstaatsanwalts. Die nicht wissen, daß eher die Furcht, für einen Dieb gehalten zu werden, den Gesetzgeber die Freigebung des Diebstahls wagen lassen wird, als die Furcht, für einen Päderasten gehalten zu werden, die Abschaffung des homosexuellen Strafparagraphen. Wahrlich, ich sage euch, es wird noch viel Wasser in das Bassin des Centralbades fließen, ehe sich die Erkenntnis Bahn bricht, daß kein Staatsbürger für die Richtung seiner Nervenwünsche verantwortlich gemacht werden kann!“ (Bitte um Aufhebung des § 129b).
  39. Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. Kapitel 5, Szene 37 (projekt-gutenberg.org).
  40. Gunther Martin, in: Wien Aktuell, Heft 6 (Juni 1976), S. 27–29.
  41. Demnach sollen in den 1870er-Jahren, längere Zeit bevor das heutige Gebäude an dieser Stelle errichtet wurde, gekrönte Häupter das Bad besucht haben, nämlich Kaiser Franz Joseph (12. August 1873), Dom Pedro II. von Brasilien (13. März 1877) und der persische Schah Naser al-Din (13. Juli 1878). Im Bad suggerieren repräsentative Porträts all dieser Kaiser die Authentizität von deren Besuchen. In den relevanten Jahren sind für diese Persönlichkeiten allerdings nur Besuche im 1873 eröffneten, in der Nähe des Pratersterns gelegenen Römischen Bad belegt. Vgl. F. Czeike: Historisches Lexikon Wien, 2004, Bd. 4, S. 690.
  42. Vgl. F. Czeike: Historisches Lexikon Wien, 2004, Bd. 3, S. 420.
  43. Stefan Riedls Gemälde, die er bis 2011 schuf (und sich dort auch selbst mehrmals porträtierte) wurden vielfach abgebildet und beschrieben, so etwa als Zeitschriftencover „Glück im Unglück“ (2000) (Memento vom 26. Dezember 2013 im Internet Archive) und in Internet-Blogs der Falter-Kolumnistin Comandantina Dusilova („Narrative Exkursion in ein Bild meines alten Freundes Stefan Riedl“) bzw. Andrea Maria Dusl („Zwischen Stein und Anstoß“).
  44. @1@2Vorlage:Toter Link/www.kaiserbruendl.atAbb. 1 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2020. Suche in Webarchiven) und @1@2Vorlage:Toter Link/www.kaiserbruendl.atAbb. 2 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2020. Suche in Webarchiven)
  45. Abbildungen der „Römischen Grotte“ findet man unter dem Stichwort „Wandmalereien“ auf Riedls Homepage. Sie befinden sich in der Nähe der Bar im Souterrain, sind jedoch bis auf Weiteres nicht für Badende zugänglich.
  46. Die reich verzierte Stirnseite des Tempels (Herrenbads) ist nicht historisch, sondern wurde von Johann Schefer („fliesenundsteine“) gestaltet.
  47. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Berichten in der Presse (z. B.: Der Tag, an dem Aeryn verschwand (Memento vom 2. Dezember 2014 im Internet Archive), Die Polizei, kein Freund und Helfer (Memento vom 28. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)), eine parlamentarische Anfrage der Grünen (Vermisstenfall Aeryn Gillern), eine detaillierte Privatdokumentation über den Vermissten sowie inzwischen einen Dokumentarfilm unter dem Titel Gone (2011). Der Film wurde am 23. Oktober 2011 auch bei der Viennale gezeigt (Viennale-Tagebuch).
  48. Dokumentiert in Wien – Stadt der Liebe (2016)

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