Kabinett Demirel III

Das Kabinett Demirel III war die 32. Regierung der Türkei, die vom 6. März 1970 bis zum 26. März 1971 durch Ministerpräsident Süleyman Demirel geleitet wurde.

Bei der Wahl zur Nationalversammlung in der Türkei 1969 gewann die regierende Adalet Partisi (AP) und stellte die Regierung. Schon am 11. Februar 1970 zerbrach die Regierung allerdings, nachdem Demirel mit der Verabschiedung des Haushalts gescheitert war. Demirel trat zurück, konnte für die neue Regierung und den Haushalt allerdings noch einmal eine Mehrheit organisieren. In den folgenden Monaten kam es jedoch zu wirtschaftspolitischen Verwerfungen. Im August 1970 musste Demirel den Lira stark abwerten, weil das Land aufgrund der binnenmarktorientierten Wirtschaftspolitik in Zahlungsbilanzschwierigkeiten geraten war. Der rechte Flügel der AP sah Demirel nun als Handlanger des „Auslandskapitals“ und 27 Abgeordnete schlossen sich unter Führung von Ferruh Bozbeyli in der Demokratik Parti zusammen. Damit hatte Demirel keine eigene Mehrheit mehr.[1] In den folgenden Monaten kam es zu immer heftigeren radikalen Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Gruppen an den Universitäten und in den Großstädten und zu brutalen Attentaten und Entführungen der Kommandos der rechtsextremen Grauen Wölfe.[1]

Demirel versuchte insbesondere die radikale Linke daran zu hindern, sich zu organisieren. In der Konföderation der Revolutionären Arbeitergewerkschaften der Türkei (DISK) hatten sich am 13. Februar 1967 radikale Gewerkschaften zusammengeschlossen, die sich von der Konföderation von Arbeitergewerkschaften der Türkei (Türk-İş) getrennt hatten. Demirel ließ ein Gesetz verabschieden, das die DISK daran hindern sollte, sich in den Betrieben zu organisieren.[1] Daraufhin kam es zu Streiks und Demonstrationen. Nur mit Hilfe von Sicherheitskräften konnte Demirel die Ruhe aufrechterhalten. Der Ministerpräsident stimmte in den Ruf nach einer Einschränkung der Verfassung ein. Doch Demirel fand keine Mehrheiten für seine „Politik des starken Staates“. Als in dieser Situation der Gründer einer neuen proislamischen Partei, Necmettin Erbakan, öffentlich dazu aufforderte, den kemalistischen Staat „hinwegzufegen“, reagierten die Militärs: Am 12. März 1971 verkündete der Generalstabschef ein Memorandum, in dem das Parlament aufgefordert wurde, eine starke Regierung zu organisieren, die der Anarchie mit demokratischen Mitteln Einhalt gebiete und Reformen einleite, sonst würde das Militär die Regierungsgeschäfte übernehmen.[1] Demirel trat zurück.

Minister

32. Regierung der Republik Türkei[2]
Kabinett Demirel III – 6. März 1970 bis 26. März 1971
Titel Name Partei Amtszeit
MinisterpräsidentSüleyman DemirelAP
Staatsminister
Refet Sezgin
Hasan Dincer
AP6. März 1970 – 16. Juli 1970
29. Juli 1970 – 26. März 1971
Hüsamettin AtabeyliAP
Gürhan TitrekAP3. November 1969 – 21. Januar 1970
Turhan BiilginAP
JustizministerYusuf Ziya ÖnderAP
VerteidigungsministerAhmet TopaloğluAP
InnenministerHaldun MenteşoğluAP
Außenministerİhsan Sabri ÇağlayangilAP
FinanzministerMesut ErezAP
BildungsministerOrhan OğuzAP
Minister für öffentliche ArbeitenYaşar GülezAP
Minister für Bau und SiedlungswesenHayrettin NakiboğluAP
Minister für Gesundheit und soziale SicherheitVedat Ali ÖzkanAP
Landwirtschaftsministerİlhami ErtemAP
Minister für dörfliche AngelegenheitenTurhan KapanlıAP
ForstministerHüseyin ÖzalpAP
VerkehrsministerNahit Menteşe
Orhan Tuğrul
AP14. Dezember 1970
4. Januar 1971 – 26. März 1971
ArbeitsministerSeyfi ÖztürkAP
HandelsministerGürkan TitrekAP
IndustrieministerSelahattin KılıçAP
Minister für Zölle und MonopoleAhmet İhsan BirincioğluAP
TourismusministerNecmettin CevheriAP
Minister für Energie und natürliche RessourcenSabit Osman Avcı
Nahit Menteşe
AP6. März 1970 – 14. Dezember 1970
14. Dezember 1970 – 26. März 1971
Minister für Jugend und Sportİsmet SezginAP

Einzelnachweise

  1. Matthes Buhbe: Türkei. Politik und Zeitgeschichte. (=Band 2, Studien zu Politik und Gesellschaft des Vorderen Orients), Leske + Budrich, Opladen 1996, S. 91 f.
  2. 32. Regierung der Republik Türkei (Memento vom 29. September 2017 im Internet Archive), Große Nationalversammlung der Türkei, abgerufen am 26. März 2019
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