KZ Mißler

Das KZ Mißler war ein frühes Konzentrationslager, das Ende März 1933 auf Veranlassung des Innensenators und SA-Sturmbannführers Theodor Laue in den ehemaligen Auswandererhallen der Auswandereragentur Friedrich Mißler zwischen der Walsroder Straße und der Hemmstraße im Bremer Stadtteil Findorff angelegt worden war. Heute erinnern nur noch zwei Erinnerungsplatten an das ehemalige KZ, die an der Stelle angebracht sind, wo vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg die Auswandererhallen standen, die 1986 abgerissen wurden[3]. Unter der Leitung des SS-Hauptsturmführers Otto Löblich wurden hier zunächst 148 Häftlinge, in erster Linie verfolgte Kommunisten, in „Schutzhaft“ festgehalten; später erhöhte sich die Belegungszahl bis auf 300.

Denkmal an der Seniorenresidenz Walsroder Str. 1 in Bremen-Findorff[1]
Gedenkplatte vor der Seniorenresidenz Walsroder Str. 1 in Bremen-Findorff[2]

Zu den Häftlingen zählten unter anderem der Musiklehrer Hermann Böse, der Bildhauer Klaus Bücking, der Schauspieler Edgar Bennert, der Reichsbannerführer und SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Oskar Drees, der spätere Herausgeber des WESER-KURIER Hans Hackmack sowie der SPD-Reichstagsabgeordnete Alfred Faust, Chefredakteur der seit dem 2. März 1933 verbotenen Bremer Volkszeitung.

Am 11. Juli 1933 gab der Polizeisenator Laue dem Druck aus der Findorffer Bevölkerung nach, das KZ Mißler aufzulösen, doch erst am 13. September 1933 berichteten die Bremer Nachrichten über die Verlegung der Häftlinge auf das KZ-Schiff Ochtumsand in der Mündung der Ochtum.[4][5]

Im Januar 1949 fand der Prozess gegen den bereits internierten Theodor Laue im Kamin-Saal des Bremer Rathauses statt; Laue wurde zu 4 Jahren Sonderarbeit und 25 % Vermögensentzug verurteilt.[6]

Seit 1983 erinnert eine von Fritz Stein geschaffene Gedenktafel mit einem Tucholsky-Zitat an die Geschichte des Ortes.[7]

Einzelbelege

  1. Der Text von Kurt Tucholsky auf der Denkmalplatte lautet: „Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen NEIN!“
  2. Der Text auf der Gedenkplatte lautet: „Hinter diesen Mauern wurde in den ehemaligen Auswandererhallen Missler am 1. April 1933 das erste Bremer KZ errichtet. Hier begann in dieser Stadt die das Menschenrecht verletzende und die Menschen vernichtende Verfolgung politisch Andersdenkender durch die Nationalsozialisten. Um deren Untaten zu verschleiern, wurde das ‚KZ Missler‘ Ende August 1933 verlegt.“
  3. Geschichte des früheren KZs
  4. Jörg Wollenberg, "Mißler-Text ", ... 6. Auflösung des KZ Mißler ...
  5. Frank Hethey, Ein Nazi berichtet aus dem KZ - eine dubiose Undercover-Reportage, in: WESER-KURIER vom 27.28.01.2024, S.W8
  6. https://www.akens.org/akens/texte/info/36/3.html
  7. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 211f.

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