KNVB-Pokal
Der KNVB-Pokal (kurz für: Pokal des Königlich-Niederländischen Fußball-Bundes, niederländisch KNVB beker) ist der nationale Pokalwettbewerb für niederländische Fußball-Vereinsmannschaften. Ausgelobt wird er durch den KNVB (Koninklijke Nederlandse Voetbal Bond). Zur Saison 2012/13 nahmen 82 Amateur- und Profimannschaften, am Wettbewerb teil.
KNVB-Beker (dt.: KNVB-Pokal) | |
Abkürzung | Pokal |
Verband | KNVB |
Erstaustragung | 1898/99 |
Mannschaften | 85 (Saison 2015/16) |
Spielmodus | K.-o.-System |
Titelträger | PSV Eindhoven (11) |
Rekordsieger | Ajax Amsterdam (20 Siege) |
Website | www.knvb.nl |
Qualifikation für | UEFA Europa League Niederländischer Supercup |
Der Gewinner qualifiziert sich für die Folgesaison für die UEFA Europa League. Zudem nimmt er am Spiel um die Johan-Cruyff-Schale teil, bei dem sich Pokalsieger und niederländischer Meister gegenüberstehen.
Aktueller Titelträger (2023) ist PSV Eindhoven.
Modus
Der Sieger des KNVB-Pokals wird nach dem K.-o.-System ermittelt. Die Paarungen werden vor jeder Runde ausgelost. In der ersten Hauptrunde treten zurzeit 56 Amateurteams (die 32 Klubs der Topklasse sowie 24 unterklassige über Qualifikationswettbewerbe ermittelte Mannschaften) gegeneinander an. In der zweiten Runde steigen die 36 Profivereine in den Pokalwettbewerb ein. Wenn eine Mannschaft aus den beiden Profiligen und ein Nicht-Profiligist zusammengelost werden, erhalten die Amateure automatisch Heimrecht. Endet ein Spiel nach regulärer Spielzeit unentschieden, kommt es zu einer Verlängerung. Ist das Spiel auch nach der Verlängerung nicht entschieden, wird der Sieger durch Elfmeterschießen ermittelt. Alle Partien werden in einem Spiel entschieden. Lediglich in den Jahren 1982, 1983 und 2010 wurde das Finale in Hin- und Rückspiel ausgetragen.
Geschichte
1898 bis 1920: Erster nationaler Pokalwettbewerb und dessen Entwicklung
Auf einer Versammlung des Niederländischen Fußballbundes (NVB) am 19. Januar 1898 in Den Haag wurde die Einführung eines niederländischen Pokalwettbewerbs beschlossen, der erstmals in der Saison 1898/99 ausgespielt wurde. Der Pokal wurde durch den niederländischen Verleger Hak Holdert gestiftet. Am 9. Mai 1899 kam es zwischen RAP Amsterdam und HVV Den Haag zum ersten Endspiel des Turniers. Die Partie entschied der Amsterdamer Klub mit 1:0 für sich. Im gleichen Jahr gewannen die Amsterdamer auch die niederländische Meisterschaft und sorgten so für den ersten Double-Gewinn im niederländischen Fußball. Bis 1907 schaffte es kein Team den Titel das zweite Mal für seinen Klub zu sichern, erst VOC Rotterdam gelang dieses Kunststück, als man nach 1905 auch 1907 das Endspiel für sich entschied. Die besten Möglichkeiten dafür hatte bis 1907 aber HBS Den Haag, die nach ihrem Finalsieg 1901 in den folgenden sechs Jahren noch dreimal im Finale standen. Zwischen 1908 und 1916 war es dann Quick Den Haag die den Pokal-Wettbewerb prägte. 1910 gingen sie als erster Titelverteidiger der Wettbewerbsgeschichte ein. Nachdem 1909 und 1910 die Reservemannschaft des Klubs den Cup holte, war es 1911 dann das erste Team, das den Dreifacherfolg sicherte. 1916 gelang dann schließlich der vierte Erfolg. 1916/17 gewann dann ein Klub dieses Turnier, der fortan bedeutend für diesen Wettbewerb werden sollte. Im Endspiel 1917 schlug Ajax Amsterdam den VSV Velsen mit 5:0 und feierte damit den ersten national bedeutenden Vereinserfolg. Mit fünf Treffern Unterschied (wie auch 1903 zwischen HVV Den Haag und HBS Den Haag, Endresultat: 6:1) war dies zudem der größte Toreabstand zwischen zwei Mannschaften in den ersten zwanzig Jahren seit Einführung. 1901, 1903 und 1907 fielen je sieben Tore im Finale. Erst 1932 (nach Verlängerung) bzw. 1944 (reguläre Spielzeit) sollte diese Marke durchbrochen werden. Siebzehn Mal standen Vereine aus Den Haag zwischen 1899 und 1920 im Finale des Wettbewerbs, drei Mal gab es sogar stadtinterne Endspiele. Nur sieben Mal entschieden die Den-Haager Klubs die Endbegegnungen auch für sich.
1921 bis 1960: Viele unterschiedliche Gewinner
In den Jahren zwischen 1921 und 1960 gab es 21 unterschiedliche Cup-Gewinner, wobei der Wettbewerb in 19 Spielzeiten nicht ausgetragen wurde. Einzig Feijenoord Rotterdam (1930 und 1935) schafften zwei Pokalerfolge in diesem Zeitraum. Im Finalspiel von 1944 gab es den bisher höchsten Torerfolg einer Mannschaft. Damals schlug Willem II Tilburg den RKSV Groene Ster mit 9:2. Es war der erste Pokalerfolg der Tilburger.
1961 bis 1999: Der Wettbewerb im Profifußball
1954 wurde durch den nationalen Verband der Profifußball in den Niederlanden eingefügt. Dadurch ergaben sich auch Veränderungen im Wettbewerb. Ajax Amsterdam sollte in den folgenden Jahrzehnten regelmäßiger Gast im Endspiel des Turniers sein. Zwischen 1970 und 1972 gelang es ihnen dreimal in Folge den Cup zu gewinnen. In den Jahren 1978 bis 1983 stand das Team fünf Mal im Endspiel. Jedoch ging Ajax dabei nur zwei Mal als Gewinner vom Felde, 1979 gegen Twente Enschede und 1983 gegen NEC Nijmegen. Zwischen 1988 und 1990 gelangen auch der PSV Eindhoven drei Finalsiege in Folge. 1981 konnte auch AZ Alkmaar mit Pokal und Meisterschaft das Double gewinnen.
2000 bis heute: Gegenwärtige Entwicklung
Letzter Gewinner des alten Jahrhunderts wurde 1999/2000 Roda Kerkrade, für die es der zweite Pokalerfolg war. Im Endspiel standen die Schwarz-Gelben der Mannschaft von NEC Nijmegen gegenüber. Mit 2:0 setzte sich das Team von Roda-Trainer Sef Vergoossen durch. Die großen Favoriten (Feyenoord Rotterdam, PSV Eindhoven, Ajax Amsterdam) schieden allesamt bereits im Achtelfinale aus.
Zur Folgesaison konnte es Twente Enschede den Kerkradern gleichtun und sich zum zweiten Mal den nationalen Cup sichern. Zum ersten Mal seit 1964 und zum vierten Mal überhaupt musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Nach 90 Minuten und der Verlängerung hatte es 0:0 gegen die PSV Eindhoven gestanden. Dennis Hulshoff war es dann schließlich, der seinen Elfmeter versenkte und den Erfolg perfekt machte. Zuvor hatten die PSV-Spieler John de Jong, Ronald Waterreus und Joonas Kolkka verschossen. Auf Enscheder Seite trafen Jan Vennegoor of Hesselink und Jeroen Heubach nicht.
Ab 2001/02 sollten wieder die Favoriten mehrfach den Titel gewinnen. Bis 2010 konnte Ajax Amsterdam vier Erfolge und Feyenoord Rotterdam und PSV Eindhoven je einen Titel verbuchen. Überraschend waren die Finalsiege 2003 und 2004 des FC Utrecht. Bis dahin hatten es nämlich seit 1910 nur Teams des PSV Eindhoven, Feyenoord Rotterdam und Ajax Amsterdam geschafft ihren Titel zu verteidigen. Genauso überraschend war der Erfolg des SC Heerenveen, die 2008/09 erstmals in der Vereinsgeschichte den Pokal gegen den FC Twente Enschede sicherten. Nachdem Goran Popov für den SCH traf, konnte Eljero Elia für Twente ausgleichen. In der Verlängerung erzielten Bonaventure Kalou und Youssouf Hersi nochmal je ein Tor für ihr Team, ehe es ins Elfmeterschießen ging. Dort verwandelte Heerenveen-Akteur Gerald Sibon den entscheidenden Strafstoß, bevor Hersi für Twente verschoss. Den Pokalwettbewerb 2009/10 konnte mit dem 18. Titel erneut Ajax Amsterdam erfolgreich abschließen. Im Jahr 2011 standen die Amsterdamer erneut im Finale, doch die Titelverteidigung vereitelte der amtierende Meister FC Twente, der nach einem Rückstand von 0:2 das Match durch einen Treffer des in der Schlussviertelstunde der Verlängerung eingewechselten Marc Janko noch mit 3:2 für sich entschied.
Namensgebung
Seit der Einführung 1899 wurde der Pokalname mehrfach geändert. Zunächst wurde er nach seinem Stifter Holdertbeker („Holdertpokal“) genannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Wettbewerb nach dem ausrichtenden Fußballverband in KNVB-Beker umbenannt. Aus finanziellen Erwägungen wurde ab 1995 der Name des Wettbewerbs durch einen Hauptsponsor bestimmt. Erster war die Brauerei Amstel, die neun Jahre Namensgeber des Turniers war. 2004/05 folgte die Umbenennung in Gatorade Cup. Seit 2006 heißt der nationale Cup-Wettbewerb wieder KNVB Beker.
Zeitraum | Name des Pokals |
---|---|
1899–1945 1921–1929 | Holdertbeker NVB Beker |
1946–1994 | KNVB Beker |
1995–2004 | Amstel Cup |
2005 | Gatorade Cup |
2006–heute | KNVB Beker |
Die Endspiele im Überblick
* Gewinner des nationalen Doubles aus Meisterschaft und Pokalsieg
** Das Endspiel wurde aufgrund der vorzeitigen Beendigung der Saison 2019/20 angesichts der globalen COVID-19-Pandemie nicht ausgetragen.[5]
Rangliste der Sieger
Verein | Siege | Jahr(e) |
---|---|---|
Ajax Amsterdam | 20 | 1917, 1943, 1961, 1967, 1970, 1971, 1972, 1979, 1983, 1986, 1987, 1993, 1998, 1999, 2002, 2006, 2007, 2010, 2019, 2021 |
Feyenoord Rotterdam | 13 | 1930, 1935, 1965, 1969, 1980, 1984, 1991, 1992, 1994, 1995, 2008, 2016, 2018 |
PSV Eindhoven | 11 | 1950, 1974, 1976, 1988, 1989, 1990, 1996, 2005, 2012, 2022, 2023 |
AZ Alkmaar | 4 | 1978, 1981, 1982,[6] 2013 |
Quick Den Haag | 4 | 1909, 1910,[7] 1911, 1916 |
Koninklijke HFC | 3 | 1904, 1913, 1915 |
Sparta Rotterdam | 3 | 1958, 1962, 1966 |
FC Twente Enschede | 3 | 1977, 2001, 2011 |
FC Utrecht | 3 | 1985, 2003, 2004 |
VOC Rotterdam | 2 | 1905, 1907 |
HBS Craeyenhout | 2 | 1901, 1908[8] |
HFC Haarlem | 2 | 1902, 1912 |
RC Heemstede | 2 | 1918, 1928 |
Dordrechtsche FC | 2 | 1914, 1932 |
WVV Wageningen | 2 | 1939, 1948 |
Willem II Tilburg | 2 | 1944, 1963 |
Fortuna ’54 Geleen | 2 | 1957, 1964 |
ADO Den Haag | 2 | 1968, 1975 |
Roda JC Kerkrade | 2 | 1997, 2000 |
RAP Amsterdam | 1 | 1899 |
CCV Velocitas Breda | 1 | 1900 |
HVV Den Haag | 1 | 1903 |
DSV Concordia Delft | 1 | 1906 |
CVV Rotterdam | 1 | 1920 |
VV Schoten | 1 | 1921 |
Zaanlandsche FC | 1 | 1925 |
TSV LONGA | 1 | 1926 |
VUC Den Haag | 1 | 1927 |
GVV Velocitas 1887 | 1 | 1934 |
RFC Roermond | 1 | 1936 |
EVV Eindhoven | 1 | 1937 |
VSV Velsen | 1 | 1938 |
Quick Nijmegen | 1 | 1949 |
VVV-Venlo | 1 | 1959 |
NAC Breda | 1 | 1973 |
SC Heerenveen | 1 | 2009 |
PEC Zwolle | 1 | 2014 |
FC Groningen | 1 | 2015 |
Vitesse Arnheim | 1 | 2017 |
Torschützenkönige
(unvollständig)
* Der Wettbewerb wurde aufgrund der vorzeitigen Beendigung der Saison 2019/20 angesichts der COVID-19-Pandemie nicht beendet und dementsprechend kein Torschützenkönig gekürt. Die drei Spieler hatten vor dem nicht ausgetragenen Endspiel jeweils die meisten Treffer erzielt.
Internationale Qualifikation
Seit 1960 qualifizierte sich der Gewinner des KNVB-Pokals für den zur Saison 1960/61 eingeführten Europapokal der Pokalsieger. Konnte sich ein nationaler Pokalsieger für den Europapokal der Landesmeister (ab 1992 UEFA Champions League) qualifizieren, nahm der unterlegene Pokalfinalist den Platz im Europapokal der Pokalsieger ein. 1987 konnte Ajax Amsterdam als erster niederländischer Verein den Europapokal der Pokalsieger gewinnen. Im Folgejahr erreichten sie erneut das Finale, verloren aber mit 0:1 gegen den belgischen Klub KV Mechelen. Dies waren die beiden einzigen Endspielteilnahmen niederländischer Klubs im Pokal der Pokalsieger.
Seit der Abschaffung des Pokalsieger-Wettbewerbs auf europäischer Ebene aufgrund der nachlassenden Attraktivität für Publikum und Vereine nach der Saison 1998/99 tritt der Sieger des KNVB-Pokals in der folgenden Saison in der UEFA Europa League (bis 2009 UEFA-Pokal) an. Wenn der Sieger sich über die Eredivisie für die Champions League qualifiziert hat oder an der Champions-League-Qualifikation teilnimmt, geht das Recht der Teilnahme an der Europa League automatisch auf den Verlierer des Endspiels über. Sind beide Endspielteilnehmer bereits über die Eredivisie für die Champions League oder die Europa League qualifiziert, zieht der bestplatzierte Verein der Eredivisie, der für keinen der beiden Europapokale qualifiziert ist, in die Europa League ein.
Rekorde
- Rekordpokalsieger ist Ajax Amsterdam mit 20 Endspielsiegen. Zudem standen sie vier weitere Male im Finale um den Wettbewerb, womit sie auch Rekordhalter in Finalteilnahmen sind. Die Mannschaft mit den zweitmeisten Pokalsiegen ist Feyenoord Rotterdam, die dreizehn Erfolge verbuchen können.
- Das torreichste Pokalendspiel gab es am 11. Juni 1944 zwischen Willem II Tilburg und RKSV Groene Ster. Damals setzten sich die Tilburger mit 9:2 gegen ihren Gegner durch.
- Drei Vereine schafften es, den Pokal dreimal in Folge zu gewinnen. Dies waren Quick Den Haag zwischen 1909 und 1911, Ajax Amsterdam von 1970 bis 1972 und zwischen 1988 und 1990 die PSV Eindhoven.
- Die torreichste Partie im gesamten Turnierverlauf gab es 1903/04, als der HFC Haarlem mit 25:0 gegen A.C. & H.C. V.V.V. gewinnen konnte. Stürmer Eddy Holdert gelangen damals dreizehn Treffer.
- Schnellster Torschütze in einem KNVB-Pokalendspiel war der Brasilianer Romário, der am 25. Mai 1989 bereits in der zweiten Minute zum 1:0 gegen den FC Groningen traf. Luis Suárez brauchte 2010 drei Minuten und 2007 schaffte es AZ-Kicker Mousa Dembélé in der vierten Minute.
Weblinks
- Der Pokalwettbewerb auf der Homepage des KNVB (niederländisch)
- KNVB-Beker in der Datenbank von weltfussball.de
- KNVB-Beker in der Datenbank von transfermarkt.de
- Liste der Endspiele (englisch)
Anmerkungen und Einzelnachweise
- Ajax verlor im Sechzehntelfinale gegen AZ’67 mit 1:2. Da im Wettbewerb aber nur noch 14 Mannschaften vertreten waren und im Viertelfinale dann noch sieben Teams gewesen wären, loste man eine ausgeschiedene Mannschaft hinzu. Ajax Amsterdam war der Lucky Loser und gewann letztendlich sogar den KNVB-Pokal 1970.
- Am Ende der zweiten Halbzeit stürmten Fans von Feyenoord wiederholt den Rasen. Ein Gericht entschied daraufhin die zweite Halbzeit müsse wiederholt werden. Dieses Urteil wurde aber in der Berufung widerrufen.
- Das Endspiel war ursprünglich in De Kuip angesetzt worden. Da es in den zwei vorangegangenen Spielen der beiden Mannschaften zu Ausschreitungen kam, entschied der KNVB das Endspiel in Hin- und Rückspiel auszutragen. Das erste Spiel fand in Amsterdam und das Rückspiel in Rotterdam statt.
- vi.nl: Pokalfinale wird in Hin- und Rückspiel ausgetragen Artikel vom 15. April 2010 (niederländisch)
- Afwikkeling voetbalseizoen 2019/20 (Memento des vom 24. Mai 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , eredivisie.nl, abgerufen am 25. April 2020 (niederländisch)
- Die Pokalsiege errang der Verein unter seinen alten Namen AZ’67
- Die Pokalsiege 1909 und 1910 wurden von der zweiten Mannschaft von Quick Den Haag errungen.
- Der Pokalsieg 1908 wurden von der zweiten Mannschaft vom HBS Craeyenhout errungen.