Pfeifer & Langen

Die Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln ist ein in Familienbesitz befindlicher Lebensmittelkonzern. Historischer Kern des Konzerns ist der Zuckerhersteller Pfeifer & Langen.

Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG
Logo
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1870
Sitz Köln, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Michael Schaupp
  • Uwe Schöneberg
  • Martin Vesper
Mitarbeiterzahl 2.521 (2024)
Umsatz 1,33 Mrd. Euro (2022)
Branche Nahrungsmittelindustrie
Website www.pfeifer-langen.com
Stand: 28. März 2024
Euskirchen, Pfeifer & Langen

Die anderen Aktivitäten der Gruppe werden von den Teilkonzernen Intersnack, einem Hersteller von Snack- und Knabberprodukten, und dem 2019 geschaffenen Teilkonzern Naturkost Group, mit Geschäftsaktivitäten in Herstellung und Vertrieb von funktionellen Lebensmittelrohstoffen, funktionellen Proteinen und Kohlenhydraten, gehalten. Zudem hält die Gruppe einen 50 %-Anteil an dem Lebensmittelhersteller Krüger.

Teilkonzern Pfeifer & Langen

Der Teilkonzern Pfeifer & Langen produziert und liefert Zuckerprodukte für Haushalte mit den Marken-Bezeichnungen Kölner Zucker und Diamant Zucker sowie die Lebensmittel-, Non-Food- und Futtermittelindustrie. Pfeifer & Langen ist nach Süd- und Nordzucker der drittgrößte deutsche Zuckerproduzent und ein führender Zuckerhersteller Europas. Pfeifer & Langen betreibt Zuckerfabriken in Appeldorn, Elsdorf, Euskirchen, Jülich, Könnern und Lage sowie in Środa Wielkopolska, Gostyń, Miejska Górka, Glinojeck, Gora, Głogów (Polen), Radechiw, Tschortkiw, Sbarasch, Kosowa, Chorostkiw (Ukraine), und Thessaloniki sowie Athen (Griechenland). Der Bereich Zucker erwirtschaftete 2021 mit insgesamt 2.557 Mitarbeitern einen Umsatz von 975 Mio. Euro. 2020/21 betrug die europaweite Rübenzucker-Produktion rund 2,0 Millionen Tonnen.

Anfangsphase bis 1926

Kölner Zucker, Pfeifer & Langen, Köln
Historische „Pfeifer & Langen“ -Dose

In der Versuchsanlage auf Gut Fronhof im Kölner Vorort Ossendorf wurde am 31. Oktober 1851 erstmals Zucker aus Rüben gekocht. Emil Pfeifer, der das Gut im Jahre 1840 erworben hatte, und sein Partner August Joest beschäftigen in dieser Anfangsphase fünf Mitarbeiter, die die Rüben von 51 Bauern aus der Umgebung zu Zucker verarbeiteten. Nach dem Ausscheiden von August Joest im Jahre 1853 firmiert das Unternehmen in „Emil Pfeifer & Cie.“ Emils Sohn Valentin wurde dann 1865 Mitgesellschafter. Im Jahre 1868 kam es zu der für die Firmengeschichte entscheidenden Einbeziehung des Ingenieurs und Erfinders Eugen Langen, der in Ossendorf seinen patentierten Knochenkohleofen erstmals in der Praxis erprobte.[1]

Am 19. April 1870 wurde die Firma Pfeifer & Langen in Köln durch Emil Pfeifer, seinen Sohn Valentin Pfeifer und Eugen Langen gegründet. Letzterer war der bedeutendste Sohn des Kölner Zuckerindustriellen Johann Jakob Langen. Der Chronik des Unternehmens aus dem Jahre 1870 zufolge schrieb der Siedemeister Conrad Moll unter anderem:

„… Als verantwortlicher Leiter galt Herr Eugen Langen, den man täglich fast überall sehen konnte. Unermüdlich überwachte er die fortschreitenden Arbeiten, kontrollierte an Hand der Zeichnungen und erteilte seine Ratschläge …“

Conrad Moll

Ein Jahr später nahm die Zuckerfabrik Elsdorf den Betrieb auf. Direktor der Fabrik war Eugen Langen, der dort 1872 die Verarbeitung von Zucker zu Würfeln („Langensches Würfelverfahren“) erfand und ein Jahr später ein preußisches Patent erhielt. Die 1869 in Betrieb genommene Bahnstrecke Düren–Neuss ermöglichte dem Werk Elsdorf auch den Antransport von Rüben aus entfernt gelegenen Anbaugebieten, die für Pferde- und Ochsengespanne kaum oder nur schwer zu erreichen waren.

1879 gründete Pfeifer & Langen in Euskirchen eine zweite Rübenzuckerfabrik. Um 1880 galt das Werk Elsdorf als internationale „Musteranstalt“ und wurde das größte Zuckerunternehmen Westdeutschlands. 1884 erfolgte die Gründung einer Betriebskrankenkasse, die 1996 mit der BKK Anker-Lynen-Prym fusionierte und aus der später die Actimonda BKK hervorging. 1883 ist das Gründungsjahr der Zuckerfabrik Lage und Errichtung der Hauptverwaltung von Pfeifer & Langen in Köln.

Im Jahre 1894 erfolgte die Stilllegung der 1851 von Emil Pfeifer in Ossendorf errichteten Fabrik. Die Entwicklung der Stadt Köln hatte zunehmend das landwirtschaftlich nutzbare Umland verringert. 1905 erwarb Pfeifer & Langen Aktien im Wert von 70.000 Mark an der Zuckerfabrik Elsen bei Grevenbroich, zwei Jahre später erfolgte die Umwandlung von einer Offenen Handelsgesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), 1909 kaufte Pfeifer & Langen die restlichen Anteile.

1926 bis 1989

1926 schlossen sich die Unternehmen Pfeifer & Langen und vom Rath & Breth zu einem Unternehmen zusammen[2] und die Firma P. Schwengers & Söhne aus Uerdingen wurde aufgekauft. Im selben Jahr werden die Marke „Kölner Zucker“ sowie das Logo aus zwei gestreiften Zuckerhüten, die an die Türme des Kölner Doms erinnern, markenrechtlich eingetragen,[3] gleichzeitig wurde Pfeifer & Langen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Zu dieser gehörten die Werke in Elsdorf, Euskirchen und Elsen und die Raffinerie Uerdingen. Die Fabriken Ameln, Wevelinghoven und Dormagen waren mit Mehrheitsbesitz und Lieferverträgen an die neue Aktiengesellschaft gebunden. Bereits 1928 gingen die Werke Ameln und Wevelinghoven vollständig in den Besitz von Pfeifer & Langen über. Und 1930 ging auch der Actien-Verein für Zuckerfabrikation, Dormagen in Pfeifer & Langen auf.

Kölner Kandis von Pfeifer & Langen

1928 stellte Pfeifer & Langen erstmals Kandis her und führte die erste Kristallzucker-Packmaschine für 1-kg-Pakete ein. Sie brachte es auf eine Leistung von 5.000 Paketen in acht Stunden. Im Jahre 1931 wurde das Werk Elsen bei Grevenbroich stillgelegt. Nachdem 1933 der in Bankbesitz befindliche Aktienteil von der Pfeifer & Langen AG erworben worden war, erfolgte die Umwandlung zurück in eine GmbH.

Ab 1941 zog Pfeifer & Langen auch Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit in der Zuckerfabrik Elsdorf heran; sie waren in einem Gefangenenlager neben dem Fabrikgelände untergebracht.[4] Bei einem Bombenangriff im November 1944 wurden dort u. a. mehrere russische Kriegsgefangene getötet, die anschließend auf dem jüdischen Friedhof der Gemeinde Elsdorf in größtenteils unmarkierten Gräbern beerdigt wurden.[5] 1945 wurde die Zuckerfabrik Elsdorf zunächst von den amerikanischen Truppen beschlagnahmt.

1950 wurden im Werk Wevelinghoven erstmals eine fahrbare Rüben-Kippe und Stapelanlage benutzt.

Einen ganz neuen Weg ging das Unternehmen in seinem Werk Dormagen 1951. Dort wurde Poly-Glucose – Dextran genannt – produziert. Hierbei handelte es sich um einen Blutplasma-Ersatzstoff. 1965 erfand Pfeifer & Langen den Gelierzucker und schrieb damit Lebensmittelgeschichte. Dieser wurde später auch von Lizenznehmern im In- und Ausland hergestellt. Aus Zuckerrübenschnitzeln wurde im Werk Dormagen 1966 erstmals ein Futtermittel entwickelt, das Herstellungsverfahren und die Zusammensetzung wurden patentiert. Gleichzeitig erfolgte der Aufkauf der Sirupfabrik Gebrüder Langen, Köln-Braunsfeld, und der Zuckerraffinerie und Kandisfabrik Gebrüder Tintelnot in Vlotho, schon 1969 wurden diese beiden Betriebe stillgelegt und die Aufgaben vom Werk Euskirchen übernommen.

Auch für die weiterverarbeitende Industrie erweiterte Pfeifer & Langen sein Sortiment. Seit den 60er Jahren gibt es einen anwendungstechnischen Beratungsdienst, bestehend aus Chemikern und Technologen, der in Zusammenarbeit mit den Kunden Lösungen für die Entwicklung und Herstellung von produktgerechten Zuckern erarbeitet.[3] 1970 feierte Pfeifer & Langen 100-jähriges Bestehen, zu dieser Zeit hatte das Unternehmen rund 1.800 Beschäftigte.

Im Jahre 1972 wurde die Krüger GmbH & Co. KG gegründet, an der sich Pfeifer & Langen wenig später zu 50 % beteiligte. Sie stellt Instantgetränke, Diätprodukte und Babynahrung her. Ebenfalls 1972 erfolgte die Gründung eines gemeinsamen Tochterunternehmens mit der Pfanni-Werke Otto Eckart AG, München. Hierbei brachte Pfeifer & Langen seine Kartoffel-Chips-Produktion mit ein. Das neue Unternehmen firmiert seit 1980 unter dem Namen Convent Knabbergebäck GmbH Co KG, aus der später die Intersnack-Gruppe wurde. 1973 wurde in Köln ein neues Hauptverwaltungsgebäude errichtet. Zusammen mit der Zuckerhandelsunion GmbH, Berlin, gründete Pfeifer & Langen 1974 die Spezialzucker-Raffinerie in Lage und baute das Geschäft mit flüssigem Zucker weiter aus.[6] 1977 erfolgte der Bau einer neuen Zuckerfabrik im niederrheinischen Appeldorn, womit das nördliche Rheinland für den Rübenanbau erschlossen werden sollte, zwei Jahre später wurde die Zuckerproduktion im Werk Dormagen eingestellt.

Im Jahre 1982 wurde die Opekta erworben, diese stellte pektinhaltige Produkte für die Herstellung von Marmeladen und Fruchtgelees her. Im Jahre 1989 hat Pfeifer & Langen 50 % Anteile an die Schwartauer Werke und 1991 die zweiten 50 % an die Herbstreith & Fox verkauft. Die Lippe-Weser-Zucker AG wurde im Jahre 1986 erworben. Dabei wurde das Werk in Lage ausgebaut, während das Werk in Emmerthal geschlossen wurde. Lage ist die einzige Fabrik im Unternehmen, die ausschließlich Weißzucker herstellt. In den folgenden Jahren wurden die Zuckerfabriken Düren und Brühl erworben, die kurz danach schlossen (1987 und 1989). 1991 wurde das Werk in Ameln geschlossen und 1995 erfolgte die Stilllegung des Werkes in Wevelinghoven. Gleichzeitig war in den verbliebenen Werken die Produktion fast verdoppelt worden.

1989 bis heute

Nach der deutschen Wiedervereinigung erwarb Pfeifer & Langen von der Treuhandanstalt vier Fabrikgesellschaften mit zehn Standorten in den neuen Bundesländern und gründete die Diamant Zucker KG.[7] 1993 wurde von der Diamant in Könnern (Sachsen-Anhalt) eine der größten Zuckerfabriken in Europa errichtet, anschließend wurden die übrigen ostdeutschen Fabriken geschlossen. Die Zuckerfabrik Könnern ist der größte Standort des Unternehmens in Deutschland.[8]

Ein Ausbau des Bereiches Glucose erfolgte im Jahre 1994 mit dem Erwerb eines 66 % Anteils an der französischen Glukosefabrik Chamtor in der Champagne, 1995 konnten die restlichen 34 % dieses Unternehmens erworben werden. Gleichzeitig stieg Pfeifer & Langen mit einer Beteiligung an der Zuckerfabrik Środa in den polnischen Markt ein. In den folgenden Jahren kamen Anteile an weiteren polnischen Gesellschaften hinzu.

2001 erwarb Pfeifer & Langen Anteile an der 1. Ungarischen Zuckermanufaktur GmbH in Kaposvár. Weitere Zukäufe und Beteiligungen in Tschechien (2004), Italien (2006), Slowenien (2008), Rumänien (2009), Griechenland (2009) und der Ukraine (2010) folgten. 2005 wurde die Produktion in Polen in der Pfeifer & Langen Polska S.A. mit Sitz in Poznań und den fünf aktiven Werken Środa Wielkopolska, Gostyń, Miejska Górka, Góra, Gosławice zusammengefasst.

Im Jahr 2006 erwarb Pfeifer & Langen die Aktienmehrheit an der Zuckerfabrik Jülich (Westzucker). Damit verbunden war gleichzeitig das Ende der Rübenverarbeitung in der Zuckerfabrik Elsdorf, die nach der Kampagne 2006 in Folge der Anpassung an die Vorgaben der europäischen Zuckermarktordnung eingestellt wurde. Die Weiterverarbeitung und Verpackung von Zuckerprodukten findet dort weiterhin statt. Im Jahr 2012 wurde die Pfeifer & Langen KG in eine GmbH & Co KG umfirmiert. In den Jahren 2013 bis 2016 erwarb Pfeifer & Langen weitere Beteiligungen und Fertigungsstandorte in der Ukraine.

2019 erwarb das Unternehmen eine Mehrheitsbeteiligung am Fleischersatzproduzenten Amidori, welcher 2021 in Endori umbenannt wurde.[9]

2023 erwarb Pfeifer & Langen eine Mehrheitsbeteiligung an dem Lebensmittelhersteller Rügenwalder Mühle. Die Übernahme wurde im März 2024 vom Bundeskartellamt genehmigt.[10][11][12]

Limitierte Verpackung anlässlich des 150jährigen Jubiläums
Pfeifer-&-Langen-Zuckerfabrik in Euskirchen
Pfeifer-&-Langen-Raffinerie in Środa Wielkopolska, Polen

Kartell

Im Februar 2014 wurde gegen das Unternehmen und die Konkurrenten Südzucker und Nordzucker durch das Bundeskartellamt wegen wettbewerbswidriger Absprachen eine gemeinschaftliche Geldbuße in Höhe von 280 Millionen Euro verhängt.[13] 2023 mussten die Unternehmen aufgrund der Absprachen insgesamt weitere 14,66 Millionen Euro an zwei Lebensmittelhersteller zahlen.[14]

Standorte

Standorte in Deutschland:

Weitere Standorte in Europa:

Literatur

  • Heinrich Philip Bartels: 100 Jahre Pfeifer & Langen (1870–1970). Pfeifer & Langen, Köln 1970.
  • Dieter Schlangen: Marggrafs süße Entdeckung. Ein Beitrag zur Geschichte der rheinischen Zuckerwirtschaft. Dischl, Grevenbroich 2007, ISBN 978-3-00-021454-7.
  • Heinrich Philip Bartels: Chronik der Familie Pfeifer, um 1975 (nur im Familienkreis veröffentlicht).
Commons: Pfeifer & Langen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschichte von Pfeifer & Langen
  2. Firmeneintrag bei albert-gieseler.de
  3. 150 Jahre Pfeifer & Langen – Ein zuckersüßes Jubiläum. In: Pfeifer & Langen. Abgerufen am 30. September 2020.
  4. Dennis Vlaminck: Ausgebeutet, begraben, vergessen. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 20. Mai 2006, abgerufen am 25. Oktober 2021.
  5. Heinz-Ludwig Kanzler: Russen im Sammelgrab bestattet. In: Kölnische Rundschau. 20. Mai 2006, abgerufen am 25. Oktober 2021.
  6. Historie - BOETTGER GRUPPE. Abgerufen am 30. September 2020.
  7. Strukturwandel im Zuckersektor sucht seinesgleichen. Abgerufen am 30. September 2020 (amerikanisches Englisch).
  8. https://www.pfeifer-langen.com/de/unternehmen/standorte/koennern/
  9. Dieter Druck: Pfeifer & Langen - Strategische Beteiligung. 20. März 2019, abgerufen am 27. Oktober 2023 (deutsch).
  10. Norbert Lehmann: Pfeifer & Langen erwirbt Mehrheit an Rügenwalder Mühle. In: Portal agrarheute.com. Deutscher Landwirtschaftsverlag dlv, 28. November 2023, abgerufen am 28. November 2023.
  11. Pressemitteilung Rügenwalder: Beteiligung Pfeifer & Langen. Mühle Carl Müller GmbH & Co. KG, abgerufen am 29. November 2023.
  12. Rügenwalder Mühle: Kartellbehörde genehmigt Übernahme. In: NDR Studio Oldenbiurg. Norddeutscher Rundfunk, 25. März 2024, abgerufen am 25. März 2024.
  13. Handelsblatt:Wegen Kartellabsprachen drastische Strafen für deutsche Zuckerhersteller
  14. Zuckerhersteller zu Schadensersatzzahlungen verurteilt. Abgerufen am 27. Oktober 2023.

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