Kölner Philharmonie
Die Kölner Philharmonie ist ein 1986 eröffneter[1] Konzertsaal im Gebäudekomplex des Museums Ludwig in Köln. Verantwortlich für den Konzertbetrieb ist die KölnMusik Betriebs- und Servicegesellschaft mbh unter Leitung des Intendanten Louwrens Langevoort.[2] Getragen wird die KölnMusik GmbH zu 90 Prozent von der Stadt Köln sowie zu 10 Prozent vom Westdeutschen Rundfunk.[3]
Der Gebäudekomplex ging Anfang der 1980er Jahre aus einem Wettbewerb hervor, den das Architektenteam Busmann + Haberer gewann.
Bauweise
Der Konzertsaal
Der Konzertsaal wurde einem Amphitheater nachempfunden, um eine möglichst perfekte Raumakustik zu erhalten. So gibt es im gesamten Saal keine Wände, die sich parallel gegenüberliegen, damit kein unerwünschtes Echo entsteht. Größe und Polsterung der Sitze sind so ausgelegt, dass die von ihnen ausgehende Schalldämpfung immer konstant ist, unabhängig davon, ob jemand darauf sitzt oder nicht.
Dach
Der stützenfreie Innenraum bietet Platz für bis zu 2.000 Menschen. Die dadurch erforderlichen weitspannenden Träger verursachen aber auch ein Problem: Der Konzertsaal liegt unterhalb des öffentlich begehbaren Heinrich-Böll-Platzes zwischen dem Museum Ludwig und der Treppenanlage zum Rheinufer. Schrittgeräusche von Fußgängerinnen mit Pumps oder Fahrgeräusche von Skateboards oder Rollkoffern werden von den schwingenden Trägern ins Innere des Konzertsaals übertragen. Als Ursache hierfür wird unter anderem ein fehlerhafter Bodenbelag genannt. Aus diesem Grund wird der Platz während der Aufführungen und Proben in der Philharmonie bewacht, sodass im Konzertsaal keine akustischen Beeinträchtigungen spürbar sind. Das führt zu Kosten von derzeit jährlich etwa 100.000 Euro. Die Gesamtkosten für diese Bewachung lagen in den Jahren 1999 bis 2021 laut Angaben der Stadt Köln bei 3,1 Millionen Euro.[4]
Orgel
Die Orgel war im ursprünglichen Bauplan der Kölner Philharmonie nicht vorgesehen. Erst nachträglich erhielt die Orgelbauwerkstatt Klais in Bonn den Auftrag, ein Instrument für den Konzertsaal zu bauen. Dennoch fügt sie sich heute mit ihren sieben Rundtürmen harmonisch in den Saal ein und bildet so das Pendant zur gegenüberliegenden Wendeltreppe.
Die Zusammenstellung ihrer einzelnen Register (Disposition) trägt den Anforderungen an eine Konzertorgel Rechnung: Sie kann sowohl als Soloinstrument erklingen als auch der Begleitung dienen oder sich gegen ein Orchester behaupten. Die Orgel der Kölner Philharmonie verfügt über drei Manuale und hatte ursprünglich (1986) 70 Register mit insgesamt 5.394 Pfeifen, eine mechanische Spiel- und elektrische Register-Traktur. Nach Dispositionsänderungen in den Jahren 2009 und 2010 hat die Orgel aktuell 67 Register.[5]
Auch das unter dem mechanischen Spieltisch positionierte Unterwerk ist schwellbar. Dessen sichtbare Prospekt-Pfeifen (Praestant 8′ C bis g0 plus 10 stumme Pfeifen) stehen außerhalb des Schwellkastens.
Beim Spiel auf dem mobilen Spieltisch, der in die Mitte des Podiums gefahren werden kann, bleibt der Organist nicht hinter dem Rückpositiv verborgen. Titularorganist ist seit 2002 Thierry Mechler.
Die ursprüngliche Disposition dieser Orgel aus dem Jahr 1986 mit 70 Registern:
|
|
|
|
- Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, I 4′/P (Superoctave-Koppel)
Im Jahr 2009 wurde diese Orgel umdisponiert auf nun 66 statt bisher 70 verfügbarer Register. Etliche Register wurden dabei komplett durch neu angefertigte Register ausgetauscht. Sinn dieser Maßnahme war, die Orgel klanglich an heutige Hörgewohnheiten sowie die Musizierpraxis heutiger Organisten anzupassen.
Zusätzlich kam im Jahr 2010 das sehr kräftige Hochdruck-Register Tuba 8' dazu, welches an jedes Manual und auch das Pedal ankoppelbar ist.
Hier die neue Disposition dieser Orgel aus dem Jahr 2010 mit nun 67 Registern:
|
|
|
|
- Koppeln: II/I, III/I, III/II, HD/I, HD/II, HD/III, HD/P, I/P, II/P, III/P, III 4′/P (Superoctave-Koppel)
- Anmerkung: (N) = Register von 2009, (Z) = Register von 2010
Konzerte
Der Eröffnungstag des Bauwerks (14. September 1986) wurde mit der Rheinischen Sinfonie von Robert Schumann begonnen. Aufgeführt werden seitdem vor allem Werke der klassischen Musik, die großen Werke des sinfonischen und kammermusikalischen Repertoires, Neue Musik, Jazz sowie Folk- und Popmusik. Als Gründungsintendant wirkte Franz Xaver Ohnesorg. Die jährlich etwa 400 Konzerte werden von ca. 600.000 Gästen besucht. Die Kölner Philharmonie ist größte Spielstätte des seit 2011 jährlich stattfindenden Musikfestivals Acht Brücken | Musik für Köln. In der Spielzeit 2019/2020 veranstaltet die Kölner Philharmonie erstmals das Festival FELIX!, das der historischen Aufführungspraxis gewidmet ist.[6]
Der KölnMusik GmbH stand für die Erfüllung ihrer Aufgabe, der Durchführung eigener und fremder Konzertveranstaltungen, im Jahr 2016 ein Budget von ca. 15,3 Mio. Euro zur Verfügung, wovon 33,2 Prozent durch städtischen Zuschuss gedeckt werden musste. Daraus ergibt sich ein Zuschussbedarf von etwa 8 Euro pro Eintrittskarte,[7] womit die Kölner Philharmonie im Vergleich zu anderen Kulturinstitutionen Kölns einen geringen Zuschussbedarf hat.[8]
Die Kölner Philharmonie ist Sitz des Gürzenich-Orchesters sowie des WDR Sinfonieorchesters Köln.
Leitung des Hauses
Von 1983 bis 1999 war Franz Xaver Ohnesorg zunächst Direktor und später Intendant der Kölner Philharmonie, von 1999 bis zu seinem Tode im Jahr 2004 war Albin Hänseroth als sein Nachfolger Intendant der Kölner Philharmonie, seit dem 1. August 2005 ist Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH.
Nord-Süd-Tunnel der Stadtbahn
Der 2009 noch im Bau befindliche Nord-Süd-Tunnel der Kölner Stadtbahn verläuft zwei Meter unterhalb des Konzertsaales. Beim Bau der Philharmonie wurde dafür eine Bauvorleistung geschaffen, namentlich Mauern im Untergrund, zwischen denen der Tunnel gegraben wurde. Ende Mai 2009 wurden Rütteltests durchgeführt, die die Lärmentwicklung der Züge simulieren sollten, die später im Minutentakt unter dem Konzertsaal und dem Aufnahmestudio des WDR hindurch fahren sollten. Nach Angaben des Intendanten Louwrens Langevoort sind die Tests unbefriedigend verlaufen.[9] Auch beim vierten nächtlichen Versuch sei im Konzertsaal „immer noch ein Rauschen“ zu hören gewesen.
Weblinks
Einzelnachweise
- 20 Jahre Kölner Philharmonie. Archiviert vom am 2. Mai 2010; abgerufen am 6. Januar 2010.
- Die KölnMusik GmbH. Abgerufen am 10. November 2018.
- Kölner Philharmonie. Abgerufen am 10. November 2018.
- Kölner Heinrich-Böll-Platz So viel kostet die skurrile Bewachung seit 23 Jahren auf den Seiten des Kölner Stadt-Anzeiger, abgerufen am 18. Oktober 2021
- Nähere Information zur Disposition der Orgel der Philharmonie (Memento des vom 23. März 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- FELIX! Originalklang in Köln. In: Kölner Philharmonie. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 21. Juni 2019; abgerufen am 21. Juni 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Kölner Philharmonie. Abgerufen am 10. November 2018.
- Tim Attenberger: Subventionen : So viel zahlt Köln für Kultur und Sport. In: Kölner Stadt-Anzeiger. (ksta.de [abgerufen am 10. November 2018]).
- Köln.de: Erste Tests: U-Bahn zu laut für Philharmonie, abgerufen am 28. Oktober 2010