Julius Cornelius Schaarwächter

Julius Cornelius Schaarwächter (* 14. Juli 1847 in Amsterdam; † 14. Oktober 1904 in Berlin)[1] war ein deutscher Fotograf und Verleger.[2]

Rückseite einer Fotografie von 1897
Julius Cornelius Schaarwächter, 1897
Gruppenaufnahme der kaiserlichen Familie von 1896; 1898 vertrieben durch die Neue Photographische Gesellschaft
Der junge Prinz Adalbert von Preußen
Opernsängerin (Sopran) Thila Plaichinger, 1909 erste Berliner Elektra von Richard Strauss
General der Infanterie Albert von Rauch, 1897

Leben

Julius Cornelius Schaarwächter erhielt seine Ausbildung im fotografischen Atelier seines Vaters Julius Schaarwächter (* 1821 in Barmen; † 1891 in Apeldoorn).[3] Anschließend absolvierte er eine Weiterbildung an der Berliner Gewerbeakademie bei Hermann Vogel. Ende des Jahres 1868 ging er für zwei Jahre nach Hamburg,[4] wo er u. a. für das Atelier August Mencke & Co.[5] und als Geschäftsleiter für das Atelier H. Norden[6] tätig war.

Am 4. April 1872 wurde Schaarwächters „Photographisch-artistisches Atelier und photographischer Kunstverlag“ im Haus Friedrichstraße 190 in Berlin eröffnet.[1] Der Engländer J. R. Sawyer, der Schaarwächter aufgesucht hatte, schrieb in einem Aufsatz in den Photographischen Mitteilungen anerkennend über die penible Sorgfalt des Fotografen.[7] Schon 1882 wurde sein Studio in der englischen Veröffentlichung The Photographic Studios of Europe behandelt.[8]

1886[1] zog Schaarwächter in sein eigenes Haus Leipziger Straße 130 um; das Atelier lag zwar im Hintergebäude, die Straßenfront war aber ganz auf Werbung für den Fotografen ausgerichtet.[7] 1889 eröffnete Schaarwächter ein zweites Atelier im Gebäude Potsdamer Straße 7.[1] Im selben Jahr schrieb E. Kiewning in der Zeitschrift Photographisches Archiv detailliert über das Ambiente und die Einrichtung des „zu den ersten der Residenz“ zählenden Fotografen-Etablissements.

Schaarwächter wurde im Mai 1889[9] zum „Hofphotographen Seiner Majestät des Kaisers und Königs und Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, Prinzessin von Preußen“ ernannt. Seine Fotografien, insbesondere die der kaiserlichen Familie, wurden u. a. über den Verlag der Neuen Photographischen Gesellschaft vertrieben.[10] Er stellte sie auch in seinen Schaufenstern aus und „begleitete mit seinen Aufnahmen die heranwachsenden Kinder“ Kaiser Wilhelms II.[11]

Der Fotograf Friedrich Goebel (1843–1934)[12] und der spätere Reportagefotograf und Filmemacher Louis Held (1851–1927) absolvierten ihre Ausbildung bei Schaarwächter.[13] Nach Meinung der Autorin Sybille Einholz war er (in Berlin) „... der erfolgreichste Fotograf des späten 19. Jahrhunderts, der von seinen Zeitgenossen als international bedeutend eingeschätzt wurde“.[14] Im Archiv des Vereins für die Geschichte Berlins finden sich Porträts von 17 Mitgliedern aus dem Atelier Schaarwächters.[14]

Schaarwächter wurde im Familiengrab auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin beigesetzt, der Bildhauer Wilhelm Wandschneider schuf eine Figur für das Grabmal. 1938/1939 wurde das Familiengrab mit einem beträchtlichen Teil der Grabstätten dieses Friedhofs wegen der städtebaulichen Planungen der Nationalsozialisten auf den Südwestkirchhof Stahnsdorf umgebettet (Alte Umbettung in der Abt. B) und ist dort erhalten.[15][16]

Ausstellungen und Auszeichnungen

Eine Angabe gilt als „nicht verifiziert“, wenn sie ausschließlich auf dem Revers einer Fotografie abgebildet/erwähnt zu finden ist.
Medaillen

  • Bronzemedaille für Kohledruck (= Pigmentdruck) auf der Hamburger Ausstellung 1868[17]
  • Silbermedaille für Pigmentdruckportraits auf der Ausstellung für Photographie, Natur- und Farbdruck[18] in Groningen/NL 1869; zusätzlich Tijdschrift Nederlandsche Maatschaapij ter bevordering van Nijverheid, Band 92, de Erven Loosjes, Harlem, 1870, S. 183, online.[19]
  • Präsentation von Pigmentkohle-Bildern auf der Industrie-Ausstellung der Ausstellung Altona 1869[20] (Der Nachweis für eine Medaille fehlt derzeit.)
  • Anerkennenswerthe Leistung für Kohlebilder (= Pigmentdruck) wegen wohlgelungener Ausführung auf der Allgemeinen Industrieausstellung in Kassel 1870[21]
  • Verdienst-Medaille für Portraits anlässlich der Weltausstellung 1873 in Wien (Abteilung Photographie)[22]
  • Bronzemedaille für Portraitstudien bei der Photographischen Ausstellung der Photographischen Gesellschaft in Wien 1875[23]
  • Medaille[24] für künstlerisch vortreffliche Porträts auf der Weltausstellung Philadelphia 1876[25]
  • 1. Preis für ausgezeichnete Leistungen im Porträtfache auf der Ausstellung der vervielfältigenden Künste in Nürnberg 1877[26]
  • 1889 auf der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Hamburg (nicht verifiziert)
  • 1890 in Bremen (nicht verifiziert)
  • Goldene Medaille in Kategorie Photographie (Klasse 12) auf der Weltausstellung Paris 1900[27]

Mitwirkung als Juror Schaarwächter war Juror auf internationalen Ausstellungen:

  • 1875: 1. Photographische Ausstellung in Brüssel[28]
  • 1876: Ausstellung für Kunst und Industrie in Utrecht[29]
  • 1877: Amsterdam (nicht verifiziert)

Hof-Photograph

Orden und Ehrenzeichen (nicht verifiziert)

  • Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft in Silber des Sachsen-Ernestinischen Hausordens und Medaillen der Herzöge (verliehen zwischen 1892 und 1905)[30]
  • Herzog-Alfred-Medaille (um den Hals zu tragen) des Sachsen-Ernestinischen Hausordens und Medaillen der Herzöge (verliehen zwischen 1892 und 1905)[31]

Sekundärliteratur

Literatur

  • Irene Ziehe, Ulrich Hägele (Hrsg.): Fotos – „schön und nützlich zugleich“ / das Objekt Fotografie (= Visuelle Kultur, Studien und Materialien, Band 2.) Lit-Verlag, Münster et al. 2006, ISBN 3-8258-8663-8, S. 120. (eingeschränkte Vorschau auf Google Bücher)
  • Eduard Kiewning: Das Atelier J. C. Schaarwächter in Berlin 1889. In: Paul Liesegang (Hrsg.): Photographisches Archiv, Bd. 30, VIII. Heft / Nr. 620 (vom 16. April 1889), S. 116–119 sowie IX. Heft / Nr. 621 (vom 1. Mai 1889), S. 139–142. (Abschrift auf der Website J. Schaarwächter)
  • Sibylle Einholz: Der Verein für die Geschichte Berlins im Spiegel der Fotografiegeschichte. In: Verein für die Geschichte Berlins (Hrsg.): Bär von Berlin 2006. Berlin 2006, ISSN 0522-0033.
  • Renate Renno, Eberhard Renno (Hrsg.): Louis Held. Hofphotograph in Weimar. Reporter der Jahrhundertwende. VEB Fotokinoverlag, Leipzig 1985, S. 8.
Commons: Julius Schaarwächter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Zeitschriften (Photographie) – Quellen und Volltexte
  • Schaarwächter Cornelius. Europeana, abgerufen am 30. Oktober 2016.
  • Jürgen Schaarwächter: Julius C. Schaarwächter. In: Schaarwächter. Abgerufen am 30. Oktober 2016.
  • Depth of Field. In: ScherpteDiepe. Abgerufen am 30. Oktober 2016 (englisch, Search=Schaarwächter).
  • Sibylle Einholz: Ateliers. In: Berliner Fotografenateliers des 19. Jahrhunderts. Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW), abgerufen am 30. Oktober 2016.
  • Kerstin Delang: Schaarwächter, Julius Cornelius. In: Archiv der Fotografen. Deutsche Fotothek, abgerufen am 30. Oktober 2016.
  • J.C. Schaarwächter. In: Photographers. Luminous-Lint.com, abgerufen am 30. Oktober 2016.
  • Danuta Thiel-Melerski: J.C. Schaarwächter. In: Lexikon der Fotografen. Abgerufen am 30. Oktober 2016 (Sammlung an Fotografien, Darstellung der Revers).
  • Ryszard Hałabura: Eduart Kiewning. 2015, abgerufen am 30. Oktober 2016.

Anmerkungen

  1. Schaarwächter, Julius Cornelius. Deutsche Fotothek
  2. Aufdruck unter Foto der Thila Plaichinger.
  3. ScherpteDiepe
  4. Hamburger Adressbücher für 1870 und 1871 mit Einträgen für J. C. Schaarwächter mit Anschrift Zeughausmarkt 35; Bei den Beteiligungen an den Ausstellungen Hamburg (1868), Groningen (1869), Altona (1869) und Kassel (1870) ist als Ortsbezeichnung „Hamburg“ hinter seinem Namen angegeben.
  5. Dies widerspricht den Angaben auf der Website der Deutschen Fotothek zu Schaarwächter (abgerufen am 18. Oktober 2015). Quellen: siehe Einzelnachweis „Bronzemedaille für Kohledruck“. Nachdem August Mencke 1862 verstorben war, führte seine Witwe das photographische Atelier an der Bleichenbrücke und später am Neuen Wall weiter. Da sich A. Mencke & Co. in den Jahren nach 1870 als Verlag und Druckanstalt mit Anschrift in Wandsbek etablierte, könnte es sich hier um die Anfänge bzw. Verbesserung dieser Tätigkeit handeln.
  6. J. C. Schaarwächter. In: Das Atelier des Photographen. IV. Jg., 1897, S. 64–65
  7. Irene Ziehe, Ulrich Hägele: Fotos – „schön und nützlich zugleich“ .
  8. H. Baden Pritchard, F.C.S.: The Photographic Studios of Europe. S. 227–232. ()
  9. Berliner Börsenzeitung vom 30. Mai 1889
  10. Foto mit Untertitelung
  11. Berliner Fotografenateliers des 19. Jahrhunderts. Weiterklicken zu den Ateliers erforderlich.
  12. Goebel, Friedrich. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 56, Saur, München u. a. 2007, ISBN 978-3-598-22796-7, S. 478.
  13. Renate und Eberhard Renno, S. 8.
  14. Sibylle Einholz: Der Verein für die Geschichte Berlins ..., S. 30.
  15. Englische Übersetzung einer Atelier-Beschreibung von 1889 bei luminous-lint.
  16. Bernd und Fred Ruchhöft
  17. Photographische Mitteilungen, 5. Jahtgang 1869, S. 240. – Hier wird Schaarwächter mit Ortsbezeichnung „Hamburg“ angegeben. Sein Vater Julius Schaarwächter war Juror bei dieser Ausstellung; Quelle: ScherpteDiepe (nl. Website); Auf S. 231 ist zu lesen, dass Schaarwächter den Pigmentdruck von „der [Druck]Anstalt A. Mencke & Co.“ für diese Ausstellung angefertigt habe. Schaarwächter war danach ein Schüler von Hermann Vogel. Da Vogel an der Gewerbeakademie lehrte, ist zu vermuten, dass Schaarwächter in Berlin tätig war. Anschließend ging er nach Hamburg u. a. zu A. Mencke & Co. (zusätzlich Die Pigmentdrucke von A. Mencke & Co. in Hamburg, S. 234).
  18. Photographische Mitteilungen, 6. Jahrgang 1870, S. 131. – Hier wird Schaarwächter mit Ortsbezeichnung „Hamburg“ angegeben. Der Vater Julius Schaarwächter war Juror bei dieser Ausstellung (Quelle: ScherpteDiepe).
  19. In dieser niederländischen Zeitschrift ist bei dem Namen J. C. Schaarwächter die Ortsbezeichnung „Nijmegen“ zu lesen.
  20. o. V.: Ausstellung Altona 1869. Catalog nebst Führer. S. 11 (SLUB) (Photographien und auf Photographie Bezügliches) – Hier wird Schaarwächter mit Ortsbezeichnung „Hamburg“ angegeben.
  21. Photographische Correspondenz, 7. Jahtgang 1870, S. 240. – Hier wird Schaarwächter mit Ortsbezeichnung „Hamburg“ angegeben.
  22. Photographische Correspondenz, 10. Jahrgang 1873, S. 87.
  23. Photographische Correspondenz, 12. Jahrgang 1875, S. 160.
  24. in der Quelle ohne Spezifikation
  25. Photographische Correspondenz, 13. Jahrgang 1876, S. 231.
  26. Photographische Correspondenz, 14. Jahrgang 1877, S. 265.
  27. Photographische Rundschau, 14. Jahrgang 1900, Heft 9, (letzte Seite ohne Nummerierung), (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dbub_gb_XcwEAAAAYAAJ~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn447~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  28. Photographische Correspondenz, 12. Jahrgang 1875, S. 205.
  29. Photographische Correspondenz, 13. Jahrgang 1876, S. 75, S. 195.
  30. Thüringisches Staatsarchiv Gotha, Spezialinventare, Sachsen-Ernestinischen Hausorden und Medaillen der Herzöge, Sachsen Ernestinischer Hausorden (SEHO) und Medaillen der Herzöge, Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft, Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft in Silber, Archivportal Thüringen (38807)
  31. Thüringisches Staatsarchiv Gotha, Archivportal Thüringen (38807)
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