Jules Verne

Jules-Gabriel Verne, in Deutschland anfänglich Julius Verne (* 8. Februar 1828 in Nantes; † 24. März 1905 in Amiens), war ein französischer Schriftsteller.

Jules Verne (1856)
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„Der Leuchtturm am Ende der Welt“ gilt als einer der besten Romane der literarischen Gattung von Jules Verne.

Er wurde vor allem durch seine Romane Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (1864), 20.000 Meilen unter dem Meer (1869–1870) sowie Reise um die Erde in 80 Tagen (1873) bekannt. Neben Hugo Gernsback, Kurd Laßwitz und H. G. Wells gilt Jules Verne als einer der Begründer der Science-Fiction-Literatur.[1]

Leben

Verne wuchs im Reederviertel der Hafenstadt Nantes als ältestes von fünf Kindern eines Anwalts und seiner aus Reederkreisen stammenden Frau auf.[2] Als Elfjähriger soll er heimlich versucht haben, eine Seereise als Schiffsjunge anzutreten, aber im letzten Moment von Bord geholt worden sein. Seine Schulzeit verbrachte er auf katholischen Privatschulen seiner Heimatstadt und beendete sie dort 1846 auf dem staatlichen Gymnasium. Anschließend ging er zum Jurastudium nach Paris, weil er die väterliche Anwaltspraxis übernehmen sollte.

Spätestens als Student begann er jedoch zu schreiben und erhielt Kontakt zur Welt der Pariser Literaten, u. a. zu Alexandre Dumas, der ihn etwas protegierte, und zu dessen Sohn Alexandre Dumas dem Jüngeren, mit dem er sich anfreundete.

Karikatur von 1884

Er blieb deshalb nach Abschluss des Studiums (1849) in Paris, wo er bis zu seinem Umzug nach Amiens lebte, und versuchte sich zunächst vor allem in verschiedenen dramatischen Genres, von der Tragödie bis zum Opernlibretto. 1851 wurde ein erstes Stück von einer literarischen Zeitschrift angenommen, in welcher im selben Jahr auch zwei Erzählungen von ihm erschienen. Deren Sujets ‚Seefahrt’ bzw. ‚Ballonfahrt’ ließen Verne nicht mehr los, auch wenn er noch längere Zeit vorwiegend Texte mit ganz anderer Thematik verfasste.

1852 wurde er Sekretär des Intendanten des Pariser Théâtre-Lyrique, für das er in den nächsten Jahren teils allein, teils in einem Autorenteam Stücke produzierte. Zugleich schrieb er weiterhin Erzählungen mit unterschiedlicher Thematik, darunter 1855 die Reise-Abenteuer-Erzählung Un hivernage dans les glaces (Eine Überwinterung im Eis).

Er heiratete 1857 die verwitwete Honorine Anne Hébée (de Viane) Verne (1829–1910), die zwei Kinder mit in die Ehe brachte. Sie bekamen 1861 mit Michel einen gemeinsamen Sohn. Verne betätigte sich danach einige Jahre mäßig erfolgreich in dem bürgerlichen Beruf eines Börsenmaklers. Nebenher (1859 und 1861) machte er mit dem befreundeten Komponisten Aristide Hignard Schiffsreisen nach Schottland und nach Norwegen, die ihm die Welt der Seefahrt erschlossen. Die erste Reise war Grundlage des Romans Voyage à reculons en Angleterre et Écosse (Reise mit Hindernissen nach England und Schottland), der zu Vernes Lebzeiten nicht veröffentlicht wurde.[3]

Doch versuchte er auch weiterhin zu schreiben. Entscheidend war schließlich, dass er 1862 den umtriebigen Jugendbuchverleger Pierre-Jules Hetzel kennenlernte. Dieser brachte seinen gerade fertigen ersten Science-Fiction-Reiseroman Cinq semaines en ballon (Fünf Wochen im Ballon) heraus, nahm ihn für weitere Romane derselben Machart unter Vertrag und leitete ihn zum publikumswirksamen Schreiben an. Spätestens über Hetzel kam Verne auch in Kontakt mit Naturforschern und Erfindern, die seine Kenntnisse erweiterten, ihn fachlich berieten und ihm zu Ideen verhalfen, die er in einem immensen Zettelkasten sammelte.

Mit dem Erfolg der Fünf Wochen im Ballon hatte Verne seinen Durchbruch als Autor, dennoch war dieses Werk nicht sofort ein Verkaufsschlager, sondern wurde über vier Jahrzehnte kontinuierlich in mehreren Auflagen verkauft. In den folgenden Jahren schrieb er zahlreiche Romane, die meist fortsetzungsweise in Hetzels 1864 gegründeter Jugendzeitschrift Magazin illustré d’éducation et de récréation (Illustrierte für Erziehung und Erholung) erschienen, ehe sie auch als Buch herauskamen. Seine eigentliche Domäne hierbei waren und blieben Reise- und Abenteuerromane mit mehr oder weniger großem Science-Fiction-Anteil, die von Hetzel deshalb unter der Rubrik Voyages extraordinaires (Außergewöhnliche Reisen) vermarktet wurden. Hierin nahm Verne mit viel wissenschaftlicher und technischer Intuition manche später realisierte Entwicklung vorweg, wobei dies im Schwerpunkt nur die Literatur der ersten 12 Jahre nach dem Erstlingswerk betraf.

Circa 1878, fotografiert von Nadar

Seine bekanntesten Romane sind: Voyages et aventures du capitaine Hatteras (Abenteuer des Kapitän Hatteras, 1864/65); Voyage au centre de la Terre (Reise zum Mittelpunkt der Erde, 1864); De la Terre à la Lune (Von der Erde zum Mond, 1865); Autour de la Lune (Reise um den Mond, 1869); Vingt mille lieues sous les mers (Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer, 1869). 1872 kam als sein größter Erfolg Le Tour du monde en 80 jours (Reise um die Erde in 80 Tagen) heraus, das er mit Adolphe d’Ennery als Co-Autor auch für das Theater adaptierte. 1876 erschien, ähnlich erfolgreich, der in Sibirien spielende Abenteuer-Politkrimi Michel Strogoff (Der Kurier des Zaren), der ebenfalls zu einem Stück verarbeitet wurde.

Spätestens seit Le Tour du monde war Verne ein geachteter und reicher Mann. Er unternahm zahlreiche Reisen per Bahn und per Schiff, 1867 z. B. mit dem größten Passagierdampfer der Zeit, der Great Eastern, in die USA, und ab 1866 auch mit eigenen Segel- und schließlich Dampfer-Yachten auf Kanal, Nord- und Ostsee sowie im Mittelmeer. Zudem unterhielt er ein repräsentatives Haus in Amiens, der Heimatstadt seiner Frau, wo er seit 1870 lebte. In diesem Jahr wurde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.[4] Auch wurde er – für einen Nichtbriten ungewöhnlich – in den renommierten Londoner Travellers Club aufgenommen.

Jules Vernes Schreibtisch in seinem Stadthaus in Amiens (heute Museum)

Kummer bereitete ihm allerdings sein Sohn Michel, den er 1876 als 15-Jährigen zeitweilig in eine Erziehungsanstalt gegeben hatte und mit dem er sich erst 1888 aussöhnte.

1883 scheiterten seine Versuche, sich als Kandidat für die Académie Française ins Spiel zu bringen. Offensichtlich wurden seine Schriften von den anderen „Académiciens“ nicht als seriöse Literatur akzeptiert. Noch heute wird Verne von der zünftigen Literaturgeschichtsschreibung meist nur nebenher erwähnt.

1886 wurde er durch den Pistolenschuss eines psychisch erkrankten Neffen schwer verletzt und behielt Behinderungen zurück. 1888 begann er, sich kommunalpolitisch zu betätigen, und wurde mehrfach in Amiens als Stadtrat gewählt, wobei er zunächst eher der linken, später der rechten Mitte angehörte und sich für Stadtplanung und das städtische Theater engagierte. 1898, bei der Dreyfus-Affäre, wurde er zu den „anti-Dreyfusarden[5] gezählt, setzte sich aber 1899 für die Wiederaufnahme des Verfahrens ein.[6]

Am 17. März 1905 erlitt Jules Verne einen Diabetesanfall. Er starb sieben Tage darauf am 24. März 1905.

Nach seinem Tod gab sein Sohn zahlreiche, teils stark bearbeitete Werke aus dem Nachlass heraus und verfasste eigene Werke unter dem Namen seines Vaters.

Rezeption und Benennungen

Max Popp veröffentlichte 1909 mit Julius Verne und sein Werk die erste große, deutsche Biografie (aus der Sammlung von Wolfgang Thadewald).

Da die Epoche vom beschleunigten technischen Fortschritt und zugleich von den letzten großen Entdeckungsreisen geprägt war, schlugen Vernes Bücher, die sich an ein vorwiegend jüngeres und gebildetes, meist männliches Publikum richteten, nicht nur in Frankreich, sondern dank Übersetzungen auch in ganz Europa und Amerika gut ein. Einige seiner Romane werden bis heute ständig neu aufgelegt.

1910 wurde ein von Georges Bareau geschaffenes Denkmal für Jules Verne in seiner Geburtsstadt Nantes enthüllt.[7]

Im 20. Jahrhundert haben die handlungsreichen Romane Vernes viele Filmemacher gereizt. Nicht zufällig erhielt 1954 das erste Atom-U-Boot der Welt, die amerikanische USS Nautilus, den Namen des futuristischen U-Bootes Nautilus unter der Leitung der Romanfigur Kapitän Nemo aus Vingt mille lieues sous les mers. In der Science-Fiction-Filmkomödie Zurück in die Zukunft III benennen die Hauptcharaktere Dr. Emmett Brown und Clara Clayton ihre gemeinsamen Kinder Jules und Verne nach dem gemeinsamen Lieblingsautor.

Nach Jules Verne ist die Jules Verne Trophy benannt, eine Auszeichnung für die schnellste Weltumrundung per Segelboot. Des Weiteren heißt das erste ATV (ein unbemannter Raumtransporter der europäischen Weltraumagentur ESA) Jules Verne, ebenso ein kleiner Gebirgszug im Norden der Île de la Possession (im Indik) und ein Impaktkrater auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Seit 1995 trägt der Asteroid (5231) Verne seinen Namen, ebenso seit 1961 der Mondkrater Jules Verne[8] und seit 1948 der Mount Verne in der Antarktis sowie die Université de Picardie Jules Verne.

1999 wurde Verne postum in die Science Fiction Hall of Fame aufgenommen.[9]

Der im Jahre 2000 gegründete Jules-Verne-Club ist die einzige literarische Vereinigung, die sich schwerpunktmäßig mit der deutschsprachigen Rezeption der Werke Jules Vernes befasst.[10]

Zum Gedenken an Jules Verne sind sowohl in seiner Geburtsstadt als auch in Amiens Museen eingerichtet: das Musée Jules-Verne in Nantes und das Maison de Jules Verne in Amiens.

Werke

Titelblatt von In 80 Tagen um die Welt, 1875 mit einer Illustration des Zeichners Léon Benett
Titelillustration aus der französischen Originalausgabe von Die 500 Millionen der Begum mit einer Illustration des Zeichners Léon Benett
Titelbild der im Hetzel-Verlag erschienenen französischen Originalausgabe von Zwei Jahre Ferien mit einer Illustration des Zeichners Léon Benett
Titelseite der französischen Originalausgabe von Die Erfindung des Verderbens mit einer Illustration des Zeichners Léon Benett
Der Absturz der Epouvante. Der Herr der Welt
Illustration aus dem Roman Der Leuchtturm am Ende der Welt, gezeichnet von George Roux

Romane

Die folgenden Werke aus dem Nachlass Jules Vernes wurden von seinem Sohn Michel Verne mehr oder weniger stark überarbeitet und veröffentlicht:

Ebenfalls aus dem Nachlass Jules Vernes stammen folgende Werke:

Kurzgeschichten und Erzählungen

Illustration von Lorenz Froelich für die Kurzgeschichte Meister Zacharius

Bühnenwerke (Auswahl)

  • La mille et deuxième nuit. 1850; mit Michel Carré; Musik: Aristide Hignard; verschollen
  • Les Châteaux en Californie ou Pierre qui roule n’amasse pas mousse. 1852; mit Pitre-Chevalier
  • Le colin-maillard. 1853; mit Michel Carré; Musik: Aristide Hignard
  • Les compagnons de la Marjolaine. 1855; mit Michel Carré; Musik: Aristide Hignard
  • Monsieur de Chimpanzé. 1858; mit Michel Carré; Musik: Aristide Hignard
  • Le page de Madame de Marlborough. 1858; Attributierung zu Verne zweifelhaft; Musik: Frédéric Barbier
  • L’auberge des Ardennes. 1860; mit Michel Carré; Musik: Aristide Hignard
  • Voyage à travers l’impossible – Uraufführung am 25. November 1882

Sachbücher

Band 1 Les Premiers explorateurs, 1870 (1878) (2 Teilbände)
Band 2 Les Navigateurs du XVIIIe siècle, 1879 (2 Teilbände)
Band 3 Les Voyageurs du XIXe siècle, 1880 (2 Teilbände)

Essays

Verfilmungen (Auswahl)

Siehe auch

Sekundärliteratur

Die Belebtheit des Stils in der Darstellungsart des Jules Verne, Dissertation von 1933
  • Franz Born: Der Mann der die Zukunft erfand. Markus, Eupen 1960.
  • Peter Costello: Jules Verne: Erfinder der Science Fiction. Qalandar, Aalen 1979, ISBN 978-3-922121-09-1.
  • Volker Dehs: Jules Verne mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1986, ISBN 3-499-50358-1 (Rowohlt Monographien, Band 358).
  • Volker Dehs: Jules Verne. Eine kritische Biographie. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005, ISBN 3-538-07208-6.
  • Volker Dehs: Bibliographischer Führer durch die Jules-Verne-Forschung/Guide bibliographique à travers la critique vernienne. 1872–2001. Förderkreis Phantastik in Wetzlar e. V., Wetzlar 2002 (= Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar; 63).
  • Volker Dehs und Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005 (= Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar; 75).
  • Roland Innerhofer: „Die Technik war sichtbar“. Jules Vernes Inszenierung des Utopischen. In: Götz Pochat, Brigitte Wagner (Hrsg.): Utopie. Gesellschaftsformen, Künstlerträume. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1996 (= Kunsthistorisches Jahrbuch Graz; 26), S. 153–168.
  • Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. WBG Theiss, Darmstadt 2018, ISBN 978-3-8062-3746-7.
  • Till R. Kuhnle: Das Fortschrittstrauma. Vier Studien zur Pathogenese literarischer Diskurse. Stauffenburg, Tübingen 2005, ISBN 3-86057-162-1; Teil I: „Jules Verne: Das 19. Jahrhundert zu Ende denken – ein Versuch“, S. 21–122.
  • Hans-Jörg Neuschäfer: Populärromane im 19. Jahrhundert. UTB, München 1976, ISBN 3-7705-1336-3.
  • Thomas Ostwald: Jules Verne, Leben und Werk. Pawlak Taschenbuch, Berlin/Hersching 1984, ISBN 3-8224-1101-9.
  • Jean-Yves Paumier: Die außergewöhnlichen Welten des Jules Verne. wbg Theiss, Darmstadt 2022, ISBN 978-3-8062-4131-0.
  • Max Popp: Julius Verne und sein Werk. Des großen Romantikers Leben, Werke und Nachfolger. (PDF; 12 MB) Hartleben, Wien/Leipzig 1909, in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek.
  • Heinrich Pleticha (Hrsg.): Jules Verne-Handbuch. Verlagshaus Stuttgart, Stuttgart 1992 (für Deutscher Bücherbund/Bertelsmann Club unter anderem).
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Werke online

Wikisource: Jules Verne – Quellen und Volltexte
Wikisource: Jules Verne – Quellen und Volltexte (französisch)

Hörspiele in der ARD-Hörspieldatenbank

Weiterführende Informationen

Einzelnachweise

  1. Adam Charles Roberts: Science Fiction. Psychology Press, 2000, ISBN 978-0-415-19205-7 (google.com [abgerufen am 7. Januar 2024]).
  2. Romanistikstudium. Abgerufen am 7. Januar 2024.
  3. Elisabeth Edl im Nachwort zu Jules Verne: Reise mit Hindernissen nach England und Schottland. Zsolnay, Wien 1997, ISBN 3-552-04861-8, S. 236 f.
  4. Bettina Kümmerling-Meibauer: Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur: Ein internationales Lexikon. J. B. Metzler, 2004, ISBN 3-476-02021-5, S. 1128.
  5. Première declaration de « la Patrie française » et liste des premiers adhérents auf Gallica
  6. William Butcher: Jules Verne. The Definitive Biography. Thunder’s Mouth Press, New York 2006, S. xxxviii.
  7. Berliner Tageblatt. 29. Mai 1910, S. 7.
  8. Planetary Names. Abgerufen am 7. Januar 2024.
  9. science fiction awards database – Jules Verne. Abgerufen am 23. November 2017.
  10. Jules – Verne – Club | Willkommen in der Welt von Jules Verne. Abgerufen am 7. Januar 2024 (deutsch).
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