Judería

Eine Judería (spanisch; [xudeˈɾia]) oder das Judenviertel (jüdisches Stadtviertel) ist der Bereich in einer spanischen Stadt, in der die Juden per Gesetz leben mussten. Im weiteren Sinne wird dieser Begriff verwendet, um einen Stadtteil zu bezeichnen, in welchem die Mehrzahl oder alle Bewohner jüdischen Glaubens waren.

Judería von Segovia.
Gepflasterte Straße in der Judería von Hervás.
Haus in der Judería von Hervás.

Geographie

Die Calls (von lateinisch callum ‚Gasse‘ oder hebräisch קָהָל Qahal ‚Gemeinschaft‘[1]) ist in den katalanisch sprechenden Regionen Spaniens spätestens seit 1238 der Ausdruck für Judería oder Judenviertel. Es bezeichnet allerdings nur den physischen Ort und gibt in keiner Weise einen Hinweis auf eine jüdische Bevölkerung. Call ist noch nicht einmal Synonym dafür. Die bedeutendsten Calls sind die von Barcelona, Gerona und Palma.

Die Call von Barcelona lag im heutigen Barrio Gótico, im Umkreis der Kathedrale. Sie war die größte Call mit ca. 5.000 Bewohnern. Zwischen der Plaza Sant Jaume und der Straße Sant Honorat befand sich eines der beiden Tore zur Judería. Die derzeitige Straße Sant Domènec del Call war die Hauptader des Viertels. Sie erhielt ihren Namen nach dem Pogrom vom 5. August 1391 im Anschluss an das Festival des Sankt Dominikus. Die Plünderungen dauerten zwei ganze Tage, während dessen wurden 200 Juden ermordet und die restlichen vertrieben.

Die Call von Gerona entstand zu Beginn des XII. Jahrhunderts, als die jüdischen Familien, die im Umkreis der Kathedrale gelebt hatten, sich entschlossen, in die Straße La Força umzuziehen, und dort eine Gemeinschaft bildeten. In den Glanzzeiten lebten hier rund 800 Familien. Den Juden war es verboten, außerhalb des Viertels zu leben und Handel zu treiben. Sie wurden außerdem aufgefordert, die Fenster, die zu den Straßen nach außerhalb des Call zeigten, zuzumauern. Wie in Barcelona liegt auch hier die Kathedrale in der alten Judería, aber nur ein kleiner mittelalterlicher Teil besteht noch heute.

Im Call von Palma lebten rund 3.000 Juden oder ca. 15 % der Bevölkerung der Stadt. Obwohl sie nicht in Gänze erhalten ist, ist hier die mittelalterliche Judería am besten erkennbar. Auch sie überstand diverse Angriffe, den letzten im Jahr 1823. Das außergewöhnliche an der Judería von Palma ist, dass sich hier nach der Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 eine christliche Gemeinschaft der Xueta ansiedelte, die von ihren Nachbarn als „Kryptojuden“ bezeichnet wurden.

In weiteren Regionen Spaniens gibt es Juderías in Hervás (Cáceres), heute ebenfalls eine der besser erhaltenen, in Córdoba, Sevilla, Jerez de la Frontera, Málaga und Cuéllar (siehe Karte).

Architektur

Die Häuser waren gewöhnlich aus Ziegeln, Lehm und Holz gebaut. Die Straßen waren gepflastert und das Viertel war meist eingezäunt. Dies wurde nach den Gesetzen der Örtlichkeiten und aus Sicherheitsgründen angeordnet, da es häufig Überfälle auf die Viertel gab. Die in der Judería von Hervás verwendeten Kastanienhölzer zwischen den Ziegeln und der Lehmkonstruktion sind typisch für den in Nordspanien üblichen Baustil.

Netz der Juderías

Karte des Juderías-Netzwerks von Spanien

Das Netz der Juderías (spanisch Red de Juderías) von Spanien ist eine öffentliche Non-Profit-Organisation, deren Ziel es ist, das historische, architektonische, künstlerische und kulturelle Erbe der Sefarden in Spanien zu schützen und zu erhalten. Beteiligte Städte sind: Ávila, Barcelona, Cáceres, Córdoba, Gerona, Hervás, Jaén, León, Oviedo, Palma, Ribadavia, Segovia, Toledo, Tortosa und Tudela. Assoziierte Städte sind: Besalú, Calahorra, Estella, Monforte de Lemos, Plasencia und Tarragona.

Die Red ist einer der Träger der Europäischen Vereinigung für die Bewahrung und Förderung von Kultur und Erbe des Judentums, (engl. European Association for the Preservation and Promotion of Jewish Culture and Heritage, AEPJ). Diese veranstaltet alljährlich den Europäischen Tag der jüdischen Kultur.

Netz der Judiarias von Portugal

In Portugal existiert ebenfalls ein Netzwerk der ehemaligen Juderías, dort Judiarias genannt. Zu dieser Rede de Judiarias gehören derzeit: Belmonte (Portugal), Castelo de Vide, Freixo de Espada à Cinta, Guarda (Portugal), Lamego, Penamacor, Tomar, Torres Vedras, und Trancoso.[2]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Josep-Ramon Magdalena Nom de Déu: Etimologia no semítica de ‘call’. In: Calls 2, 1987, S. 7–16.
  2. Netzwerk der portugiesischen Judiarias
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