Josephine Brandell

Geboren 1891 in Rumänien als Tochter von Philipp Brandell, wanderte Josephine mit ihrer Familie im Jahr 1900 nach Amerika aus und ließ sich in New York nieder. Josephine träumte schon früh davon, Schauspielerin zu werden. Am 15. Februar 1907 heiratete sie 15-jährig Bernard Black Brandeis, ebenfalls aus Rumänien. Die Ehe war nur von kurzer Dauer, das Paar ließ sich im September 1910 scheiden und Josephine nahm ihren Geburtsnamen wieder an. Nach der Scheidung widmete sich Josephine ihrer Schauspielausbildung.

Ihre erste kleine Rolle hatte Josephine Brandell in der Komödie Night Birds von Johann Strauss. Die Hauptrolle spielte Fritzi Scheff, doch die Zeitungen schrieben nur von der jungen Neuentdeckung. 1914 spielte Josephine Brandell ihre erste Hauptrolle in dem Stück Come Over Here, das am Londoner Opera House aufgeführt wurde. Danach ging es mit ihrer Karriere es bergauf, sie hatte Engagements in England und am Broadway. Eines ihrer favorisierten Schiffe war die Lusitania, einer der exklusivsten und schnellsten Luxusliner der damaligen Zeit.

Nachdem Josephine Brandell im Frühjahr 1915 am Broadway gespielt hatte, nahm sie am 1. Mai die Lusitania, um nach London zurückzukehren. Sie wurde von der Ehefrau eines Bekannten, Mabel Crichton, begleitet. Die Schauspielerin wusste von der bestehenden Gefahr, in britischen Hoheitsgewässern von einem U-Boot torpediert zu werden, was sie ängstigte. Am 7. Mai 1915 wurde die Lusitania von einem deutschen U-Boot torpediert. Josephine Brandell sollte sich von dieser Tragödie nie vollkommen erholen. Für den Rest ihres Lebens litt sie an den Erinnerungen, Folgeerscheinungen und Alpträumen.

Nach dem Lusitania-Drama schaffte es Josephine Brandell nicht, ihre vielversprechende Karriere so erfolgreich weiterzuführen, wie sie begonnen hatte. Sie hatte Konzentrationsschwierigkeiten und konnte sich nicht mehr in andere Charaktere hineinversetzten. Daher trat sie nur noch sporadisch in kleinen Rollen auf und verabschiedete sich langsam und glanzlos von der Schauspielerei.

Am 19. Mai 1920 heiratete sie John Ormiston Lawson-Johnston. Die Ehe war jedoch nicht glücklich und endete in einer Scheidung. Am 1. Juni 1929 ging sie eine dritte Ehe mit dem Militär Captain George John Seymour Repton ein, die harmonisch und glücklich verlief. Während des Zweiten Weltkrieges gründete Brandell die Organisation „The American Friends of Britain“ zur Verständigung zwischen beiden Nationen. Mitten im Krieg, am 10. Mai 1943, starb George Repton völlig unerwartet.

Am 7. Dezember 1945 heiratete Josephine Brandell Brandeis Lawson-Johnston Repton ihren vierten Ehemann, Beresford Cecil Bingham, den 8. Earl of Annesley und 9. Viscount of Glerawly, was ihr den Titel „Gräfin von Annesley“ einbrachte. Nach seinem Tod am 29. Juni 1957 kehrte Josephine nach New York zurück, wo sie ein unspektakuläres Leben führte und im August 1977 im Alter von 85 Jahren starb. Sie hat trotz vier Ehen keine Nachkommen.