Joseph Opatoshu

Joseph Opatoshu (deutsch Joseph Opatoschu, polnisch Józef Opatoszu, jiddisch יוסף אפאטאשו, eigentlich Josef Meir Opatowski; geboren 1. Januar 1887 in Mława, Russisches Kaiserreich; gestorben 7. Oktober 1954 in New York) war ein jiddischsprachiger Schriftsteller, einer der bedeutendsten Novellisten und Romanciers der jiddisch-amerikanischen Literatur.

Josef Opatoschu

Leben

Joseph Opatoshu wuchs in Polen auf. Sein Vater war Rabbiner, seine Mutter stammte von sogenannten Waldjuden, welche als Waldhändler und -verwalter tätig waren, ab. Er besuchte die Handelsschule in Warschau und ab 1906 das Polytechnikum in Nancy.

1907 emigrierte er in die USA (New York City), war dort Fabrikarbeiter, Hebräischlehrer und setzte parallel seine Studien fort, die er 1914 als Ingenieur beendete. Ab 1914 schrieb er 40 Jahre lang für die New Yorker jiddische Tageszeitung Der Tog (Der Tag).

Er veröffentlichte hunderte Erzählungen, Novellen und Romane, die in mehreren jiddischen Zeitschriften erschienen, und gilt als wichtigster Vertreter der Schriftstellergruppe Di Yunge (Die Jungen), die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in New York formierte und der jiddisch-amerikanischen Literatur wichtige Impulse verlieh.[1]

Zu Opatoshus Freunden zählte Marc Chagall, der ihn porträtierte und das Frontispiz zu seinem Roman A tog in Regensburg (Ein Tag in Regensburg) schuf. Sein Sohn David war Schauspieler und Drehbuchautor.

Opatoshu starb am Jom-Kippur-Tag 1954. Sein Grab befindet sich auf dem Arbeter Ring Cemetery in New York City, nahe den Gräbern von Scholem Alejchem und Yehoash (Solomon Blumgarten, 1870–1927).

Werke (Auswahl)

Erscheinen/Entstehungszeit bekannt

  • Of jener sat brick. 1910 (sein literarisches Debüt)
  • Morris in san sin Filipp. 1913[2]
  • Vin New Yorker Ghetto. 1914[3]
  • Roman vin a Ferdsganef. 1917[4]
  • Aleyn. 1919 ("Allein", Roman)
  • Ouf seitige wegn. 1919 (Novelle)
  • Farloyrene Mentschen. 1919[5]
  • In pojlische welder. 1921 ("In polnischen Wäldern")[6] (1929 verfilmt)
  • Arum die churbes. 1922
  • Rase. 1923
  • Di Tentserin. 1929
  • Der Aufstand. 1929
  • Arum Grand Street. 1929
  • A tog in Regensburg. 1932 ("Ein Tag in Regensburg")[7]
  • Ein Tag in Regensburg. Übersetzung aus dem Jiddischen von Evita Wiecki und Sabine Koller, Verlag Karl Stutz, Passau 2008, ISBN 978-3-88849-129-0.
  • Ein Tag in Regensburg. In: Walter Koschmal / Lisa Unger-Fischer (Hrsg.): Regensburg europäisch. 500 Jahre zwischen Ost und West. Schnell und Steiner, Regensburg 2021, ISBN 978-3-7954-3694-0, S. 128–131.
  • Der letzter Oyfstand. 1948–1952[8]

Ohne Jahr bzw. nicht ermittelt

  • Amerikanisierung
  • Die naie Welt
  • Hibro
  • Lehrer
  • Schatten
  • Unbegrenzte Möglichkeiten
  • Unterwelt
  • Zigeuner

Literatur/Quellen

  • Hillel Zeitlin, In: Moment. XI. 1920
  • Noah Steinberg, Jung-Amerika. I. 1921
  • Tribüne. XI. 1922
  • M. Balaban, In: Bücherwelt. 1922
  • H. D. Nomberg, In: Bücherwelt. 1923
  • Nachman Meisel, In: Literarische Blätter. 1925
  • Salomon Wininger 1925 ff. Bd. IV
  • Salman Reisen, Leksikon ... 1926 ff.
  • Z. F. Finkelstein, Artikel Opatoschu, Joseph. In: Jüdisches Lexikon. Bd. IV/1, Berlin 1927.
  • Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Band 4. Czernowitz, 1927, S. 364f.
  • Literarische Blätter. 1, 1928
  • Brockhaus Enzyklopädie. (13. Band), Wiesbaden 1971
  • John F. Oppenheimer (Red.) u. a.: Lexikon des Judentums. 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u. a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 598.
  • Günter Stemberger: Geschichte der jüdischen Literatur, 1977
  • Agnieszka Rudnicka: Opatoszu, Józef. In: Julius Hans Schoeps (Hrsg.): Neues Lexikon des Judentums. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh/München 1992, ISBN 3-570-09877-X.
  • Sabine Koller: Ein Tag im jüdischen Regensburg mit Joseph Opatoshu und Marc Chagall. Stutz, Passau 2009, ISBN 978-3-88849-963-0.
  • Walter Koschmal: „Jiddischkeit“ als gelebter Transnationalismus: Opatoshus Regensburg. In: Walter Koschmal / Lisa Unger-Fischer (Hrsg.): Regensburg europäisch. 500 Jahre zwischen Ost und West. Schnell und Steiner, Regensburg 2021, ISBN 978-3-7954-3694-0, S. 115–119.
  • Sabine Koller: Marc Chagall, Joseph Opatoshu und seine Erzählung A tog in Regensburg. In: Walter Koschmal / Lisa Unger-Fischer (Hrsg.): Regensburg europäisch. 500 Jahre zwischen Ost und West. Schnell und Steiner, Regensburg 2021, ISBN 978-3-7954-3694-0, S. 121–123.

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der Universität Regensburg, 17. Februar 2009
  2. "Morris und sein Sohn Philipp". In Ignatoffs Sammelband Schriften
  3. Erzählungen, erschienen im Sammelbuch Die naie heim. das er mit herausgab.
  4. "Roman eines Pferdediebes". In Ignatoffs Sammelband Schriften. 1971 verfilmt. Die Geschichte eines Pferdediebes, den Opatoshu als Kind kennengelernt hatte und später als eine Art modernen Robin Hood glorifiziert.
  5. "Verlorene Menschen". Beschreibt das Leben der jüdischen Emigranten in Amerika.
  6. Romantrilogie: 1. Teil: In pojlische welder. 2. Teil: 1863, 3. Teil: A Roman vin a Waldmädel, Darstellung des jüdisch-polnischen Lebens im 19. Jahrhundert, deutsche Übersetzung "Der letzte Waldjude" u. a.; Opatoshus Hauptwerk, an dem er zehn Jahre arbeitete. Zum Teil auch (von Mordechai Lipson) ins Hebräische übersetzt. Weitere Übersetzungen: Englisch (1938, durch Isaac Goldberg), Französisch, Deutsch (Siegfried Schmitz), Polnisch (Saul Wagmann). Opatoshu thematisiert hier in diesem weit ausholenden romantischen Erzählwerk das chassidische Leben in Kotzk, dem Wallfahrtsort der polnischen Chassidim (Kotzker Rebbe), den polnischen Aufstand von 1863, Überbleibsel der Schabbetai-Zvi-Bewegung, Napoleon, polnische Edelleute und jüdische „Waldmenschen“.
  7. Darstellung des mittelalterlichen Deutschlands einschließlich mit großer erzählerischer Lust vorgetragener Milieuschilderungen der bisher tabuisierten jüdischen Halb- und Unterwelt. Ins Hebräische übersetzt 1943, ins Englische übersetzt 1968 durch Jacob Sloan.
  8. Der letzte Aufstand, Roman in 2 Bänden, über Bar Kochba und den Alltag der Juden im 2. nachchristlichen Jahrhundert. Ins Englische übersetzt (1952) durch Moshe Spiegel, ins Hebräische (1953) durch Ascher Ben-Jisrael.
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