Joseph Mélèze-Modrzejewski
Joseph Mélèze-Modrzejewski (* 8. März 1930 in Lublin als Józef Modrzejewski; † 30. Januar 2017 in Châtenay-Malabry) war ein französisch-polnischer Rechtshistoriker, Papyrologe und Hochschullehrer.
Leben und Wirken
Mélèze-Modrzejewski studierte Rechtswissenschaften an der Universität Warschau. Unter Betreuung von Rafał Taubenschlag wurde er dort promoviert. 1952 wurde er in Warschau zum Hilfsprofessor in Geschichte ernannt. 1958 wanderte er nach Frankreich aus und erhielt 1964 die französische Staatsbürgerschaft. Als ersten Namen wählte er Mélèze, die französische Übersetzung seines Geburtsnamens (deutsch „Lärche“). In Frankreich setzte er an der École pratique des hautes études seine Studien fort und erhielt ein entsprechendes Diplom. Anschließend erwarb er in Nancy zusätzlich das Diplôme d’études supérieures spécialisées in Rechtsgeschichte. Von 1967 bis 1976 war er zunächst als Hilfs-, später als Assistenzprofessor tätig. 1970 promovierte er in Frankreich erneut, an der Universität von Paris erhielt er unter Spezialisierung auf Römisches Recht und Rechtsgeschichte den Titel des Docteur d’État. 1976 wurde er von der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne abermals zum Dr. phil promoviert. 1978 wurde er an der Sorbonne zum ordentlichen Professor für Geschichte des Altertums ernannt. Zudem war er bis zu seiner Emeritierung 1999 Direktor für die Studiengänge Papyrologie und Antike Rechtsgeschichte an der École pratique des hautes études.
Ab 1972 war er korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, ab 1984 der Akademie von Athen, ab 1994 der Akademie von Krakau und ab 1997 der Akademie von Warschau. Zudem war er Gastprofessor der British Academy und seit 2002 Ehrendoktor der Universität Athen.
Mélèze-Modrzejewskis Forschungsschwerpunkte lagen vor allem in der hellenistischen und antik-griechischen Rechtsgeschichte und der Romanistik. Dies umfasste auch die Rechtsstruktur und den Umgang mit Minderheiten Ägyptens in der ptolemäischen und römischen Zeit, wozu er einen rechtspluralistischen Standpunkt vertrat. Sein Betätigungsfeld erstreckte sich lokal auch auf andere Gebiete des Hellenismus und des östlichen Mittelmeerraumes. Ferner widmete er sich den antiken griechischen Inschriften bis hin zu den Papyri der byzantinischen Epoche. Thematisch befasste er sich stark mit dem griechischen Familien- und Eherecht sowie dem Grundeigentumsrecht. Insgesamt stammen über 400 wissenschaftliche Beiträge aus seiner Feder.
Schriften (Auswahl)
- Actes de Colloque 1973 sur l’esclavage, Paris 1976
- Droit impérial et traditions locales dans l’Égypte romaine, Aldershot : Éditions Variorum, 1990.
- Statut personnel et liens de famille dans les droits de l’Antiquité, Aldershot Éditions Variorum, 1993.
- Les Juifs d’Égypte, de Ramsès II à Hadrien, Paris 1991
- Le Troisième Livre des Maccabées, Paris 2008
- Dreoits et justice dans le monde grec et hellénistique, Warchau 2011
- Le droit grec après Alexandre, Paris 2012
- Loi et coutume dans l’Ègypte grecque et romaine, Warschau 2014
Literatur
- Julie Velissaropoulos-Karakostas: Joseph Mélèze-Modrzejewski 8.3.1930–30.1.2017. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung. 135, 2018, S. 928–932.