Joseph Gauß

Carl Joseph Gauß (geboren 21. August 1806 in Braunschweig; gestorben 4. Juli 1873 in Hannover) war ein deutscher Artillerieoffizier, Geodät, Eisenbahn-Bauingenieur und Baubeamter.

Joseph Gauß als Oberbaurat

Leben

Joseph Gauß wurde im Jahr 1806 als erstes Kind des Mathematikers, Astronomen und Geodäten Carl Friedrich Gauß (1777–1855) und dessen Frau Johanna Elisabeth Rosina, geborene Osthoff (1780–1809), in Braunschweig geboren. Seinen Vornamen Joseph erhielt er nach dem Astronomen Giuseppe Piazzi (1746–1826), dem Entdecker des Zwergplaneten Ceres.[1]

Bereits als Jugendlicher unterstützte Gauß seinen Vater bei den Arbeiten zur Landesvermessung des Königreichs Hannover (Gaußsche Landesaufnahme), die dieser zwischen 1818 und 1826 vornahm.[2] Nach kurzer Studienzeit an der Universität Göttingen[1] trat er im Jahr 1824 als Kadett in das Artilleriekorps der Armee des Königreiches Hannover ein und wurde 1834 zum Premier-Lieutenant befördert.[3]

Joseph Gauß
als Artillerieoffizier

Während seines Militärdienstes fuhr er mit Triangulationsmessungen Hannovers fort und arbeitete ab 1832, gemeinsam mit dem Kartografen August Wilhelm Papen (1799–1858), an der Erstellung des Kartenwerks Topographischer Atlas des Königreichs Hannover und Herzogthums Braunschweig.[4] Das Werk mit 66 Kartenblättern im Maßstab 1 : 100.000 wurde im Jahr 1847 herausgegeben.

Von April bis November 1836 bereiste Gauß die Vereinigten Staaten, um das dortige Eisenbahnwesen zu studieren.[3] Am 18. März 1840 heiratete er Sophie Friederike Erythropel (1818–1883) in Stade.

Nach 22 Jahren Dienstzeit schied er aus dem Militärdienst aus und trat im Oktober 1846 in den Dienst der 1843 gegründeten Direction der Königlich Hannoverschen Eisenbahn als Leiter für technische Arbeiten. In diesem Amt beeinflusste Gauß maßgeblich den Ausbau des Hannoverschen Schienennetzes.

Am 23. Februar 1855 erhielt Gauß,[5] seinerzeit wohnhaft in der Artilleriestraße 6,[6] um 2 Uhr morgens die telegrafische (sic) Nachricht vom Tod seines Vaters.[5]

Um 1856 wurde Gauß zum Oberbaurat befördert.

Zuletzt wohnte der Ober-Baurat a. D., ausgezeichnet mit

in der Bel-Étage des Hauses Wilhelmstraße 5.[7]

Joseph Gauß starb im Jahre 1873 in Hannover.

Grabmal

BW

Die Grabstelle mit dem heute denkmalgeschützten Grabmal des Landvermessers und Eisenbahn-Planers und dessen Ehefrau Sophie, um die sich Angehörige bis 1938 kümmerten, fiel anschließend an die Stadt Hannover zurück, die das etwa 1 Tonne schwere Monument aufgrund der Verdienste von Gauß jahrzehntelang dort beließ. Da der Stein aufgrund von Platznot in den 1970er Jahren abgeräumt werden sollte, stellte Werner Köhler (1910–2003), der Ehemann von Christa Köhler (geborene Gauß; 1912–2011), einen Antrag auf Umwidmung zum Ehrengrab, dem die Stadt jedoch nicht entsprach. Gemeinsam mit Karl Gauß (geboren 1936) gelang 1981 jedoch – auf Kosten der Nachfahren – die Umsetzung des Grabmals in die Nachbarschaft anderer bedeutender Grabstätten wie denen von Culemann, Wallbrecht, Laves und Kestner nahe des Friedhofseingangs an der Schiffgraben-Mauer. Mit erneutem Engagement und mit finanzieller Unterstützung der Gauss Gesellschaft Göttingen konnte eine Göttinger Firma für Natursteinverarbeitung das Grabmal schließlich im Juni 2021 an seinen ursprünglichen Standort zurückversetzen. Nach der Enthüllung des Denkmals durch Bürgermeister Thomas Hermann und Bezirksbürgermeister Lothar Pollähne und verschiedener Grußworte erläuterte Cordula Wächtler von der städtischen Friedhofsverwaltung den Anwesenden die Geschichte des Grabmals und des Friedhofes.[8]

Literatur

  • Hans Wußing: Carl Friedrich Gauß. Teubner, Leipzig 1989, ISBN 978-3-322-00682-0.
  • in Mitteilungen / Gauss-Gesellschaft e.V.:
    • Horst Michling: Joseph Gauß (1806–1873). Die wichtigsten Daten und Ereignisse aus dem Leben des ältesten Gauß-Sohns, 1981
    • Horst Michling: Joseph Gauß und die Kgl. hannoversche Artillerie. In: Mitteilungen / Gauss-Gesellschaft e.V., 1988
    • Horst Michling: Joseph Gauß' Amerikareise vom Jahre 1836, 1991
    • Menso Folkerts: Joseph Gauß und die Handbibliothek seines Vaters, 2014
    • Menso Folkerts: C. F. Gauß und seine Söhne, 2015
Commons: Joseph Gauß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wußing: Carl Friedrich Gauß. S. 44.
  2. Dieter Grothenn: August Papen und sein „Topographischer Atlas des Königreichs Hannover und Herzogtums Braunschweig“. In: Nachrichten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung. 46. Jahrgang, Nr. 4, Hannover 1996, S. 152.
  3. Ilse Jahn, Isolde Schmidt: Ein Bewunderer früher Eisenbahntechnik. Aus einem Reisebericht des Zellforschers M. J. Schleiden im Jahre 1845. In: Joseph W. Dauben (Hrsg.): Mathematics celestial and terrestrial: Festschrift für Menso Folkerts zum 65. Geburtstag. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8047-2482-2, S. 597.
  4. Wolfgang Torge: Geschichte der Geodäsie in Deutschland. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019056-4, S. 140.
  5. Elmar Mittler (Hrsg.), Silke Glitsch, Helmut Rohlfing (Red.): „Wie der Blitz einschlägt, hat sich das Räthsel gelöst.“ Carl Friedrich Gauß in Göttingen ( = Göttinger Bibliotheksschriften. Band 30), Katalog zur Ausstellung im Alten Rathaus am Markt vom 23. Februar bis 15. Juni 2005 in Göttingen. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen 2005, ISBN 3-930457-72-5 und ISSN 0943-951X, v. a. S. 15; PDF-Dokument
  6. Adreßbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt und ihrer Vorstädte für 1855, Hannover: Verlag der Lammingerschen Buchdruckerei (Klindworth), Kleine Brandstraße 17, 1855, Abteilung 1: Adreß- und Wohnungsanzeiger, Teil Alphabetisches Verzeichniß der Einwohner, S. 112 (Digitalisat).
  7. Adreßbuch. Stadt- und Geschäfts-Handbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover für 1873. Mit dem Plane der Stadt, Hannover: Klindworths Verlag (Wagener Straße 17), Abt. 1, Teil 3, S. 312; Digitalisat
  8. Lisa Eimermacher: Grabmal der Familie Joseph Gauß kehrt an alten Standort zurück, illustrierter Artikel hinter Bezahlsperre auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 27. Juni 2021, zuletzt abgerufen am 27. November 2023
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