Joseph Anton Schneiderfranken

Joseph Anton Schneiderfranken oder Bô Yin Râ (* 25. November 1876 in Aschaffenburg; † 14. Februar 1943 in Massagno/Tessin) war ein deutscher Schriftsteller und Maler.

Joseph Anton Schneiderfranken oder Bô Yin Râ (1920), Kupferstich von Konrad Immanuel Böhringer

Leben

Joseph A. Schneiderfranken, geboren als Joseph Anton Schneider, wuchs in Aschaffenburg und Frankfurt am Main auf. In seiner Jugend besuchte er verschiedene Malerakademien in Frankfurt, München, Paris und Wien. Er wurde in dieser Zeit auch unentgeltlich vom Maler Hans Thoma unterrichtet. Als junger Maler änderte er seinen bürgerlichen Namen in „Schneider-Franken“.[1] 1903 heiratete er seine erste Frau Irma Schönfeld, die 1915 an Diabetes starb. Von seinen verschiedenen Reisen innerhalb Europas sind viele Gemälde und Schriften bekannt, wobei diejenigen aus Griechenland, wo er sich von 1912 bis 1913 aufhielt, besonders hervorstechen. Seine Bilder verarbeiten sowohl landschaftliche Motive wie auch spirituelle Inhalte. Nach Ende des Ersten Weltkrieges, in dem er ab 1916 Kriegsdienst leisten musste (ohne Waffe als Dolmetscher für griechische Gefangene), heiratete er seine zweite Frau Helene Hoffmann in Görlitz und gründete 1921 den Jakob-Böhme-Bund. 1919 kam die Tochter Devadatti zur Welt[2]. 1923 zog er mit seiner Familie in die Schweiz.[3]

J.A.S. schrieb seit 1913 Bücher, in denen es um geistig-individuelle Erweckung geht. Seine Schriften erschienen unter dem Namen  Yin  größtenteils im Kober Verlag, der bis 2013 die Rechte an seinem Werk hielt. Alfred Kober-Staehelin, damaliger Verleger und Bewunderer Bô Yin Râs, beschrieb die Wirkung der Bücher Bô Yin Râs als „praktische Kraft“ zur Erlangung von Gewissheit und Lebensfreude.[4] Eine Anzeige des Verlages von 1932 in der Weltbühne lautete: „Wenn Sie die wirklichen Ursachen heutiger Weltwirrnis erkennen wollen, lesen Sie 'Das Gespenst der Freiheit' von Bô Yin Râ. An diesem Buche könnte die ganze Menschheit gesunden.“ (Weltbühne 28,2 1932, S. 521).[5] Das 32-bändige Hauptwerk Bô Yin Râs, das er selbst als „Geistiges Lehrwerk“ bezeichnete, trägt den Titel „Hortus Conclusus“. Nach Angaben Schneiderfrankens geht die nicht-freimaurerische Ermächtigte Bruderschaft der alten Riten, kurz „Ebdar“ genannt, auf sein Wirken zurück. Er war jedoch weder Gründer noch Mitglied dieser Bruderschaft.[6]

Stiftung

Die Deutsche Bô Yin Râ-Stiftung wurde 1973 in Darmstadt gegründet, der heutige Sitz ist in Marburg.[7] Die Schweizer Stiftung Bô Yin  mit Rechtsdomizil in Basel wurde 1974 unter dem Patronat von Schneiderfrankens Witwe Helene gegründet. Stiftungszweck ist die unverfälschte Erhaltung und Förderung des Gesamtwerks sowie die Erhaltung der Villa Gladiola in Massagno, dem Wohnsitz der Familie Schneiderfranken.[8]

Werke

In principio erat verbum … (Gemälde Bô Yin Râs aus dem "Welten"-Zyklus)
Bô Yin Râ Te Deum Laudamus

Hortus Conclusus

  1. Das Buch der königlichen Kunst, Kober 1932, ISBN 3-85767-007-X
  2. Das Buch vom lebendigen Gott, Verlag der Weißen Bücher 1919, Kober 1927, ISBN 3-85767-073-8
  3. Das Buch vom Jenseits, Verlag der Weißen Bücher 1920, Kober 1929, ISBN 3-85767-077-0
  4. Das Buch vom Menschen, Verlag der Weißen Bücher 1920, Kober 1928, ISBN 3-85767-013-4
  5. Das Buch vom Glück, Verlag der Weißen Bücher 1920, Kober 1996, ISBN 978-3-85767-068-8
  6. Der Weg zu Gott, Rhein-Verlag 1924, Kober 1958, ISBN 3-85767-061-4
  7. Das Buch der Liebe, Verlag der Weißen Bücher 1922, Kober 1931, ISBN 3-85767-008-8
  8. Das Buch des Trostes, 1924, Kober 1948, ISBN 3-85767-009-6
  9. Das Buch der Gespräche, Verlag der Weißen Bücher 1920, Kober 1958, ISBN 3-85767-064-9
  10. Das Geheimnis, Verlag der Weißen Bücher 1921, Kober 1952, ISBN 3-85767-082-7
  11. Die Weisheit des Johannes, 1924, Kober 1952, ISBN 3-85767-054-1
  12. Wegweiser, Kober 1928, Kober 1971, ISBN 3-85767-051-7
  13. Das Gespenst der Freiheit, Kober 1930, ISBN 3-85767-023-1
  14. Der Weg meiner Schüler, Kober 1932, ISBN 3-85767-050-9
  15. Das Mysterium von Golgatha, Magische Blätter 1922, Richard Hummel 1930, Kober 1953, ISBN 3-85767-039-8
  16. Kultmagie und Mythos, Magische Blätter 1924, Kober 1961, ISBN 3-85767-029-0
  17. Der Sinn des Daseins, Kober 1927, ISBN 3-85767-071-1
  18. Mehr Licht, Magische Blätter 1921 (Digitalisat), Kober 1936, 1968, ISBN 3-85767-036-3
  19. Das Hohe Ziel, Magische Blätter 1925, Kober 1961, ISBN 3-85767-025-8
  20. Auferstehung, Richard Hummel 1926, Kober 1959, ISBN 3-85767-074-6
  21. Welten, eine Folge kosmischer Gesichte, Rhein-Verlag 1922, Kober 1957, ISBN 3-85767-088-6
  22. Psalmen, Verlag der Weißen Bücher 1924, ISBN 3-85767-091-6
  23. Die Ehe, Richard Hummel 1925, Kober 1950, ISBN 3-85767-100-9
  24. Das Gebet/So sollt ihr beten, 1926, Kober 1955, ISBN 3-85767-078-9/ISBN 3-85767-045-2
  25. Geist und Form, Greiner & Pfeiffer 1924, Kober 1958, ISBN 3-85767-076-2
  26. Funken/Mantra-Praxis, 1922/1928, Kober 1967, ISBN 3-85767-080-0
  27. Worte des Lebens, Greiner & Pfeiffer 1923, Kober 1959, ISBN 3-85767-075-4
  28. Über dem Alltag, Kober 1934, ISBN 3-85767-067-3
  29. Ewige Wirklichkeit, Kober 1934, ISBN 3-85767-090-8
  30. Leben im Licht, Kober 1934, ISBN 3-85767-089-4
  31. Briefe an Einen und Viele, Kober 1935, 1971, ISBN 3-85767-005-3
  32. Hortus Conclusus, Kober 1936, 1979, ISBN 3-85767-026-6

Weitere Schriften

  • Das Reich der Kunst, 1921, Kober 1933, ISBN 3-85767-043-6
  • Okkulte Rätsel, Magische Blätter 1923, Kober 1962, ISBN 3-85767-092-4
  • Aus meiner Malerwerkstatt, Kober 1932, ISBN 3-85767-001-0
  • In eigener Sache, Kober 1935, 1990, ISBN 3-85767-027-4
  • Kodizill zu meinem geistigen Lehrwerk, Kober 1937, 1969, ISBN 3-85767-028-2
  • Marginalien, Kober 1938, ISBN 3-85767-035-5
  • Über die Gottlosigkeit, Kober 1939, ISBN 3-85767-047-9
  • Geistige Relationen, Kober 1939, 1967, ISBN 3-85767-019-3
  • Mancherlei, Kober 1939, ISBN 3-85767-034-7

Flugschriften

  • Warum ich meinen Namen führe, Kober 1927, ISBN 3-85767-049-5
  • Über meine Schriften, Kober 1929, ISBN 3-85767-048-7

Postum herausgegeben

  • Bô Yin Râ – Griechenlandskizzen, Kober 1976, ISBN 978-3-85767-060-2
  • Bô Yin Râ – Nachlese, Kober 1990, ISBN 3-85767-101-7 (Band I), ISBN 3-85767-102-5 (Band II)
  • Bô Yin Râ – Joseph Anton Schneiderfranken – Ornamenten, De Boekenvriend, Albergen (Niederlande) 2005, ISBN 9-07426-309-7

Felix Weingartner

  • Felix Weingartner (Verf.), Bô Yin Râ. Die Bilder und ornamentalen Blätter dieses Buches stammen von der Hand des Bô Yin Râ. Basel; Leipzig: Rhein-Verlag 1923

Literatur

  • Wolfgang Heller: Schneiderfranken, Joseph Anton. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 569–572.
  • Karin Marti-Weissenbach: Bô Yin Râ. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 7. Juni 2004.
  • Wolfgang Nastali: Ursein – Urlicht – Urwort, Die Überlieferung der religiösen „Urquelle“ nach Joseph Anton Schneiderfranken Bô Yin Râ, AT Edition 1999, ISBN 3-8258-4406-4
  • Rudolf Schott: Bô Yin Râ, Leben und Werk, Kober 1954, ISBN 3-85767-065-7
  • Rudolf Schott: Der Maler Bô Yin Râ, Kober 1960, ISBN 3-85767-033-9
  • Otto Zsok: Der religiöse Urquell: Dargestellt im Lichte des geistigen Lehrwerks von Joseph Anton Schneiderfranken Bô Yin Râ (1876-1943), EOS-Verlag, ISBN 3-8306-7073-7

Einzelnachweise

  1. Kurzbiografie (Memento vom 14. November 2010 im Internet Archive), kober-verlag.ch
  2. Homepage Bo Yin Ra (Memento des Originals vom 6. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bo-yin-ra.ch
  3. Wolfgang Heller: Schneiderfranken, Joseph Anton. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 569–572.
  4. Alfred Kober-Staehelin: Meine Stellung zu Bô Yin Râ (pdf) (Memento vom 4. März 2014 im Internet Archive), kober-verlag.ch
  5. archive.org - Zitat
  6. arkanum.com - Wahrheit
  7. Bô Yin Râ Stiftung, abgerufen am 30. November 2018.
  8. Wolfgang Nastali: Ursein, Urlicht, Urwort: die Überlieferung der religiösen "Urquelle" nach Joseph Schneiderfranken Bô Yin Râ. Lit, Münster 1999, ISBN 978-3-8258-4406-6.
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