John Martens

Henning John Gustav Martens (* 22. Apriljul. / 4. Mai 1875greg. in Libau, Gouvernement Kurland, Kaiserreich Russland; † 4. Juni 1936 in Demmin, Pommern), genannt John Martens, war ein deutscher Architekt und Baukeramiker.

Leben

Nach seinem Architekturstudium am Polytechnikum Riga,[1] der Königlich preußischen Technischen Hochschule Charlottenburg bei Berlin[2] und der Königlich Württembergischen Technischen Hochschule Stuttgart[3] war Martens von 1900 bis 1906 als Büroleiter und Chefarchitekt des Architekten Bruno Möhring tätig. Dort war er unter anderem für die Gestaltung der deutschen Abteilung auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis (Louisiana Purchase Exposition) zuständig. Danach leitete er bis 1908 die Entwurfsabteilung des Hochbauamtes in Rixdorf bei Berlin, wo er durch seinen reichsweit guten Ruf junge angehende Architekten wie Ludwig Mies van der Rohe, Max Kemper, die Brüder Max Taut und Bruno Taut sowie ihren Partner Franz Hoffmann (spätere Bürogründung Taut & Hoffmann) in das Rixdorfer Hochbauamt zog.[4] Der Architekt Robert Friedrich Goetze wurde sein Nachfolger, als sich John Martens 1908 als Architekt und Baukeramiker selbständig machte und als künstlerischer Berater für Keramikfirmen in Velten in der Mark tätig wurde. Seine von ihm entwickelte, frostsichere und von Architekten sehr geschätzte Martens-Keramik (Baukeramik) wurde durch die Adler GmbH Velten und ab 1913 durch die Richard Blumenfeld Veltener Ofenfabrik AG vertrieben.[5] 1911 begründete er mit dem Architekten Herbert Hans Ruhl das Atelier für Baukeramik in der Schöneberger Nollendorfstraße 33.[6]

Keramikmuseum in Bunzlau, das auf das Wirken von Martens in diesem Ort zurückgeht

Für den Berliner Baurat Theodor Goecke arbeitete Martens als Bauleiter beim Neubau der 1914–1916 errichteten staatlichen Pflege-/Siechenanstalt in Treuenbrietzen. Außerdem bearbeitete er alle Werkzeichnungen der Pflegeanstalt.[7] Vom Kriegsdienst freigestellt war John Martens von 1917 bis 1920 Architekt und „Bauanwalt“ im Rahmen des Wiederaufbauprogramms für Ostpreußen in Ortelsburg tätig.[8] Anfang der 1920er Jahre gründete er in Ragnit wiederum ein Atelier für Baukeramik und war zeitweise auch als Lehrer für Keramik an der Königsberger Kunstgewerbeschule tätig. 1922 wurde er auf Empfehlung von Hermann Muthesius als Lehrer an die Staatliche Keramische Fachschule Bunzlau berufen. 1925 gründete er in diesem Ort die nächste Keramikwerkstatt (Marke: JMK) und arbeitete auch als Gebrauchsgrafiker. Ab 1934/1935 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1936 versuchte er als freier Architekt und Bauplastiker in Pommern einen Neuanfang.[9]

Martens liegt in Demmin begraben.[10]

1903 gehörte Martens zu den Gründungsmitgliedern des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und wurde 1913 in den Deutschen Werkbund (DWB) berufen. Unter Einfluss von August Wagner (Inhaber der Vereinigten Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff), der ab 1932 Mitglied der NSDAP war, trat Martens 1933 der NSDAP bei. 1934 wurde er durch die Eingliederung des BDA (Gleichschaltung) Mitglied der Reichskulturkammer, Fachschaft Architekten.

Literatur

  • Wolfgang Krawczynski, Dieter Althans, Siegfried Duschek, Michael Freiberg, Dietrich Ribbert, Manfred Riebau: Architekt Reinhold Kiehl, Stadtbaurat in Rixdorf bei Berlin. Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1987 (Jubiläumsbeitrag zur 750-Jahr-Feier Berlin 1987).
  • Dieter Althans, Robert Dupuis, M. Hecker, S. Jaik, W. Krawczinsky, Cornelia Hüge, Jan Sonnenberg: 100 Jahre Bauen für Neukölln. Eine kommunale Baugeschichte. Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Bauwesen, Berlin 2005, ISBN 3-00-015848-0.
  • Dieter Althans, Robert Dupuis, Cornelia Hüge, Rainer Pomp, Jan Sonnenberg: Rathaus Rixdorf – Rathaus Neukölln. Bezirksamt Neukölln von Berlin, Bezirksbürgermeister, Hochbauamt, Berlin 2008, ISBN 978-3-00-026396-5 (Veröffentlichung anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Neuköllner Rathauses).
  • Robert Dupuis: John Martens (1875–1936). Architekt, Bildhauer und Baukeramiker. In: Christoph Brachmann, Thomas Steigenberger (Hrsg.): Ein Schwede in Berlin. Der Architekt und Designer Alfred Grenander und die Berliner Architektur (1890–1914). Didymos Verlag, Kolb 2010, ISBN 978-3-939020-81-3.

Quellen

  • Teilnachlass von John Martens aus dem Besitz seiner im Dezember 2005 verstorbenen Tochter Christiane Martens im Neuköllner Architektur- und Bauarchiv
Commons: John Martens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Latvias Valsts Vestures Arhiv: Bestand Kirchbücher von Libau und Bestand Matrikel des Rigaer Polytechnikum.
  2. Archiv der Technischen Universität Berlin: Bestand Matrikelverzeichnis.
  3. Archiv der Technischen Hochschule Stuttgart: Bestand Matrikelverzeichnis.
  4. Bezirksamt Neukölln von Berlin, Bau- u. Wohnungsaufsichtsamt, Plankammer: Bestand historische Bauliegeakten.
  5. Archiv des Ofen- und Keramikmuseum Velten/Mark: Bestand Musterbücher der Adler GmbH und der Richard Blumenfeld AG; Tonindustriezeitung, Berliner Architekturwelt, Bauwelt.
  6. Landesarchiv Berlin: Bestand Berliner Adress- und Telephonbücher; Bauliegeakten.
  7. Siechenanstalt in Treuenbrietzen. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 6/8, September 1917, S. 181 (zlb.de).
  8. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: Bestand Akten des Oberpräsidium Königsberg, Wiederaufbauprogramm 1914–1923.
  9. Landesarchiv Schleswig-Holstein: Bestand Melderegister Kreis Itzehoe.
  10. Stadtarchiv Demmin: Bestand Sterberegister.
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