Johannes Seld de Leubs

Johannes Seld de Leubs (* 28. Oktober 1383 in Loibes; auch Johannes Seld de Lewbs, Johannes Selld)[1] war ein Theologe und Jurist, der in den 1420er Jahren auch als Rektor der Universität Wien wirkte.

Leben und Wirken

Johannes Seld wurde Erika Ising zufolge in Loibes im Waldviertel geboren.[2] Auch nach Johannes Müller bezeichnet Leubs wohl das heutige Loibes bei Waidhofen an der Thaya.[3] Sein Vater hieß Udelricus (Ulrich) Seld.[4] Die Familie besaß Weinberge bei Krems und in Langenlois, von wo Ulrichs Vater nach Loibes geheiratet hatte. Man sprach deswegen auch von der Familie „Seld de Langlois“. Durch freundschaftliche Beziehungen des Vaters zum Abt Martin von Polheim besuchte Johannes die Klosterschule im Stift Kremsmünster.

1400/01 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. Seld de Leubs übersetzte oder glossierte als Baccalaureus oder junger Magister die Grammatik des Aelius Donatus, wovon sich die Handschrift im Stift Kremsmünster befindet.[5] Er erwarb im Winter 1420/21 das Doktorat.[6]

Seld de Leubs war wiederholt Dekan der juristischen Fakultät und Rektor der Universität Wien.[7]

Auf dem Konzil von Basel war er der Sekretär des Fürstbischofs von Passau Leonhard von Laiming.[8]

Seld de Leubs wirkte später als Stadtpfarrer von Schleißheim und Krems. Er verkaufte dem Stift Kremsmünster 1433 „eineinhalb Joch Weingarten“[9] und schenkte demselben Kloster 1440/1441 über dreißig Handschriften. Die meisten davon sind von theologischem Inhalt. Doch findet sich darunter auch eine Abschrift des Abstractum-Glossars, eines für die Sprachforschung bedeutenden grammatischen Texts.[10]

Einzelnachweise

  1. Zur Biografie siehe auch Johannes Seld de Leubs im Lexikon des Waldviertels
  2. Erika Ising: Die Herausbildung der Grammatik der Volkssprachen in Mittel- und Osteuropa: Studien über den Einfluss der lateinischen Elementargrammatik des Aelius Donatus De octo partibus orationis ars minor. Berlin 1970, S. 36.
  3. Johannes Müller: Quellenschriften und Geschichte des Deutschsprachlichen Unterrichtes bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Gotha 1882.
  4. P. Marianus Pachmayr: Historico-chronologica series abbatum et religiosorum monasterii cremifanensis. Styrae, Typis Abrahami Wimmer 1777, S. 230–231.
  5. Werner Besch: Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. Band 3. Berlin 2003, ISBN 3-11-015883-3, S. 2213.
  6. Repertorium Academicum Germanicum
  7. Volker Honemann: Zur Überlieferung des ‚Abstractum-Glossars’. In: Eva Schmittsdorf (Hrsg.): Lingua Germanica. Studien zur deutschen Philologie. Münster 1998, ISBN 3-89325-632-6, S. 120.
  8. Repertorium Academicum Germanicum
  9. Georg Schreiber: Deutsche Weingeschichte. Der Wein in Volksleben, Kult und Wirtschaft. Köln/ Bonn 1980, S. 79.
  10. Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Band 112. Sankt Ottilien 2001, S. 502.
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