Johannes Peterlik
Johannes Peterlik (* 23. Jänner 1967) ist ein österreichischer Diplomat im Rang eines Botschafters.[1] Er war österreichischer Botschafter in Vietnam (2004 bis 2009) und Thailand (2009 bis 2013). 2020 wurde er österreichischer Botschafter in Indonesien. Im Oktober 2021 wurde er im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs und Verletzung des Amtsgeheimnisses vom Dienst suspendiert.
Leben
Sein Vater, Karl Peterlik war von 1972 bis 1976 österreichischer Generalkonsul in Hongkong, von 1976 bis 1981 österreichischer Botschafter in Thailand, von 1981 bis 1986 Leiter der Presseabteilung im Außenministerium in Wien, von 1986 bis 1992 Botschafter in der Tschechoslowakei und von 1992 bis 1997 Botschafter in Indien.
Johannes Peterlik besuchte von 1976 bis 1978 die Deutschsprachige Schule Bangkok und von 1978 bis 1981 die International School Bangkok.[2] Er studierte Geschichte und Wirtschaft,[3] ist Dr. phil. und Mag. rer. soc. oec. und legte sein Examen Préalable (Aufnahmeprüfung in das Außenministerium) 1994 ab.
Im österreichischen Präsidentschaftswahlkampf 2016 beabsichtigte Norbert Hofer im Falle eines Wahlsiegs Peterlik mit der Position des Kabinettsdirektors der Präsidentschaftskanzlei zu betrauen.[4] Diese Funktion entspricht der eines Präsidialchefs in der österreichischen Verwaltung. Die Funktion wird in Österreich oft mit erfahrenen Diplomaten besetzt (vergleiche Georg Hennig, Helmut Türk, René Pollitzer und Helmut Freudenschuss). Es handelt sich um keine parteipolitische Funktion.
Johannes Peterlik ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er ist Mitglied der katholischen Studentenverbindung KAV Bajuvaria Wien im Österreichischen Cartellverband (ÖCV)[5] und Gründungsmitglied der Initiative Christdemokratie (ICD) innerhalb der ÖVP.[6] In der Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen war er als Generalsekretär von 2018 bis 2020 Mitglied des Vorstands.
Peterlik ist verheiratet mit der Wirtschaftspsychologin Ria-Ursula Peterlik, einer Tochter des ehemaligen ÖVP-Landesrats Ernest Gabmann. Sie arbeitete zeitweise in der Asien-Gruppe im Nachrichtendienst-Referat des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT).[7]
Diplomatischer Werdegang
Von 1995 bis 2004 war Johannes Peterlik Pressesprecher von Benita Ferrero-Waldner, zuerst in ihrer Zeit als Staatssekretärin im Außenministerium in der Bundesregierung Vranitzky IV, in der Bundesregierung Vranitzky V und in der Bundesregierung Klima, dann in ihrer Zeit als Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten in der Bundesregierung Schüssel I und der Bundesregierung Schüssel II. Von 2000 bis 2004 wurde er zusätzlich mit der Leitung der Stabsstelle 1[8] (Koordination der außenpolitischen Informationstätigkeit) in Wien betraut, die im Jahr 2000 aufgrund der Sanktionen der EU-XIV gegen Österreich im Außenministerium eingerichtet wurde. In dieser Zeit war er für die Entwicklung, Planung, Koordination und Abwicklung von Maßnahmen zur Förderung des Österreich-Bildes im Ausland, medienmäßige Betreuung der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten, Koordination der außenpolitischen Medienarbeit von Bundes- und Landesstellen sowie österreichischer Delegationen anlässlich von deren offiziellen Auslandsreisen und Koordination von generell das Österreich-Bild im Ausland fördernden Maßnahmen zuständig.
Von 2004 bis 2009 war er Botschafter in Vietnam, von 2009 bis 2013 war er als Nachfolger von Arno Riedel österreichischer Botschafter in Thailand, mitbeglaubigt in Kambodscha, Laos und Myanmar.
Von Dezember 2013 bis August 2015 war er Kabinettschef im Bundesministerium für Familien und Jugend in der Bundesregierung Faymann II.[9] Von 2016 bis 2018 war er stellvertretender Sektionsleiter der Kulturpolitischen Sektion im Außenministerium. Von 2018 bis 2020 war er Generalsekretär im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA, vormals Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres).
2020 wurde er zum Botschafter in Indonesien ernannt (mitakkreditiert für Osttimor). Im Oktober 2021 wurde er im Zusammenhang mit Ermittlungen des Bundesamtes zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) disziplinarrechtlich suspendiert und als Botschafter abberufen.[10] Als sein Nachfolger als Botschafter in Indonesien ist Thomas Loidl geplant.[11]
Geheimnisverrat und Suspendierung
Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) untersuchte den Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergei Skripal im britischen Salisbury, der sich im März 2018 ereignet hatte. Die OPCW übersandte den österreichischen Behörden geheime Dokumente zu dem Fall, die unter anderem die chemische Nowitschok-Formel und weitere Details erhalten. In seiner damaligen Position als Generalsekretär des Außenministeriums forderte Johannes Peterlik diese Dokumente an und gab sie, laut Ermittlern im Oktober 2018 einem ehemaligen österreichischen Geheimdienstbeamten des Inlandsgeheimdienstes BVT weiter, der für Russland spioniert haben soll.[12]
Im Zuge der Untersuchungen des Wirecard-Skandals war bekannt geworden, dass der in die Organisierte Wirtschaftskriminalität involvierte Wirecard-Manager, der Österreicher Jan Marsalek 2018 in London mit geheimen OPCW-Dokumenten geprahlt hatte. Die Dokumente stammten aus Österreich, wie ein entsprechender Barcode belegte. Wie Marsalek an diese Dokumente kam, ist bislang der Öffentlichkeit nicht bekannt.[12]
Das Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) beschäftigt sich mit dem Fall;[13] die Staatsanwaltschaft Wien nahm Ermittlungen auf. Peterlik wurde supensdiert und von seinem Botschafterposten in Indonesien abberufen. Er bestritt die Vorwürfe. Bundeskanzler Alexander Schallenberg nahm zu der Causa in Brüssel Stellung. Man habe im September von der Causa erfahren und „binnen drei Tagen entschieden“.[14]
Auszeichnungen
- 1997 Offizierskreuz des belgischen Ordens Leopold II. (OffK belg OLII)
- 1999 Kommandeurkreuz des kaiserlichen japanischen Ordens des heiligen Schatzes (KmtK jap hlSchO)
- 2001 Großoffizierskreuz mit Stern des königlich jordanischen Stern-Ordens, Wisan al-Kawkab al-Urdani (GrOffK/St jord AlKawkabO)
- 2010 Ehrendoktorat der Christian University of Thailand
- 2013 Großoffizierskreuz mit Stern des Verdienstordens „Pro Merito Melitensi“ des Souveränen Malteserordens (GrOffK/St Malt VO)
- 2013 Großkreuz des Weißen Elefantenordens (GrK thail WEO)
- 2019 Großkreuz Verdienstorden der Italienischen Republik (GrK ital VO)
Weblinks
Einzelnachweise
- MitarbeiterInnen in leitender Funktion beim österreichischen Bundesministerium Europa, Integration und Äußeres
- Interview von Björn Jahner vom 26. Oktober 2010 in Der Farang, Ausgabe 22/2010
- Österreichs Botschafter in Thailand: Diplomat mit Charme und Esprit. Artikel von Mark Sonntag auf thaizeit.de
- Philipp Aichinger: Hofburg: Schwarzer Diplomat für blauen Präsidenten. Die Presse, 21. November 2016, abgerufen am 22. Oktober 2021.
- ÖVP und CV: Geschichte einer Verflechtung. Artikel von Moritz Moser, Mara Simperler, Harald Triebnig, Lukas Wagner und Levin Wotke vom 30. Oktober 2014 auf derStandard.at
- Volkspartei: „Eine längst überfällige Diskussion“. Artikel von Oliver Pink vom 3. April 2007 auf DiePresse.com
- Der „Chefspion“, der aus der Partei kam. Addendum, 4. September 2018, abgerufen am 27. Oktober 2021.
- Parlamentarische Anfrage 3467/AB XXI.GP. Abgerufen am 15. September 2018.
- Johannes Peterlik: Von Bangkok zum Stubenring. Artikel von Iris Bonavida vom 21. Februar 2014 auf DiePresse.com
- Hochrangiger österreichischer Diplomat suspendiert. In: Meldung der Austria Presse Agentur (APA) bei Die Presse. 22. Oktober 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021.
- Außenministerium: Beschluss des Ministerrates über die Besetzung von Leitungsfunktionen im Ausland. Meldung vom 15. Dezember 2021 auf der Website des österreichischen Außenministeriums
- n-tv NACHRICHTEN: Wiener Diplomat leakte Nowitschok-Akten. 30. Oktober 2021, abgerufen am 31. Oktober 2021.
- Hochrangiger Diplomat suspendiert. Artikel vom 23. Oktober 2021 in der NEUEN Vorarlberger Tageszeitung
- Schallenberg über suspendierten Diplomaten: "Richtige Entscheidung". Artikel vom 22. Oktober 2021 auf derStandard.at