Johannes Maria von Renard
Johannes Maria Graf von Renard (* 24. März 1829 in Groß-Strehlitz, Oberschlesien; † 7. März 1874 in Wien) war ein deutscher Montanindustrieller und Großgrundbesitzer in Schlesien. Vor und nach der Deutschen Reichsgründung war er Mitglied des Reichstags.
Leben
Renard war der Sohn des schlesischen Großindustriellen Graf Andreas Maria von Renard. Er studierte zunächst an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Rechtswissenschaft und Staatswissenschaft. 1851 wurde er im Corps Borussia Bonn aktiv.[1] Als Inaktiver wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und die Friedrichs-Universität Halle.
Nach den Examen trat er in den Diplomatischen Dienst des Königreichs Preußen. Bis 1853 war er Legationssekretär in Washington, D.C., danach bis 1854 in Konstantinopel. In der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges (1870–1871) war er für die deutsche Militärverwaltung Präfekt in Nancy.
Er war Gutsherr auf Kelsch mit Koschmieder bei Lublinitz (Oberschlesien) sowie der Herrschaft Sielce mit Modrzejów bei Sosnowitz („Russisch-Polen“) und verfügte über ein größeres Aktienvermögen. Er züchtete und besaß zahlreiche Rennpferde, darunter drei Sieger im Deutschen Derby.[2] Renard saß im Aufsichtsrat mehrerer Unternehmen des Versicherungswesens, des Bergbaus und des Eisenbahnbaus. Als Nachfolger seines Vaters wurde er 1868 Vorsitzender des Verwaltungsrates der Forst-, Hütten- und Bergbaugesellschaft Minerva.
Im Jahr 1867 gehörte er zu den Mitbegründern der Freikonservativen Partei und war von 1867 bis zu seinem Tod Mitglied verschiedener Reichstage, des Konstituierenden Reichstags 1867, des Reichstags des Norddeutschen Bundes (1867–1870) und des Reichstags des Deutschen Reiches ab 1871.[3] Außerdem saß er von 1862 bis 1874 als Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus.[4]
Familie
Renard war in erster Ehe mit Maria Anna Auguste Freiin Spies von Büllesheim (1827–1856) verheiratet. Nach Annas Tod heiratete er Luise Wilhelmine Christiane geb. Ebel verw. Gräfin von Schwerin-Willmersdorf († 1901). Sein Neffe und Erbe war Mortimer von Tschirschky.[2] Dessen Mutter war Renards ältere Schwester Marie Christine von Renard (5. August 1826; gest. 4. Februar 1847). Sein Vater hieß Karl Benno von Tschirschky. Eine weitere Schwester Renards hieß Ludmille Gabriele Maria von Renard (* 28. August 1830; † 16. Januar 1894 in Potsdam). Sie war in erster Ehe mit Karl von Brühl (1818–1858), dem Patronatsherren von Seifersdorf bei Radeberg/Sachsen verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Elisabeth; Maria; Karl von Brühl-Renard (1853–1923), letzter Seifersdorfer Graf. In zweiter Ehe war Ludmille Gabriele Maria mit Georg Karl Graf von Schlieffen (* 8. Januar 1832 Berlin; gest. 13. Oktober 1901 München) verheiratet.
Am 5. März 1855 wurde Renard Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.[5]
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Karl Devens: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827–1902. Düsseldorf 1902. S. 137.
- Bernhard Mann (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preussische Abgeordnetenhaus 1867–1918. Düsseldorf 1988.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser, 52. Jahrgang, Verlag Justus Perthes, Gotha 1879, S. 687.
- Konrad Fuchs: Renard, Andreas Maria Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 421 f. (Digitalisat). (Nebeneintrag)
Weblinks
- Johannes Maria von Renard in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Einzelnachweise
- Kösener Korpslisten 1910, 19/308
- Buccaneer in Hungary, Thoroughbred Heritage
- Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 85.
- Mann, Bernhard (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867–1918. Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne. Düsseldorf : Droste Verlag, 1988, S. 317 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien : Bd. 3)
- Jakob Hermens: „Der Orden vom heil. Grabe“, 1867, Seite VI