Johannes Landenberger
Johannes Landenberger (* 31. Mai 1818 in Ebingen; † 18. Februar 1880 in Grunbach) war ein deutscher Pädagoge und Mitbegründer der Heil- und Pflegeanstalt Stetten (heute Diakonie Stetten).[1]
Wirken
Johannes Landenberger absolvierte eine Ausbildung zum Lehrer und trat 1840 in das soeben gegründete Rettungshaus „Augustenhilfe“ in Ebingen ein. Nach abgelegter zweiter Dienstprüfung wurde er dort sofort erster Hausvater. Ab 1848 war Landenberger Lehrer in Bodelshausen. Ab 1851 arbeitete er mit Georg Friedrich Müller in der Heil- und Pflegeanstalt für kretine Kinder in Winterbach eng zusammen.[2] Johannes Landenberger hatte einen wesentlichen Anteil daran, dass der Stammsitz der Heil- und Pflegeanstalt 1864 in Stetten eingerichtet wurde.[3] Landenberger wandte sich im Jahr 1863 an das württembergische Königshaus, welches das Schloss Stetten zum Verkauf angeboten hatte. Er konnte König Wilhelm I. überzeugen und das Schloss für 49.000 Gulden kaufen. Bis ins Jahr 1877 hat er als Pädagoge die fachliche Entwicklung der Einrichtung vorangetrieben. So brachte Landenberger 1872 in die Beschulung der Kinder klare Strukturen ein. Die Kinder wurden in „drei Schulen“ unterrichtet. Es gab eine „Schule für vorgerückte Kinder“ (Alter 9–17 Jahre), eine „Vorbereitungsschule“ (Alter 6–14 Jahre), sowie eine „Taubstummenschule“.[2]
Im Jahr 1847 trat in Berlin die erste „Konferenz für Idioten-Heil-Pflege“ zusammen. Hier wurde eine Kommission gewählt, die statistisches Material sammeln sollte, um später die Frage, ob die Idiotie Geistesschwäche oder Geisteskrankheit, auf festerer Basis beantworten zu können. Landenberger wurde, nebst Heinrich Laehr, Karl Friedrich Kind (Direktor der Idiotenanstalt zu Langenhagen), Carl Christian Georg Barthold (Taubstummenlehrer in Stetten und späterer Direktor der Anstalt Hephata in Mönchengladbach) sowie Johann Basedow, dieser Kommission zugewählt.[4]
Sonstiges
Landenberger ist Schwager des Arztes und Gründers der Heil- und Pflegeanstalt Georg Friedrich Müller. Der damals vierundzwanzigjährige Landenberger ehelichte am Oktober 1842 Rosine Müller (* 8. Oktober 1817), eine der insgesamt sechs Schwestern Georg Friedrich Müllers. Das Ehepaar hatte fünf Kinder.[2] Die im Jahr 1843 geborene Tochter Rosine heiratete 1867 den Lehrer Johannes Unsöld, der erster Hausvater der Einrichtung Bethel in Bielefeld wurde.[5] Die 1847 geborene Tochter Emma heiratete den Lehrer und Ökonomieverwalter Christian Friedrich Kölle, der 1886 zum Direktor der ersten schweizerischen Heilanstalt für Schwachsinnige und Epileptische auf der Rüti bei Zürich berufen wurde.[6][2] Im Alter wurden sowohl Johannes Landenberger als auch Georg Friedrich Müller bei den Müller’schen Schwestern Regine Magdalene (1808–1895) und Caroline (1810–1891) in Grunbach gepflegt.[2]
Heute sind mehrere Schulen nach Landenberger benannt. Des Weiteren ist das Landenbergerhaus in der Diakonie Stetten neben dem Schloss Stetten nach ihm benannt.
Literatur
- Heinrich Matthias Sengelmann (1997): (Erster) Bericht über die Konferenz für Idioten-Heil-Pflege (1875). In: Andreas Möckel/Heidemarie Adam/Gottfried Adam (Hrsg.)(1997): Quellen zur Erziehung von Kindern mit geistiger Behinderung. Band 1: 19. Jahrhundert. Würzburg: Edition Bentheim, S. 312 f.
- Ludwig Dinzinger (1999): Georg Friedrich Müller. Zusammenleben und Zusammenwirken. Leben und Werk des Begründers der Diakonie Stetten und sein Ansatz in der Betreuung von Menschen mit Behinderung, Berlin: Edition Marhold.
Weblinks
Einzelnachweise
- Landenberger, Johannes. In: leo-bw. Abgerufen am 24. März 2024.
- Ludwig Dinzinger: Georg Friedrich Müller. Zusammenleben und Zusammenwirken. Leben und Werk des Begründers der Diakonie Stetten und sein Ansatz in der Betreuung von Menschen mit Behinderung, Edition Marhold Berlin 1999, S. 17, 55.
- Diakonie Stetten erinnert an Johannes Landenberger. Diakonie Stetten, 2008, abgerufen am 24. März 2024.
- Heinrich Matthias Sengelmann (1997): (Erster) Bericht über die Konferenz für Idioten-Heil-Pflege (1875). In: Andreas Möckel/Heidemarie Adam/Gottfried Adam (Hrsg.)(1997): Quellen zur Erziehung von Kindern mit geistiger Behinderung. Band 1: 19. Jahrhundert. Würzburg: Edition Bentheim, S. 324
- Bethel historisch: Johannes Unsöld Digitalisat
- Historisches Lexikon der Schweiz: Friedrich Kölle Digitalisat