Johannes Grasshoff (Fotograf)

Johannes Grasshoff (auch: Graßhoff, geb. 7. Januar 1836 in Wriezen; gest. 11. Dezember 1871, wahrscheinlich in Berlin) war ein deutscher Fotograf und Maler. Er befasste sich vor allem mit der Foto-Retusche.

Lebensweg

Johannes Grasshoff wurde am 7. Januar 1836 in Wriezen geboren. Er ergriff den Beruf des Stubenmalers (also eines Malers, welcher sich „mit Dekorirung der Wände in den Zimmern abgiebt, solche durch Malereyen ausschmückt oder verschönert.“[1]). Um das Jahr 1856 herum, mit etwa 20 Jahren, ging er von Wriezen nach Berlin. In den 1860er Jahren war Grasshoff im Fotoatelier der Brüder Edmund und Paul Biegner beschäftigt, wo er Porträtfotos kolorierte. Später betrieb Grasshoff mit dem Fotografen Hermann Bock ein gemeinsam Fotoatelier. In seiner Zusammenarbeit mit Bock lernte Grasshoff die Praxis des Berufsfotografen kennen. Anschließend machte sich Grasshoff als Retoucheur selbständig. Im Mai und Juni 1865 veranstaltete der Photographischer Verein zu Berlin die erste in Deutschland stattfindende „Internationale photographische Ausstellung“. Dort machte Grasshoff die Bekanntschaft Heinrich Grafs. Grasshoff wurde bald „Arrangeur“ in Grafs Atelier und lernte dort einiges über die künstlerische Seite der Fotografie. 1866 fertigte Grasshoff Fotografien auf Maltuch an,[2] so genannte Pannotypien.

Ab 1865 publizierte Grasshoff zahlreiche fotografische Aufsätze, vor allem über Negativ- und Positiv-Retusche, in den Photographischen Mittheilungen des Vereins zur Förderung der Photographie, aber auch in der US-amerikanischen Fachzeitschrift American Journal of Photography.

Im Jahr 1868 erschien in Berlin Grasshoffs Büchlein: Die Retouche von Photographien. Anleitung zum Ausarbeiten von negativen und positiven Photographien sowie zum Kolorieren und Uebermalen derselben mit Aquarell-, Anilin- und Oelfarben. Für Photographen und Dilettanten nach den bewährtesten Methoden. Diese Anleitung zur Fotoretusche wurde zum Standardwerk; sie erschien von 1868 bis 1922 in 13 Auflagen. Die zweite Auflage, von 1869, besorgte Grasshoff noch selbst.[3] Ab der 1873, also nach Grasshoffs Tod, erschienenen dritten Auflage übernahm zunächst Hans Hartmann, erster Schriftführer des Vereins zur Förderung der Photographie, die Herausgabe der Retuscheanleitung. Die zwölfte und 13. Auflage wurde von Karl Weiss, dem Herausgeber der Zeitschrift „Photographie für alle“[4], herausgegeben. Offenbar war auch der Fotografie-Publizist Fritz Loescher (1873–1908) an den postumen Ausgaben von Grasshoffs Retusche-Anleitung beteiligt.[5]

Grasshoff entwarf eine für Retuschierarbeiten geeignete Lampe.[6]

Im Jahr 1869[7] oder 1870[8] eröffnete Grasshoff sein eigenes Atelier für Fotografie und Malerei in der Friedrichstraße 65.

Im Oktober 1871 präsentierte Grasshoff der Versammlung des Vereins zur Förderung der Photographie, dessen Vorstandsmitglied er war,[9] eine Kollektion von Stereoskopien von Malmö (Schweden).[10]

Johannes Grasshoff starb am 11. Dezember 1871, im Alter von nichteinmal 36 Jahren. Er hinterließ eine Ehefrau und drei junge Kinder.[11] Grasshoffs Atelier in der Friedrichstraße 65 soll noch bis 1873, also etwa zwei Jahre über Grashoffs Tod im Dezember 1871 hinaus, bestanden haben.[12] Offenbar hat der Fotograf Karl Schwier (1842–1920), der zeitweilig als eine Art Nachlassverwalter die Interessen von Grasshoffs Hinterbliebenen vertrat,[13] Grasshoffs Fotoatelier zunächst weiterbetrieben.[14]

Schriften

Literatur und Quellen

Einzelnachweise

  1. Oekonomische Encyclopädie, oder Allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung, von D. Johann Georg Krönitz, 242 Bände, Lemma: „Stubenmaler“, https://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/s/ks37198.htm
  2. Hermann Wilhelm Vogel, „Nekrolog“ [Johannes Grasshoff], in: Photographische Mitteilungen, 15. Dezember 1871, S. 237–239, https://archive.org/details/bub_gb_cEROAAAAYAAJ/page/n253/mode/2up : „Von seinen nicht publicirten Arbeiten wurden von Bedeutung: Eine Methode, Photographien auf Maltuch zu fertigen, die er bereits 1866 ausübte, …“
  3. Keultjes, fotografische Retusche von 1839–1900, S. 222
  4. Schwäbischer Merkur, Fr., 6. Juni 1930, S. 11, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/TIY6QOV3FGTR3ZKMLYKP5ABFUJWUCVIM?query=%22Fritz+Loescher%22&page=6&hit=7&issuepage=11
  5. siehe: „Die Retusche von Photographien nebst ausführlicher Anleitung zum positiven Kolorieren mit Aquarell- und Ölfarben“, von Joh. Grasshoff u. Fritz Loescher. 13. Auflage. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Zweigniederlassung Berlin, Verlagswerbung in: Deutscher Kamera-Almanach 18 (1928), S 290, https://archive.org/details/deutscher-kamera-almanach-18/page/289/mode/2up
  6. Verein zur Förderung der Photographie, Sitzung vom 15. December 1871, in: Photographische Mitteilungen, 1872, S. 245, https://archive.org/details/bub_gb_cEROAAAAYAAJ/page/n261/mode/2up : „Hr. Schwier legt eine von ihm benutzte, sehr zweckmässige Retouchirlampe vor, welche von Hrn. Klempnermstr. Jonas, Kronenstrasse, nach Grasshoff's Ideen construirt ist.“
  7. so: Hermann Wilhelm Vogel, „Nekrolog“ [Johannes Grasshoff], in: Photographische Mitteilungen, 15. Dezember 1871, S. 237–239, https://archive.org/details/bub_gb_cEROAAAAYAAJ/page/n253/mode/2up : „1869 eröffnete er selbständig das Atelier Friedrichsstr. 65“
  8. so: Praktiken und Diskursivierung der fotografischen Retusche von 1839–1900. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln im Fach Kunstgeschichte, vorgelegt von Dagmar Keultjes, 27. März 2018, Textband I, S. 79, Fußnote 278: „Grasshoff führte von 1870 bis 1873 in der Berliner Friedrichstraße 65 ein Atelier für Fotografie und Malerei, siehe http://www.berliner-fotografenateliers.de/index2.html [zuletzt eingesehen am 03.01.2020].“
  9. Hermann Wilhelm Vogel, „Nekrolog“ [Johannes Grasshoff], in: Photographische Mitteilungen, 15. Dezember 1871, S. 237–239, https://archive.org/details/bub_gb_cEROAAAAYAAJ/page/n253/mode/2up
  10. Verein zur Förderung der Photographie, Sitzung vom 20. Oktober 1871, in: Photographische Mitteilungen, 8. Jahrgang, 1872, S. 192, https://archive.org/details/bub_gb_cEROAAAAYAAJ/page/n205/mode/2up : „Hr. Grasshoff legt eine Collection hübscher Landschaftstereoskope aus Malmoe vor“.
  11. Hermann Wilhelm Vogel, „Nekrolog“ [Johannes Grasshoff], in: Photographische Mitteilungen, 15. Dezember 1871, S. 237–239, https://archive.org/details/bub_gb_cEROAAAAYAAJ/page/n253/mode/2up
  12. Keultjes, S. 79, Fußnote 278
  13. Verein zur Förderung der Photographie, Sitzung vom 15. December 1871, in: Photographische Mitteilungen, 1872, S. 244, https://archive.org/details/bub_gb_cEROAAAAYAAJ/page/n259/mode/2up : „Hr. Schwier theilt mit, dass er vorläufig das Geschäft des Hrn. Grasshoff fortführe und die Interessen der Hinterbliebenen wahrnehme. Der Vorsitzende [= Hermann Wilhelm Vogel] sagt Hrn. Schwier Dank für seine Aufopferung. Hr. Schwier bemerkt, dass von den früher von Grasshoff gemachten Mitgliederporträts noch zahlreiche Abzüge vorhanden seien, und fordert er im Interesse der Wittwe zur Subscription auf selbige auf.“
  14. Der aus Soest stammenden Schwier hatte an der Gewerbeakademie Berlin bei Hermann Wilhelm Vogel und an der Berliner Universität studiert und dem Verein zur Förderung der Photographie angehört, bevor er 1874 (so Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner, Weimar - Lexikon zur Stadtgeschichte, Springer-Verlag, Januar 2017, Lemma: „Schwier, Karl Wilhelm Gangolf“, S. 396, https://books.google.de/books?id=lNfmDQAAQBAJ&pg=PA396&lpg=PA396) nach Weimar ging. Laut Ingrid Röhrs, Stadtverwaltung Weimar, Kalenderblatt aus dem Stadtarchiv, 19. Juni 2020, „Karl Schwier - Fotograf aus Weimar. Zum 100. Todestag des Verlegers, Organisators und Bildchronisten“, https://m.facebook.com/stadtverwaltung.weimar/photos/a.1590540231221934/2680034355605844/ soll Schwier allerdings bereits Ende 1871 von Berlin nach Weimar umgezogen sein.
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