Johannes-der-Täufer-Kirche (Hannover)
Die Johannes-der-Täufer-Kirche[1] in Hannover ist die denkmalgeschützte Kirche[2] der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde im hannoverschen Stadtteil Wettbergen[1] unter der Adresse An der Kirche.[2]
Geschichte
Eine Johannes dem Täufer gewidmete Kirche im alten Dorfkern Wettbergens wurde erstmals 1477 erwähnt. Sie brannte jedoch 1580 ab und wurde offenbar erst am Ende des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut:[3] „Zwei Wappensteine mit den Datierungen 1697 und 1702“ über der Westtür „weisen [...] vermutlich auf die Zeit der Wiedererrichtung hin“.[2] Das ältere Wappen zeigt das der hannoverschen Ratsfamilie Volger.[3] Noch aus der ersten Kirche stammen die beiden kleinen Glocken im Dachreiter. Sie wurden im 15. Jahrhundert vom selben Gießer gegossen.
Unterhalb des im Westen liegenden Kirchturmes wurde um das Jahr 1700 eine Gruft eingebaut, in dem Mitglieder der Familie von Johann Friedrich von Hansing und des Adelsgeschlechtes von Grone in aufwendig barock gestalteten Särgen durchbrochen gearbeiteten Wappenblechen in einer Zinn-Blei-Legierung beigesetzt wurden.[4]
Laut einer Legendentafel am Pastor-Bartels-Weg war Friedrich Bartels Pastor in Wettbergen,[5] und zwar ab dem Jahr des Endes des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges von 1945 bis 1953.[6][7]
1998 wurde Pastor Bert Schwarz vom Freundeskreis Hannover ausgezeichnet für sein ehrenamtliches Engagement insbesondere für den Kinderzirkus Giovanni.[8]
Bau- und Lagebeschreibung
Die Kapelle liegt etwas abseits des historischen Ortskerns an einem schmalen Seitenweg: „Der starke Geländeabfall an dieser Stelle wurde durch eine von einer Böschungsmauer begrenzten Aufschüttung ausgeglichen“. Das Gotteshaus ist ein in Ost-West gerichteter einfach verputzter Bau aus Bruchsteinen mit Eckquadern und „starken, geschrägten Stützpfeilern“. Im Osten ist der kleine Saalbau dreiseitig geschlossen, während im Westen ein achteckiger Dachreiter mit geschweifter Haube den First bekrönt.[2]
Das benachbarte Pfarrhaus unter der Adresse An der Kirche 23 ist ein zweistöckiger Fachwerkbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der mit einem Walmdach abgeschlossene, kubische Baukörper orientiert sich mit einer fünfachsigen Hauptfassade zu dem kleinen Seitenweg, wurde aber „leider [...] bis auf die Ostseite mit Asbestzement verkleidet“.[2]
Südlich grenzt die langgestreckte, vermutlich ehemalige Pfarrscheune An der Kirche 25 an, deren Dielentor an der Nordseite noch auf die ehemalige Nutzung hinweist. Der Fachwerkbau steht auf einem dem Geländeverlauf angepassten Bruchsteinsockel, der städtebaulich entscheidend den südlichen Verlauf der Straße An der Kirche prägt.[2]
Historisch zum engeren Kreis der Kirchenbauten und des benachbarten Herrenhauses zählt außerdem ein weiteres Wirtschaftsgebäude: Die Fachwerkscheune An der Kirche 13 zeigt am Torbalken der seitlichen Längsdurchfahrtdiele die Jahreszahl 1839. Ebenso wie das Pfarrhaus und die Pfarrscheune ist dieser Wandständerbau mit Backsteinen ausgefacht.[2]
Literatur (Auswahl)
- Peter Seifried: Wettberga. Kleine Chronik von Wettbergen 1055–1857, Hannover 1984
- Hermann Bolte, Ingrid Bolte: Bilder aus Alt-Wettbergen, Hannover 1986
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: An der Kirche. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 86
- Wolfgang Neß: Wettbergen. In: Hans-Herbert Möller (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, [Bd.] 10.2. Vieweg, Braunschweig / Wiesbaden 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 170f.
- sowie Wettbergen im Addendum: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege
- Anette Gudjons (Hrsg.): Festschrift 300 Jahre Johannes-der-Täufer-Kirche in Wettbergen, Hannover 1997
- Klaus Mlynek, Eva Benz-Rababah: Wettbergen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 674.
- Andreas Ströbl, Dana Vick, Berend Feddersen: Das Erbbegräbnis in der Wettberger Kirche. Bericht über die archäologisch-kunsthistorische Dokumentation und den konservatorischen Sicherungsmaßnahmen im Mai und Juni 2009, Hamburg und Rosdorf, Oktober 2009
- im Anhang:
- Christina Achhammer (Bearb.): Konservierung und Restaurierung von Sarg Nr. 10, hrsg. vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, Referat Fachdienste/Restaurierung, Sept.-Dez. 2009
- im Anhang:
- Dieter Brodtmann, Anette Gudjons: Die Johannes-der-Täufer-Kirche in Wettbergen, 1. Auflage, hrsg. von der Ev.-luth. Johannes-der-Täufer-Kirchengemeinde Wettbergen, Hannover 2015
- Andreas Ströbl, Dana Vick: Die Gruft unter der Kirche Johannes der Täufer in Hannover-Wettbergen. Beispiel für behutsamen Umgang mit einem schwierigen Befund; in: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, Bd. 4, 2009, S. 147–149.
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Sabine Freitag (Red.): Die Johannes-der-Täufer-Kirche (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)
- Wolfgang Neß: Wettbergen (siehe Literatur)
- Klaus Mlynek, Eva Benz-Rababah: Wettbergen (siehe Literatur)
- Andreas Ströbl, Dana Vick: „Mag der Körper doch im Grabe ruhn, für die Seele gibt es keine Gruft.“ Neuzeitliches Bestattungsbrauchtum im Spiegel protestantischer Gruftanlagen; PDF-Dokument von der Seite der Universität Heidelberg
- Vergleiche die Dokumentation bei Commons (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)
- Jens Schmidt-Clausen: BARTELS, (2) Friedrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 41f.; Digitalisat über Google-Bücher
- Anmerkung: Sowohl das Hannoversche Biographische Lexikon als auch das Stadtlexikon Hannover benennen Bartels in Wettbergen lediglich als „Verwalter“ der Pfarrstelle in Wettbergen.
- sw: Stadtkultur / Freundeskreis zeichnet Nonne und Pastor aus / Ehrung für beispielhafte Projekte. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 4. März 1998