Johann Worath

Johann Worath (* 1. November 1609 in Taufers, Südtirol; † 5. Februar 1680 in Schlägl) war ein österreichischer Holzbildhauer und Altarschnitzer der Barockzeit.

Leben

Johann Worath war der dritte Sohn des Bildhauers Matthäus Barat d. Ä.[Anmerkung 1] (nachgewiesen in Taufers zwischen 1604 und 1622) und dessen Ehefrau Christine, geb. Prästmann. Zwischen 1626 und 1629 war er Bildhauerlehrling bei Adam Baldauf in Brixen, mit dem er 1629 nach Wien zog. Dort konnte er seine Ausbildung aber nicht abschließen, da Baldauf überraschend starb. In einem Dokument vom 19. Oktober 1631 bestätigten Worath drei Brixener Bürger, die Maler Hans Wazin und Jeremias Rumpler sowie der Glaser Hans Atteler, den Abschluss seiner ordentlichen Lehrzeit.[1]

Über die Zeit von 1631 bis 1642 ist aus Woraths Leben sonst nichts bekannt. Vermutlich arbeitete er als Unselbständiger in anderen Werkstätten. Möglicherweise auch in der Salzburger Werkstätte von Hans Pernegger, der 1638 mit der Gestaltung des Portals für das Stift Schlägl beschäftigt war.

Seit 1642 war er im Markt Aigen im Mühlkreis ansässig und heiratete dort am 12. Juni 1644 Eva Pfleger († 5. November 1690 in Aigen), Tochter des Aigener Kaufmanns und Ratsherrn Daniel Pfleger sen. Am 18. September 1651 erhielt er das Bürgerrecht und kaufte ein Haus nahe dem Spital.[Anmerkung 2]

Nachdem er keine Gerechtsame erlangen konnte, arbeitete er als Bürger dieser Gemeinde – befreit von Zunftzwängen – vor allem für das Stift Schlägl und dessen Filialkirchen sowie den Adel der Umgebung. Einerseits genoss Worath damit den Schutz des Stifts, war andererseits aber so sehr von ihm und dessen Abt Martin Greysing abhängig, dass er z. B. für die Aufnahme eines Lehrlings oder die Annahme anderer Aufträge um Erlaubnis ansuchen musste. Seine vom Abt Greysing unterstützten Versuche, auch in Linz zu Aufträgen zu gelangen, scheiterten an der Ablehnung durch den Bürgermeister und des Rates der Stadt.[2] In Südböhmen, wo er u. a. auch für den kunstliebenden Reichsfürsten Johann Christian von Eggenberg, Herzog von Krumau (1641–1710), in Krumau (Český Krumlov) arbeitete, ist er auch unter dem Namen Jan Worath bekannt.[3]

Nach 1670 sind keine Quellen über ein künstlerisches Schaffen Woraths mehr nachweisbar. Als Bürger des Inneren Rates der Gemeinde Aigen übernahm er 1670 die Verwaltung des Spitalamtes, die er 1677 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Finanzielle Schwierigkeiten veranlassten ihn, 1678 ein Darlehen von 350 Gulden aus dem Vermögen des Martinspitals aufzunehmen, das er zu Lebzeiten nicht mehr zurückzahlen konnte. Abt Andreas Schmidt erließ den Erben nach Woraths Tod die Rückzahlung, trotzdem musste Eva Worath das Haus 1684 an den Aigener Fleischhauer Johann Wöß um 800 Gulden verkaufen und behielt sich nur ein Wohnrecht zu Lebzeiten. 1694 konnte Woraths Schwiegersohn, der Maler Michael Nothelfer, das Haus um 1000 Gulden für die Familie zurückkaufen.

Johann Worath gehörte als frommer Mann seit 1655 der Rosenkranzbruderschaft der Maria Anger-Kirche an und war seit 1662 auch Mitglied der Frauenzeche auf dem Anger.

Johann und Eva Worath hatten dreizehn Kinder, unter ihnen:

  • Johann Laurenz Worath (* 1645 in Aigen – † 11. Juli 1710 in Schlägl), war Weltpriester, u. a. 1675 bis 1676 Kooperator in Frankenmarkt und 1694 bis 1704 Pfarrer in Peterskirchen.[4]
  • Sophia (* 14. Mai 1648 in Aigen – † 30. November 1713 ebenda) heiratete 1678 den Aigener Maler Michael Nothelfer
  • Philipp Jakob Worath (* 1. Mai 1661 in Aigen – † 23. Februar 1721 in Schlägl), der unter seinem Ordensnamen Siard Worath von 1701 bis 1721 Abt des Stifts Schlägl war.[5]
  • Johann Anton Worath (* 6. Jänner 1663 in Aigen – † 30. März 1684 ebenda) war wie sein Vater Bildhauer und sollte die Werkstatt fortführen, wurde aber Opfer einer in Aigen grassierenden Seuche.
  • Mathias Worath (* 3. August 1666 in Aigen –) studierte in Prag wurde wie sein Bruder Philipp Jakob unter dem Ordensnamen Dominik Ordensgeistlicher im Stift Schlägl. Nach seiner Profess 1678 wurde er 1683 zum Priester geweiht.
  • Stephan Worath (* 2. August 16??[Anmerkung 3] in Aigen – † 3. August 1679 in Wien) war ebenfalls Bildhauer und starb in jungen Jahren an der Pest.

Sein Sohn, Abt Siard, ließ für seine Eltern eine Grabplatte aus rotem Adneter Marmor errichten, die sich in der Pfarrkirche Aigen an der nördlichen Langhauswand befindet, und folgende Inschrift enthält:


NIHIL FRUSTRA
NOBILI & CONSULARI VIRO
A PIETATE IN DEUM, PRUDENTIA, SCIENTIA GEOGRAPHICA
ARTE STATUARIA & ARCHITECTONICA PLURIMUM CELEBRI
DOMINO IOANNI BARAD
EIUSQUE PIENTISSIMÆ CONIUGI
DOMINÆ EVÆ NATÆ PFLEGERIN
AMANTISSIMIS SUIS PARENTIBUS
NEC NON
GERMANIS FRATRIBUS & SORORIBUS SUIS
HIC IN DOMINO QUIESCENTIBUS
PIAM IN MEMORIAM HOC MARMORE PARENTAT
ET REQUIEM PRECATUR SEMPITERNAM
SIARDUS ABBAS PLAGENSIS
M D CC XVI.
Anm.

Anm. 
(Übersetzung: Nichts vergeblich! Dem edlen Mann und Ratsherrn, dem wegen der Frömmigkeit zu Gott, der Weisheit der geographischen Wissenschaft,[Anmerkung 4] der Bildhauerkunst und der Architektur hochberühmten Johann Worath und seiner überaus frommen Ehefrau Eva geborene Pfleger, seinen innig geliebten Eltern und auch seinen Brüdern und Schwestern, die hier in Gott ruhen, setzt zum frommen Gedenken diesen Stein und bittet für ihre ewige Ruhe Siard Abt von Schlägl 1716)

Der künstlerische Nachlass Woraths, vor allem aus Entwurfszeichnungen für seine Werke bestehend, befindet sich im Stift Schlägl. Diese sind oft origineller als die tatsächlich entstandenen Altarbauten.

In Linz-Bachlberg ist seit 1958 der Worathweg[6] und in Aigen-Schlägl der Johann-Worath-Weg nach ihm benannt.

Werke

Zusammenstellung nach Isfried Hermann Pichler: Katalog der ausgestellten Werke mit Angabe der Katalognummern, soweit nicht anders angegeben.

Viele seiner Werke erhielten ihre Bemalung durch den aus Augsburg stammenden Maler David Stangl (1599–1671), der – wie Worath – eng mit dem Stift Schlägl verbunden war.

Mit bekannter Entstehungszeit:

Mit unbekannter Entstehungszeit:

Trivia

„Die Kanzel von dem Aigener Bildhauer Johann Worath (1647) ist eine mittelmäßige Durchschnittsleistung in dem üblen Schreinerstil, der zu jenen Jahrzehnten an Altären und Kanzeln nicht selten aufzutreten pflegt, …“[27]

Literatur

  • Johann Worath. Bildhauer zwischen Renaissance und Barock. Katalog zur Ausstellung im Kapitelsaal des Stiftes Schlägl vom 26. Juni bis 30. September 1975. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1975, ISBN 3-85214-141-9.
Mit den dort abgedruckten Beiträgen:
Evermod Hager: Johann Worath, der Bildhauer des Schlägler Prälaten Martin Greysing. (Erstmals veröffentlicht: Verlag Heimatgaue, Linz 1920.)
Isfried Hermann Pichler: Die Werke des Johann Worath in Böhmen.
Nicolò Rasmo: Die Künstlerfamilie Barat in Südtriol.
Maximilian Schimböck: Die Künstlerfamilie Worath in Österreich und Bayern.
  • Maximilian Schimböck: Siard Worath Abt von Schlägl (1661–1701–1721). Ein Beitrag zur Geschichte des Stiftes Schlägl in Oberösterreich. Schlägler Schriften Band 4. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1977, ISBN 3-85214-173-7.
  • Johannes Ramharter, Hannes Etzlstorfer: Aus der Mappe eines Barockbildhauers. Johann Woraths Nachlaß im Stift Schlägl. Katalog der Ausstellung vom 4. November bis zum 27. November 1994 im Stadtmuseum Linz-Nordico, vom 20. Dezember 1994 bis zum 29. Jänner 1995 im Salzburger Barockmuseum. Eigenverlag des Salzburger Barockmuseums, Salzburg 1994.
  • Harry Slapnicka: Berühmte Persönlichkeiten aus dem Mühlviertel und dem Böhmerwald. Band 1. Edition Geschichte der Heimat, Grünbach 2001, ISBN 3-900943-82-6, S. 35–39.
  • Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. Hrsg. vom Bundesdenkmalamt. Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-362-3.
Commons: Johann Worath – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Johannes Ramharter: Die Mappe eines Barockbildhauers. Die Bildhauerzeichnungen des Johann Worath im Stift Schlägl. In: Johannes Ramharter, Hannes Etzlstorfer: Aus der Mappe eines Barockbildhauers. Johann Woraths Nachlaß im Stift Schlägl. S. 39 f.
  2. Johannes Ramharter: Anmerkungen zu den künstlerischen Beziehungen von Stift Schlägl zum Erzbistum Salzburg im Barock. In: Barockberichte. Informationsblätter zur bildenden Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts. Heft 22/23. Salzburger Barockmuseum, Salzburg 1999.
  3. Der barocke Magnat Johann Christian I. von Eggenberg. In: encyklopedie.ckrumlov.cz. Město Český Krumlov (Stadtverwaltung Krummau);
  4. Laurenz Pröll: Kleinzell. Streifzüge in die alte Zeit. In: Mühlviertler Nachrichten, 4. Mai 1901, S. 2
  5. Historischer Kalender. Was geschah am 01. Mai ... In: ooegeschichte.at. Virtuelles Museum Oberösterreich, abgerufen am 21. März 2022.
  6. Worathweg auf linzwiki.at
  7. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 264
  8. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 347
  9. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 234
  10. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 832ff.
    Michael Kaltenbrunner: Das obere Mühlviertel. St Wolfgang am Stein. In: Linzer Volksblatt, 15. November 1925, S. 19 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb
  11. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 8
  12. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 819
  13. Michael Kaltenbrunner: Das obere Mühlviertel. Stift Schlägl. In: Linzer Volksblatt, 6. Dezember 1925, S. 477 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb
  14. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 825 und 828
  15. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 8
  16. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 893
  17. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 679
  18. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 835
  19. Auf der Rückseite mit Bleistift signiert: 1656 Heilige Maria … bit got vier uns Johan Waräth bilthauer
    Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 95
  20. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 821
  21. Eine der geretteten Plastiken des Hl. Auratianus-Altars in der St. Nikolaus-Kathedrale in Budweis, der 1911 durch ein Feuer vernichtet wurde.
  22. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 897
  23. Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 100.
  24. Kleinzell (Der Erbauer unseres Hochaltares) In: Mühlviertler Nachrichten, 4. August 1923, S. 3
    J. Sigl: Der Christmonat und die christlichen Steinmetze.. In: Der Weihnachtsmarkt. Unterhaltungsbeilage und Anzeiger des „Linzer Volksblatt“, 16. Dezember 1923, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb
    Nicht erwähnt in: Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 369
  25. Michael Kaltenbrunner: Landes- und Volkskundes des Mühlviertels. Peilstein. In: Mühlviertler Nachrichten, 15. Jänner 1926, S. 5
  26. Kapellenfrevel. In: Linzer Volksblatt, 30. Jänner 1929, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb
    Kleinzell (Fronleichnamsfest.) In: Mühlviertler Nachrichten, 19. Juni 1925, S. 4
    Nicht erwähnt in: Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 367ff.
  27. Buchbesprechung von Hermann Ubell: Wissenschaft. Die Kunstdenkmäler des Stiftes Schlägl aus der Zeit Martin Greysings 1627–1665. (Linz 1918, Akademische Preßvereinsdruckerei.) Von Hr. Evermod Hager, Chorherrn von Schlägl, Professor am Staatsgymnasium in Linz.. In: Wiener Zeitung, 30. August 1918, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz

Anmerkungen

  1. In deutschen Urkunden in Südtirol wechselt die Namensschreibweise oft mit Barati, Barathi, Worathi, Worath u. ä; bekannt sind auch Formen wie Barät, Baratti, Borräth, Parater, Waräth, Warräht, Waräthy, Waröth, Wärati, Wärrät oder Vorat u. a. m.
  2. Heute das Haus Hauptstraße Nr. 11.
    Vgl. auch: Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. S. 9.
  3. Beim Binden des Taufbuches der Pfarre Aigen in späterer Zeit wurden einige Seiten vertauscht, sodass zwar der Tag, aber nicht mehr das Jahr feststellbar ist.
  4. Im Stiftsarchiv hat sich eine Rechnung vom 3. November 1661 erhalten, wonach Worath für die Erstellung eines Grundplans des Stiftes und der Stiftskirche bezahlt worden ist.
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