Johann Philipp Engelhard

Johann Philipp Nikolaus Engelhard (* 21. Januar 1753 in Kassel; † 27. Januar 1818 in Kassel) war ein deutscher Jurist.

Johann Philipp Engelhard, ca. 1810

Herkunft

Engelhard stammte aus einer Hofbeamtenfamilie in Kassel. Er war das älteste von acht Kindern des Regnerus Engelhard (1717–1777), eines Hessischen Ersten Kriegsrats und Geschichtsschreibers zu Kassel[1] und dessen Frau Karoline Friederike, geb. Pritzier (1724–1797), Tochter eines Hessisch-Casselschen Kammerrats und Obersalzinspektors.[2]

Sein Großvater, Johannes Engelhard (1680–1725), war Kammerdiener, Küchenmeister und später Haushofmeister des Prinzen Georg von Hessen-Kassel gewesen.

Leben

Engelhard wurde zunächst von seinem Vater, dann von Wilhelm Johann Casparson (1729–1802) und dem Hofmaler Johann Heinrich Tischbein unterrichtet.[3] Ab 1768 besuchte er das Collegium Carolinum in Kassel und hörte beim Naturrechtler Julius Friedrich Höpfner. Zum Sommersemester 1770 begann er das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität in Marburg. Am 27. Oktober 1772 wechselte er an die Göttinger Universität.[2]

Ab dem 29. September 1773 war er nach Beendigung des Studiums dann wieder in Kassel. Im Jahr 1775 wurde er unbezahlter[4] Fürstlicher Accessist, ein Jahr später Auditeur und Sekretär beim Kriegskollegium, einer Einrichtung der Finanzverwaltung. 1780 erfolgte die Ernennung zum Wirklichen Kriegssekretär,[5] später wurde er Kriegsrat. Zuletzt war Engelhard Kurhessischer Geheimer Rat und Direktor des Kriegskollegiums in Kassel. 1808 war er Appellationsrichter am Kollegium.[2]

Auch während der westphälischen Interregnumszeit unter Jérôme Bonaparte blieb er im Dienst. Seine Frau und er waren eng mit Georg Forster und den Brüdern Grimm befreundet, man traf sich häufig. Auch zu dem fürstlichen Regenten hatte Engelhard ein vertrauensvolles Verhältnis[6] Wenige Tage nach seinem 65. Geburtstag starb Engelhard an einem Schlaganfall. In der „Casselschen Polizei- und Commerzien-Zeitung“ erschien am 31. Januar 1818[7] die entsprechende Todes-Notiz: Herr Johann Philipp Nicolaus Engelhard, Geheimer Rath und Direktor des ersten Departements des General-Kriegs Collegii, alt 65 J.[4]

Familie

Am 24. September 1780 verlobte sich Engelhard in Göttingen mit Philippine Gatterer, der Tochter des Universalgelehrten und Göttinger Professors Johann Christoph Gatterer. Er hatte sie 1779 anlässlich eines Besuches bei seinem alten Lehrer, Johann Heinrich Tischbein, in dessen Haus in Kassel, in der Bellevue 11, kennengelernt.[3][8][9] Nach zweimaliger Proklamation am 24. und 25. post Trinitatis in der Göttinger Marienkirche heirateten die beiden am 23. November 1780 in einer Kirche in der heutigen Gemeinde Rosdorf bei Göttingen. Das Paar hatte 10 Kinder, darunter die spätere Schriftstellerin Karoline Engelhard (1781–1855), den Kasseler Obergerichtsdirektor Wilhelm Gotthelf Engelhard sowie Luise Wilhelmine Engelhard (1787–1875), die den Magdeburger Industriellen Johann Gottlob Nathusius heiraten sollte.

Werk

  • Versuch über den wahren Begriff der Ehe und die Rechte bey deren Errichtung in den Fürstl. Hessen-Casselischen Landen. Druck und Verlag des Waisenhauses, Cassel 1776.

Literatur

  • Georg Christoph Hamberger, Johann Georg Meusel (Fortges.): Das gelehrte Teutschland. Oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. Meyer, Lemgo 1796–1834.
  • Johann Christian Koppe (Bearb.): Lexicon der jetzt in Teutschland lebenden juristischen Schriftsteller und akademischen Lehrer. Band 1, Kummer, Leipzig 1793.
  • Johann Heinrich Stepf: Gallerie aller juridischen Autoren von der ältesten bis auf die jetzige Zeit. Leipzig 1820–1825.
  • Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte. Seit der Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten. L. Wachler (Hrsg.): Band 3, Kassel, S. 359 ff.
  • Christoph Wendlich: Christoph Weidlichs Biographische Nachrichten von den jetztlebenden Rechts-Gelehrten in Teutschland. Mit einer Vorrede von dem gegenwärtigen Zustande der juristischen Litteratur in Teutschland. Halle 1781.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. posthum erschien von Regnerus Engelhard: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte. Kassel 1778.
  2. Wolfgang Ollrog (Bearb.): Johann Christoph Gatterer, der Begründer der wissenschaftlichen Genealogie. Eine Untersuchung der bisher bekannten Quellen und Veröffentlichungen über seine Herkunft, sein Leben und Werk sowie seine Nachkommen. Im Auftrag der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft mit dem Sitz in Göttingen, Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete mit Praktischer Forschungshilfe, 47. Jahrgang, Heft 81/82, Februar 1981, C. A. Starke Verlag (Hrsg.), Limburg/Lahn 1981, S. 26ff.
  3. Ruth Stummann-Bowert: Philippine Engelhard, geborene Gatterer. Ein bürgerliches Frauenleben zwischen Aufklärung und Empfindsamkeit. In: Traudel Weber-Reich (Hrsg.): "Des Kennenlernens werth". Bedeutende Frauen Göttingens. Wallstein, Göttingen 1993, ISBN 3-89244-207-X, S. 30.
  4. Ruth Stummann-Bowert (Hrsg.): Philippine Engelhard, geb. Gatterer (1756-1831), „Laß die Dichtkunst mich begleiten bis zum letzten Lebensgang“. Königshausen & Neumann, Würzburg 2008, ISBN 978-3-8260-3922-5.
  5. Inge Stephan (Hrsg.): Werke in zwei Bänden. Deutscher Klassiker-Verlag, 2002, S. 996.
  6. Stefan Brakensiek: Fürstendiener, Staatsbeamte, Bürger: Amtsführung und Lebenswelt der Ortsbeamten in niederhessischen Kleinstädten 1750-1830. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-35677-3, S. 200.
  7. Stefan Brakensiek: Fürstendiener, Staatsbeamte, Bürger: Amtsführung und Lebenswelt der Ortsbeamten in niederhessischen Kleinstädten 1750-1830. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-35677-3, S. 160
  8. Tischbein sollte auf Wunsch des Göttinger Verlegers Dieterich, der die Philippine Gatterer im Göttinger Musenalmanach des Jahres 1781 abbilden wollte, ein Porträt anfertigen.
  9. Engelhard formulierte später: Ihr lebhafter Verstand und sanftes Herz, das in ihrem muntern gesellschaftlichen Umgang ebenso sichtbar als in ihren Gedichten ist, erregte in mir den Wunsch, an ihrer Hand meine Tage zu verbringen. Strieder (S. 362), zitiert bei Ruth Stummann-Bowert: Philippine Engelhard, geborene Gatterer. In: Traudel Weber-Reich (Hrsg.): "Des Kennenlernens werth". Bedeutende Frauen Göttingens. Wallstein, Göttingen 1993, ISBN 3-89244-207-X, S. 31.
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