Johann Karl August Musäus

Johann Karl August Musäus (* 29. März 1735 in Jena; † 28. Oktober 1787 in Weimar) war ein deutscher Philologe, Schriftsteller und Literaturkritiker der Aufklärung, der vor allem als Märchensammler und als sowohl satirischer als auch volkstümlicher Erzähler bekannt wurde.

Porträt von Musäus
Johann Karl August Musäus
Ehemaliges Wohnhaus von Musäus in Weimar, heute Albert-Schweitzer-Gedenkstätte
Musäus-Grab auf dem Jacobsfriedhof in Weimar

Leben

Johann Karl August Musäus wurde am 29. März 1735 als einziger Sohn des Amtskommissarius und Landrichters Johann Christoph Musäus (1697–1764) und dessen Ehefrau Wilhelmine Julia Streit (* 1712) in Jena geboren. Als Neunjähriger kam er zu seinem Onkel in Allstedt, der ihn streng nach christlichen Werten erzog. Beide zogen nach einigen Jahren nach Eisenach, weil Musäus’ Vater dort eine Stelle als Justiz- und Oberamtmann bekam. An der Universität von Jena studierte er zunächst von 1754 bis 1758 Theologie und wandte sich danach der klassischen Philologie zu, da er aufgrund gewisser kirchlicher Verfehlungen die ihm angebotene Pfarrstelle in Farnroda bei Eisenach nicht annehmen durfte.

1763 erhielt Musäus eine Stelle als Pagenhofmeister in Weimar und nahm drei Jahre später eine literaturkritische Tätigkeit als Mitarbeiter der von dem Aufklärer Friedrich Nicolai herausgegebenen Allgemeinen deutschen Bibliothek auf. Dort rezensierte er etwa 350 zeitgenössische Romane nach den Maßstäben einer aufklärerischen, an der antiken Redekunst orientierten Kunsttheorie. 1769 wurde er von Anna Amalie, der Herzogin Sachsen-Weimar-Eisenachs, zum Professor der klassischen Sprache und Geschichte am Weimarer Wilhelm-Ernst-Gymnasium ernannt. An dieser Schule unterrichtete er auch seinen Neffen August von Kotzebue, der später ebenfalls als Schriftsteller Berühmtheit erlangte.

Im darauffolgenden Jahr heiratete er Juliane Krüger (1743–1819), die Schwester von Christine Kotzebue, die ihm später zwei Söhne, Karl (1772–1831) und August († jung), schenkte. Seinen Lebensunterhalt hatte er durch die Professorenstelle und Autorentätigkeit gesichert. Fortan führte Musäus ein behagliches Leben abseits des Hofes und des Zentrums der Weimarer Klassik mit ihren Hauptdarstellern. Er war ein Kritiker des Geniekults und der Empfindsamkeit. Ab 1776 war er Freimaurer als Mitglied der Loge Anna Amalia zu den drei Rosen in Weimar. Viel Zeit verbrachte er in seinem Sommerhäuschen mit Garten, über seine dortigen Aufenthalte führte er in den letzten Lebensjahren Buch. Dort empfing und pflegte er freundschaftliche Beziehungen mit den Geistesgrößen seiner Zeit, darunter Herzog Karl August, Friedrich Justin Bertuch, Gottfried August Bürger, Johann Gottfried Herder, Johann Kaspar Lavater, Nicolai, Corona Schröter und nicht zuletzt Christoph Martin Wieland, der nach dem Tode von Musäus dessen erfolgreiche Märchensammlung „Volksmährchen der Deutschen“, die viele Auflagen und auch Übersetzungen erlebte, neu herausgab. 1783 wurde er in den Illuminatenorden als sogenannter Presbyter unter dem Namen „Dante Alighieri/Priscillan“ aufgenommen.

Er starb am 28. Oktober 1787 in Weimar an einem Polypen am Herzen. Johann Gottfried Herder hielt eine Gedenkrede am 30. Oktober 1787. Seine letzte Ruhestätte fand Musäus auf dem Jacobsfriedhof in Weimar. Musäus’ Nachlass wurde 1791 von Kotzebue unter dem Titel „Nachgelassene Schriften“ herausgegeben.

Das Wohnhaus von Musäus am Kegelplatz in Weimar wird von der Albert-Schweitzer-Stiftung genutzt, die dort ein Museum unterhält. Eine Regelschule in Weimar trug bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2017 seinen Namen.[1] Außerdem gibt es in Weimar die Musäusstraße, in Jena den Musäusring.

Musäus besaß am Rothäuser Berg einen Garten, der 1804 in den Besitz der Erholungsgesellschaft überging.[2]

Werke

Titelblatt, 1782

Ehrungen

Literatur

  • Franz Muncker: Karl Musäus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 85–90.
  • Hans Peter Neureuter: Musäus, Johann Karl August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 623 f. (Digitalisat).
  • Harlinda Lox: Musäus, Johann Karl August. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 9. Berlin / New York 1999, ISBN 3-11-015453-6, Sp. 1025–1030.
  • Rita Seifert: Johann Carl August Musäus – Schriftsteller und Pädagoge der Aufklärung. Weimarer Taschenbuch Verlag, Weimar 2008, ISBN 978-3-939964-06-3.
  • Werner Wilhelm Schnabel: Von der hübschen Magd und dem Herrn im Hause. Zur poetologischen Bestimmung des ‚Volksmärchens’ bei Johann Carl August Musäus. In: Ernst Rohmer, Werner Wilhelm Schnabel, Gunther Witting (Hrsg.): Texte – Bilder – Kontexte. Interdisziplinäre Beiträge zu Literatur, Kunst und Ästhetik der Neuzeit. Heidelberg 2000 (Beihefte zum Euphorion 36), S. 149–179.
  • Hannelore Henze, Doris-Annette Schmidt: Der Jakobskirchhof in Weimar. Königswinter 1998, Neuauflage Ilmenau: RhinoVerlag 2010, S. 92 ff. ISBN 978-3-939399-07-0

Einzelnachweise

  1. Staatliche Regelschule „Carl-August Musäus“ Weimar
  2. Hannelore Henze, Ilse-Sibylle Stapff: Streifzüge durch das alte Weimar. Weimar 2004, S. 68.
Commons: Johann Karl August Musäus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Johann Karl August Musäus – Quellen und Volltexte
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